Orthopäde
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Aufgrund der wachsenden Zunahme der Erkrankungen der Knochen, der Bänder, Sehnen, Gelenke und Muskeln ist der Orthopäde der Ansprechpartner für Patientinnen und Patienten aller Altersgruppen. Die Krankheiten können genetisch, durch andere krankhafte Beeinträchtigungen, Unfälle oder einen fortschreitenden Alterungsprozess begründet sein und führen die Betroffenen zum Orthopäden ihres Vertrauens.
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Was ist ein Orthopäde?
Die Orthopädie ist ein medizinisches Fachgebiet, welches sich mit der Bewegung, dem Aufbau und der Funktion des Bewegungsapparates sowie den krankheitsbedingten Einschränkungen beschäftigt. Neben der Diagnostik basieren die Tätigkeitsfelder der Orthopäden ebenso auf der Vorbeugung und der eingehenden, gezielten Behandlung in Praxen oder den Kliniken.
Die Grundlage für die Ausbildung zum Orthopäden bildet zunächst ein Studium an einer medizinischen Hochschule, innerhalb dessen verschiedene Ausbildungsinhalte gelehrt werden. Darüber hinaus befassen sich die angehenden Orthopäden mit unfallchirurgischen Maßnahmen und Verfahren der Physiotherapie, der orthopädischen Schmerzmedizin, den möglichen chirurgischen sowie alternativmedizinischen Behandlungsweisen.
Ohne allgemeine und spezielle Kenntnisse der Anatomie und der Physiologie sowie der Arzneimittelkunde, der Hygiene und der lokalen Schmerzbetäubung können die Orthopäden ebenfalls nicht erfolgreich arbeiten. Außerdem bedient ein Orthopäde bewährte diagnostische Vorrichtungen und ist versiert in der Auswertung der röntgenologischen Befunde.
Ausbildung & Qualifikation
Ein Orthopäde ist ein Facharzt, der sich auf die Diagnose, Behandlung und Prävention von Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates spezialisiert hat. Um Orthopäde zu werden, ist zunächst ein abgeschlossenes Medizinstudium erforderlich, das in Deutschland in der Regel sechs Jahre dauert und mit dem Staatsexamen abgeschlossen wird. Anschließend folgt eine mehrjährige Facharztausbildung in der Orthopädie und Unfallchirurgie, die fünf bis sechs Jahre dauert. Diese Ausbildung beinhaltet sowohl theoretische als auch praktische Schulungen, einschließlich chirurgischer Erfahrung und spezialisierter medizinischer Techniken.
Das Berufsbild eines Orthopäden umfasst die Behandlung von Knochen-, Gelenk-, Muskel- und Sehnenproblemen. Dies reicht von konservativen Behandlungen wie Physiotherapie und Medikamenten bis hin zu operativen Eingriffen, beispielsweise bei Gelenkersatz oder Knochenbrüchen.
Orthopäden tragen eine hohe ethische Verantwortung, da sie häufig über operative Eingriffe entscheiden, die das Leben der Patienten erheblich beeinflussen können. Sie müssen stets das Wohl des Patienten in den Vordergrund stellen und ihre medizinischen Entscheidungen auf evidenzbasierte Praxis und ethische Prinzipien stützen.
Der Unterschied zwischen einem Orthopäden und ähnlichen Berufsgruppen wie Physiotherapeuten oder Chiropraktikern liegt in der medizinischen Ausbildung und den Befugnissen. Während Physiotherapeuten und Chiropraktiker nicht operieren dürfen und sich auf nicht-invasive Behandlungen konzentrieren, sind Orthopäden als Fachärzte auch zur Durchführung von Operationen berechtigt und haben eine umfassendere medizinische Ausbildung.
Aufgabenbereich
Der Aufgabenbereich eines Orthopäden ist vielfältig und umfasst die Diagnose, Behandlung, Prävention und Rehabilitation von Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates, einschließlich Knochen, Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern. Orthopäden sind Experten für das gesamte muskuloskelettale System und betreuen Patienten jeden Alters, von Säuglingen bis zu Senioren.
Ein zentraler Bestandteil der Tätigkeit eines Orthopäden ist die Diagnosestellung. Dies beinhaltet eine ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchungen und die Interpretation von diagnostischen Verfahren wie Röntgenaufnahmen, MRTs, CT-Scans und Ultraschall. Diese diagnostischen Maßnahmen helfen dem Orthopäden, strukturelle und funktionelle Störungen des Bewegungsapparates zu identifizieren, die von einfachen Muskelverspannungen bis hin zu komplexen Frakturen oder degenerativen Erkrankungen wie Arthrose reichen können.
Nach der Diagnose entwickelt der Orthopäde einen individuellen Behandlungsplan. Dieser kann konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Schmerztherapie, Injektionen (z. B. Kortikosteroide oder Hyaluronsäure) und die Verschreibung von orthopädischen Hilfsmitteln (z. B. Schienen, Bandagen, Orthesen) umfassen. In vielen Fällen versucht der Orthopäde zunächst, operative Eingriffe zu vermeiden und auf weniger invasive Methoden zurückzugreifen.
Wenn jedoch eine konservative Therapie nicht ausreicht, gehören operative Eingriffe zu den Aufgaben eines Orthopäden. Diese können minimal-invasive Verfahren wie Arthroskopien umfassen, bei denen kleine Instrumente und eine Kamera durch kleine Schnitte eingeführt werden, um Gelenkprobleme zu behandeln. Orthopäden führen auch größere Operationen durch, wie Gelenkersatzoperationen (z. B. Knie- oder Hüftendoprothetik), Korrekturen von Fehlstellungen, Wirbelsäulenoperationen und die Behandlung von Knochenbrüchen. Diese Operationen erfordern ein hohes Maß an Präzision und Fachwissen, da sie oft entscheidend für die langfristige Funktionalität und Lebensqualität des Patienten sind.
Prävention ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit eines Orthopäden. Dies kann die Beratung über ergonomische Verbesserungen, körperliche Aktivität und andere präventive Maßnahmen beinhalten, um Verletzungen und degenerative Erkrankungen vorzubeugen. Für Sportler spielt der Orthopäde auch eine wesentliche Rolle in der Prävention und Behandlung von Sportverletzungen.
Ein Orthopäde ist zudem oft in die Nachsorge und Rehabilitation eingebunden. Dies umfasst die Überwachung des Heilungsprozesses nach Verletzungen oder Operationen, die Anpassung von Behandlungsplänen und die Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten und anderen Fachkräften, um die bestmögliche Wiederherstellung der Funktionalität zu gewährleisten. Rehabilitationsmaßnahmen sind entscheidend, um den Patienten zu helfen, ihre Mobilität und Lebensqualität wiederzuerlangen.
Neben diesen klinischen Aufgaben spielen Orthopäden auch eine beratende Rolle, indem sie Patienten über ihre Erkrankungen und die möglichen Behandlungsoptionen aufklären. Dies erfordert nicht nur medizinisches Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Informationen verständlich zu vermitteln und die Patienten bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Der Aufgabenbereich eines Orthopäden ist somit umfassend und erfordert eine Kombination aus medizinischer Expertise, chirurgischen Fähigkeiten und einem tiefen Verständnis der individuellen Bedürfnisse der Patienten.
Spezialisierungen
Orthopäden haben die Möglichkeit, sich nach ihrer Facharztausbildung in verschiedenen Bereichen weiterzubilden und zu spezialisieren, um ihre Expertise zu vertiefen und spezialisierte medizinische Leistungen anzubieten. Eine gängige Spezialisierung ist die Orthopädische Chirurgie, die sich auf operative Eingriffe konzentriert, darunter Gelenkersatzoperationen, Arthroskopien und Wirbelsäulenchirurgie.
Ein weiterer Bereich ist die Sportorthopädie und Sportmedizin, die sich auf die Prävention, Diagnose und Behandlung von Sportverletzungen und deren Rehabilitation spezialisiert. Diese Spezialisierung erfordert eine zusätzliche Ausbildung, um spezifische Kenntnisse über die Bedürfnisse von Sportlern und die Behandlung von Verletzungen, die durch sportliche Aktivitäten verursacht werden, zu erwerben.
Kinderorthopädie ist eine weitere Spezialisierung, die sich mit der Diagnose und Behandlung von angeborenen und erworbenen Erkrankungen des Bewegungsapparates bei Kindern und Jugendlichen befasst. Hierbei geht es oft um Wachstumsstörungen, Fehlbildungen und die Behandlung von kindlichen Frakturen.
Rheumatologie ist eine Spezialisierung, die sich auf die Behandlung von entzündlichen und degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates konzentriert, wie Rheuma und Arthritis. Diese zusätzliche Qualifikation ermöglicht es Orthopäden, komplexe entzündliche Erkrankungen in Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten umfassend zu behandeln.
Neben diesen Spezialisierungen gibt es auch Weiterbildungsmöglichkeiten in der Rehabilitationsmedizin und der Schmerztherapie, die sich auf die ganzheitliche Betreuung und Linderung von chronischen Schmerzen und die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten konzentrieren.
Behandlungen
Eine Orthopäde ist in der Lage, aufgrund eines fundierten Wissenswertes und speziellen Fertigkeiten verschiedene allgemeine und spezifische Erkrankungen des Halte-, Stütz- und Knochenapparates zu behandeln. Im Mittelpunkt stehen Krankheiten wie die Arthritis und die Arthrose, Entzündungen der Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder, die Hüftdysplasie und der Bandscheibenvorfall.
Darüber hinaus stehen im Mittelpunkt der Tätigkeiten des Orthopäden das sogenannte Impingment-Syndrom, Knochenbrüche, das Karpaltunnelsyndrom, die Osteoporose sowie Risse der Muskeln und Bänder. Beeinträchtigungen wie der Klumpfuß, Deformitäten der Knochen, Tumore der Knochen und Verdrehungen der Schultern sind ebenfalls typische Erkrankungsbilder, die ein Orthopäde behandeln kann.
Sogenannte Ischialgien, der überwiegend akut auftretende Hexenschuss, die Gonarthrose und der Hallux Valgus fallen ebenso in den Fachbereich des Orthopäden. Darüber hinaus hält der Orthopäde fachübergreifenden Kontakt zu anderen Fachdisziplinen der Orthopädie und kann die Patienten in Abhängigkeit von ihrer Erkrankung weiter überweisen.
Bei allen Erkrankungen ist der Orthopäde diagnostisch tätig und kann auch eine gewisse Prophylaxe sowie Beratung und Nachsorge nach chirurgischen Eingriffen gewährleisten.
Diagnose- & Untersuchungsmethoden
Um eine klare diagnostische Erhebung durchführen zu können, stützt sich der Orthopäde nicht nur auf ein geschultes Auge, die Angaben der Patienten und seinen ausgeprägten Tastsinn. Der Orthopäde nutzt ebenfalls hoch komplizierte technische Vorrichtungen, die ebenso eine differentialdiagnostische Untersuchung ermöglichen.
Neben dem herkömmlichen Röntgenverfahren zur Erkennung von Knochenbrüchen spielt die Computertomographie ebenfalls eine wichtige Rolle. Auch der Ultraschall, die Kernspintechnik und die Messungsverfahren der Wirbelsäule sind unverzichtbare diagnostische Hilfsmittel des Orthopäden. Für die Früherkennung einer Osteoporose eignet sich die Knochendichtemessung. Ebenso bedeutsam sind eine Skelettalterbestimmung und die Messung der Gelenkspaltweite.
Das digitale Röntgen als modernes Verfahren und die Messung des Fußabdrucks sind ebenfalls für einen Orthopäden unverzichtbar. Bei der Therapie nutzt der Orthopäde technische Anwendungen, die auf den Wirkungen von Lichtstrahlen, Wärme, Kälte und elektrischem Strom basieren. Außerdem arbeiten einige Geräte gezielt mit Wasser, elektromagnetischer oder Laserstrahlung und Ultraschallwellen.
Moderne Technologien und Hilfsmittel
Ein Orthopäde verwendet eine Vielzahl von diagnostischen Geräten, Instrumenten und Ausrüstungen, um präzise Diagnosen zu stellen und effektive Behandlungen durchzuführen. Zu den wichtigsten diagnostischen Geräten gehört das Röntgengerät, das detaillierte Bilder von Knochen und Gelenken liefert und häufig zur Diagnose von Frakturen, Fehlstellungen oder degenerativen Veränderungen eingesetzt wird. MRT (Magnetresonanztomographie) und CT (Computertomographie) sind weitere bildgebende Verfahren, die detaillierte Bilder von Weichteilen, Bändern, Sehnen und komplexen Gelenkstrukturen ermöglichen.
Für die körperliche Untersuchung verwendet der Orthopäde Reflexhämmer zur Überprüfung von Reflexen, Goniometer zur Messung der Gelenkbeweglichkeit und Palpationsinstrumente, um Druckempfindlichkeit und strukturelle Anomalien zu ertasten. Ultraschallgeräte werden eingesetzt, um Weichteile wie Muskeln, Sehnen und Bänder in Echtzeit zu untersuchen, insbesondere bei der Diagnose von Entzündungen oder Verletzungen.
In der Therapie nutzt der Orthopäde Injektionsinstrumente, um Medikamente direkt in Gelenke oder Weichteile zu applizieren, oft unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle. Orthesen und Schienen sind wichtige Hilfsmittel zur Stabilisierung und Unterstützung von Gelenken und Gliedmaßen während des Heilungsprozesses. Bei chirurgischen Eingriffen kommen Arthroskope zum Einsatz, die minimal-invasive Eingriffe an Gelenken ermöglichen.
Darüber hinaus verwenden Orthopäden elektrotherapeutische Geräte wie TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation) zur Schmerzlinderung und physiotherapeutische Geräte zur Unterstützung der Rehabilitation ihrer Patienten. Diese Ausrüstungen sind entscheidend für eine umfassende und wirksame orthopädische Versorgung.
Worauf sollte der Patient achten?
Um einen den individuellen Vorstellungen entsprechenden Orthopäden zu finden, ist es nicht immer nur ausschlaggebend, wie voll die Wartezimmer sind. Wichtig sind insbesondere solche Kriterien wie das Leistungsprogramm eines Orthopäden in Bezug auf die schulmedizinischen und möglicherweise alternativen Behandlungsverfahren.
Einige Orthopäden sind sehr vielseitig und können eine ganze Bandbreite von therapeutischen Maßnahmen anbieten. Orthopäden sind ebenso als Spezialärzte für Unfallmedizin geschult und daher die besten Anlaufstellen, wenn es um orthopädisch relevante Erkrankungen geht, die durch einen Unfall hervorgerufen wurden. Um nach einem chirurgischen Eingriff einen nachsorgenden Orthopäden zu finden, ist es hilfreich, bereits in der Klinik nach entsprechenden Fachärzten zu fragen.
Diese Orthopäden sind die besten Partner, wenn es darum geht, nach einer Operation am Kreuzband oder dem Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks optimal ambulant betreut zu werden. Dies gilt ebenfalls für Patienten, die mit Orthesen oder Endoprothesen versorgt wurden.