Magersucht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Magersucht oder Anorexia nervosa ist eine durch psychische Störungen verursachte krankhafte Essstörung. Typisch für die Magersucht ist einer radikaler Gewichtsverlust aufgrund einer mangelhaften Ernährung. Außerdem leiden die Betroffenen (zumeist junge Mädchen in der Pubertät) ein einer gestörten Selbstwahrnehmung und Angst dick oder gar fett zu werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Magersucht?

Auffälligstes Anzeichen der Magersucht ist eine starke Gewichtsabnahme, die über ein gesundes Maß weit hinaus geht.
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Die Magersucht ist eine krankhafte Essstörung, die in der medizinischen Fachsprache auch als Anorexia nervosa bezeichnet wird. Häufig betrifft diese Erkrankung junge Frauen und Mädchen. Charakteristisch für die Magersucht ist ein starker Gewichtsverlust, zudem haben betroffene Patienten meist panische Angst vor einer erneuten Gewichtszunahme.

Liegt das Körpergewicht mehr als 15 Prozent unter dem Normalgewicht, spricht man im Allgemeinen von einer Magersucht. Magersucht ist eine durchaus ernst zu nehmende Erkrankung, die in etwa zehn bis 15 Prozent der Fälle sogar tödlich verläuft. Dies ist meist der Fall, wenn die Krankheit nicht rechtzeitig behandelt wird.

Immerhin circa 1,5 Prozent der Frauen zwischen 14 und 35 Jahren sind von einer Magersucht betroffen. Der Anteil der unter 20-jährigen ist dabei enorm hoch; meist entwickelt sich diese Erkrankung bereits in der Pubertät. Grundsätzlich sind Frauen von diesem Symptom häufiger betroffen, jedoch können in Einzelfällen auch Männer an Magersucht leiden.

Ursachen

In den meisten Fällen lösen familiäre Konflikte und Probleme die Magersucht-Erkrankung aus. Wer psychisch labil ist, wird schneller von einer Magersucht heimgesucht. Zudem spielt die genetische Veranlagung eine große Rolle. Dies ist zwar noch nicht hinreichend erforscht, jedoch scheinen einige Menschen anfälliger für diese Krankheit zu sein als andere.

Auch eine Störung in der Hirnregion, welche für das Essverhalten und den Menstruationszyklus verantwortlich ist, kann eine Ursache für die Erkrankung Magersucht sein. Natürlich spielt auch die Gesellschaft eine ganz entscheidende Rolle. Dem heutigen Schönheitsideal entsprechen vor allem schlanke Körper; vor allem pubertierende junge Menschen werfen sich diesem schnell unter. Mädchen, die unter einem geringen Selbstwertgefühl leiden, erkranken deutlich häufiger an dieser Erkrankung.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass meist mehrere Faktoren zusammenspielen, die zum Ausbruch der Magersucht führen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Auffälligstes Anzeichen der Magersucht ist eine starke Gewichtsabnahme, die über ein gesundes Maß weit hinaus geht. Selbst bei deutlichem Untergewicht nehmen sich Magersüchtige noch als zu dick wahr – Mediziner sprechen dabei von einer Körperschemastörung. Objektiv ist an eine Magersucht ab einem Body-Mass-Index (BMI) von unter 17,5 m/kg² zu denken, bei Kindern und Jugendlichen muss dieser Grenzwert allerdings differenzierter berechnet werden.

Schreitet die Gewichtsabnahme weiter voran, baut der Körper sowohl Fettreserven als auch Muskelmasse ab. Dieses Stadium der Erkrankung wird äußerlich durch stark hervortretende Knochen, tiefliegende Augen und hohle Wangen sichtbar, in vielen Fällen liegt eine deutliche körperliche Schwäche vor.

Neben dem Gewichtsverlust können auch Veränderungen im Essverhalten auf eine Magersucht hinweisen. Betroffene schränken ihre Mahlzeiten auf ein Minimum ein, vermeiden nährstoffreiche Nahrungsmittel und zählen jede Kalorie, die sie zu sich nehmen. Oft wird zur Gewichtsreduktion exzessiv Sport betrieben, manche Magersüchtige nehmen zur Unterstützung Abführmittel oder Entwässerungstabletten ein. Das Denken kreist nur noch um das Körpergewicht, jede geringste Gewichtszunahme löst Unzufriedenheit aus.

Massives Untergewicht beeinträchtigt viele Körperfunktionen und kann zahlreiche Beschwerden wie etwa Schwindel- und Schwächeattacken, ständiges Frieren, Verstopfung und Herzrhythmusstörungen verursachen. Konzentrationsstörungen, Angstzustände, Stimmungsschwankungen und sozialer Rückzug in Verbindung mit starker Gewichtsabnahme können ebenfalls auf eine Magersucht hindeuten.

Krankheitsverlauf

Die Magersucht wird von zahlreichen Symptomen begleitet. Deutlich sichtbar ist natürlich der Gewichtsverlust; dieser kann so weit fortschreiten, dass er lebensbedrohlich werden kann. Durch die mangelhafte Ernährung fehlen natürlich lebenswichtige Nährstoffe. Kennzeichnend ist zudem die sogenannte Körperschemastörung. Betroffene Patienten halten sich grundsätzlich für zu dick und nehmen ihren Körper selbst anders wahr als Außenstehende.

Die Krankheit lässt sich in zwei Gruppen einteilen: etwa die Hälfte der Patienten hält lediglich eine Diät, während die anderen 50 Prozent zusätzlich Symptome der Ess-Brech-Sucht (Bulimie) aufweisen. Diese Patienten essen zwar viel, brechen dies aber wieder aus. Einige Patienten nehmen zusätzlich Abführmittel, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Auch betätigen diese sich häufig übertrieben sportlich.

Durch die Magersucht kommt es natürlich auch zu hormonellen Veränderungen im Körper; oft bleibt die Menstruation aus. Ein Kinderwunsch bleibt für Magersüchtige häufig unerfüllt. Grundsätzlich gilt: je früher die Magersucht erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Die Komplikationen bei der Anorexia nervosa sind vielfältig und treten mit voranschreitender Dauer des Zustandes gehäuft auf. Bis zu 15 Prozent aller Betroffenen sterben an den Folgen ihrer Unterernährung - vor allem an Herzversagen - oder begehen Suizid.

Komplikationen

Körperliche Komplikationen umfassen alle Zustände, die aufgrund von Unterernährung auftreten. Darunter fallen beispielsweise verlangsamte Herzaktivitäten, die das Risiko eines Kreislaufzusammenbruchs erhöhen, eine Niereninsuffizienz infolge von Kalium- und Proteinmangel und Osteoporose. Die körperliche Schwäche kann in Kombination mit einem anfälligen Kreislauf zu Stürzen führen, die aufgrund der geschwächten Knochen dauerhafte Frakturen und Verwachsungen mit sich bringen.

Die Blutbildung und -zusammensetzung ist gestört, was weitere Organschäden infolge einer Unterversorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff fördert. Das geschwächte Immunsystem sorgt für eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infektionen, die üblicherweise leicht zu bekämpfen sind. So können schon leichte Lungenentzündungen oder ein Darminfekt den Tod bedeuten.

Die Abnahme von Hirnmasse führt zu Gedächtnisproblemen und Koordinierungsschwierigkeiten. Dies ist nur teilweise reversibel. Die schlechte psychischer Verfassung vieler Betroffener äußert sich zusätzlich in selbstverletzendem Verhalten.

Auch eine behandelte und überstandene Phase der Magersucht hinterlässt meistens Folgeschäden, die für den Betroffenen ein lebenslang erhöhtes Risiko für weitere Erkrankungen bedeuten. Osteoporose und Niereninsuffizienz bleiben zumeist ein Leben lang bestehen.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, deren Körpergewicht laut den Vorgaben des BMI zu gering ist, sollten einen Arzt aufsuchen. Wird die Nahrungsaufnahme über mehrere Tage oder Wochen vehement verweigert oder sehr stark reduziert, wird ein Arzt benötigt. Kommt es zu Mangelerscheinungen, Haarausfall oder brüchigen Nägeln, weist dies auf gesundheitliche Beeinträchtigungen hin. Bei einer inneren Trockenheit, Abgeschlagenheit oder Mattigkeit ist ein Arztbesuch erforderlich. Bleibt bei Mädchen oder Frauen die Monatsblutung aus, ist ein Kontrollbesuch bei einem Arzt notwendig.

Wird das Leben des Betroffenen von der Nahrungsaufnahme, dem Gewicht und dem äußeren Erscheinungsbild bestimmt, ist eine ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bei Ablehnung des eigenen Körpers, einer Körperschemastörung oder einem zwanghaften Verhalten sollte ein Arzt konsultiert werden. Können berufliche oder schulische Leistungen nicht mehr erbracht werden, zieht sich der Betroffene aus dem sozialen Umfeld zurück und nehmen die Kräfte ab, ist ein Arztbesuch anzuraten.

Bei psychischen Auffälligkeiten, Gereiztheit und Veränderungen der Persönlichkeit sollte ein Arzt oder Therapeut aufgesucht werden. Werden die Nahrungsaufnahme und die Ausscheidungen genauestens dokumentiert und kontrolliert, liegt eine Problematik vor, die ärztlich abgeklärt werden muss. Da die Magersucht zu einem tödlichen Verlauf führen kann oder andere schwerwiegende Komplikationen auslöst, ist rechtzeitig die Unterstützung eines Arztes notwendig.

Behandlung & Therapie

Bei der Erkrankung Magersucht ist es in erster Linie wichtig, gegen das Untergewicht anzukämpfen, da dies natürlich alle inneren Organe in Mitleidenschaft zieht. Ernährungstherapeutische Maßnahmen sollen den Patienten weiterhin helfen, ihr Essverhalten grundlegend umzustellen und wieder zu lernen, "richtig" zu essen.

Zudem sind psychotherapeutische Maßnahmen nötig, da die Einstellung der Patienten zum Essen natürlich grundlegend gestört ist. Vor allem bei jungen Menschen haben sich hier auch Familientherapien bewährt. Da Betroffene sich aber häufig weigern, Nahrung aufzunehmen, wird diese nicht selten über Infusionen zugeführt.

Bei der richtigen therapeutischen Behandlung und der Bereitschaft des Patienten, bestehen gute Heilungschancen der Magersucht. Wichtig sind der Wille, sowie der Wunsch der Betroffenen, die Krankheit zu bekämpfen. Besteht eine Unsicherheit, oder der Wunsch, trotz Therapie weiterhin ein sehr geringes Körpergewicht beizubehalten, verschlechtern sich die Heilungschancen. Eine Rückfallgefahr ist damit wahrscheinlicher.

Nachsorge

Nach einer abgeschlossenen Therapie ist es sinnvoll, weiterhin die persönlichen Ressourcen zu stärken. Das Selbstwertgefühl nimmt bei einer Essstörung oft eine Schlüsselrolle ein. Häufig führt die Erkrankung zu sozialer Isolation. Spätestens in der Nachsorge ist es dann an der Zeit, alte Bekanntschaften neu zu entdecken und den Kontakt zu Freunden und Familienmitgliedern zu stärken.

In diesem Zusammenhang müssen sich Menschen, die bis vor Kurzem unter einer Essstörung litten, auch mit der Frage auseinandersetzen, wie offen sie mit ihrer Krankheitsgeschichte umgehen möchten. Da sich Essstörungen oft im Jugendalter entwickeln, müssen viele Betroffene in der Nachsorge erst wieder lernen, sich in der Schule oder im Berufsleben zurechtzufinden. Auch bei Erwachsenen können Bewerbungen oder die Rückkehr in den alten Beruf eine Herausforderung darstellen.

Die Nachsorge bezieht das Verhalten im Alltag ein. Dazu gehört auch das Einkaufen, Kochen und die alltägliche Hausarbeit. Feste Strukturen können dabei helfen, erarbeitete gesunde Verhaltensmuster beizubehalten. Die psychologische Nachsorge besteht zu einem großen Teil aus der Rückfallvorbeugung. Möglicherweise bestehen neben der Essstörung weitere psychische Probleme, die ebenfalls behandelt werden müssen.

Aussicht & Prognose

Bei der Heilung der Magersucht muss zudem differenziert werden, ob eine vollständige Heilung angestrebt werden soll, oder lediglich eine Symptomfreiheit ausreicht. Letzteres ist für Patienten meist einfacher zu erreichen, denn so können bestimmte Verhaltensweisen beibehalten werden.

Neben der psychischen Stabilisation ist auch die körperliche Genesung wichtig. Umso länger die Erkrankung bereits andauert und umso schwerer ihr Verlauf ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass Langzeitfolgen und irreversible Schäden auftreten. Beispielsweise eine durch Magersucht verursachte Osteoporose, wird auch nach Erreichen eines stabilen Zustands weiterhin bestehen bleiben.

Grundsätzlich sollte den Betroffenen bewusst sein, dass die Heilungsphase lange andauern kann, manchmal sogar mehrere Jahre. Ohne Behandlung kann die Magersucht sich chronifizieren und eine spätere Heilung erheblich verkomplizieren. Außerdem steigt das Risiko von Langzeitfolgen und akuten Symptomen, wie etwa ein Herzstillstand. Insgesamt lässt sich aber sagen, dass eine vollkommene Heilung der Magersucht im Grunde möglich ist.

Das können Sie selbst tun

Magersucht ist eine sehr ernst zu nehmende Krankheit, die zum Tode führen kann. Die Störung muss unbedingt professionell behandelt werden. Die Betroffenen selbst sind meist nur während der Frühphase oder in weniger schweren Fällen zur Selbsthilfe in der Lage. Bei einem schweren Verlauf sind die Opfer meist nicht mehr im Stande oder nicht Willens zu erkennen, dass sie krank sind und Hilfe brauchen.

Besonders häufig sind junge Mädchen und Frauen von der Krankheit betroffenen. Eltern sollten das Essverhalten ihrer Kinder deshalb durchaus kritisch beobachten. Wobei nicht jeder Diätversuch gleich eine krankhafte Störung darstellt und behandelt werden muss. Wenn Kinder aber anfangen, beständig an Gewicht zu verlieren, kein Interesse an der Nahrungsaufnahme zeigen oder sogar Ausreden erfinden, um Situationen, in denen gegessen wird, zu vermeiden, sollten Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Hilfe finden Eltern dann bei Beratungsstellen.

Betroffene, die sich ihrer Störung bewusst sind und Heilung wünschen, sollten unbedingt einen Arzt und einen Psychologen zuziehen. Darüber hinaus gibt es auch ein paar Tricks, die den Kampf gegen die Krankheit erleichtern. Sehr häufig ist das Wahrnehmungsverhältnis, soweit es Lebensmittel betrifft, gestört. Kleine Portionen werden dann als riesig wahrgenommen. Aus diesen Grund sollte das Essen immer auf sehr großen Tellern serviert werden, um diese Verzerrung zu relativieren. Auch ist es für die Betroffenen oft einfacher, Kalorien in flüssiger Form zu sich zu nehmen. Grüne Smoothies, die mit gemahlenen Mandeln oder Pinienkernen angereichert werden, sind in diesen Fällen ein gesunder Energielieferant.

Quellen

  • Biesalski, H.-K., et al.: Ernährungsmedizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015

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