Lernfähigkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Entgegen vieler Ansichten sind Menschen zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens lernfähig. Selbst in hohem Alter lässt sich etwas Neues beginnen – vorausgesetzt der Geist bleibt aktiv und gewährleistet so die Lernfähigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Lernfähigkeit?

Entgegen vieler Ansichten sind Menschen zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens lernfähig. Selbst in hohem Alter lässt sich etwas Neues beginnen.

Lernen aktiviert bestimmte Prozesse in unserem Gehirn: Wird es regelmäßig mit neuen Informationen gefüttert, baut es vorhandene Verbindungen aus und knüpft wiederum neue.

Durch seine sehr große Speicherkapazität ist unser Kopf in der Lage, eine große Menge an neuem Wissen aufzunehmen. Dabei hängt die allgemeine Fähigkeit zum Lernen nicht nur von der Intelligenz ab, sondern von weiteren individuellen Charaktereigenschaften eines Menschen: Besitzt er zum Beispiel die Ausdauer, das Interesse und Fleiß? Ist er neugierig und ehrgeizig? Ist er überhaupt bereit zu lernen und etwas zu leisten? Verfügt er außerdem über die Fähigkeit, nachhaltig und effektiv zu arbeiten?

Funktion & Aufgabe

Die individuelle Fähigkeit eines Menschen Wissen aufzunehmen, erfährt mit zunehmendem Alter eine Umstrukturierung. Die Befähigung, Informationen ins Kurzzeitgedächtnis aufzunehmen und dort zu speichern, ist im Kindes- und Jugendalter am stärksten und verringert sich schrittweise im Laufe eines Lebens.

Allerdings lernen Kinder in der Regel weniger intensiv und effektiv als Erwachsene. So können reifere Menschen nachweislich geeignete Lernmethoden besser anwenden und zeigen sich in vielen Fällen motivierter als jüngere.

Die Lernfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen bedeutet aber neben der reinen Aufnahme von Wissen auch, mit zunehmender Reife in die Gesellschaft hineinzuwachsen. Dieser sogenannte Sozialisierungs-Prozess bedeutet vor allem, dass ein Heranwachsender zunehmend in der Lage ist, den Erwartungen und Normen von Familie, Schule und Beruf zu entsprechen und sich erfolgreich in die Gesellschaft einzufügen.

Die Schwierigkeit bei diesem Prozess besteht darin, die richtige Balance zu finden zwischen den Bedürfnissen des Umfeldes und den eigenen Wünschen und Erwartungen. Erreichen Menschen im Laufe ihres Lebens ein ausgewogenes Verhältnis zwischen beiden Polen, haben sie gelernt, eine eigene Identität zu entwickeln und zugleich innerhalb der Gesellschaft erfolgreich zu agieren.

Der Grundstein für eine gute Lernfähigkeit wird schon in der frühen Kindheit gelegt. Versorgen die Eltern ihre Kinder in dieser Zeit mit einem breiten Angebot an neuen Anregungen, erhöht sich die Neugier. Diese wiederum regt den Ehrgeiz an, weitere Dinge in Erfahrung zu bringen und diese zu erlernen.

Bevor aber bei einem Kind Interesse auf Neues geweckt wird, sollte es mit seiner eigenen Umgebung bestens vertraut sein. Denn: Bekommt ein Kind anregende Neuigkeiten in einem vertrauten Rahmen präsentiert, kann es sich Schritt für Schritt neues Verhalten und Wissen aneignen, anstatt durch zu viel Neues überfordert und verängstigt zu sein.


Krankheiten & Beschwerden

Ob ein Mensch im Laufe seines Lebens allerdings auch bereit ist, mit Hilfe seiner Lernfähigkeit etwas zu leisten, hängt zusätzlich von seiner Motivation ab. Eine Leistungsmotivation ergibt sich u.a. aus den zwei Faktoren „Hoffnung auf Erfolg“ und „Furcht vor Misserfolg“. Überwiegt die Aussicht auf Erfolg, erscheint einem Menschen die gestellte Aufgabe subjektiv eher leicht; besteht hingegen eine starke Angst vor dem Versagen, wird die Arbeit als überwiegend schwer empfunden.

Auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern wirkt sich auf die Lernfähigkeit von Heranwachsenden aus. Weil Kinder ihr Bild von sich selbst sehr von äußeren Einflüssen abhängig machen, sind sie oftmals sehr empfänglich für Bewertungen der Lehrer. Diese Beurteilungen wirken sich erwiesenermaßen sehr stark auf die Lernmotivierung und -fähigkeit aus. Erlebt ein Kind in der Schule viele Misserfolge und schlechten Beurteilungen, verändert sich das Selbstbild entsprechend in die negative Richtung. Diese Aussichtslosigkeit senkt in Folge seine Fähigkeit und Freude, Neues aufzunehmen.

Um in jedem Lebensalter die Lernfähigkeit und die geistige Frische zu erhalten, können eine Reihe von Maßnahmen helfen. Menschen, die regelmäßig viel lesen, ein Musikinstrument spielen und ein aktives Sozialleben führen, sorgen dafür, dass ihr Gehirn immer aktiv bleibt. Auch eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen fördert die Fähigkeit, neues Wissen aufzunehmen.

Insgesamt ein Fünftel des täglichen Energiebedarf benötigt das Gehirn. Um über einen längeren Zeitraum konzentriert arbeiten zu können, helfen Kohlenhydrate im Vollkornbrot, in den Haferflocken, in Kartoffeln oder im Vollkornreis. So wurde nachgewiesen, dass zB auch die Pflanzenstoffe im Brokkoli die Nervenzellen im Gehirn schützen.

Wer zudem zwei bis drei Liter Wasser, Tee oder ungesüßte Schorle zu sich nimmt, versorgt seinen Kopf und den Körper mit genügend Sauerstoff und kann auf diese Weise Konzentrationstiefs entgehen.

Eine weitere Schutzfunktion erfüllt der Botenstoff BDNF. Weil dieser Stoff bei sportlicher Aktivität vermehrt ausgeschüttet wird, verfügen gerade sportliche Menschen über eine besonders hohe Lernfähigkeit und Auffassungsgabe bis ins hohe Alter. Des Weiteren gilt es als erwiesen, dass Sport Erlerntes festigt und die Informationen länger im Gedächtnis bleiben.

Eine große Anzahl an Gehirnjogging-Programmen bieten gerade Menschen ab dem 30. Lebensjahr individuelle Unterstützung bei ihrer Lernfähigkeit. Denn während dem einen das Erlernen einer neuen Sprache besonders Freude macht, liegt dem anderen ein neues Computerdenkspiel: Wichtig beim Gehirntraining ist vor allem, dass die Denkaufgabe Spaß macht oder auch ein langfristiges Ziel verfolgt. Lernen wir zum Beispiel eine Sprache für den nächsten Urlaub, erhöht sich dadurch nicht nur die Motivation, sondern auch die Lernleistung.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010

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