Vaginalstein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei dem Vaginalstein handelt es sich um eine sehr seltene Erkrankung. Sie tritt ausschließlich bei dem weiblichen Geschlecht auf. Es bilden sich Fremdkörper innerhalb der Vagina.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Vaginalstein?

Zu den Symptomen des Vaginalsteins gehören eine verengte Vagina sowie ein verengter Harnleiter. Diese werden anfänglich als nicht schmerzhaft empfunden, können aber von Frauen mit einem sehr guten Körpergefühl unter Umständen wahrgenommen werden.
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Der Vaginalstein wird von Medizinern als vaginal calculus bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine sehr selten auftretende Krankheit. Diese Erkrankung entsteht meist bei erwachsenen sowie älteren Frauen, kann sich aber auch bei Mädchen oder jungen Frauen ausbilden. Zu den Auffälligkeiten der Erkrankung gehört, dass sich über einen längeren Zeitraum in der Vagina Ablagerungen in Form von Mineralien bilden.

Diese werden nicht über das Scheidensekret abtransportiert und ausgeschieden. Die Minerale verfestigen sich stattdessen an der Scheidenwand. Sie entwickeln eine feste und harte Struktur. Die Größe der Vaginalsteine kann bis zu mehrere Zentimeter Durchmesser haben und ein Gewicht von mehreren 100 Gramm erreichen.

Der Vaginalstein sorgt für eine Verengung der Vagina und kann in extremen Fällen einen Verschluss herbeiführen. Es kommt durch den Vaginalstein durch einen Stau abfließender Sekrete der Gebärmutter oder des Urins. Durch einen Vaginalstein kann es zu einer Ausbildung von Harnsteinen kommen. Ein Urinstau stellt sich ein und eine Harninkontinenz ist möglich.

Ursachen

Zu den Ursachen zählen Ablagerungen von Mineralien in der Vagina. Dabei handelt es sich um Biominerale oder Konkremente. Konkremente sind Ablagerungen von festen organischen Materialien. Sie entwickeln sich als Reststoffe von anderen bereits gelösten und abtransportierten Gewebestrukturen oder Körperflüssigkeiten. Das Entstehen von Fisteln kann bei Frauen zu einer Ausbildung von Vaginalsteinen führen.

Bei einem Schwangerschaftsabbruch kann Gewebe in der Gebärmutter oder der umliegenden Region zurückbleiben. Im Normalfall wird es bei der nächsten Monatsblutung ausgeschieden. In einigen Fällen bleibt Gewebe zurück, dass durch einen medizinischen Eingriff in Form einer Ausschabung entfernt wird. Dennoch kann es auch hierbei in Einzelfällen dazu kommen, dass kleinere Gewebestrukturen nicht entfernt wurden.

Diese können im Laufe der Zeit an Größe zunehmen und sich zu einem Vaginalstein ausbilden. Der Vaginalstein kann sich bei jungen Mädchen durch religiös bedingte Rituale wie die Beschneidung des weiblichen Geschlechts ausbilden. Fehlbildungen des weiblichen Geschlechts können ebenfalls Ursache für die Bildung eines Fremdkörpers in der Vagina sein. Dies ist insbesondere dann gegeben, wenn der Harnleiter nicht innerhalb des Blasendreiecks seinen Ausgang findet.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den Symptomen des Vaginalsteins gehören eine verengte Vagina sowie ein verengter Harnleiter. Diese werden anfänglich als nicht schmerzhaft empfunden, können aber von Frauen mit einem sehr guten Körpergefühl unter Umständen wahrgenommen werden. Im weiteren Verlauf kann der Geschlechtsverkehr als unangenehm erlebt und dadurch reduziert werden. Bei einem weiteren Wachstum des Vaginalsteins kann sich Urin im Harnleiter stauen. Dies kann es zu entzündlichen Prozessen oder einem unangenehmen Druckgefühl der Blase führen.

Die Betroffenen haben das permanente Gefühl, dass die Blase beim Wasserlassen nicht vollständig entleert wurde. Sie werden unruhig und nehmen das Tragen von Kleidungsstücken, die beim Sitzen in den Körper einschnüren, als unangenehm war. Es kann durch einen Vaginalstein zu einer Blasenentzündung und einem gereizten Gefühl im Unterleib kommen. In schweren Fällen besteht die Gefahr, ein Versagen der Nierentätigkeit zu erleiden.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose erfolgt über bildgebende Verfahren wie das Röntgen bei einem Mediziner. Der Vaginalstein bildet sich sehr langsam über mehrere Monate oder Jahre. Das Wachstum ist progressiv, wird aber selten als klinisch relevant eingestuft.

Komplikationen

Ein Vaginalstein kann bei den Betroffenen ein starkes Unwohlsein und weitere Komplikationen auslösen. Im Verlauf der Erkrankung nimmt das anfänglich leichte Druckgefühl zu und entwickelt sich zu Schmerzen, die das gesamte Wohlbefinden beeinträchtigen. Tätigkeiten wie Wasserlassen oder Geschlechtsverkehr sind meist nicht mehr ohne Schmerzen möglich, wodurch die Lebensqualität weiter eingeschränkt wird.

Bei einem weiteren Wachstum kann es im Harnleiter zu einem Harnstau kommen. Dadurch steigt das Risiko für entzündliche Prozesse und weitere Folgeerkrankungen. Aufgrund des Vaginalsteins kann sich eine Blasenentzündung entwickeln, die ihrerseits mit Komplikationen verbunden ist. In schweren Fällen führt der Fremdkörper zu einem Versagen der Nierentätigkeit.

Eine Niereninsuffizienz geht mit weiteren Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems, des Knochenstoffwechsels und des Blutkreislaufs einher. Die Behandlung eines Vaginalsteins mittels Litotripsie birgt die Gefahr von Blutungen und ernsten Verletzungen der Harnleiter. Im Extremfall kommt es zu einem kompletten Riss der Harnleiter und in der Folge zu einer Vernarbung. Dies ist mit Inkontinenz, Harnverhalt und weiteren Komplikationen verbunden.

Bei der begleitend stattfindenden Gallengangspiegelung kann es zu Verletzungen an Darmwand und Gallengängen kommen. Außerdem können Blutungen, Infektionen der Gallenwege oder eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung auftreten. Sofern die Ursache der Steinbildung nicht behoben wird, können sich immer wieder Steine bilden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da der Vaginalstein ausschließlich bei Frauen auftreten kann, besteht insbesondere bei ihnen bei plötzlichen körperlichen Unregelmäßigkeiten Handlungsbedarf. Treten Auffälligkeiten beim Geschlechtsakt auf, sollte überprüft werden, ob dies auf die genutzten Techniken zurückzuführen ist. Kann sichergestellt werden, dass die angewendeten Methoden nicht zu einem Unwohlsein im weiblichen Intimbereich führen kann, sollte ein Arzt von den Auffälligkeiten unterrichtet werden. Der Verlust der Libido, ein Fremdkörpergefühl im vaginalen Bereich sowie Veränderungen der Monatsblutung sind Anzeichen einer vorliegenden Erkrankung.

Verändert sich die Färbung der Regelblutung oder kommt es zu Besonderheiten des Zyklus, sind diese mit einem Arzt zu besprechen. Eine innere Unruhe, Störungen der Fortbewegung und eine Zunahme von Entzündungserkrankungen sollten ebenfalls näher untersucht werden. Bei einem Krankheitsgefühl, Verhaltensauffälligkeiten und einem leichten Ansteig der Körpertemperatur ist ein Kontrollbesuch bei einem Arzt zu initiieren. Veränderungen des Flüssigkeitshaushaltes oder Besonderheiten des Toilettengangs sind weitere Anzeichen einer gesundheitlichen Störung.

Stellt sich bereits unmittelbar nach dem letzten Urinieren das Bedürfnis einer erneuten Blasenentleerung ein, gilt dies als besorgniserregend. Halten die Beschwerden über mehrere Tage oder Wochen an oder nehmen sie an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Da es in schweren Fällen zu Einbußen der Nierentätigkeit kommen kann, muss bei Schmerzen im Bereich der Nierengegend unverzüglich gehandelt werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung und Therapie eines Vaginalsteins richtet sich nach dessen Größe und dem Ort des Auftretens. Handelt es sich um einen kleinen Fremdkörper, kann er in den meisten Fällen von einem Frauenarzt entfernt werden. Dies geschieht oftmals mit einer Geburtszange. In einigen Fällen wird der Vaginalstein über eine Lithotripsie zertrümmert.

Außerhalb des Körpers werden Stoßwellen eingeleitet, die bis zu dem Körperinneren vordringen und den Vaginalstein erschüttern lassen. Bei vielen Patienten kommt es zu einem spontanen Ablösungsprozess des Fremdkörpers. Die Einzelteile werden anschließend in den kommenden Tagen durch die vaginale Körperflüssigkeit oder den Urin abtransportiert und ausgeschieden.

Der Patient sollte sich während dieser Zeit schonen und keinen anstrengenden Tätigkeiten nachgehen. Eine Kontrolle ist nach einigen Wochen zu empfehlen, um eine Bildung von Restgewebe zu vermeiden. Bei einem größeren Vaginalstein kommt es in den meisten Fällen zu einer Episiotomie.

Dies ist ein Dammschnitt, der oft bei einer natürlichen Geburt angewendet wird. Sollten die ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen oder der Vaginalstein hat sich an einer sehr ungünstigen Position gebildet, wird ein operativer Eingriff mit der Totalentfernung des Fremdkörpers vorgenommen. Nach dem Abheilen der durch die Operation entstandenen Narben sollte eine Kontrolluntersuchung stattfinden.


Vorbeugung

Zu den vorbeugenden Maßnahmen gehört ein regelmäßiger Kontrollbesuch bei einem Frauenarzt. Dieser untersucht die weiblichen Geschlechtsorgane und kann rechtzeitig die Herausbildung eines Vaginalsteines feststellen. Darüber hinaus sollte bei medizinischen Eingriffen im Unterleib nach einigen Wochen oder Monaten eine Nachuntersuchung durch die Nutzung von bildgebenden Verfahren vorgenommen werden.

Da sich der Vaginalstein sehr langsam entwickelt, ist ein gutes Körpergefühl nützlich. In sehr seltenen Fällen können erfahrene Frauen in einer entspannten Hockposition mit den Fingern selbst ein Abtasten in der Vagina vornehmen. Dabei lässt sich die Gefäßwand gut auf Auffälligkeiten wie die Bildung von festem Gewebe kontrollieren.

Nachsorge

Einige Monate nach Abschluss der Behandlung ist der Erfolg des medizinischen Eingriffs durch eine Nachuntersuchung zu überprüfen. Dazu eignet sich eine Untersuchung mit bildgebenden Verfahren, wie eine Röntgen - oder eine Computertomografieuntersuchung. Regelmäßige Kontrollen beim Frauenarzt sind nach Entfernung des Vaginalsteins unumgänglich.

Vaginalsteine entwickeln sich langsam. Symptome, die auf ein erneutes Entstehen hinweisen, sind nicht immer sofort erkennbar und treten schleichend auf. Kontrollen bei einem Gynäkologen minimieren das Risiko einer erneuten schwerwiegenden Erkrankung. Der Frauenarzt kann die Gefäßwände auf Auffälligkeiten abtasten und im Notfall sofort reagieren.

Um erste Anzeichen eines neuen Vaginalsteins zu erkennen, ist ein gutes Körpergefühl erforderlich. Betroffene Frauen sollten nach dem Behandlungsabschluss intensiv daran arbeiten. Bei Verdachtsmomenten, zum Beispiel bei Blutungen oder Schmerzen, ist eine sofortige ärztliche Untersuchung angeraten.

Nach erfolgreicher Entfernung des Vaginalsteins trägt eine Schonung des Intimbereichs zu einer verbesserten Heilung bei. Eine erneute Reizung ist unbedingt zu vermeiden. Dadurch kann sich das Gewebe regenerieren. Zur Pflege des betroffenen Areals sollten spezielle Pflegeprodukte genutzt werden. Spätestens jetzt wird es Zeit, die Ursache des Vaginalsteins zu ergründen und zu beseitigen. Die Gefahr einer Neuerkrankung wird so auf ein Minimum reduziert.

Das können Sie selbst tun

Vaginalsteine müssen abhängig von ihrer Größe und Lage behandelt werden. Betroffene Frauen sollten sich an einen Gynäkologen wenden, der die Diagnose stellen und eine Behandlung einleiten kann.

Die Selbsthilfe-Maßnahmen beschränken sich darauf, nach einem Eingriff auf ungewöhnliche Symptome zu achten. Bei Blutungen oder Schmerzen muss der Frauenarzt informiert werden. Nach einer offenen Operation muss der Intimbereich geschont werden. Der Arzt kann geeignete Pflegemittel vorschlagen, mit denen sich die betroffene Stelle behandeln lässt. Außerdem ist es wichtig, die Ursache der Vaginalsteine zu ermitteln. Oft entwickeln sich die Fremdkörper infolge einer Operation oder bedingt durch Fisteln im Intimbereich. Es gilt, die Ursachen zu ermitteln und zu beheben, um die Entstehung weiterer Vaginalsteine zu vermeiden. Die Aufnahme von viel Flüssigkeit kann zur Ausschwemmung der Vaginalsteine beitragen.

Generell muss das seltene Leiden jedoch ärztlich behandelt werden. Der zuständige Gynäkologe entfernt die Vaginalsteine meist mittels Lithotripsie. Nach einem solchen Eingriff können in in manchen Fällen bakterielle Infektionen auftreten. Betroffene Frauen müssen auch hier sorgfältig auf die Signale des Körpers achten und im Zweifelsfall den Frauenarzt kontaktieren.

Quellen

  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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