Familientherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wenn die Kommunikation in der Familie nicht mehr stimmt und Konflikte sich häufen, kann eine Familientherapie sinnvoll sein. Ob Probleme in der Erziehung eines Kindes oder ein Konflikt zwischen den Elternteilen den Stress Zuhause auslösen. Ein erfahrener Therapeut kann die Spirale der Enttäuschungen aufdröseln und gemeinsam mit der Familie nach Lösungsmöglichkeiten suchen.
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Was ist die Familientherapie?
Die Familie wird aufgrund der gemeinsamen Lebenssituation und –geschichte von Familientherapeuten als soziales System betrachtet und steht im Zentrum der psychologischen Intervention.
Familientherapie ist ein psychologisches Verfahren, um Probleme zwischen einzelnen Mitgliedern einer Familie aufzudecken und zu lösen. Gibt es bei einzelnen Familienmitgliedern Erkrankungen aufgrund spannungsreicher Beziehungen innerhalb der Familie, dient die Familientherapie auch der Heilung dieser psychisch bedingten Beschwerden. In den Sitzungen strebt der Therapeut positive Veränderungen im Verhalten zwischen den Mitgliedern an. Dabei wird ihnen verständlich gemacht, dass das System Familie nur funktionieren kann, wenn jeder Verständnis und Respekt für den anderen aufbringt. Diese Akzeptanz der anderen Mitglieder sollte sich auch auf kommunikativer Ebene wiederspiegeln.
Funktion, Wirkung & Ziele
Familientherapeuten gehen davon aus, dass etwa die Heilung eines essgestörten Kindes unter Einbeziehung der Eltern in die Therapie effektiver verläuft und die betroffene Person seltener rückfällig wird. Doch auch bei Kindern mit einer AD(H)S-Symptomatik (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) oder solchen, die anderweitig als schwierig wahrgenommen werden, kann eine Therapie die Lösung sein. Das Gleiche gilt für depressive Zustände eines Familienangehörigen oder für Abhängigkeits- oder Gewalterfahrungen. Aber auch bei einer Trennung der Eltern kann eine Aufarbeitung für die Familie hilfreich bei der Bewältigung des Konflikts sein.
Oft leidet auch die gesamte Familie unter den Konflikten, die scheinbar allein die Partner betreffen. Bei Untreue oder zugrundeliegenden Missverständnissen zwischen den Elternteilen kann eine Familientherapie also ebenfalls zum Erfolg führen. Doch wie funktioniert die Familientherapie? Welche Methoden wendet der Therapeut an, um seine Ziele zu erreichen? Ein Familientherapeut begreift die Familie als System, bei dem die Wechselwirkungen zwischen den Familienmitgliedern von großer Bedeutung sind. An diesen Wechselwirkungen setzt er an. Er nähert sich in Gesprächen mit den Mitgliedern an den Kern der zugrundeliegenden Problematik an und weist auf problematische Verhaltensweisen hin.
Er gibt Anregungen und hilft der Familie dabei, Lösungswege in Form von alternativen Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Das Ziel ist es, soziale Konflikte aufzuarbeiten und zu überwinden. Dadurch soll sich die Kommunikation sowohl in der Partnerschaft als auch in der Familie verbessern. Dabei gilt es Strategien zu entwickeln, mit denen tägliche Stresssituationen besser bewältigt werden können. Die Therapie zielt darauf ab, dass die beteiligten Personen fehlerhafte Verhaltensweisen einsehen.
Das bedeutet, dass die Therapieteilnehmer sich selbstkritisch betrachten und gegebenenfalls bestimmte negative Verhaltensweisen ablegen müssen, die das Familienleben belasten. In der Familientherapie werden drei Methoden unterschieden. Die psychoanalytische, die humanistische und die systemische Therapie. Bei der psychoanalytischen Methode gehen Forscher davon aus, dass psychische Erkrankungen durch problematische familiäre Beziehungen zustande kommen, die auch aus früheren Generationen stammen können. So analysiert der Therapeut die Interaktionen zwischen den Familienmitgliedern und die Abwehrstrukturen der einzelnen Familienmitglieder.
Bei der humanistischen Therapiemethode steht das Erleben der Betroffenen im Hier und Jetzt im Vordergrund der Behandlung. Es wird dabei mit der sogenannten Familienaufstellung gearbeitet. Hier kommen Metaphern, Trance, Mediation und Familienskulpturen zum Einsatz. Diese Figuren stehen stellvertretend für einzelne Familienmitglieder und es wird versucht, mit diesen Skulpturen Verhaltensmuster zu erkennen und zu überarbeiten. Die heute weit verbreitete systemische Familientherapie vereint Elemente beider Strömungen in sich.
Neben diesen Grundlagen zur Aufarbeitung familiärer Konflikte, kommen in der Sitzung auch kommunikationspsychologische Methoden zum Einsatz. Hier üben Beteiligte sich in der gewaltfreien Kommunikation, im Konfliktmanagement sowie in Deeskalationsstrategien. Wer bietet eine Familientherapie an? Allen voran sind hier Psychotherapeuten und Psychologen zu nennen. Aber auch bei institutionellen Trägern finden Familien Unterstützung, zum Beispiel in den Erziehungsberatungsstellen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Es gibt allerdings auch kritische Stimmen, die die Familienaufstellung als Bedrohung für die Teilnehmer ansehen. Damit die Folgen für diese verkraftbar bleiben, ist es notwendig, sich auf einen erfahrenen, gut ausgebildeten Psychotherapeuten einzulassen. Heilkundler mit mangelhafter Ausbildung und starken esoterischen Zügen können mehr Schaden anrichten als helfen. Normale Begleiterscheinungen einer Familientherapie können sein: Aggression gegen einzelne Familienmitglieder, Autoaggression, depressive Verstimmungen.
Dann kommt es darauf an, dass der Therapeut den Patienten mit seiner Sachkompetenz auffängt, dessen Aggressionen oder andere starke Emotionen abmildert. Notfalls muss eine Sitzung abgebrochen werden. Ein guter Therapeut muss damit rechnen, dass die Erkenntnisse einer Aufstellung für den einzelnen Patienten eine enorme Belastung darstellen und negative psychische Reaktionen auslösen können. Wenn dem Patienten aber eine Schuld an einer schweren körperlichen Erkrankung eingeredet wird, die angeblich aufgrund eines falschen Benehmens gegenüber des Konfliktpartners entstanden ist, sollte diese Person sich unbedingt an einen anderen Therapeuten wenden.
Denn: Ziel der Familientherapie sollte es sein, Menschen dabei zu helfen, den für sie richtigen Weg zu beschreiten und sie nicht von extremistischen Lehren eines einzelnen abhängig zu machen. Der Patient sollte in seiner Entscheidung immer autonom bleiben und nicht manipuliert werden. Bei einem eingeredeten Schuldkomplex durch schlechte Therapeuten droht das Risiko eines akuten Suizids. Wichtig ist daher die Auswahl eines Therapeuten, der mit sanfteren Behandlungsmethoden arbeitet.
Quellen
- Hautzinger, M. (Hrsg.): Kognitive Verhaltenstherapie: Behandlung psychischer Störungen im Erwachsenenalter. Beltz PVU, München 2013
- Möller, H.-J.: Therapie psychischer Erkrankungen. Thieme, Stuttgart 2006
- Rothgangel, S.: Medizinische Psychologie und Soziologie. Thieme, Stuttgart 2010