Nabelbruch
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Nabelbruch, in der Fachsprache Nabelhernie genannt, bezeichnet einen Riss oder eine Öffnung in der Bauchwand, durch den die Eingeweide sichtbar nach vorne austreten können. Betroffen sind oftmals Säuglinge, aber auch Frauen mittleren Alters. Experten raten dazu, Nabelbrüche bei Erwachsenen grundsätzlich zu operieren.
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Was ist ein Nabelbruch?
Unter einem Nabelbruch verstehen Mediziner keinen Bruch im eigentlichen Sinne. Vielmehr handelt es sich um einen Riss oder ein Loch in der Bauchwand, welche die Eingeweide nach vorne treten lässt.
Oftmals geschieht dies durch ein heftiges Pressen oder einen Druck, durch welches die Bauchwand nachgibt. Die Eingeweide werden dann nur noch von der Haut im Inneren gehalten. Optisch ist ein Nabelbruch durch eine deutlich sichtbare Auswölbung im Bereich des Nabels erkennbar, den sogenannten Bruchsack.
Nabelbrüche kommen besonders häufig bei Säuglingen vor. Betroffen können aber auch Erwachsene, vor allem Frauen zwischen 50 und 70 Jahren sein.
Ursachen
Diese Schwäche ist genetisch bedingt. Sie kann entweder angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens langsam ausbilden. Oftmals wächst die Bauchwand nach der Geburt nicht richtig zusammen, was den Grund für häufig auftretende Nabelbrüche bei Säuglingen darstellt.
Leidet ein Erwachsener an einem Nabelbruch, hat sich die Schwäche der Bauchwand über die Jahre hinweg ausgebildet. Dann genügt eine starke Belastung der Bauchmuskeln oder ein heftiges Pressen bei Schwangerschaft oder auch Verstopfung, um einen Riss in der Bauchwand zu verursachen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Nabelbruch macht sich als erstes durch eine Schwellung oder Vorwölbung im Bereich des Nabels bemerkbar. Die Schwellung ruft zu Beginn meist noch keine Beschwerden hervor. Je nachdem, ob Teile des Darms eingeklemmt sind, kann sich ein Ziehen oder Brennen einstellen. Charakteristisch sind auch Entzündungszeichen wie harte oder gerötete Stellen.
Die Schmerzen treten vorwiegend beim Bücken, Pressen, Husten oder Heben schwerer Lasten auf. Selten kann sich der Darm im Bruchsack festsetzen, woraus starke Schmerzen resultieren. Die betroffene Darmregion wird zudem nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff vorsorgt, was zu einer Nekrose führen kann. Ein solch schwerer Verlauf äußert sich auch durch Blut im Stuhl und andere Beschwerden beim Stuhlgang.
Zudem treten in manchen Fällen Koliken, Fieber sowie Übelkeit und Erbrechen auf. Eine Einklemmung des Darms tritt bei vier von hundert Patienten auf. In den restlichen Fällen verläuft der Nabelbruch symptomfrei und wird erst im Rahmen einer Routineuntersuchung festgestellt. Wird die Nabelhernie nicht behandelt, nehmen die Beschwerden zu.
Schließlich kann es zu einer Perforation kommen, die zu inneren Blutungen, Infektionen und anderen lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Bei einer frühzeitigen Abklärung und Behandlung gehen die Nabelbruch-Symptome innerhalb einiger Wochen vollständig zurück.
Diagnose & Verlauf
Ob ein Nabelbruch vorliegt, kann der behandelnde Arzt vornehmlich durch das Durchführen einer Ultraschalluntersuchung feststellen.
Auf diese Weise kann er erkennen, ob die Eingeweide ihre Position verändert haben. Er kann ebenfalls versuchen, sie mit leichtem Druck zurück in die Bauchhöhle zu befördern. Ist dies nicht möglich oder treten Schmerzen auf, kann es sein, dass die Eingeweide eingeklemmt sind.
Dann wird eine schnelle Operation notwendig. Grundsätzlich muss ein Nabelbruch nicht zwangsläufig behandelt werden, denn er stellt ohne Verklemmung der Organe keine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit dar. Betroffene müssen sich allerdings im Klaren sein, dass er nicht von alleine wieder verheilt - dies geschieht nur bei Kleinkindern bis zu drei Jahren.
Komplikationen
Größere Nabelbrüche mit Teilen des Dick- oder Dünndarms im Bruchsack können Durchfälle oder Verstopfung auslösen, manchmal beobachten die Patienten auch Blut im Stuhl. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass die eingeklemmten Darmteile nicht mehr ausreichend durchblutet werden und abstreben. Fehlt die schützende Bauchwand, kann es zu gefährlichen Verletzungen am Darm kommen, die häufig eine Notoperation erforderlich machen.
Weitere mögliche Komplikationen sind hohes Fieber in Kombination mit Übelkeit und Erbrechen. Bei Einklemmung kommt es auch häufig zu Schweißausbrüchen, quälendem Durst, Herzrasen und starkem Blutdruckabfall.
Bei verspäteter Behandlung besteht außerdem die Gefahr, dass der Bruchinhalt sich entzündet oder mit der Umgebung verklebt, so dass sich der Bruch nicht mehr reponieren lässt. Wird durch eine Verspätete Behandlung eine Notfalloperationen erforderlich, steigt zudem das Risiko für eine Lungenembolie.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Unregelmäßigkeiten und Störungen im Bereich des Nabels sollten einem Arzt vorgestellt werden. Kommt es zu Schwellungen, Verfärbungen des Hautbildes oder Deformierungen, besteht Handlungsbedarf. Ein Arztbesuch ist notwendig, wenn es zu einer Vorwölbung oder einer Knotenbildung am Nabel kommt. Nehmen die Schwellungen an Umfang zu, ist schnellstmöglich ein Arzt zu konsultieren.
Treten Schmerzen auf, benötigt der Betroffene Hilfe. Eine Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten ist zu unterlassen und sollte grundsätzlich nur in Rücksprache mit einem Mediziner vorgenommen werden. Es drohen Risiken und Nebenwirkungen, über die der Betroffene informiert und aufgeklärt werden muss. Blutungen oder ein Verlust von anderen Körperflüssigkeiten aus dem Nabel sind besorgniserregend. Sie müssen einem Arzt vorgestellt werden, damit eine Abklärung der Ursache erfolgen kann und ein Behandlungsplan erstellt wird. Kommt es zu Blut im Stuhl oder im Urin, sind diese Beschwerden mit einem Arzt zu besprechen.
Ein allgemeines Unwohlsein, Übelkeit, Verdauungsstörungen, Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus oder eine innere Schwäche sind Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung. Halten die Beschwerden an oder zeigen sie eine zunehmende Intensität, wird ein Arzt benötigt. Bei Fieber, Krämpfen oder Koliken sollte unverzüglich ein Arztbesuch erfolgen. Da es bei einem Nabelbruch zu lebensbedrohlichen Entwicklungen kommen kann, sollte ein Kontrollbesuch bei einem Arzt bereits bei den ersten Anzeichen stattfinden.
Behandlung & Therapie
Hat der behandelnde Mediziner eindeutig einen Nabelbruch diagnostiziert, muss überlegt werden, ob und wie dieser behandelt werden soll. Bei Kleinkindern erfolgt meist keine Behandlung des Bruches, denn er verheilt bis zu einem Alter von etwa drei Jahren meist unkompliziert von selbst.
Unter Umständen kann der Bauch bandagiert werden, um diesen Prozess zu unterstützen. Leidet ein Erwachsener unter einem Nabelbruch, besteht keine Chance auf eine Selbstheilung. Experten raten dazu, den Bruch operativ behandeln zu lassen, um das Risiko einer lebensbedrohlichen Organverklemmung zu minimieren.
Ein solcher operativer Eingriff kann sogar ambulant durchgeführt werden; der Patient kann die Klinik meist nach wenigen Stunden bereits wieder verlassen.
Grundsätzlich stehen zwei Operationsmethoden zur Auswahl, die sich dadurch unterscheiden, wie groß der Nabelbruch im Einzelfall ist. Bei Rissen bis zu etwa 2 cm wird die Bauchwand mit einer festen Naht vernäht. Hier bleibt nur eine sehr kleine Operationsnarbe zurück.
Bei größeren Rissen bzw. Löchern wird die Bauchwand zusätzlich mit einem Kunststoffnetz verstärkt, sodass es nicht zu weiteren bzw. wiederholten Nabelbrüchen kommen kann. Verläuft der Eingriff ohne Komplikationen, kann der Patient bereits nach ca. 14 Tagen wieder ohne Bedenken sportlich aktiv werden.
Muss ein Nabelbruch bei Erwachsenen immer operiert werden?
Ein Nabelbruch (Nabelhernie) bei Erwachsenen muss nicht immer operiert werden. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation hängt von mehreren Faktoren ab, einschließlich der Größe des Bruchs, der Symptome, die er verursacht, und des allgemeinen Gesundheitszustands des Patienten.
Symptomfreie Nabelbrüche: Kleine, symptomfreie Nabelbrüche, die keine Beschwerden verursachen, benötigen oft keine sofortige chirurgische Behandlung. In solchen Fällen kann der Arzt eine Beobachtungsstrategie empfehlen, bei der der Zustand regelmäßig überprüft wird, um sicherzustellen, dass sich keine Komplikationen entwickeln.
Symptomatische Nabelbrüche: Nabelbrüche, die Schmerzen, Unbehagen oder andere Symptome verursachen, werden häufig operativ behandelt. Die Operation kann dazu beitragen, Beschwerden zu lindern und das Risiko von Komplikationen wie Einklemmungen oder Strangulationen des Darms zu vermeiden, die eine Notfallbehandlung erforderlich machen würden.
Größe und Wachstum des Bruchs: Größere Brüche oder solche, die weiter wachsen, werden oft operiert, da sie ein höheres Risiko für Komplikationen darstellen. Die Operation zielt darauf ab, die Hernie zu reparieren und die Bauchwand zu stärken, um ein Wiederauftreten zu verhindern.
Gesundheitszustand und Risiken: Bei Patienten, die aufgrund ihres allgemeinen Gesundheitszustands oder anderer medizinischer Bedingungen ein erhöhtes Operationsrisiko haben, kann der Arzt eine konservative Behandlung empfehlen, es sei denn, die Hernie stellt ein unmittelbares Gesundheitsrisiko dar.
Lebensqualität: Entscheidungen über die Behandlung von Nabelbrüchen können auch auf der Grundlage beeinträchtigter Lebensqualität getroffen werden. Wenn die Hernie tägliche Aktivitäten oder die Arbeit beeinträchtigt, kann eine Operation sinnvoll sein.
In allen Fällen ist es wichtig, dass Betroffene eng mit ihrem Arzt zusammenarbeiten, um die beste Behandlungsstrategie basierend auf ihren spezifischen Umständen zu entwickeln.
Aussicht & Prognose
Bei Säuglingen ist die Prognose der Heilung sehr gut. Nabelbrüche heilen bei Säuglingen in 90 Prozent aller Fälle im ersten Lebensjahr komplikationslos ab. Manchmal benötigen die Eltern ein wenig mehr Geduld, da sich das vollständige Schließen der Bauchwand bis zum 3. Lebensjahr hinziehen kann. Wenn der Nabelbruch schmerzfrei ist und ein Ultraschall keine Auffälligkeiten aufweist, sind die Bedingungen bei Kindern für eine Selbstheilung gut.
Erwachsene hingegen müssen einen Nabelbruch früher oder später operieren lassen, um Komplikationen zu vermeiden. Der ausgewachsene Körper verschließt die Löcher und Risse nicht mehr eigenständig. Eine Selbstheilung ist nahezu ausgeschlossen. In einer Operation wird das Loch mit einem Kunststoffnetz überzogen und die Heilung beschleunigt. Nach einer solchen Operation kommt es nur selten zu Komplikationen. Bei manchen Patienten kommt es zu einer starken Narbenbildung. An der behandelten Stelle bleibt eine erhöhte Bruchgefahr durch starke Belastung (starker Husten, intensiver Sport oder schweres Heben). Körperliche Aktivitäten sind weitgehend einzuschränken, solange der Riss nicht behandelt ist. Die Gefahr, dass der Nabelbruch größer und die Operation schwieriger wird, ist groß.
Vorbeugung
Da ein Nabelbruch durch eine Schwäche der Bauchwand verursacht wird, kann ihm nicht direkt vorgebeugt werden. Besteht der Verdacht auf eine Nabelhernie, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, um eine Organverklemmung auszuschließen. Auch wenn bei kleinen Kindern meist keine Behandlung notwendig wird, sollten auch diese immer dem Arzt vorgestellt werden, wenn ein Nabelbruch vorliegt. So können eventuelle Komplikationen vermieden und die Heilung unterstützt werden.
Nachsorge
Die Nachsorge bezweckt unter anderem das Wiederauftreten erneuter Beschwerden zu verhindern. Daher setzen Ärzte auf eine engmaschige Verlaufskontrolle. Beim Nabelbruch führen äußere Umstände zur Erkrankung. Der Patient kann nur versuchen, diese zu umgehen. Zu den Vorbeugemaßnahmen gehören der Verzicht auf ein Heben schwerer Lasten und der Abbau von Übergewicht.
Auch eine Stärkung der Bauchmuskulatur verhindert nachweislich einen erneuten Nabelbruch. Die Umsetzung dieser Vorsichtsmaßnahmen fällt in den Verantwortungsbereich des Patienten. Der Arzt informiert im Rahmen der Ersttherapie gegebenenfalls über geeignete Präventionsmaßnahmen. Ein Nabelbruch heilt stets vollständig aus.
Bei Kleinkindern und werdenden Müttern ist sogar keine Behandlung erforderlich. Bei ihnen kommt es nach kurzer Zeit meist zu einer Spontanheilung. Aufgrund der Beschwerdefreiheit gibt es am Ende der Therapie keine Relevanz für eine Nachsorge. Weder werden eine Dauerbehandlung noch eine Alltagsbegleitung notwendig.
Der Patient darf schon nach wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen. Im Falle eines ambulanten Eingriffs findet die Genesung daheim statt. Im Rahmen einer Abschlussuntersuchung tastet der Arzt die betroffene Stelle mit den Händen ab. Eventuell gibt eine Ultraschalluntersuchung Aufschluss darüber, dass alles den Erwartungen entsprechend heilt.
Das können Sie selbst tun
Da der Nabelbruch oftmals auf eine Schwäche des Bindegewebes im Bauchraum zurückzuführen ist, kann der betroffene Patient nur wenig dagegen tun. Bei Kindern sind Nabelbrüche relativ häufig anzutreffen und meist ungefährlich. Da sich eine Nabelhernie bei Kindern sehr häufig von selbst zurückbildet, werden meist keine therapeutischen Maßnahmen ergriffen. Das Bandagieren der Körpermitte kann den Heilungsprozess fördern, ist aber nur selten zwingend erforderlich. Die Bruchstelle, die als Ausstülpung unter der Haut erkennbar ist, sollte aber von den Betreuern des Kindes beobachtet werden. Verändert sich das Areal, hat das Kind Schmerzen oder verfärbt sich die Haut bläulich, muss unverzüglich ein Arzt konsultiert werden.
Auch während der Schwangerschaft kommt es gelegentlich zu Nabelbrüchen, die sich nach der Geburt aber ebenfalls sehr häufig von selbst zurückbilden. Schwangerschaftsgymnastik und die Vermeidung einer übermäßigen Gewichtszunahme kann das Risiko für einen Nabelbruch bei schwangeren Frauen senken.
Nabelbrüche bei Erwachsenen, die kein Kind erwarten, sind oftmals auf eine falsche körperliche Belastung oder schweres Übergewicht zurückzuführen. Sie sind meist nicht gefährlich, sollten aber operativ behandelt werden, um einer lebensgefährlichen Organverklemmung, die bei Erwachsenen deutlich häufiger auftritt, als bei Kindern, vorzubeugen. Wer an einem akuten Nabelbruch leidet sollte vor allem darauf verzichten, schwer zu heben, um die Bruchstelle nicht zu vergrößern. Auch nach einer erfolgreichen Operation sollte auf schweres Heben verzichtet werden, damit es nicht zu einem erneuten Nabelbruch kommt. Bei Übergewicht senkt eine Gewichtsreduktion das Risiko für eine Nabelhernie.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Kerbl, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2011