Schwitzen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Schwitzen hat eine wichtige Bedeutung für den menschlichen Organismus, auch wenn es bei Wärme und körperlicher Ertüchtigung häufig als unangenehm empfunden wird.
Jedoch wird Schweiß von den meisten Menschen als störend wahrgenommen und mit verschiedenen Mitteln bekämpft. Übermäßige Schweißproduktion ist nicht nur belastend, sondern kann auch ein erstes Zeichen für eine Erkrankung darstellen.
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Was ist Schwitzen?
Als Schweiß bezeichnet der Mediziner den Ausstoß eines klaren Körpersekrets aus den gleichnamigen Schweißdrüsen. Über den Körper sind zwei Arten von Schweißdrüsen verteilt. Die abgesonderten Flüssigkeiten unterscheiden sich voneinander in Aussehen und Funktion.
Ekkrine Schweißdrüsen sind beim Menschen über den gesamten Körper verteilt. Der produzierte Schweiß ist farb- und geruchlos und besteht zu 99% aus Wasser. Weiterhin enthält er Lactat, Harnstoff und Aminosäuren sowie verschiedene Elektrolyte. Jeder, der sich nach schweißtreibenden Tätigkeiten über die Lippen geleckt hat, weiß um den sauren pH-Wert von Schweiß. Der Wert liegt bei etwa 4,5.
Apokrine Schweißdrüsen hingegen befinden sich im Genital- und Achselbereich sowie dem Bereich der Brustwarzen. Diese sondern eine nahezu pH-neutrales, eher milchiges Sekret ab, welches Lipide und Proteine enthält.
Der typische Schweißgeruch ist bei frischem Schweiß nicht gegeben und entsteht erst beim Abbau von Fettsäuren. Hierfür verantwortlich sind verschiedene körpereigene Bakterien. Hormonell bedingt kann bei Pubertierenden allerdings bereits frischer Schweiß einen Eigengeruch entwickeln. In der Regel hört dieses Phänomen allerdings mit Ende der Pubertät auf.
Funktion & Aufgabe
Das Schwitzen – die sogenannte Transpiration – hat die Funktion, die Körpertemperatur zu regulieren und Wärme abzugeben. Die Schweißschicht auf der Haut sorgt für Abkühlung und schützt vor Überhitzung. Deshalb ist starkes Schwitzen im Hochsommer normal.
Im Schnitt verliert der Mensch bei Normaltemperatur und ohne körperliche Anstrengung bereits bis zu 200 ml Schweiß am Tag. Die ekkrinen Drüsen können bis zu 14 l Schweiß am Tag produzieren. Daher ist bei hohen Temperaturen oder Sport eine vermehrte Flüssigkeitsaufnahme essenziell, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und Kreislaufprobleme zu verhindern.
Die normale Verdunstung auf der Hautoberfläche, gepaart mit der wasserdampfgesättigten Atemluft, bedingt einen täglichen Flüssigkeitsverlust von bis zu einem Liter Wasser am Tag. Der Körper produziert zudem unsichtbaren Schweiß, der die Haut feucht hält und dafür zuständig ist, den Säureschutzmantel der Haut aufrecht zu erhalten.
Eine andere Aufgabe des Schweißes ist seine Signalwirkung. Sexualduftstoffe (Pheromone) werden beim Schwitzen nach außen transportiert. Diese Duftstoffe fördern angeblich die sexuelle Erregung des Partners und kommen so der Fortpflanzung zugute. Bis heute ist allerdings nicht erwiesen, inwieweit diese Fähigkeit noch ausgeprägt ist.
Der Effekt der Schweißproduktion wirkt sich dennoch erwiesen auf das Verhalten der Menschen in der direkten Umgebung aus. So soll Angstschweiß beispielsweise Mitgefühl beim Mitmenschen auslösen. Laut Forschern verhielten sich in einem Testlauf Probanden dem Betroffenen gegenüber mit mehr Vorsicht.
Eine andere Signalwirkung des Schwitzens wird durch Stress hervorgerufen. In stressigen Situationen stößt der Körper Schweiß aus, der Adrenalin enthält. Die Prozesse, die sich unterdessen im Körper abspielen führen zur höheren Leistungsfähigkeit der Muskulatur. An emotionalen Stressreaktionen, die zum Schwitzen führen, sind auch die apokrinen Schweißdrüsen beteiligt. Nach Annahme von Wissenschaftlern steuern die ausgestoßenen, apokrinen Gerüchte die nicht-verbale Kommunikation.
In einigen Fällen hingegen kann starkes Schwitzen auf ein Ungleichgewicht im Körper oder auf Erkrankungen hinweisen. Übermäßige Schweißbildung sollte mit einem Arzt besprochen werden.
Krankheiten & Beschwerden
Der Begriff für diese Anomalie ist Hyperhidrose. Diese kann einerseits nur tagsüber, andererseits aber auch als Nachtschweiß auftreten. In manchen Fällen steckt hinter einer Hyperhidrose keine erkennbare, körperliche Ursache. Trotzdem wird sie für Betroffene als belastend empfunden und löst im Alltagsleben psychischen Stress aus, der die Symptome noch verstärken kann.
Ähnlich sieht es bei Nachtschweiß aus. Auch er kann harmlose Ursachen haben. Neben zu hoher Zimmertemperatur, sind Stress und Ängste immer wieder der Grund für nächtliches Schwitzen. Bisweilen müssen Betroffene nachts ihre Kleidung oder gar Bettwäsche und -laken wechseln, ohne einen ersichtlichen Auslöser zu kennen.
Auslöser können gestörte Schlafgewohnheiten, hormonelle Umstellungen oder Medikamente sein. Aber auch Infektionskrankheiten, Tuberkulose, manche Autoimmunerkrankungen oder verschiedene Tumore gehen mit nächtlichem Schweiß einher. In der Regel zeigen sich dann allerdings noch andere Symptome, die auf besagte Erkrankungen hinweisen. Allgemein kann verstärktes Schwitzen auch auf Schilddrüsenerkrankungen, Angst- und Nervenstörungen sowie andere Stoffwechselerkrankungen hindeuten.
Zudem kann kalter Schweiß ein ernstzunehmendes Alarmsignal sein. Treten plötzliche, kalte Schweißausbrüche zusammen mit ausstrahlenden Schmerzen in der Brust, Atemnot und Übelkeit auf, sollte umgehend der Notruf verständigt werden. Hierbei kann es sich um einen Herzinfarkt handeln, bei dem jede Sekunde zählt.
Je nach begleitender Symptomatik ist es immer sinnvoll, bei übermäßigem Schwitzen einen Arzt aufzusuchen. Sehr häufig sind harmlose Ursachen der Grund. Oftmals reicht bereits ein Gespräch mit dem Patienten aus, um eine erste Vermutung stellen zu können. Von Fall zu Fall wird der Mediziner andere Fachärzte heranziehen, um die Beschwerden zu bekämpfen. Neben der Befragung ist ein körperlicher Gesamtcheck sinnvoll, um verschiedene Erkrankungen auszuschließen.
↳ Weitere Informationen: 10 Tipps gegen Schwitzen
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016