Nabelschnurumschlingung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Nabelschnurumschlingung (NSU) bezeichnet eine Umschlingung des kindlichen Körpers durch die Nabelschnur. Die Umschlingung kann einfach oder mehrfach sein. Nur in seltenen Fällen stellt sie eine gefährliche Komplikation dar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nabelschnurumschlingung?

Eine Nabelschnurumschlingung des Halses tritt in 20 Prozent der Schwangerschaften auf. Dabei kommt es jedoch nur in der Hälfte der Fälle zu spürbaren Veränderungen der Durchblutung und der Herzfrequenz.
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In circa 30 Prozent der Schwangerschaften kommt eine Nabelschnurumschlingung des Fetus vor. Dabei handelt es sich um eine einfache oder mehrfache Umschlingung der Nabelschnur um einen Körperteil wie Hals, Arm, Bein oder Rumpf. Auch mehrere Körperteile können gleichzeitig betroffen sein. Um den Hals legt sich die Nabelschnur in ungefähr 20 Prozent der Fälle. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.

In der medizinischen Literatur wird von einer Geburtskomplikation gesprochen, obwohl eine Nabelschnurumschlingung in der Schwangerschaft zu einem hohen Prozentsatz auftritt. Nur in sehr seltenen Fällen stellt sie wirklich eine Komplikation dar. Als Todesursache für den Fetus kommt sie noch seltener infrage. Meist ist die Umschlingung schlaff und bedeutet daher keine Gefährdung für die Sauerstoffversorgung des Fötus.

Unter der Geburt werden jedoch manchmal Komplikationen beobachtet, da hier die Umschlingung straffer werden kann. Nur in Ausnahmefällen ist bei einer Nabelschnurumschlingung eine primäre Sectio notwendig.

Ursachen

Die Ursachen für Nabelschnurumschlingungen sind vielfältig. Häufig ist die Nabelschnur sehr lang. In anderen Fällen besteht eine starke Vermehrung der Fruchtwassermenge (Polyhydramnion). Beobachtungen haben ergeben, dass Jungen häufiger von einer NSU betroffen sind als Mädchen. Wahrscheinlich ist diese Tatsache auf die größere Beweglichkeit männlicher Feten im Fruchtwasser zurückzuführen. Eine erhöhte Fruchtwassermenge erhöht die Wahrscheinlichkeit einer NSU, weil der Fötus in diesem Fall einen größeren Bewegungsspielraum hat.

Dabei kann ein Polyhydramnion wiederum durch mehrere Ursachen ausgelöst werden. Fetale Ursachen sind beispielsweise Fehlbildungen des Verdauungstraktes, Rückenmarksfehlbildungen, Herzfehler, Fehlen des Großhirns, fetale Infektionen, genetisch bedingte Störungen der Knorpel- und Knochenbildung, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oder Chromosomenaberrationen.

Weitere Ursachen für ein Polyhydramnion von mütterlicher Seite können Inkompatibilität von mütterlicher und fetaler Blutgruppe mit Ausbildung einer Hämolyse beim Fetus oder Diabetes mellitus sein. Bei Diabetes mellitus ist die Fruchtwassermenge durch eine Polyurie des Fetus erhöht. Das Polyhydramnion als Folge anderer Störungen kann zwar eine Nabelschnurumschlingung hervorrufen, wobei in diesen Fällen mehrheitlich die zugrunde liegende Störung das Hauptrisiko für den Fetus darstellt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Nabelschnurumschlingung des Halses tritt in 20 Prozent der Schwangerschaften auf. Dabei kommt es jedoch nur in der Hälfte der Fälle zu spürbaren Veränderungen der Durchblutung und der Herzfrequenz. Meist ist das Absinken der fetalen Herzfrequenz (Dezeleration) nur kurzfristig und hat keine größeren Auswirkungen. Bei einer längeren straffen NSU um den Hals kann es jedoch in Ausnahmefällen zu einem intrauterinen Fruchttod durch eine Fetale Hypoxie|fetale Hypoxie (fetaler Sauerstoffmangel) kommen.

Aufgrund der Beschaffenheit der Nabelschnur ist ein Sauerstoffmangel jedoch selten. Der Fetus wird über die Nabelschnur mit sauerstoffreichem Blut aus dem mütterlichen Blutkreislauf versorgt. Diese Versorgung kann nur durch eine Kompression der Nabelschnur und der darin befindlichen Gefäße gestört werden. Die Nabelschnur ist jedoch infolge ihrer Beschaffenheit und ihres Aufbaus nicht so leicht zu komprimieren.

So ist sie im Innern mit einem vor Kompression schützenden Bindegewebe aus feinen Kollagenfibrillen, Hyaluronsäure und Proteoglykanen ausgestattet, welches als Wharton-Sulze bezeichnet wird. Bei Feten mit einem geringen Anteil an Wharton-Sulze ist das Risiko für eine Hypoxie bei einer NSU erhöht. Des Weiteren besitzt die Nabelschnur nach links gedrehte Spiralen, die sie zusätzlich vor Abknicken und Kompression schützen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Eine Nabelschnurumschlingung lässt sich pränatal leicht durch eine Doppler-Sonografie nachweisen. Diese Untersuchung wird jedoch nur bei einer vorausgegangenen Fehl- oder Totgeburt empfohlen, wo ein Zusammenhang mit der NSU vermutet wird. Während der Geburt kann eine Nabelschnurumschlingung in der Austreibungsphase zu pathologischen Veränderungen in der fetalen Herztätigkeit führen.

Durch eine Kardiotokografie lassen sich diese Veränderungen nachweisen. Dabei werden veränderliche Dezelerationen (Senkungen der Herzfrequenz) angezeigt, die in der Regel nur kurze Zeit andauern. Eine Mikroblutuntersuchung sollte dann zur Abschätzung der Sauerstoffversorgung des Kindes durchgeführt werden.

Komplikationen

Eine Nabelschnurumschlingung stellt zwar selber eine Komplikation während der Schwangerschaft dar. Sie ist allerdings selten gefährlich. Nur in Ausnahmefällen kann es zu schweren Komplikationen kommen, die unter Umständen sogar tödlich für den Fetus enden. Bei einer Nabelschnurumschlingung werden Arme, Beine, Rumpf oder Hals von der Nabelschnur umwickelt. Besonders bei einer festen Umschlingung des Halses kann möglicherweise die Blutversorgung des Hirns beim Fetus gefährdet sein.

Dann kommt es zur sogenannten fetalen Hypoxie, die von einer Unterversorgung des Kindes mit Sauerstoff gekennzeichnet ist. Als Folge kann ein intrauteriner Fruchttod eintreten. Obwohl die Nabelschnurumschlingung in der Regel harmlos ist und keiner besonderen Maßnahmen bedarf, sollte jedoch bei einer entsprechenden Diagnose eine ständige ärztliche Überwachung stattfinden.

Nur so kann gewährleistet werden, dass bei einer gefährlichen Zuspitzung der Situation auch eine schnelle medizinische Nothilfe möglich ist. Während der ärztlichen Überwachung bei einer Nabelschnurumschlingung wird anhand von Mikroblutuntersuchungen der Sauerstoffgehalt des Blutes und regelmäßigen Herzfrequenzmessungen die Herzfrequenz des Kindes untersucht.

Eine sehr starke Absenkung der Herzfrequenz kann eine tödliche Gefahr für den Fetus anzeigen. Dann sollte schnell gehandelt werden. In Einzelfällen ist unter Umständen ein primärer Kaiserschnitt notwendig. In diesem Fall wird die Geburt noch vor den Wehen durch den Kaiserschnitt eingeleitet. Allerdings sind die notwendigen medizinischen Maßnahmen immer vom Zustand des Fetus abhängig.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Nabelschnurumschlingung betrifft nur Föten im Mutterleib und kommt bei einer Vielzahl der schwangeren Frauen vor. In den meisten Fällen besteht kein Grund zur Besorgnis. Festgestellt wird die Umschlingung in bildgebenden Verfahren bei einem Frauenarzt. Eine werdende Mutter sollte grundsätzlich an allen angebotenen Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen während der Schwangerschaft teilnehmen.

In diesen routinierten Terminen werden der Entwicklungs- und Gesundheitszustand des heranwachsenden Kindes dokumentiert und mit den allgemeinen Richtwerten abgeglichen. Wird dabei eine Nabelschnurumschlingung festgestellt, kommt es zu einer weiteren Beobachtung bis zum Ende der Schwangerschaft, da bei der Geburt die Möglichkeit von Komplikationen besteht.

Bemerkt eine schwangere Frau trotz der Teilnahme an allen geplanten Kontrolluntersuchungen plötzliche Unregelmäßigkeiten, sollte sie unverzüglich einen Arzt konsultieren. Bewegt sich der Fötus nicht mehr, kommt es zu Veränderungen des Herzrhythmus oder einer Auffälligkeit der Herztätigkeit, muss ein Arzt aufgesucht werden.

Ein diffuses Gefühl, dass etwas mit dem Fötus nicht stimmen könnte, genügt für einen weiteren Besuch bei einem Arzt. Veränderungen der Durchblutung, Angst oder ein allgemeines Unwohlsein sollten mit einem Arzt besprochen werden. Kommt es zu einer plötzlichen und damit ungeplanten Geburt, sollte die Information der Nabelschnurumschlingung von der werdenden Mutter an die anwesenden Geburtshelfer weitergeleitet werden.

Behandlung & Therapie

Die Nabelschnurumschlingung erfordert meist keine besonderen Maßnahmen. Jedoch sollte während des Geburtsprozesses über die Kardiotokografie die Herzfrequenz des Kindes überwacht werden. Wenn es zu längeren Dezelerationen kommt, ist es gleichzeitig indiziert, die Sauerstoffversorgung durch Mikroblutuntersuchungen zu bestimmen, um im Notfall schnell reagieren zu können. In Einzelfällen kann eine primäre Sectio (Schnittentbindung, Kaiserschnitt) notwendig sein.

Besonders Schwangere, die eine frühere Totgeburt durchgemacht haben, bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Nabelschnurumschlingung primär meist nicht die Todesursache des Kindes darstellt. Wie bereits erwähnt, können verschiedene Vorschädigungen und Erkrankungen von Kind oder Mutter, die Wahrscheinlichkeit einer NSU etwa durch ein Polyhydramnion erhöhen. Oft ist die Ursache für die Totgeburt jedoch in diesen Schädigungen zu suchen.


Aussicht & Prognose

Die Nabelschnurumschlingung kommt nicht selten vor. Nach statistischen Erhebungen taucht sie bei jeder fünften Geburt auf. Sie wird oft im Rahmen der Ultraschalluntersuchung festgestellt. Das Kind im Mutterleib zeigt sich allerdings in der Regel unbeeindruckt von der Nabelschnurumschlingung. Da sie sehr dehnfähig ist, ergeben sich daraus meist keine Komplikationen. Die Geburt verläuft problemlos. Insgesamt ergibt sich somit eine positive Prognose.

Zu beachten ist, dass eine Nabelschnurumschlingung nicht am Hals vorliegen muss. Viele medizinische Laien befürchten zu Unrecht, dass das Kind sich selbst stranguliert. Eine Umschlingung kann demgegenüber auch an einem Arm oder Bein gegeben sein. Eine solche Lage senkt das Risiko im Vorfeld der Geburt erheblich.

Während die Prognose durchweg positiv ist, sind die Behandlungsmöglichkeiten hingegen unzureichend. Ärzte vermögen nicht, eine Umschlingung des Ungeborenen im Mutterleib zu verändern. Es bleibt nur, den Herzschlag regelmäßig zu überprüfen. Erfahrungsgemäß weiß sich die Natur am besten zu helfen. Verschlechtert sich der Zustand des Kindes während der Schwangerschaft, kann ein Kaiserschnitt als lebensrettende Maßnahme angezeigt sein. In der Praxis stellt diese Aktion aber eine Ausnahme dar.

Vorbeugung

Eine Vorbeugung vor einer Nabelschnurumschlingung beim heranwachsenden Fetus ist nicht möglich. Die NSU ist eine häufige Begleiterscheinung der Geburt und hat in der Regel keine große Auswirkung auf das Kind. Lediglich in Risikofällen sollten während der Schwangerschaft eine Doppler-Sonografie und eine Kardiotokografie durchgeführt werden.

Ein Risiko besteht, wenn bereits in der Vergangenheit eine Schwangerschaft mit einer Fehl- oder Todgeburt endete. Auch bei bestimmten Erkrankungen der Mutter wie Diabetes mellitus ist eine stärkere Überwachung empfehlenswert. Speziell in diesem Fall kann jedoch die werdende Mutter durch eine gesunde Lebensweise das Risiko für eine Nabelschnurumschlingung mindern helfen.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei einer Nabelschnurumschlingung in den meisten Fällen nur sehr wenige, zum Teil nur eingeschränkte Maßnahmen der Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollten Betroffene schon frühzeitig einen Arzt aufsuchen, um das Auftreten von anderen Beschwerden oder Komplikationen zu verhindern. Es kann dabei in der Regel auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen ein Arzt kontaktiert werden sollte.

Die Behandlung der Nabelschnurumschlingung erfolgt meist durch einen geringen operativen Eingriff. Dabei kommt es auch nicht zu besonderen Komplikationen, wobei auch nach dem Eingriff regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt notwendig sind. Sollte die Nabelschnurumschlingung allerdings schon vor der Geburt zum Tod des Kindes führen, ist keine weitere Behandlung mehr möglich.

Die meisten Betroffenen sind dann auf eine psychologische Hilfe angewiesen, wobei sich vor allem liebevolle und intensive Gespräche mit der eigenen Familie sehr positiv auf den psychischen Zustand der Eltern auswirken können. Weitere Maßnahmen einer Nachsorge stehen den Eltern nicht zur Verfügung. Eventuell verringert die Nabelschnurumschlingung auch die Lebenserwartung des Kindes, wenn diese erst spät erkannt wird.

Das können Sie selbst tun

Eine Nabelschnurumschlingung wird oftmals bei den Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft zufällig festgestellt. Dies zeigt, wie wichtig es für Schwangere ist, alle angebotenen Untersuchungen wahrzunehmen. So kann im Alltag am besten gewährleistet werden, dass durch die Vorsorgeleistungen erkennbare Probleme und gesundheitliche Gefährdungen für das ungeborene Kind festgestellt werden.

Die Mutter selbst kann bei einer festgestellten Nabelschnurumschlingung nichts tun. Es besteht keine Möglichkeit, von außen die Nabelschnur vom Hals des Babys zu entfernen. Deswegen kommt der Selbstbeobachtung im Alltag eine große Rolle zu. Schwangere, bei deren Kind im Bauch eine solche Umschlingung der Nabelschnur festgestellt worden ist, müssen mögliche Warnzeichen für eine drohende Unterversorgung erkennen, damit sie schnell handeln können. Stellen sie also beispielsweise abnehmende Kindsbewegungen fest, so können sie diese weder selbst eindeutig diagnostizieren noch behandeln.

Die einzige Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, besteht hier darin, eine gynäkologische Praxis oder ein Krankenhaus mit Geburtshilfe aufzusuchen und die Versorgung des Kindes via CTG abklären zu lassen. Eine bekannte Nabelschnurumschlingung sollte nicht nur im Mutterpass festgehalten werden. Die Schwangere sollte bei unklaren Situationen diese bekannte Gefahr auch immer offensiv nochmal ansprechen, denn nicht alle Umschlingungen, die dem Kind Probleme bereiten können, sind als solche immer auf dem Ultraschall zu erkennen.

Quellen

  • Koletzko, B.: Basiswissen Pädiatrie. Springer Medizin Verlag, Berlin 2009
  • Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M.: Die Geburtshilfe. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013

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