Bioenergetische Analyse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die bioenergetische Analyse stellt ein psychotherapeutisches Verfahren dar, welches Energieblockaden aufspüren und lösen helfen soll. Die Analyse erfolgt auf der Grundlage von Charakterstudien. Die bioenergetische Analyse ist heute in die gesamte psychotherapeutische Versorgung eingebettet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Bioenergetische Analyse?

Im Ansatz geht die bioenergetische Analyse davon aus, dass sich bei Verdrängung von Gefühlen und Trieben über Verspannungen Energieblockaden herausbilden, die den Energiefluss stören. Die Therapie besteht aus einer Kombination von Gesprächstherapie und körperlicher Interventionen.

Bei der bioenergetischen Analyse handelt es sich um ein psychotherapeutisches Verfahren, welches den Zusammenhang zwischen psychischen und somatischen Störungen herstellt.

Es spürt Energieblockaden auf und entwickelt Strategien zu deren Lösung. Das Verfahren wurde von dem US-amerikanischen Arzt Alexander Lowen im Jahre 1947 entwickelt. Lowen ging dabei von den Erkenntnissen der Psychoanalyse Siegmund Freuds und der Theorie des Psychologen Wilhelm Reich aus. Wilhelm Reich entwickelte die Psychoanalyse zur Charakteranalyse weiter, wobei er seine Erkenntnisse über die psychischen und muskulären Panzerungen nutzte. Dabei beschrieb er die Charakterbildung als psychische Abwehrhaltung, die über körperliche Verspannungen zu somatischen Beschwerden führen.

Der Charakter bildet sich nach seiner Theorie durch die Abschottung gegen die Außenreize und die inneren Triebe heraus. Die dabei entstehenden Verspannungen können über körperlich Haltungen analysiert werden. Im Rahmen der durch Alexander Lowen entwickelten bioenergetischen Analyse sollen diese Energieblockaden aufgespürt und bewusst gemacht werden. Nur so kann wieder ein ungestörter Energiefluss hergestellt werden.

Funktion, Wirkung & Ziele

Das Verfahren der bioenergetischen Analyse wird heute im Rahmen der psychotherapeutischen Versorgung in der psychosomatischen Praxis, in psychiatrischen Kliniken und anderen medizinischen Einrichtungen genutzt.

In der Praxis hat es seine Wirksamkeit bewiesen. Viele somatische Erkrankungen können auf psychische Störungen und Verdrängung von Gefühlen zurückgeführt werden. Im Ansatz geht die bioenergetische Analyse davon aus, dass sich bei Verdrängung von Gefühlen und Trieben über Verspannungen Energieblockaden herausbilden, die den Energiefluss stören. Aufgrund dieser Blockaden kommt es zu körperlichen Beschwerden, die der betroffene Patient jedoch nicht im Zusammenhang mit seinen verdrängten Gefühlen sieht. Über die Analyse der Blockaden und deren Bewusstmachung soll sich dann der Heilungsprozess vollziehen.

Dazu ist es zunächst notwendig, den Charakter des Patienten zu analysieren, um schnell die Energieblockaden zu finden. Die Therapie besteht aus einer Kombination von Gesprächstherapie und körperlicher Interventionen. Dabei analysiert der Therapeut die Übertragung alter verdrängter Gefühle des Patienten auf die neue soziale Beziehung und reagiert dabei unter Beachtung seiner Gegenübertragungsgefühle. Die körperliche Arbeit besteht in der Vertiefung der Atmung, in der Provozierung unwillkürlicher Körperbewegungen und in der Modulierung des stimmlich gebundenen Ausdrucks. Dabei wird auch die Hebung des allgemeinen Energieniveaus angestrebt, um eine Vertiefung der emotionalen Fühl- und Ausdruckstoleranz zu erlangen.

Zentrales Element der bioenergetischen Analyse ist das sogenannte Grounding. Das Grounding bedeutet Erdung und soll körperliches Fühlen erlebbar machen. Dazu zählt der aufrechte Gang im Schwerefeld der Erde, die Bewusstmachung der eigenen Wurzeln, die eigene körperliche Wahrnehmung und vieles mehr. Voraussetzung der Behandlung ist die Analyse des Charakters, welcher bereits deutliche Hinweise auf die vorliegenden Störungen geben kann. Bei den Charakterstudien kommen typische Verhaltensweisen, das typische innere Erleben und die charakteristischen körperlichen Haltungsmuster zu Vorschein.

Im Rahmen der bioenergetischen Analyse wird die schizoide, die orale, die psychopathische, die masochistische und die rigide Charakterstruktur unterschieden. Schizoide Persönlichkeiten trennen Denken und Fühlen sehr stark. Oft kommt es zum Realitätsverlust durch den Verlust des Kontaktes zur Außenwelt. Das Ichgefühl des Schizoiden ist eingeschränkt. Personen mit einer oralen Charakterstruktur sind sehr anlehnungsbedürftig und unselbstständig. Orale Persönlichkeiten haben psychisch die orale Lebensphase (Babyalter) noch nicht überwunden. Psychopathen möchten Macht ausüben und andere Menschen manipulieren. Masochistische Persönlichkeiten sind von Minderwertigkeitskomplexen geprägt und erscheinen nach außen unterwürfig.

Nach innen entwickeln sie jedoch Hass- und Überlegenheitsgefühle. Ihre Durchsetzungsfähigkeit ist sehr herabgesetzt. Rigide Persönlichkeiten erscheinen steif und unnahbar. Sie hoffen, durch Leistung die Anerkennung durch andere Menschen erringen zu können. Alle diese Charakterstrukturen etablieren sich durch Gefühlsverdrängung. Die wirklich vorhandenen Gefühle werden für den Betroffenen unbewusst. Allerdings treten häufig funktionelle körperliche Symptome auf, ohne dass organische Ursachen gefunden werden.

Die bioenergetische Analyse mit anschließender Therapie soll den Patienten den Zusammenhang zwischen Gefühlsverdrängung und verschiedenen körperlichen Symptomen bewusst machen, dabei die Energieblockaden lösen und damit den Heilungsprozess einleiten.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Neben der Anwendung auf psychosomatische Krankheitsbilder findet die bioenergetische Analyse auch bei neurotischen Erkrankungen Anwendung. Sie wird unter anderem bei Depressionen, Angstzuständen, Burn-out, posttraumatischen Belastungsstörungen, sexuellen Empfindungsstörungen sowie funktionellen psychosomatischen Erkrankungen eingesetzt.

Dabei kann dieses Verfahren jedoch nicht die alleinige Behandlungsmethode sein. Es stellt aber eine ergänzende Methode dar. Die Ursachen für körperliche Symptome sind vielfältig, sodass eine Fokussierung auf einzelne Behandlungsmethoden fatale Folgen haben könnte. Charakterliche Störungen werden auch bei Erkrankungen mit organischen Ursachen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben. Allerdings müssen vor der bioenergetischen Analyse alle anderen Krankheitsursachen zunächst ausgeschlossen sein. Wenn die bioenergetische Analyse durchgeführt wird, muss der Prozess jedoch auch behutsam erfolgen, um eine befriedigende Lebensgestaltung mit mehr Lebensqualität zu gewährleisten.

Insgesamt hat sich dieses Verfahren bei vielen psychosomatischen Beschwerden bewährt und ist deshalb auch im Gesamtkonzept der psychotherapeutischen Behandlung verankert. Allerdings kann es als alleiniges therapeutisches Verfahren von der Krankenkasse nicht abgerechnet werden. Die bioenergetische Analyse ist auf europäischer Ebene von der EAP (European Association for Psychotherapy) als therapeutische Methode anerkannt worden. Im Rahmen der gesetzlichen Krankenkassen fehlt diese Anerkennung jedoch noch.

Quellen

  • Bierbach, E.: Naturheilpraxis Heute. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2013
  • Kraft, K., et al.: Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates, Stuttgart 2010
  • Morschitzky, H.: Somatoforme Störungen – Diagnostik, Konzepte und Therapie bei Körpersymptomen ohne Organbefund. Springer, Wien 2007

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