Leitungswasseriontophorese
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Leitungswasseriontophorese wird hauptsächlich zur Behandlung der Hyper- und der Dyshidrosis an Hand- und Fußsohlen sowie an anderen definierten Hautarealen mittels Gleichstrom verwendet. Die Behandlung erfolgt entweder mit kontinuierlichem oder mit gepulstem Gleichstrom, wobei der gepulste Gleichstrom zwar angenehmer und auch für kleine Kinder geeignet ist, aber schwächere therapeutische Wirkung zeigt.
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Was ist die Leitungswasseriontophorese?
Die Leitungswasseriontophorese (LWI) besteht in einer Gleichstrombehandlung bestimmter Hautareale wie Handflächen und Fußsohlen mittels geeigneter Geräte. Die gebräuchlichsten Geräte bestehen aus zwei kleinen Wannen, in denen je eine flächige Elektrode platziert ist mit der Größe einer Fußsohle, so dass die Füße oder Hände darauf bequem Platz finden.
Das Leitungswasser in den beiden Schalen dient lediglich als Kontaktmedium zwischen den Elektroden und der Haut. Alternativ können für die Behandlung anderer Hautareale zwei mit Leitungswasser getränkte Schwammelektroden Verwendung finden. Die Leitungswasseriontophorese kann wahlweise mit kontinuierlichem oder mit gepulstem Gleichstrom zur Behandlung einer übermäßigen Schweißproduktion (Hyperhidrose und Dyshidrose) erfolgen.
Da die Iontophorese mit gepulstem für weniger wirksam erachtet wird, kommt für die Behandlung einer stark ausgeprägten Hyperhidrosis nur kontinuierlicher Gleichstrom zur Anwendung. Die Wirksamkeit der Leitungswasseriontophorese hinsichtlich Verminderung der Schweißproduktion in den behandelten Arealen ist zwar nachgewiesen, aber die physiologischen Vorgänge des Wirkprinzips sind noch nicht restlos verstanden und werden kontrovers diskutiert.
Funktion, Wirkung & Ziele
Sie beruht vielmehr auf einer Fehlsteuerung, die durch eine Hormonstörung (z.B. Schilddrüsenüberfunktion) hervorgerufen wird oder auf einer übermäßigen Stimulation sympathischer Nervenfasern, die die betroffenen Schweißdrüsen zu krankhafter Überproduktion anregen. Auch bei einer weniger schwerwiegenden Dyshidrosis, die sekundäre Erkrankungen wie Hand- und Fußekzeme, rezidivierende Pilzinfektionen oder multiple Warzenbildung im Gepäck mit sich führen, kann eine Leitungswasseriontophorese Linderung und Heilung bringen. Ein weiteres Anwendungsgebiet der LWI ist die Behandlung der Keratoma sulcatum, die durch eine bakterielle Infektion verursacht wird. Die Hornhaut an den Fußsohlen ist mit kleinen, wurmstichartigen Löchern übersät.
Auch diese Krankheit wird durch eine Hyperhidrose begünstigt und erst ermöglicht. Standardmäßig wird bei der Anwendung der LWI mit kontinuierlichem (galvanischem) Gleichstrom gearbeitet, weil sich dadurch erfahrungsgemäß die besten Erfolge erzielen lassen. Ein gepulster Gleichstrom kommt nur zur Anwendung, falls es sich bei dem Patienten um ein kleines Kind handelt oder um eine Person, die hypersensibel of den kontinuierlichen Gleichstrom reagiert. Über das eigentliche Wirkprinzip der LWI und warum das Verfahren höchst erfolgreich ist, herrscht noch keine Einigkeit unter den Fachleuten.
Eine der Hypothesen geht davon aus, dass durch den schwachen Gleichstrom der Ionentransport im sekretorischen Knäuel der Schweißdrüsen gestört wird und die Drüsen dadurch nicht effektiv auf die „Befehle“ der sympathischen Nervenfasern reagieren können. Nach einer anderen Hypothese kommt es zu einer Akkumulation von Wasserstoffionen in den Ausführungsgängen der Drüsen, so dass ein niedriger pH-Wert entsteht, der zu Schädigungen in den Ausführungsgängen führt. Nach einer dritten Theorie nehmen die im Leitungswasser gelösten positiven Kationen und negativen Anionen Einfluss auf die Membranpotenziale, so dass eine Desensibilisierung der Zellen erreicht wird, was sich in einer Normalisierung der Schweißsekretion zeigt.
Eine LWI-Therapie erstreckt sich in der Regel auf einen Zeitraum von 5 bis 6 Wochen bei einer drei- bis fünfmaligen Anwendung pro Woche während der Initialphase. Eine einzelne Anwendung dauert etwa 10 bis 15 Minuten. Während der späteren „Erhaltungsphase“ reicht eine ein- bis zweimalige Anwendung pro Woche aus. Die Erhaltungsphase muss nachgeschaltet werden, weil die Desensibilisierung der Schweißdrüsen reversibel ist und sich ohne eine nachgeschaltete Behandlung die Hyperhidrose wieder einstellen würde. Die Therapie ist sehr gut für Anwendungen zu Hause geeignet und gestaltet sich dann auch sehr kostengünstig, abgesehen von der Anschaffung eines Gerätes. Ziel der Behandlung ist es immer, die Schweißproduktion an den von der Hyperhidrose betroffenen Hautpartien auf ein Normalmaß zu reduzieren.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Die Plattenelektroden in den kleinen Wannen sind entweder aus nickelfreiem Material oder sogar aus neutralem Silikon gefertigt, so dass auch Patienten mit einer Nickelallergie keine Befürchtung auf eine allergische Reaktion haben müssen. Das gilt auch für Personen, die bei Kontakt mit Chrom oder anderen Metallen allergische Reaktionen zeigen. Sie sollten ausschließlich Geräte mit Silikonelektroden verwenden. Bei unsachgemäßer Handhabung und plötzlichem Eintauchen der Hände oder der Füße in die Schale mit den Elektroden kann es zu einem milden Stromschlag (Weidezauneffekt) kommen.
Ansonsten ist die Behandlung völlig schmerzfrei, bis auf ein leichtes Kribbeln, das bei hoher Betriebsstufe des Gerätes von sensitiven Patienten wahrgenommen werden kann oder es kommt in unregelmäßigen Abständen zu einem leichten Zucken einzelner Muskelstränge. Weil für Schwangere keine Daten vorliegen, ist für sie die LWI kontraindiziert. Das gilt ebenso für Personen, denen ein elektronisches Gerät, beispielsweise ein Herzschrittmacher, implantiert wurde. In der Nähe der behandelten Hautpartien sollten sich keine metallischen Implantate befinden, da sie sich erhitzen könnten.
Quellen
- Achenbach, R. K.: Hyperhidrosis. Steinkopff-Verlag, Darmstadt 2004 - Schweiß
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Orfanos, C. E. et al.: Therapie der Hautkrankheiten. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2001