Geruchsstörung (Riechstörung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Geruchsstörung oder Riechstörung bezeichnet man alle Störungen, die mit dem Geruchssinn zusammenhängen. Dies kann sowohl eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Gerüchen als auch ein vermindertes Riechvermögen betreffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Geruchsstörung?

Schematische Darstellung zur Anatomie der Nase und der Geruchs- und Riechnerven. Klicken, um zu vergrößern.

Die Medizin unterscheidet bei einer Geruchsstörung grundsätzlich drei Arten: einerseits gibt es Patienten, die unter der sogenannten Hyperosmie leiden - so wird eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Duftstoffen bezeichnet.

Der Gegensatz dazu ist die Hyposmie - bei diesem Symptom besteht eine Unempfindlichkeit gegenüber bestimmten Reizen. Eine deutliche Einschränkung des Geruchssinnes bis hin zum vollständigen Verlust des Riechvermögens wiederum wird in der Fachsprache auch als Anosmie bezeichnet. Alle diese drei Arten der Geruchsstörung werden grob zusammengefasst als quantitative Geruchsstörungen.

Demgegenüber wiederum stehen die qualitativen Störungen des Riechvermögens - so bezeichnet man veränderte Wahrnehmungen eines Duftes. Patienten, die unter solchen qualitativen Störungen leiden, nehmen entweder Gerüche wahr, obwohl diese gar nicht vorhanden sind oder aber nehmen vorhandene Gerüche stark verändert wahr.

Geruchsstörungen sind in Deutschland recht weit verbreitet - immerhin etwa 80.000 Menschen begeben sich jedes Jahr aufgrund eines veränderten Riechvermögens zum Arzt.

Ursachen

Die Ursachen für Geruchsstörungen werden grundsätzlich unterteilt in sinunasale und nicht-sinunasale Ursachen. Erstgenannte sind dabei meist auf Erkrankungen der Nase beziehungsweise der Nasennebenhöhlen zurückzuführen. Bei den nicht-sinunasalen Ursachen wiederum handelt es sich in der Regel um eine Schädigung des olfaktorischen Systems.

Bei Allergien oder Polypen beispielsweise kommt es häufig zu einer Veränderung oder gar zum Ausfall des Riechsystems - nur in seltenen Fällen steckt eine ernsthafte Erkrankung wie ein Hirntumor hinter den Störungen. Selbst anatomische Unregelmäßigkeiten wie eine schiefe Nasenscheidenwand oder sonstige Fehlstellungen können dazu führen, dass das Riechvermögen eingeschränkt oder verändert ist.

Als nicht-sinunasale Ursachen für dieses Symptom kommen beispielsweise Nebenwirkungen von Medikamenten, Kopfverletzungen oder auch der Kontakt mit den verschiedensten Reizstoffen in Frage.

Auch Schwangere klagen häufig über ein vermindertes oder verändertes Riechvermögen - nachdem das Kind aber auf der Welt ist, vergehen diese Symptome jedoch meist von selbst. Bei Alzheimer tritt eine Geruchsstörung ebenfalls sehr häufig auf - immerhin etwa 80 bis 90 Prozent der Alzheimer-Patienten sind von Riechstörungen betroffen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Geruchsstörung kann abhängig von ihrer Art und Ausprägung verschiedene Symptome hervorrufen. Typischerweise kommt es bei einer Dysosmie zu einer merklichen Abnahme des Geruchssinns. Die betroffene Person kann bestimmte Gerüche nicht mehr oder nur noch schwach wahrnehmen, oft werden bestimmte Gerüche als unangenehm empfunden.

Die Phantosmie äußert sich dadurch, dass Gerüche wahrgenommen werden, die nicht vorhanden sind. Bei der Parosmie werden bekannte Gerüche anders wahrgenommen und als unangenehm oder reizend empfunden. Die Pseudoosmie geht mit einer Umdeutung von Gerüchen einher. Dieses unbewusste „Fehlriechen“ ist meist mit weiteren seelischen Beschwerden verbunden.

Bei der olfaktorischen Intoleranz reagieren die Betroffenen sehr sensibel auf Gerüche, meist liegen ebenfalls psychische Ursachen zugrunde. Bei einer quantitativen Riechstörung wirken Duftstoffe stärker oder weniger stark als üblich. Abhängig von ihrer Form kann die quantitative Riechstörung mit einem vollständigen Verlust des Riechvermögens oder einer Toleranzbildung gegenüber bestimmten Duftstoffen verbunden sein.

Meist ist der Geruchssinn stark reduziert und die betroffene Person kann Düfte wesentlich schlechter wahrnehmen. Gemeinsam haben die verschiedenen Geruchsstörungen, dass sie nach einiger Zeit nicht mehr als solche empfunden werden. Rasch stellt sich eine Gewöhnung ein und das Fehlen von Gerüchen wird kaschiert, indem beispielsweise Speisen überwürzt oder übermäßig viel Deodorant verwendet wird.

Verlauf

Bei vielen der Patienten verschwindet die Geruchsstörung innerhalb weniger Tage von selbst wieder. Bei anderen Menschen sind jedoch umfassende Untersuchungen nötig, um zunächst einmal die genauen Ursachen abzuklären.

Dementsprechend schwierig gestaltet sich bei diesen Patienten dann auch die Behandlung und die Geruchsstörung kann sich über Wochen oder gar Monate hinziehen oder auch chronisch werden.

Komplikationen

Die Geruchsstörung stellt selbst keine Komplikation dar und wirkt sich auch nicht negativ auf die Gesundheit des Patienten aus. Daher wird die Lebenserwartung mit einer Geruchsstörung nicht verringert und es treten keine weiteren Beschwerden und Komplikationen mit dieser Krankheit auf. Die Störung verringert allerdings die Lebensqualität und erschwert den Alltag des Patienten.

Ebenso ist es nicht mehr möglich, Nahrung und Flüssigkeiten in der gewohnten Art und Weise zu genießen. Die Geruchsstörung kann in gefährlichen Situationen im schlimmsten Falle zum Tode führen, wenn bestimmte Gefahren aufgrund des fehlenden Geruchssinns nicht erkannt werden können. Weiterhin kann es durch die Geruchsstörung auch zu psychischen Beschwerden und zu Depressionen kommen.

Der Betroffene wird sozial ausgegrenzt oder schämt sich für seine Krankheit. Eine Behandlung der Geruchsstörung ist nur eingeschränkt möglich. In vielen Fällen muss der Betroffene mit der Störung sein gesamtes Leben verbringen. Es kann allerdings eine Behandlung mit Hilfe von Antibiotika oder Zink durchgeführt werden. Ob diese allerdings erfolgreich verläuft, kann nicht vorausgesagt werden. Die Lebenserwartung wird durch die Geruchsstörung nicht beeinflusst und nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In vielen Fällen kommt es im Alltag zu keinen wesentlichen Problemen bei einer Geruchsstörung. Menschen, die unter einer Beeinträchtigung des Riechens leiden, sollten dennoch grundsätzlich einen Arzt aufsuchen. Sind die Veränderungen im direkten Vergleich zu den Mitmenschen nur minimal, ist ein Arztbesuch zu empfehlen, um die Ursache zu ermitteln und einen Krankheitsverlauf einschätzen zu können.

Eine ausführliche Aufklärung der Erkrankung und die Besprechung von Warnsignalen sind essentiell, um im Alltag einen lebensbedrohlichen Zustand vermeiden zu können. Nehmen die Beeinträchtigungen zu, ist die Konsultation eines Arztes notwendig. Kommt es zu Atemnot, Unterbrechungen der Atmung oder der Entstehung von Ängsten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Lösen die Ängste Verhaltensänderungen aus, kommt es zu einem sozialen Rückzug oder einer sozialen Phobie, ist ein Arztbesuch notwendig.

Bei Schmerzen des Kopfes, einem Druckgefühl im Kopf, einer laufenden Nase oder Nasenbluten, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Bei einer verstopften Nase, einer nasalen Sprechweise oder Schwellungen in der Nase, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Leidet der Betroffene unter Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen, wird ein Arzt benötigt. In Einzelfällen tritt ein plötzlich akuter, gesundheitlich bedenklicher Zustand ein. In diesen Fällen muss ein Rettungsdienst gerufen werden, damit es zu keiner Lebensbedrohung kommt.

Behandlung & Therapie

Um eine effiziente Behandlung zu garantieren, wird der Arzt den Patienten zunächst genau über die Ausmaße der Erkrankung befragen. Wichtig ist es vor allem zu wissen, wie genau sich die Art der Geruchsstörung äußert beziehungsweise ob noch andere Beschwerden wie eine Störung des Geschmackssinnes vorliegen.

Im Anschluss wird der Arzt die Nase samt Riechspalte und Rachen genau untersuchen. Anhand von Riechtests kann man meist schon genauere Aufschlüsse geben, um welche Art der Geruchsstörung es sich handelt - bei einigen Patienten sind allerdings auch umfassende neurologische Untersuchungen nötig. Die Therapie richtet sich meist nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei einer anatomischen Veränderung, etwa einer schiefen Nasenscheidewand als Ursache für die Geruchsstörung, kann diese leicht operativ korrigiert werden.

Bei anderen Ursachen wiederum kann die Behandlung sich recht schwierig gestalten. Liegen hormonelle Ursachen der Erkrankung zugrunde, kann eventuell eine Hormonsubstitution helfen. Gerne werden auch Steroide, Zink und Antibiotika eingesetzt - inwieweit diese aber wirklich gegen Geruchsstörungen helfen können, ist noch weitestgehend unerforscht und umstritten.

Glücklich können sich die Patienten schätzen, bei denen die Geruchsstörung innerhalb weniger Tage von selbst wieder verschwindet.

Aussicht & Prognose

Die Prognose für eine Riech- oder Geruchsstörung ist davon abhängig, ob es sich um eine vorübergehende Störung des Geruchssinnes oder eine bleibende Riechstörung bzw. einen kompletten Ausfall des Geruchssinnes handelt.

Die Riechstörung ist ein komplexes Problem. Dieses hat vor allem bei jüngeren Menschen eine bessere Prognose. Die bisherigen Therapieansätze sind leider nicht immer erfolgreich. Zudem sind altersbedingt auftretende Riechstörungen ebenso unbehandelbar wie eine angeborene Geruchsstörung. Bekannt ist, dass etwa zwei Drittel aller Betroffenen, die nach einem Virusinfekt Riechstörungen erleben, spontane Besserungen erfahren. Bei einem Drittel der Patienten bleibt die Geruchsstörung dauerhaft bestehen.

Recht gut sind die Prognosen, wenn Medikamente oder Schadstoffe die Störung des Geruchssinnes ausgelöst haben. Meistens bilden die Störungen sich zurück, wenn das Medikament abgesetzt wird. Bei Schadstoff-Expositionen muss eine Meidung der auslösenden Substanz erreicht werden, damit die Prognose sich verbessert. Häufig treten Geruchsstörungen nach schweren sinu-nasalen Infekten und Erkrankungen des Atemsystems auf. Sobald die Behandlung greift, verschwinden die Symptome in vielen Fällen wieder.

Anders ist es, wenn das Riechvermögen infolge einer Kopfverletzung oder eines operativen Eingriffes entstanden ist. In diesen Fällen kann die Prognose nur für einen kleinen Teil der Betroffenen positiv ausfallen. Die Bedingungen für eine vollständige Besserung sind individuell unterschiedlich und abhängig von den Ursachen.


Vorbeugung

Eine direkte Vorbeugung gegen die Geruchsstörung gibt es kaum. Leidet man jedoch bereits an dieser und kennt die genaue Ursache, kann man zumindest versuchen, diese einzudämmen. Sind etwa Medikamente der Auslöser für die Riechstörung, ist es ratsam, auf ein anderes Arzneimittel umzusteigen.

Nachsorge

Direkte Möglichkeiten der Nachsorge sind bei einer Geruchsstörung in der Regel nicht möglich. Es kann nicht universell vorausgesagt werden, ob die Geruchsstörung vollständig geheilt werden kann. In erster Linie sind Betroffene auf eine medizinische Behandlung durch einen Arzt angewiesen, damit weitere Komplikationen verhindert werden können. Die Art und Weise der Behandlung dieser Störung hängt dabei sehr stark von der genauen Ursache ab.

In einigen Fällen können dabei Medikamente oder Antibiotika eingesetzt werden, um die Erkrankung zu behandeln. Dabei muss der Betroffene immer auf eine regelmäßige Einnahme der Medikamente achten. Eltern müssen bei ihren Kindern ebenfalls auf die regelmäßige Einnahme der Arzneimittel achten. Antibiotika sollten nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden, da ihre Wirkung sonst abgeschwächt wird.

In einigen Fällen verschwindet die Geruchsstörung wieder von alleine, sodass keine direkte Behandlung oder Nachsorge notwendig ist. Allerdings kann sie auch das gesamte Leben lang auftreten. Sollte für die Geruchsstörung ein bestimmter Stoff verantwortlich sein, so muss dieser natürlich gemieden werden.

In vielen Fällen ist auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Erkrankung sinnvoll, da es zu einem Austausch an hilfreichen Informationen kommen kann. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Störung nicht eingeschränkt.

Das können Sie selbst tun

Im Alltag ist bei einer Riechstörung besondere Vorsicht walten zu lassen. Gezielte Maßnahmen für eine Heilung oder Linderung der Beschwerden kann der Betroffene nicht ergreifen. Der Fokus sollte für den Erkrankten auf der Vorbeugung weiterer Beschwerden und der Vermeidung von gesundheitlicher Gefahren liegen.

Orte, an denen Giftstoffe eingeatmet werden können, sind unverzüglich zu verlassen. Lebensmittel sollten nur konsumiert werden, wenn sie handelsüblich erworben worden sind und daher ausgeschlossen werden kann, dass die giftig oder unverträglich sind. Durch das fehlende Riechen ist bei dem Betroffenen ein wichtiges Warnsignal bei Gefahren ausgefallen. Dadurch sollten Nahrungsmittel im Ausland nur nach Rücksprache und Absicherung durch Ortskundige verzehrt werden.

Auf diesem Weg kann sichergestellt werden, dass sie genießbar sind. Der Verzehr von Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeit abgelaufen ist, sollte vermieden werden. Wurde bei frischen Milchprodukten, Fleisch- oder Wurstwaren die Kühlkette unterbrochen, sind sie grundsätzlich zu entsorgen. Ungewöhnliche Verfärbungen auf den Nahrungsmitteln sind ebenfalls ein Hinweis auf eine nicht genießbare Ware.

Ein Aufenthalt in geschlossenen Räumlichkeiten oder Garagen mit Abgasen, Chemikalien oder Farben stellt eine Gefahrenzone dar. Hilfreich ist in diesen Fällen eine Begleitperson, die rechtzeitig auf eine mögliche Vergiftungsgefahr verweisen kann. Darüber hinaus ist in den benannten Räumen das Tragen eines Mundschutzes anzuraten.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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