Morbus Köhler II

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Morbus Köhler II wird eine aseptische Nekrose des Knochens (vorwiegend handelt es sich um den Mittelfußknochen bzw. die Segmente II bis IV) beschrieben. Vor allem tritt Morbus Köhler II, im Gegensatz zu Morbus Köhler I, hauptsächlich bei jungen Frauen Mädchen auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Morbus Köhler II?

In den meisten Fällen führt der Morbus Köhler II in erster Linie zu starken Schmerzen und zu anderen unangenehmen Beschwerden an den Füßen. Die Schmerzen können dabei brennend oder stechend sein und vor allem in der Nacht zu Schlafstörungen führen.
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Morbus Köhler II stellt eine aseptische Knochennekrose des 2. Mittelfußköpfchens dar.

Vor allem sind Mädchen betroffen, die zwischen 12 und 18 Jahre alt sind.

Die Ursachen für die Erkrankung sind bislang nicht hinreichend geklärt.

Die Krankheit ist auch unter den Synonymen Morbus Köhler-Freiberg, Morbus Freiberg Köhler, Juvenile Osteochondrose des Metatarsus oder auch Osteochondrose der Metatarsalköpfchen bekannt.

Ursachen

Aus welchen Gründen Morbus Köhler II entsteht, ist bislang nicht geklärt. Mediziner gehen jedoch davon aus, dass mitunter zu enge oder auch hochhackige Schuhe sehr wohl die Erkrankung begünstigen können. Jedoch konnte diese Theorie noch nicht eindeutig belegt werden. Mitunter wird auch die Theorie der Überbelastung vertreten.

Wird der Knochen dauerhaft überbelastet, stellt dies einen begünstigenden Faktor für Morbus Köhler II dar. Auch ein Trauma, welches in weiterer Folge eine Fehlstellung des Fußes verursacht, kann mitunter Morbus Köhler II auslösen. Jedoch handelt es sich dabei lediglich um Theorien; auch die Ursache, warum Morbus Köhler I auftritt, konnte bislang nicht zu 100 Prozent geklärt werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Betroffene klagt zunächst über Schmerzen im Fuß. Die Schmerzen treten vorwiegend dann auf, wenn der Fuß belastet wird. Eltern und Mediziner können jedoch keine äußerliche Verletzungen oder Veränderungen wahrnehmen; mitunter ist der einzige Hinweis eine Schwellung in der betroffenen Region.

Es ist möglich, dass die Schwellung auch im vorderen Bereich auftritt; die Schwellung wird stärker, wenn der Fuß weiterhin, obwohl er Schmerzen verursacht, belastet wird. Betroffene geben an, dass Abrollbewegungen Schmerzen verursachen; im fortgeschrittenen Stadium von Morbus Köhler II tritt das klassische Schmerzhinken auf, das in weiterer Folge zu einer Schonhaltung beziehungsweise einem Schongang führt.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Liegt der Verdacht von Morbus Köhler II vor, muss der Mediziner verschiedene Untersuchungen durchführen, damit die Verdachtsdiagnose gesichert werden kann. Dazu wird ein Röntgenbild des Fußes angefertigt. Der Fuß wird einmal von der Seite und dann von oben geröntgt. Während bei Morbus Köhler I eine Verschmälerung sowie Verdichtung des Kahnbeins sichtbar ist, erkennt der Arzt bei Morbus Köhler II eine Abflachung und auch Verkürzung des Mittelfußknochens.

Befindet sich Morbus Köhler II bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, kann der Mediziner etwaige Veränderungen des sogenannten Zehengrundgelenks erkennen. Jene Veränderung sorgt in weiterer Folge auch für die starken Schmerzen beim Gehen beziehungsweise Abrollen. Wichtig ist, dass - wenn bereits erste Veränderungen des Zehengrundgelenks erkennbar sind - hier Therapien durchgeführt werden, damit eine weitere Schädigung verhindert werden kann.

Nur so bleiben dem Patienten etwaige Dauerschäden erspart. Der Krankheitsverlauf hängt vor allem davon ab, ob und wie schnell eine sogenannte Revaskularisation des Knochens stattfindet. Aus diesem Grund ist es von Vorteil, wenn die Diagnose im früheren Stadium gestellt wird. Operationen sind im Regelfall erforderlich; dies auch, weil Morbus Köhler II im Regelfall relativ spät diagnostiziert wird.

In vielen Fällen können die Schäden nicht derart behoben werden, dass der Ursprungszustand erzielt wird, sodass der Patient sein restliches Leben leichte Beschwerden verspürt. In Ausnahmefällen muss die Fußsohle versteift werden, was mitunter Einschränkungen in der Mobilität bedeuten.

Komplikationen

In den meisten Fällen führt der Morbus Köhler II in erster Linie zu starken Schmerzen und zu anderen unangenehmen Beschwerden an den Füßen. Die Schmerzen können dabei brennend oder stechend sein und vor allem in der Nacht zu Schlafstörungen führen. Nicht selten führen Schlafbeschwerden zu einer Gereiztheit des Patienten und können die Belastbarkeit deutlich verringern.

Die Betroffenen fühlen sich durch die Krankheit müde und abgeschlagen und nehmen in der Regel nicht aktiv am Leben teil. Vor allem bei der Belastung der Füße treten die Schmerzen auf, sodass es zu deutlichen Einschränkungen und Beschwerden bei der Bewegung kommt. Kinder können Sportarten nicht mehr ausüben und es kommt durch den Morbus Köhler II zu einer Störung der Entwicklung. Nicht selten kommt es am Fuß auch zu einer starken Schwellung, die den Alltag des Patienten deutlich erschwert.

Bei der Behandlung von Morbus Köhler II kommt es nicht zu besonderen Komplikationen. Die Beschwerden können entweder durch einen operativen Eingriff oder durch verschiedene Therapien relativ gut eingeschränkt und verringert werden. In der Regel darf der Betroffenen seinen Fuß allerdings nicht mehr besonders stark belasten. Die Lebenserwartung wird durch diese Krankheit allerdings nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

An Morbus Köhler II erkranken vorrangig Mädchen in einem Alter zwischen zwölf und achtzehn Jahren. Stellen sich bei den Betroffenen dieser Risikogruppe gesundheitliche Veränderungen oder Unregelmäßigkeiten ein, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Schmerzen im Fuß, optische Auffälligkeiten des Fußes oder der Zehen sowie eine Veränderung der Fortbewegung sind ärztlich untersuchen zu lassen. Auf die Einnahme eines Schmerzmedikaments ist bis zur Rücksprache mit dem behandelnden Arzt vollständig zu verzichten. Charakteristisch ist für die Erkrankung, dass oftmals äußerlich keine Verletzungen festgestellt werden können. Dennoch sind Schwellungen oder leichte Verdickungen Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung.

Ein Arztbesuch ist anzuraten, sobald es zu einer verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit kommt oder sportliche Aktivitäten nicht mehr wie gewohnt wahrgenommen werden können. Nimmt der Betroffene aufgrund der Beschwerden eine Schonhaltung ein, kommt es insgesamt zu einer Schiefhaltung des Körpers oder stellt sich ein Humpeln ein, wird ein Arzt benötigt.

Treten neben den körperlichen Symptomen auch emotionale oder seelische Auffälligkeiten ein, wird ein Arztbesuch empfohlen. Obgleich sich der Betroffene in der Pubertät befindet, können ein Rückzug aus dem sozialen Leben, Verhaltensänderungen oder Stimmungsschwankungen auch Hinweise für eine zusätzliche gesundheitliche Störung sein, die untersucht und abgeklärt werden sollte.

Behandlung & Therapie

Bei Morbus Köhler II stehen dem Mediziner zwei Therapiemöglichkeiten zur Verfügung: konservativ und operativ. Entscheidet sich der Mediziner für eine konservative Therapie, wird vorwiegend auf die Durchblutungsförderung und auch Entlastung des Fußes geachtet.

Wird Morbus Köhler II im Frühstadium erkannt beziehungsweise liegt nur eine geringe Symptomatik vor und sind die Beschwerden derart gering, dass keine tatsächlichen Einschränkungen gegeben sind, kann ein Sportverbot und eine Ruhigstellung des Fußes (etwa durch entlastende Verbände) positiv sein. Mitunter kann der Mediziner auch einen Unterschenkelgipsverband anlegen, der nach sechs Wochen entfernt wird.

Weitere Möglichkeiten, die im Rahmen der konservativen Therapie zur Verfügung stehen, sind Einlagenversorgungen oder auch physiotherapeutische Maßnahmen. Auch durchblutungsfördernde Methoden, etwa durch das Auftragen bestimmter Salben, können für eine Linderung der Beschwerden und auch für eine direkte Behandlung von Morbus Köhler II sorgen.

Bleibt jedoch der Erfolg im Rahmen der konservativen Therapie aus oder wurde Morbus Köhler II erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, muss der Mediziner eine operative Behandlung in Betracht ziehen. Noch vor einigen Jahren wurden Bohrungen durchgeführt; heute weiß die Medizin, dass jene Operationstechnik keine überzeugenden Ergebnisse mit sich brachte.

Liegt ein geringer Gelenkverschleiß vor, wird vorwiegend eine Gelenktoilette gesetzt. Besteht eine degenerative Veränderung an der oberen Hälfte des Metatarsalköpfchens, erfolgt eine dorsale Keilosteotomie mit Fixation. Jene Methode hat sich behauptet und wird vorzugsweise angewandt, wenn der Mediziner der Ansicht ist, dass nur noch eine Operation tatsächlich die Lebensqualität des Patienten steigern kann.


Aussicht & Prognose

Morbus Köhler II wird meist in einem späten Stadium diagnostiziert, was geringe Heilungsaussichten mit sich bringt. Betroffene müssen daher mit Einschränkungen klarkommen. In der Regel findet eine Operation statt, wodurch Ärzte den Ursprungszustand aber nicht wiederherstellen können. Die Prognose ist daher durchwachsen. Bestimmte Sportarten und dauerhafte Belastungen sind anschließend zu meiden. Eine Verkürzung der Lebenszeit ergibt sich aus der Morbus Köhler II hingegen nicht.

Die Erkrankung taucht vor allem bei Mädchen auf. Auf einen männlichen Patienten kommen nach statistischen Erhebungen vier weibliche. Das größte Risiko für Beschwerden liegt zwischen dem 12. und 18. Lebensjahr. Wird eine Behandlung ausgeschlagen, entsteht im Erwachsenenalter regelmäßig eine Arthrose. Schmerzen bei Belastung, aber auch bei einer Ruhelage sind täglich gegeben. Viele Patienten müssen Hilfsmittel wie Einlagen verwenden, um einen beschwerdefreien Bewegungsablauf zu realisieren.

Die besten Aussichten ergeben sich, insofern Morbus Köhler II vor der Ausbildung einer Arthrose diagnostiziert wird. Versteifungen lassen sich nicht in jedem Fall beheben. Konservativen Verfahren sind grundsätzlich zu bevorzugen. Sie erlauben im Frühstadium den besten Behandlungserfolg ohne einen chirurgischen Eingriff.

Vorbeugung

Auf Grund der Tatsache, dass bislang keine Ursachen bekannt sind, können keine vorbeugenden Maßnahmen gesetzt werden, damit Morbus Köhler II verhindert werden kann. Ratsam ist, dass, wenn bereits erste Anzeichen darauf schließen lassen, dass es sich mitunter um Morbus Köhler II handeln könnte, sofort ein Arzt kontaktiert wird. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto höher stehen die Chancen auf einen positiven Krankheitsverlauf und eine gute Prognose.

Nachsorge

Nach dem Abschluss einer Therapie sind die Patienten darauf angewiesen, ihre Füße regelmäßig untersuchen zu lassen. Ein Orthopäde überprüft durch das Abtasten des Mittelfußes (Palpation) und durch Bildgebende Verfahren wie eine Röntgenaufnahme, ob es zu einer Entlastung der Mittelfußköpfchen kommt. Ist es durch die Krankheit zur Aufweichung der Knochen gekommen, überprüft der Arzt außerdem, ob nach der Behandlung eine Verfestigung in der Knochenstruktur festzustellen ist.

Eventuell fertigt der Arzt auch ein Blutbild an, um eventuelle Anzeichen von Bakterien festzustellen. In den meisten Fällen wird auf diesen Schritt aber verzichtet. Deutlich wichtiger ist, dass regelmäßig überprüft wird, ob eine verordnete Weichpolstereinlage oder eine Schuhzurichtung in Form einer Schmetterlingsrolle noch ausreichend Entlastung bietet.

Da sich die Weichpolsterung unter dauerhaften Belastung mit der Zeit zusammendrückt, benötigen Patienten nach einer Morbus Köhler II Erkrankung regelmäßig neue Einlagen beziehungsweise eine neue Weichpolsterung der Schuhe. Wenn das Polster zu abgenutzt ist, besteht das Risiko, dass die Mittelfußköpfchen wieder übermäßig beansprucht werden. Dadurch kann es trotz einer abgeschlossenen Therapie zum erneuten Auftreten der Krankheit kommen.

Um die Durchblutung der Füße dauerhaft zu verbessern, erhalten Patienten häufig auch eine Reihe von kleinen Übungen für Zuhause, damit sie ihre Füße bewegen und entlasten. Auf diese Weise lässt sich die Gesundheit der Füße zusätzlich verbessern.

Das können Sie selbst tun

Bei Morbus Köhler II steht es für die Betroffenen im Vordergrund, Entlastung für den Fuß zu schaffen. Dazu kann eine Schuhzurichtung, genannt "Schmetterlingsrolle" helfen, bei der der Bereich unter den schmerzenden Mittelfußknochen sehr weich gepolstert wird. Dadurch entsteht kein Druckschmerz beim Laufen und die Füße können leichter abrollen. Weichpolster-Einlagen für die Schuhe können ebenfalls zur Entlastung beitragen.

Um die Durchblutung der Fußknochen zu fördern, ist Fußgymnastik sehr wichtig. Massagegeräte wie der Igelball werden gerne eingesetzt, um durch kleine Druckpunkte anregend auf die Durchblutung zu wirken und gleichzeitig die Muskeln unter den Knochen zu trainieren. Die Patienten können kleine Übungen bequem zu Hause machen, da sie wenig Zeit und wenig Anstrengung erfordern. Auch Fußbäder und Quarkwickel können helfen.

Am Wichtigsten ist allerdings, dass die Betroffenen die Füße nicht unnötig belasten. Sport oder dauerhafte stehende Aktivitäten sind zu vermeiden, bis die Durchblutung der Knochen sich wieder gebessert hat. Für Frauen gilt zudem, dass sie keine hochhackigen Schuhe tragen dürfen, sondern eher Schuhe mit flachen Absätzen verwenden. Außerdem sollten die Füße öfter hochgelegt oder durch ein kurzes Hinsetzen entlastet werden, um eine Verschlimmerung von Morbus Köhler II zu verhindern.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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