Kamille
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Kamille, deren botanischer Name Matricaria recutita lautet, ist eine der am häufigsten verwendeten Heilpflanzen. Die Kamille, insbesondere in ihren zwei bekanntesten Formen – der echten Kamille (Matricaria chamomilla) und der römischen Kamille (Chamaemelum nobile) –, ist eine der ältesten und vielseitigsten Heilpflanzen der Welt. Charakterisiert durch ihre zarten, weißen Blüten und ihren unverwechselbar süßlichen Duft, findet Kamille seit Jahrhunderten Anwendung in der traditionellen Medizin.
Ihre Blüten enthalten ätherische Öle und andere Wirkstoffe, die für ihre beruhigenden, entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften geschätzt werden. Von der Linderung von Magen-Darm-Beschwerden über die Behandlung von Hautirritationen bis hin zur Förderung von Entspannung und Schlaf – Kamille ist eine wahre Schatzkiste der Naturheilkunde und ein Symbol für sanfte Heilung.
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Vorkommen & Anbau von Kamille
Ursprünglich wuchs die Kamille, deren Stängel bis zu 80 Zentimeter hoch werden kann, nur in Südeuropa. Mittlerweile jedoch ist die Kamille nahezu überall in Europa anzutreffen.
Auch in Nordamerika und auf dem australischen Kontinent aber wächst die Kamille vor allem an kargen Standorten. In Deutschland wächst diese ungehindert am Wegesrand und auf Äckern und wird von den Bauern gerne als "übles Unkraut" bezeichnet, da man sie kaum ausrotten kann. Blütezeit der Kamille sind die Monate Mai und Juni.
Die Blüte der Kamille ist charakteristisch weiß - reibt man die Blütenblätter leicht gegeneinander, entwickelt sich ein aromatischer Duft. Im Volksmund wird die Kamille auch gerne als Mutterkraut oder Kummerblume bezeichnet.
Kamille in der Natur finden
Kamille ist eine weit verbreitete Pflanze, die oft in Europa, Nordamerika und vielen anderen Teilen der Welt in der Natur zu finden ist. Sie wächst bevorzugt an sonnigen Standorten auf Wiesen, an Feldrändern, auf Brachland oder entlang von Wegen. Bei der Suche nach Kamille ist es wichtig, sie richtig zu identifizieren, um Verwechslungen mit ähnlich aussehenden Pflanzen zu vermeiden.
Echte Kamille (Matricaria chamomilla) erkennst du an ihren charakteristischen Merkmalen. Die Pflanze wird bis zu 60 cm hoch und hat fein geteilte Blätter, die leicht behaart sein können. Die Blüten sind besonders auffällig und ein gutes Erkennungsmerkmal. Sie haben weiße Blütenblätter, die radial um einen gelben, kegelförmigen Blütenboden angeordnet sind. Dieser Blütenboden ist hohl, wenn du ihn zwischen den Fingern fühlst, was ein unterscheidendes Merkmal zur ähnlich aussehenden Hundskamille ist, deren Blütenboden voll ist.
Beim Sammeln von Kamille ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Standorte nicht verschmutzt sind, etwa durch Straßenverkehr oder landwirtschaftliche Chemikalien. Auch sollte die Ernte nachhaltig erfolgen, indem nicht alle Pflanzen eines Standortes gepflückt werden, um die Population zu erhalten.
Es ist auch ratsam, die Pflanze an ihrem typischen Duft zu identifizieren; Kamille hat einen starken, süßlichen Geruch, der beim Zerreiben der Blüten intensiver wird. Die richtige Identifizierung ist entscheidend, da es Pflanzen gibt, die der Kamille ähnlich sehen, aber nicht die gleichen Eigenschaften oder Wirkstoffe besitzen.
Wirkung & Anwendung
Hauptsächlich wurde die Kamille in der Frauenheilkunde eingesetzt. Schon im Mittelalter half diese Wöchnerinnen - bis heute hat sich an der wohltuenden Wirkung der Kamille bei Beschwerden im Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus nichts geändert.
Heute ist besonders das ätherische Öl, welches aus den Blüten der Kamille gewonnen wird, beliebt. Für die Gesundheit von besonderer Bedeutung sind die in diesem Öl enthaltenen Wirkstoffe Matricin und alpha-Bisabolol. In einigen Arzneimitteln allerdings kommen auch die Wurzeln zum Einsatz. In den Blüten der Kamille wiederum sind wertvolle Flavonoide, Cumarine und Schleimstoffe enthalten.
Selbstverständlich schmeckt Kamille auch als Tee sehr gut und wird dann ebenso bei Magen- und Darmerkrankungen gerne verabreicht. Die Zubereitung von Kamillentee ist denkbar einfach: für eine Tasse werden drei Gramm Kamille mit kochendem Wasser überbrüht.
Man muss nicht unbedingt ärztliche Präparate kaufen, sondern kann die Blüten der Kamille auch selber pflücken und schließlich an einem luftigen und schattigen Ort trocknen. Die beste Zeit, die Blüten der Kamille zu pflücken, ist drei bis fünf Tage nach dem Blühen.
Welche Inhaltsstoffe kommen in der Kamille vor?
Kamille, insbesondere die echte Kamille (Matricaria chamomilla), ist reich an verschiedenen bioaktiven Inhaltsstoffen, die für ihre heilenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt sind. Diese Pflanze hat eine lange Tradition in der Volksmedizin und wird in vielen Kulturen zur Behandlung einer Vielzahl von Beschwerden genutzt.
Zu den wichtigsten Wirkstoffen der Kamille gehören:
- Ätherische Öle: Das wohl bekannteste ist Bisabolol sowie dessen Oxide und Azulene, einschließlich Chamazulen, das entzündungshemmende Eigenschaften besitzt und der Kamille ihre charakteristische blaue Farbe gibt. Diese Öle tragen zur beruhigenden und entzündungshemmenden Wirkung der Kamille bei.
- Flavonoide: Kamille enthält eine Vielzahl von Flavonoiden, darunter Apigenin, Quercetin und Luteolin. Flavonoide sind Antioxidantien, die zur Minimierung von Zellschäden durch freie Radikale beitragen und entzündungshemmende sowie antimikrobielle Eigenschaften besitzen.
- Cumarine: Diese Verbindungen unterstützen die Entspannung und können leicht schmerzlindernd wirken. Sie haben außerdem eine leichte blutverdünnende Wirkung.
- Polysaccharide: Sie spielen eine Rolle bei der Immunmodulation und können helfen, das Immunsystem zu stärken.
Die Kombination dieser Inhaltsstoffe macht Kamille zu einem vielseitigen Naturheilmittel, das bei einer Reihe von Beschwerden eingesetzt wird, darunter Magen-Darm-Probleme, Entzündungen, Hautirritationen und zur Förderung der Entspannung und des Schlafs. Die Vielfalt der enthaltenen Wirkstoffe und deren synergistische Wirkung sind der Grund, warum Kamille in der traditionellen und modernen Phytotherapie hoch geschätzt wird.
Bedeutung für die Gesundheit
Darüber hinaus wird das ätherische Öl der Kamille erfolgreich bei Magen- und Darmbeschwerden eingesetzt. Vor allem bei Völlegefühl und Sodbrennen wird dieses gerne verwendet. Doch auch bei Durchfall und Brechreiz kann man Kamille gut einsetzen.
Was viele nicht wissen: auch zum Inhalieren kann man die Kamille verwenden - dies wirkt besonders gut bei Erkältungen und Erkrankungen der Atemwege. Bei allen Entzündungen der Haut kann man Kamille sehr gut verwenden. Egal ob bei Zahnfleischentzündungen, Entzündungen im Genital- oder Analbereich oder auch bei Sonnenbrand - die Kamille ist ein wahrer Alleskönner.
Bäder und Umschläge eignen sich dann besonders gut. Lediglich im Bereich der Augen sollte die Kamille mit Vorsicht angewandt werden, da hier eine Bindehautentzündung entstehen könnte.
Einige wenige Patienten reagieren zudem allergisch auf die Kamille. Allerdings ist dies eher der Ausnahmefall - die meisten Patienten vertragen die Kamille sehr gut.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Obwohl Kamille weitgehend als sicher und gut verträglich gilt, gibt es einige potenzielle Nebenwirkungen und Wechselwirkungen, die bei ihrer Verwendung beachtet werden sollten. Diese sind überwiegend mild und treten selten auf, können aber bei empfindlichen Personen oder bei übermäßigem Gebrauch Bedenken hervorrufen.
- Allergische Reaktionen: Das wohl bedeutendste Risiko stellt die Möglichkeit allergischer Reaktionen dar, insbesondere bei Personen, die bereits auf andere Pflanzen der Familie der Korbblütler (Asteraceae) – wie Ragweed, Chrysanthemen oder Ringelblumen – allergisch reagieren. Symptome können Hautausschläge, Augenreizungen oder schwerere allergische Reaktionen umfassen.
- Wechselwirkungen mit Medikamenten: Kamille kann die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen. Insbesondere kann sie die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten verstärken, was das Blutungsrisiko erhöhen kann. Ebenso könnte sie die Effekte von Beruhigungsmitteln und Medikamenten gegen Bluthochdruck beeinflussen.
- Schwangerschaft und Stillzeit: Frauen, die schwanger sind oder stillen, sollten vor der Verwendung von Kamille Vorsicht walten lassen und ärztlichen Rat einholen. Kamille kann wehenfördernde Eigenschaften haben und sollte daher in der Schwangerschaft vermieden oder nur nach Absprache mit einem Arzt verwendet werden.
- Operationen: Da Kamille blutverdünnende Eigenschaften haben kann, wird empfohlen, sie vor chirurgischen Eingriffen zu meiden, um das Blutungsrisiko nicht zu erhöhen.
Im Allgemeinen ist Kamille bei moderatem Gebrauch für die meisten Menschen sicher. Wer jedoch aufgrund von Vorerkrankungen unter ärztlicher Behandlung steht, sollte vor der Anwendung von Kamille oder anderen Naturheilmitteln den Rat eines Arztes oder einer anderen qualifizierten Gesundheitsfachkraft einholen, um mögliche Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen zu vermeiden.
Quellen
- "Heilpflanzenpraxis Heute: Porträts - Rezepturen - Anwendung" von Siegfried Bäumler
- "Phytotherapy: A Quick Reference to Herbal Medicine" von Francesco Capasso, Timothy S. Gaginella
- "Medicinal Plants of the World: Chemical Constituents, Traditional and Modern Medicinal Uses" von Ivan A. Ross