Ursachen und Behandlung von Migräne

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wer die Migräne nicht kennt, hält sie meist für eine schlechte Ausrede. Etwa so: Die gnädige Frau hat Migräne, das heißt, sie möchte nicht gern aufstehen. Oder: Kollege X schläft seinen Rausch aus (und wir müssen die Arbeit mitmachen). Wer sie kennt, leidet darunter, unter ihr und unter der Einschätzung, die er durch die anderen erfährt.

Inhaltsverzeichnis

Symptome & Krankheitsverlauf von Migräne

Migräne setzt aus heiterem Himmel — manchmal auch nach Vorboten - mit heftigem Kopfschmerzen ein, der im Laufe von Stunden zunimmt und unter Übelkeit einen penetranten Gipfel erreicht.

Tatsächlich ist die Migräne ein quälendes Leiden, was nicht ausschließt, dass sie gelegentlich als Ausrede gebraucht wird. Sie setzt aus heiterem Himmel — manchmal auch nach Vorboten - mit heftigem Kopfschmerzen ein, der im Laufe von Stunden zunimmt und unter Übelkeit einen penetranten Gipfel erreicht. Dann klingt der Anfall ab.

Meist vollzieht sich das Ganze an einem Tage. Nach Wochen, manchmal schon nach einigen Tagen, kann die nächste Attacke beginnen. Dieser anfallartige Verlauf ist das Hauptkennzeichen der Migräne. Typisch ist auch die Halbseitigkeit der Schmerzen. Dieses Symptom hat dem Leiden den Namen gegeben (Hemikranie = Halbseitenkopfschmerz). Die Seite wechselt, meist überwiegt eine, im Anfall wechselt die Seite nicht, doch breitet sich der Schmerz auf die andere aus.

Sind diese Verlaufs- und Lokalisationskennzeichen nicht eindeutig vorhanden, kann sich die Migräne durch Begleitsymptome verraten. Meist steigert sich die Übelkeit mit dem Schmerz bis zum Erbrechen. Sehr kennzeichnend sind auch Sehstörungen: Lichtscheu und flimmernde Lichterscheinungen bei verminderter Sehfähigkeit treten auf. Deshalb wird im Anfall oft ein dunkler Raum aufgesucht. Aber auch auf anderen Sinnesgebieten kann es zu Reiz- und Ausfallerscheinungen kommen. Wichtig ist, dass alle Symptome mit dem Anfall vollkommen verschwinden.

Mirgäne als Funktionsstörung

Kann man diese eigenartige Mischung von Symptomen erklären und auf einen gemeinsamen Nenner bringen? Ihre Flüchtigkeit und die Tatsache, dass weder am Nervensystem noch an anderen Organen krankhafte Veränderungen gefunden werden, sprechen dafür, dass ein "funktionelles Leiden" vorliegt.

Zwischen den gesunden Lebensabläufen und den Krankheiten, die durch Schädigungen von Organen oder Geweben hervorgerufen werden, gibt es ja das breite Zwischengebiet der Funktionsstörungen. So brauchen zum Beispiel die Nervenzellen zu ihrer regelrechten Tätigkeit unter anderem eine bestimmte Menge Sauerstoff in der Zeiteinheit. Wird dieses Quantum unterschritten, ist die Funktion gestört. Ist die Halsschlagader wenige Sekunden gedrosselt, so entsteht Ohnmacht.

Dabei bleiben die Nervenzellen durchaus lebensfähig; sie nehmen ihre Tätigkeit wieder auf, sobald die Sauerstoffversorgung gewährleistet ist. Nicht alle funktionellen Störungen entstehen auf diese Weise, aber bei Migräne ist das offenbar der Fall. Bestimmte Gebiete des Kopfes leiden vorübergehend unter Sauerstoffmangel und funktionieren daher schlecht oder überhaupt nicht. So lassen sich die flüchtigen Ausfälle, beispielsweise des Sehens, erklären. Unerklärt ist der Schmerz, und vor allem bleibt unklar, wie es zu dem Sauerstoffmangel kommt. Es gibt auch Studien, die meinen, die Migräne selbst verursacht den Sauerstoffmangel im Gehirn.

Beschäftigen wir uns zunächst mit dem zweiten Teil der Frage. Alle Nährstoffe, auch der Sauerstoff, bedürfen eines Transportmittels, um in die Organe zu gelangen. Das ist die Hauptfunktion des Blutes. Der Blutbedarf der Organe wechselt abhängig von ihrer Leistung. Also muss der Zustrom ständig geregelt werden.

Das bewerkstelligen Muskelfasern, die in die Wände der Gefäße eingewoben sind. Sie können die freie Öffnung erweitern und verengen. Gute, beschwerdefreie Tätigkeit des Organismus heißt unter diesem Gesichtspunkt: Feine Abstimmung der richtigen Durchblutungsmenge für alle Organe, korrekte Regulation der Weite aller Blutgefäße. Jetzt können wir Migräne als eine Fehlregulierung der Kopfdurchblutung definieren.

Kopfschmerzen & Migräne

Nun zum Schmerz. So vielfältig die Probleme des Schmerzes sind, so sicher weiss man, dass die Hauptursache für den Organschmerz Sauerstoffmangel ist. Die Herzschmerzattacke setzt ein, sobald die Blutzufuhr für den Herzmuskel eine bestimmte Grenze unterschreitet. Also haben wir für Funktionsstörungen und Schmerz eine gemeinsame Ursache gefunden. Übrigens ist der Kopfschmerz kein Gehirnschmerz. Selbst eine grobe Schädigung des Gehirns tut nicht weh. Aber die Umhüllungen, die Knochenhaut und die großen Blutgefäße, sind "empfindlich".

Hier sitzt der Migräneschmerz, ausgelöst durch eine falsche Dosierung der Blutzufuhr zum Kopf und viele weitere Faktoren. Geht man nun weiter und fragt, wie eine solche Regulationsstörung zustande kommt, so steht man vor einem noch ungenügend geklärten Problem. Sicher spielt die "Konstitution" eine Rolle. Es gibt Krankheiten, denen praktisch jeder Mensch verfällt, wenn er den schädigenden Ursachen nur lange und intensiv genug ausgesetzt wurde. Eine Migräne haben die meisten Menschen aber in ihrem ganzen Leben nicht kennengelernt, während andere, unter den gleichen Bedingungen und Belastungen lebend, Attacke um Attacke erleiden.

Manche Frau hat Migräne seit ihrer ersten Menstruation und verliert sie mit der letzten, oder sie ist schon seit der frühen Schulzeit damit behaftet. Nicht selten hat auch die Mutter unter ähnlichen Schmerzen gelitten. Die Auslösung vieler Attacken lässt sich mit Überempfindlichkeiten in Zusammenhang bringen, und häufig besteht eine Beziehung zu nervlichen Überbelastungen und zum Schlaf. Aber es besteht durchaus nicht die einfache Beziehung: Schlafentzug - Migräneanfall. Häufig beobachtet man, dass gerade auf längeren Schlaf, etwa am Sonntagmorgen, eine Attacke folgt.

Behandlung

So lässt sich eine ganze Reihe von Faktoren zusammenstellen, mit denen die Migräne oder der einzelne Anfall in Verbindung gebracht werden kann. Eine einheitliche Ursache ist aber damit noch nicht erkannt. Mit anderen Worten: Wir wissen etwas über den Mechanismus des Anfalls und einige der auslösenden Faktoren, aber nichts Zuverlässiges über die Herkunft, den Kern des Leidens. So richtet sich auch unsere Behandlung in erster Linie gegen die Symptome und gegen die anfallauslösenden Faktoren.

Immerhin werden damit recht gute Erfolge erzielt. Es gibt aber heute noch kein Mittel, das mit Sicherheit und in jedem Falle die Migräne für immer beseitigt. Einen Stand, wie er bei verschiedenen Infektionskrankheiten etwa durch die antibiotische Behandlung erreicht ist, kann die Lehre von der Migräne nicht aufweisen.

Wir verfügen über einige Medikamente, die sich durch ausgesprochene Wirksamkeit auf die Blutgefäße des Kopfes auszeichnen und die meisten Anfälle verhindern können, wenn sie bei den ersten Anzeichen eingenommen werden. Bei kurmäßiger Behandlung sinkt auch die Anfallbereitschaft ab. So, und durch eine Reihe weiterer Maßnahmen, die sich nach den individuellen Besonderheiten jedes Patienten richten, kann der erfahrene Facharzt in den meisten Fällen entscheidend helfen.

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Differentialdiagnosen

Nun muss nicht jeder migräneartige Kopfschmerz eine wirkliche Migräne sein. Man tut gut, zwischen "echter" und "symptomatischer" Migräne zu unterscheiden, denn es können sich für die Behandlung ganz unterschiedliche Gesichtspunkte ergeben. So tritt zum Beispiel eine Gefäßmißbildung in der Schädelkapsel nicht selten mit anfallweisem Kopfschmerz und Sehstörungen in Erscheinung.

Als Behandlung kommt ein operativer Eingriff in Frage. Oder es führt ein Unfall zu feinen Verschiebungen im Gefüge der Halswirbelsäule: Das gleiche Beschwerdebild, und doch sind andere Maßnahmen zu seiner Beseitigung erforderlich. Es kommt hier nicht darauf an, eine vollständige Übersicht der möglichen Ursachen migräneartiger Kopfschmerzen zu geben.

Dem Betroffenen, der sich erfahrungsgemäß nicht immer in fachärztlicher Betreuung befindet, sei gesagt, dass bei bestimmten Symptomen ein Facharzt für Nervenleiden feststellen sollte, ob nicht eine ungewöhnliche Ursache für die Beschwerden vorliegt, aus der sich besondere diagnostische und therapeutische Maßnahmen ergeben.

Zu diesen Symptomen gehören: anfallartige Kopfschmerzen, die erst in den mittleren Lebensjahren oder später relativ rasch beginnen, oder solche, die im Laufe vieler Jahre nur wenige Male, dann aber außerordentlich heftig einsetzen oder mit Bewußtseinsstörungen, heftigen Nackenschmerzen, Lähmungen und Doppelbildern verbunden sind, ausschließlich einseitige Schmerzen, Erbrechen, das unabhängig von der Kopfschmerzattacke und von begründeter Magenverstimmung auftritt, Migränesymptome, die über den Anfall hinaus bestehenbleiben, Schmerzen, die von der Lage und der Kopfbewegung abhängig sind und andere Abweichungen von dem, was hier als "typische Migräne" dargestellt wurde.

Quellen

  • Diener, H.-C.: Migräne. Thieme, Stuttgart 2006
  • Göbel H.: Migräne. Diagnostik, Therapie, Prävention. Springer, Heidelberg 2012
  • Förderreuther, S., Straube, A.: Kopfschmerzen. Kohlhammer, Stuttgart 2009

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