Hautpilzerkrankungen behandeln
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wenn der Laie etwas von Pilzen hört, so denkt er zunächst an die Pilze im Walde. In der Tat ist dieser Gedanke auch im Zusammenhang mit Fußpilz gar nicht so abwegig. Jeder Pilzsammler weiss, dass er in einem feuchtwarmen Sommer besonders viele "Schwämme" nach Hause tragen kann. Ebenso wie die Pilze im Wald, gedeihen aber auch die Haut- und Fußpilze in einer feuchten Umgebung besonders gut.
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Bedeutung von Hautpilzerkrankungen
Auch die Waldpilze bilden ein mikroskopisch feines Geflecht aus sich vielfach verschlingenden Fäden, das man als Mycel bezeichnet. Ein ganz ähnliches Mycel findet man auch bei den Hautpilzen. Man nennt sie deshalb auch Mykosen. Letztere können aber keine Fruchtkörper bilden, die man bei den Waldpilzen sieht. In diesem Fruchtkörper bilden sich männliche und weibliche Sporen, nach deren Vereinigung ein neuer Pilz auswachsen kann. Bei den Hautpilzen ist eine solche sexuelle Fortpflanzung nicht bekannt. Man bezeichnet sie daher auch als unvollständige Pilze.
Pilzerkrankungen der Haut haben in den letzten zehn bis zwanzig Jahren erheblich zugenommen. Man kann heute ohne Übertreibung behaupten, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland an einer Pilzerkrankung leidet. Vielfach zeigen sich aber so geringe Hauterscheinungen, dass die Erkrankung erst bei einer sorgfältigen Untersuchung bemerkt wird.
Die Symptome können sich jedoch jederzeit verschlimmern, so dass sie ärztlich behandelt werden müssen. Deshalb ist es wichtig, Hautpilze überall dort, wo sie vorkommen, zu bekämpfen, auch wenn die Erscheinungen an der Haut noch wenig ausgeprägt sind. Um aber einige vorbeugende Maßnahmen zu verstehen, ist es notwendig, sich mit der Biologie dieser Mikroorganismen vertraut zu machen.
Ursachen & Übertragung von Hautpilzkrankheiten
Die Übertragung von Hautpilzen kann vom Tier auf den Menschen oder von Mensch zu Mensch erfolgen. Als Infektionsquellen kommen Haustiere, beispielsweise Rinder, Hunde oder Katzen, in Frage. Die Pilze können sowohl die oberflächliche Hornschicht der Haut als auch Hautanhangsgebilde wie Haare oder Nägel befallen. Im Folgenden wollen wir uns besonders mit den Pilzerkrankungen der Hornschicht, den sogenannten Epidermophytien, befassen, da diese auch heute am häufigsten vorkommen.
Wie schon anfangs gesagt, ist die Vorbedingung für das Wachstum solcher Pilze ein feuchtes Milieu. Das ist besonders an Körperstellen gegeben, an denen Haut auf Haut liegt, da hier die Verdunstung des Schweißes langsamer vor sich geht. Wir finden daher solche Pilze besonders häufig zwischen Zehen und Fingern, an der Innenseite der Oberschenkel oder in der Gegend der Geschlechtsteile. Aber auch an Körperstellen mit besonders ausgeprägter Schweißbildung, wie an den Fußsohlen oder Handflächen, können solche Pilze auftreten. Daher neigen Menschen mit besonders starker Schweißbildung eher zu Pilzerkrankungen als andere.
Normalerweise ist die Haut in der Lage, solche Pilze abzuwehren. Auf der Haut befindet sich nämlich ein feiner Film, der aus bestimmten fettähnlichen Stoffen besteht, die das Wachstum der Pilze hemmen. Aber auch die ziemlich feste Hornschicht setzt dem Eindringen der Pilze Widerstand entgegen. Für die Ausbreitung einer Pilzinfektion sind außer dem Erreger deshalb noch verschiedene Vorbedingungen nötig. Dazu gehören:
- ein feuchtes Milieu
- vermehrte Schweißbildung
- zu enge oder zu dicke Kleidung, Schuhe oder Strümpfe, die nicht luftdurchlässig genug sind
- die Auflockerung der Hornschicht und die Zerstörung des Fettfilms der Haut
Ein ffeuchtes und für die Hautpilze günstiges Milieu kann aber auch durch die Kleidung gefördert werden. Normalerweise wird der Hautschweiß, sofern er nicht schon vorher als Wasserdampf nach außen gelangt ist, von der Kleidung aufgesogen. In dieser fein verteilten Form kann er leicht verdampfen. Trägt man jedoch zum Beispiel Gummistiefel, so ist die Luftzirkulation unmöglich. Deshalb kommt es vor, dass Menschen, die in ihrem Beruf meist Gummistiefel tragen müssen, wie Schlachter bzw. Fleischer, Bergleute, Fischer oder Bauern, häufiger an Mykosen erkranken.
Ja, sogar Schuhe mit luftdurchlässiger Gummisohle werden von Menschen mit stärkerem Fußschweiß als lästig empfunden und fördern bei ihnen die Fußpilzerkrankungen. Auch moderne Strümpfe aus Kunstfaser, wie beispielsweise Nylon und Polyesterfaser, haben neben vielen angenehmen auch eine unangenehme Eigenschaft, sie sind nämlich wasserabweisend. Dadurch kann der oben geschilderte Verdunstungsprozeß nicht ablaufen. Die moderne Strumpfindustrie hat deshalb bereits verschiedene Versuche unternommen, um diese Nachteile zu beseitigen, ohne dass aber bisher ein wesentlicher Erfolg zu verzeichnen war.
Außerdem bewirkt das feuchte Milieu an der Haut noch einen anderen Schaden. Es weicht nämlich allmählich die ziemlich feste, zusammenhängende Hornschicht auf, so dass die Pilze leicht eindringen können und in dem Eiweiß der Hornschicht einen guten Nährboden haben. Hornschicht und Fettfilm der Haut können auch durch andere Faktoren geschädigt werden. Zum Beispiel durch häufiges Händewaschen, Umgang mit Kalk und Zement oder durch Lösungsmittel wie Benzin, Benzol und anderes.
Behandlung & Vorbeugung von Fußpilz
Die Behandlung ist verhältnismäßig einfach, sollte jedoch trotzdem vom Arzt durchgeführt werden. Selbstbehandlungen mit verschiedenen antimykotischen Mitteln verschlimmern meistens die Erkrankung. Schwierig ist aber die Prophylaxe. Die Pilze sind nämlich ziemlich widerstandsfähig und können sich in Strümpfen oder Schuhen monatelang halten. Durch Sport, Baden, sowohl im Strandbad als auch im Hallenbad, Cluburlaub in Hotelanlagen und dergleichen, sind sehr viele Gelegenheiten zur Infektion und zur Verbreitung der Pilze gegeben. Auch gemeinsame Wasch- oder Duschräume in Schulen und Kindergärten fördern ihre Verbreitung.
Natürlich kann man deswegen nicht auf solche hygienischen Maßnahmen verzichten. Man sollte aber Gemeinschaftsräume nie mit nackten Füßen, sondern immer mit Badelatschen betreten. Die Desinfektion der Strümpfe und Schuhe ist problematisch, da man die Strümpfe und Schuhe nicht immer kochen kann. Doch bei den üblichen Waschverfahren werden die Pilze nicht abgetötet, und Desinfektionslösungen machen besonders die Damenstrümpfe unansehnlich. Chemische Desinfektionsmittel und Fuußpilz-Sprays rufen nicht selten Überempfindlichkeiten (Allergien) der Haut hervor. Es kommt also darauf an, einen Stoff zu finden, der an der Faser bzw. Schuh hängen bleibt, die Pilze gut abtötet und keine Allergie hervorruft.
Die Pharamaindustrie hat in Zusammenarbeit mit verschiedenen wissenschaftlichen Laboratorien Anstrengungen unternommen, um diese Probleme zu lösen. Die bisherigen Versuche sind recht günstig ausgefallen, so dass man wohl bald mit der Einführung Spezialstrümpfe rechnen kann, die besonders für leicht zu Pilzerkrankungen neigende Menschen eine große Hilfe und Erleichterung sein könnten.
Quellen
- Grünewald, K.: Theorie der medizinischen Fußbehandlung: Band 1. Neuer Merkur, München 2012
- Orfanos, C. E. et al.: Therapie der Hautkrankheiten. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2001
- Sterry, W. (Hrsg.): Kurzlehrbuch Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2011