Mullbinde
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als eine Mullbinde wird ein nicht steriles Verbandsmittel bezeichnet, mit dem sich zum Beispiel Wunden abdecken lassen. Da diese in früheren Zeiten nicht elastisch waren, muss die Mullbinde eigentlich von den heute bekannten elastischen Binden unterschieden werden. Allerdings sind mittlerweile die meisten Mullbinden wenigstens teilweise elastisch.
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Was ist eine Mullbinde?
Der Begriff Mullbinde stammt noch aus früheren Zeiten. Damals bestanden Verbandsmittel, mit denen Wunden oder Verletzungen verbunden wurden, noch überwiegend aus Binden, die aus dem Material Mull bestanden. Das Wort 'Mull' entspringt über Umwege aus dem Hindi und leitet sich vom Wort 'malmal' ab. Dieses bedeutet auf Deutsch 'sehr weich'.
Die ersten Mullbinden wurden an Soldaten vergeben, die diese als Schnellversorgung stets bei sich trugen. Mull wird oft auch Gaze genannt. Hierbei handelt es sich um ein sehr leichtes und dünnes Gewebe. Dieses entsteht dadurch, dass die Fäden sehr fein miteinander verdreht und verwebt werden.
Heute wird das Material in verschiedensten Ausführungen angeboten und kann somit fester, feiner und auch flexibler sein. Da es früher jedoch nur die unelastische Mullbinde gab, mussten verschiedene Verbandstechniken erlernt werden, damit der Wundverband an Ort und Stelle blieb. Die meisten dieser Techniken sind heute nur noch bedingt bekannt.
Geschichte
Die Geschichte der Mullbinden reicht weit zurück in die Antike, als Stoffbandagen erstmals zur Wundversorgung verwendet wurden. Bereits im alten Ägypten nutzten die Menschen Leinen, um Verletzungen zu verbinden und zu schützen. Im antiken Griechenland und Rom wurden Bandagen ebenfalls verwendet, meist aus Leinen oder anderen natürlichen Fasern, um Wunden zu bedecken und die Heilung zu fördern.
Die moderne Mullbinde, wie wir sie heute kennen, begann sich im 19. Jahrhundert zu entwickeln, als medizinische Versorgungssysteme professioneller wurden. Der Begriff „Mull“ stammt vom arabischen Wort „mūl“ ab, das ursprünglich einen dünnen, leichten Stoff bezeichnete. Mit der Industrialisierung und der Entwicklung der Textilindustrie konnte Mull in großen Mengen produziert werden, was die Verwendung von Mullbinden in der Medizin standardisierte.
Joseph Lister, ein Pionier der antiseptischen Chirurgie, trug im 19. Jahrhundert entscheidend zur Verbreitung von sterilen Mullbinden bei. Durch seine Erkenntnisse über die Vermeidung von Infektionen begann man, Mullbinden zu sterilisieren, um die Ausbreitung von Bakterien zu verhindern. Im 20. Jahrhundert wurde Mull weiterentwickelt, um sterile, saugfähige und atmungsaktive Materialien zu schaffen, die in der modernen Wundversorgung unverzichtbar geworden sind.
Vorteile & Nutzen
Mullbinden bieten gegenüber vergleichbaren Produkten zahlreiche Vorteile, die sie zu einem wichtigen Bestandteil der Wundversorgung machen. Einer der größten Vorteile ist ihre hohe Atmungsaktivität. Mullbinden bestehen aus locker gewebtem Material, das Luftzirkulation ermöglicht, was die Heilung von Wunden fördert und das Risiko von Infektionen verringert. Gleichzeitig sind sie saugfähig, sodass sie Flüssigkeiten wie Blut oder Wundsekret effektiv aufnehmen können, ohne die Wunde zu verschließen.
Ein weiterer Vorteil ist ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Mullbinden lassen sich leicht in verschiedenen Lagen und um Körperteile unterschiedlicher Form wickeln. Sie passen sich der Körperkontur an, was sie ideal für ungleichmäßige oder schwierige Stellen wie Gelenke macht. Dadurch bieten sie auch eine gewisse Stabilität und Schutz für verletzte Körperstellen, ohne die Bewegungsfreiheit stark einzuschränken.
Mullbinden sind zudem in der Regel kostengünstig und in verschiedenen Größen erhältlich, was sie zu einer praktischen Option für den breiten Einsatz in der medizinischen und häuslichen Versorgung macht. Da sie in sterilen und unsterilen Varianten verfügbar sind, können sie sowohl für sterile Wundverbände als auch zur Fixierung anderer Verbände eingesetzt werden.
Formen, Arten & Typen
Wie bereits erwähnt, ist die Mullbinde als solche heute in den verschiedensten Ausführungen vertreten. In den meisten Fällen unterscheidet sie sich durch ihre Festigkeit und Flexibilität. Es gibt immer noch sehr dünne und leichte Mullbinden, die zum Beispiel bevorzugt bei druckempfindlichen Wunden verwendet werden – zum Beispiel bei leichten Verbrennungen. Diese müssen oft vor Keimen und schädlichen Einflüssen von außen geschützt werden, was einen stabilen und sicheren, aber auch leichten und sanften Verband notwendig macht, der angenehm zu tragen ist. Verletzungen die stabilisiert werden müssen, werden mit festem und somit oft auch mit dickem Material versorgt.
Zudem wird die Mullbinde heute meistens nur noch als Fixierung für keimfreie Wundauflagen verwendet. Wunden und Verletzungen, die steril verbunden werden müssen, werden meist mit sterilen Verbandsmitteln versorgt. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass die Binden oder Auflagen einzeln und steril verpackt sind. Auch dabei werden Mullbinden verwendet, die beispielsweise fest mit einer keimfreien Auflage verbunden sind. Das Material ist dann oft etwas fester und flexibler als bei einer gewöhnlichen Mullbinde.
Darüber hinaus gibt es Mullbinden heute in verschiedenen Farben, in verschiedenen Breiten und Längen und sogar in selbstklebender Form. So soll sichergestellt werden, dass es für jeden Einsatzzweck die richtige Mullbinde gibt.
Aufbau & Funktionsweise
Eine Mullbinde oder auch Gaze, wie sie beispielsweise in der Schweiz genannt wird, besteht meistens aus einem durchschnittlich etwa 4 bis 6 Zentimeter breiten und 2 bis 4 Meter langen Streifen. Dieser ist zu einer Rolle aufgerollt. Dadurch kann die Mullbinde als Verband schnell und unkompliziert um ein Körperteil herum angelegt werden, an dem sich eine Wunde oder eine andere Verletzung befindet.
Meistens werden keimfreie Auflagen oder Kompressen mit Salben mittels einer Mullbinde auf Verletzungen und Wunden fixiert. Die Art der Wunde oder Verletzung, die versorgt werden muss, entscheidet dabei in der Regel, welche Art von Binde am besten geeignet ist. Verletzungen wie verstauchte oder gezerrte Gelenke müssen anders versorgt werden als offene Wunden oder Verbrennungen. Gerade bei letzteren Verletzungsfällen muss zwingend eine sterile Verbandsvariante gewählt werden. Gewöhnliche Mullbinden oder gar wiederverwendete Binden und Kompressen sollten auf keinen Fall genutzt werden.
Bei Verletzungen bei denen keine offenen Wunden entstanden sind, können hingegen gewöhnliche Mullbinden verwendet werden – notfalls auch mehrmals, obwohl dies aus medizinischer Sicht nicht empfohlen wird. Denn Mullbinden verlieren schnell ihre Form und dadurch ihre stabilisierende oder schützende Wirkung. Zudem könnten sich an einer bereits verwendeten Binde stets Reste von Salben finden.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Mullbinden haben das Ziel, Verletzungen zu versorgen oder die Wundheilung zu schützen. Das geschieht zum Beispiel, indem sie sterile und keimfreie Auflagen auf Wunden fixieren oder indem sie einen verletzten Körperteil stabilisieren. Welche Art der Versorgung und des Verbandsmittels im vorliegenden Verletzungsfall vonnöten ist, hängt stets von der Art der Verletzung ab.
Manche Wunden müssen nur durch einen leichten Verband geschützt werden, der Keime und ähnliches daran hindert, in diese einzudringen. Andere Verletzungen müssen gestützt werden und bei wieder anderen muss nur eine Kompresse oder Auflage verlässlich an Ort und Stelle gehalten werden. Aus diesem Grund sind Mullbinden heute in unzähligen Variationen und Arten erhältlich: sie sind mal flexibel und fest, mal leicht und hauchdünn, mal selbstklebend und mal steril verpackt.
Es ist daher empfehlenswert, immer eine kleine Auswahl an verschiedenen Verbandsmaterialien in der Hausapotheke zu haben. Die meisten Verbandskästen, Erste-Hilfe-Sets und Co., die im Handel erhältlich sind, enthalten in der Regel verschiedene Arten von Mullbinden. Aber: auch Mullbinden – vor allem sterile Varianten - haben ein Verfallsdatum und sollten daher regelmäßig auf dieses überprüft werden.
Anwendung & Sicherheit
Die Anwendung von Mullbinden erfolgt in der Regel, um Wunden zu bedecken oder andere Verbände zu fixieren. Zunächst wird die Wunde gereinigt und desinfiziert, bevor eine sterile Kompresse auf die Wunde gelegt wird. Die Mullbinde wird dann vorsichtig, aber fest um die betroffene Stelle gewickelt, ohne dabei die Blutzirkulation einzuschränken. Bei Gelenken oder unregelmäßigen Körperstellen wird die Binde häufig überlappend und kreuzweise angebracht, um eine bessere Fixierung und Bewegungsfreiheit zu gewährleisten.
Sicherheit spielt bei der Anwendung eine zentrale Rolle. Mullbinden sind in sterilen und unsterilen Varianten erhältlich; sterile Mullbinden sollten direkt auf offene Wunden angewendet werden, um das Risiko einer Infektion zu minimieren. Wichtig ist auch, die Binde nicht zu fest anzulegen, da dies die Blutzufuhr beeinträchtigen könnte. Regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls ein Wechsel der Mullbinde sind erforderlich, um Schmutzansammlungen und Feuchtigkeit zu vermeiden, die das Infektionsrisiko erhöhen könnten.
Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Mullbinden ist streng. Mullbinden werden unter hygienischen Bedingungen gefertigt, wobei auf Sauberkeit und Sterilität geachtet wird, insbesondere bei der Produktion steriler Binden. Die Hersteller führen verschiedene Tests durch, um sicherzustellen, dass die Binden den medizinischen Standards entsprechen, einschließlich ihrer Reißfestigkeit, Saugfähigkeit und Sterilität.
Alternativen
Es gibt mehrere Alternativen zu Mullbinden, die verwendet werden können, wenn eine Verwendung von Mullbinden nicht möglich oder nicht optimal ist. Eine der gängigsten Alternativen sind elastische Binden, die häufig bei der Stabilisierung von Gelenken und zur Kompression bei Schwellungen eingesetzt werden. Diese Binden bieten mehr Flexibilität und Halt als Mullbinden und sind besonders nützlich bei Verstauchungen oder Prellungen.
Selbsthaftende Verbände sind eine weitere Option. Diese Verbände kleben an sich selbst, nicht an Haut oder Haaren, und sind ideal für Wunden, die häufig neu verbunden werden müssen. Sie bieten Flexibilität und sind einfach in der Anwendung, da sie sich leicht an jede Körperform anpassen lassen.
Schaumverbände sind eine gute Alternative für stark nässende Wunden, da sie eine hohe Saugfähigkeit aufweisen und die Wunde feucht halten, was den Heilungsprozess fördern kann. Sie werden oft bei chronischen Wunden oder nach Operationen verwendet.
Für empfindliche Haut oder Patienten mit Allergien können Silikonpflaster eine Lösung sein, da sie weniger reizend sind als herkömmliche Klebeverbände. Außerdem gibt es hydroaktive Verbände, die Flüssigkeit in ein Gel umwandeln und besonders gut für stark exsudierende Wunden geeignet sind.
Wenn eine Fixierung von Kompressen erforderlich ist, können auch Heftpflaster oder Tape-Verbände verwendet werden, die eine stabile Fixierung bieten, ohne eine ganze Binde um die Wunde zu wickeln.
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