Nahrungsergänzungsmittel - Anwendung und Produktsicherheit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. Januar 2023Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Aus dem Leben vieler Deutschen sind Nahrungsergänzungsmittel (NEM) nicht wegzudenken. Rund die Hälfte der Bevölkerung greift zu ihnen, ein Drittel davon mindestens wöchentlich bis täglich. So brachte es der BfR-Verbrauchermonitor 2021 ans Licht. In Form von Kapseln, Tabletten oder Tropfen sorgen die NEM für eine ergänzende Zufuhr von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen. Die Einnahme soll eine Unterversorgung mit diesen lebenswichtigen Mikronährstoffen verhindern und die Gesundheit schützen. Risiken bei der Einnahme betreffen im Wesentlichen zwei Bereiche. Es kann zu Überdosierungen kommen oder die Produkte sind mit Schadstoffen verunreinigt. Wie gelingt eine sichere Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln?
Wofür sind Nahrungsergänzungsmittel entwickelt worden?
Industrialisierte Landwirtschaft, moderne Verkehrstechnik und Logistik machen möglich, dass ein Großteil der Menschen rund ums Jahr mit frischen Lebensmitteln versorgt ist. Das erlaubt eine umfassende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen durch die Ernährung. Doch Jahrtausende lang hatten Menschen in bestimmten Siedlungsgebieten diese Chance nicht.
Zudem kommt es nicht nur auf die Ernährung an. Ein typisches Beispiel ist Vitamin D. Der menschliche Körper produziert 80 – 90 % seines Bedarfs selbst – und zwar über die Haut mit Hilfe von UV-B-Sonnenstrahlung. Je weniger Sonnenlicht vorhanden ist, umso höher ist das Risiko einer Unterversorgung. Vor allem Völker in nördlichen Regionen wie die Wikinger, Inuit oder Lappländer haben mögliche Mangelerscheinungen jahrhundertelang mit Hilfe von Lebertran abgewehrt.
Die Innereien von Fischen, insbesondere der Leber, sind mit vielen Vitaminen und Nährstoffen angereichert, die bei karger Nahrung und speziell im Winter fehlen. Ab dem 19. Jahrhundert wurde Lebertran systematisch zur Bekämpfung von Krankheiten wie Rachitis eingesetzt. Im 20. Jahrhundert ersetzten Multi-Vitamin-Präparate nach und nach den Lebertran – unter anderem, weil sich Vitamine mittlerweile auch künstlich herstellen ließen.
Seitdem ist ein umfangreiches Produktangebot entstanden. In Drogerien, Supermärkten, Apotheken oder Online-Shops sind Nahrungsergänzungsmittel frei erhältlich. Sie reichen von der Magnesium-Brausetablette über die Omega-3-Fischöl-Kapsel bis zu hochdosierten Multi-Vitamin-Tropfen.
Definition, Herstellung und Zulassung von Nahrungsergänzungsmitteln
Gesetzlich gehören die Nahrungsergänzungsmittel zu den Lebensmitteln und sind keine Arzneien. Sie werden laut Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung (NemV) folgendermaßen definiert: Ein Nahrungsergänzungsmittel
- ist ein Lebensmittel, das dazu bestimmt ist, die allgemeine Ernährung zu ergänzen
- ist ein Konzentrat aus Nährstoffen (Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe)
- wird in dosierter Form in Umlauf gebracht.
Ein NEM darf keine nachweisbare pharmakologische Wirkung haben. Ansonsten müsste es als Medikament zugelassen werden und ein strenges Prüfverfahren durchlaufen. Für Nahrungsergänzungsmittel ist deshalb Werbung verboten, die den Eindruck einer nachgewiesenen gesundheitlichen Wirkung erweckt.
Erlaubt sind nur allgemeine Aussagen wie: „unterstützt die körpereigenen Abwehrkräfte“. Bei der Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln gelten die Richtlinien der Lebensmittelverordnung. Die Hersteller sind dafür verantwortlich, dass Produkte keine schädlichen Inhaltsstoffe enthalten.
Um sie in den Handel zu bringen, genügt eine Meldung beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Sollten NEMs ungesunde Inhaltsstoffe enthalten, fällt das nur zufällig auf, z. B. durch Stichproben der Lebensmittelüberwachung oder durch Verbrauchertests.
Wie sich vertrauenswürdige Produkte erkennen lassen – Schutz vor unerwünschten Inhaltsstoffen
Nahrungsergänzungsmittel dürfen keine gesundheitsschädigenden Inhaltsstoffe enthalten. Trotzdem kommt es manchmal zu Verunreinigungen mit Pflanzenschutzmitteln, Salmonellen, Arzneimittelresten, Giftstoffen aus Pflanzenbestandteilen, Schwermetallen oder nicht zugelassenen Inhaltsstoffen.
Solche Produkte stammen größtenteils aus den USA und Kanada sowie aus Osteuropa und Asien. Vertrieben werden sie über Onlineshops und den Versandhandel. Beim Einkauf ist ratsam, auf das Herkunftsland zu achten. Stammen die Produkte aus Deutschland oder Europa, ist von einer hohen Herstellersicherheit auszugehen. Transparent überprüfbar sollten auch die Verkaufskanäle sein.
Produktsicherheit ist vor allem gewährleistet beim Einkauf im stationären Handel (Drogerien, Supermärkte, Reformhäuser, Apotheken) oder bei zertifizierten Online-Shops (zertifizierte Versandapotheke, Onlinehändler mit Trusted Shops Zertifikat). Wollen Ihnen Freunde oder Bekannte ein Produkt direkt verkaufen, sagen Sie lieber „Nein“.
Einige Hersteller bauen Verkaufsnetzwerke mit Multi-Level-Marketing. Es ist dann kaum nachzuvollziehen, wo die Produkte hergestellt wurden und ob sie verunreinigt sind. Hohes Vertrauen dürfen Hersteller genießen, die von anerkannten Prüfstellen zertifiziert sind – wie beispielsweise InnoNature Nahrungsergänzungsmittel.
Zertifikate wie das EU-Bio-Siegel, PETA vegan oder ein Dermatest-Siegel setzen voraus, dass staatliche oder andere institutionelle Prüfstellen das Unternehmen und die Produkte überprüft haben. Werfen Sie außerdem immer einen Blick auf die Verpackung: Kennen Sie die dort genannten Inhaltsstoffe?
Sind Nahrungsergänzungsmittel für die Gesundheit wirklich wichtig?
Zur Gesundheitsvorsorge werden ergänzende Vitamin- und Mineralstoffgaben seit langem eingesetzt. Dazu gehört die Jod-Anreicherung von Speisesalz, um Schilddrüsenerkrankungen vorzubeugen. Babys wird im 1. Lebensjahr Vitamin D verschrieben, um Rachitis zu verhindern.
Frauen erhalten während der Schwangerschaft Folsäure. Diese Art von Vorsorge wird allerdings von öffentlichen Institutionen oder Ärzten vorgenommen. Frei verkäufliche NEM sollen nicht zur Selbstmedikation dienen, darauf wird immer wieder hingewiesen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung betont zudem, dass bei gesunder und ausgewogener Ernährung keine NEM nötig seien. Doch ganz so einfach ist es nicht.
Beispielsweise ist die Versorgung mit Vitamin B12 schwieriger geworden. Eigentlich kommt es in allen tierischen Produkten vor. Das Vitamin B12 stammt von Bodenbakterien, die Kühe beim Grasen und Schweine beim Graben im Erdreich aufnehmen. Seit es Massentierhaltung gibt, das Stroh in Ställen fehlt und Kraftfutter in den Trog kommt, ist die B12-Versorgung über Milch- und Fleischerzeugnisse gesunken.
Ein besonderes Problem ist zudem die Versorgung mit Vitamin D. Eine Untersuchung des Robert-Koch-Instituts hat 2019 ergeben, dass in Deutschland 45 % aller Kinder und Jugendlichen sowie 56 % der Erwachsenen keine ausreichende Vitamin-D-Versorgung haben. Eine Einnahme von Vitamin D Tropfen oder Vitamin D Tabletten ist also in vielen Fällen durchaus sinnvoll – auch bei gesündester Ernährung.
NEM richtig einnehmen und Überdosierung verhindern
Wie ein NEM angewendet wird, steht auf der Verpackung. Dort befinden sich die Hinweise, wie oft und welcher Dosierung das Mittel genommen werden sollte. Es ist kein Problem, wenn eine Einnahme vergessen wird. Höhere Dosierungen als angegeben sollten nie eingesetzt werden.
Wichtig sind auch mögliche Warnhinweise, ob das Mittel für bestimmte Personengruppen ungeeignet ist. Wer Medikamente einnimmt, sollte wegen möglicher Wechselwirkungen vorher mit einem Arzt sprechen. Das gilt auch, wenn man mehrere Präparate gleichzeitig einnehmen möchte. Vor allem hoch dosierte Multi-Vitamin-Präparate in Kombination mit anderen NEM-Produkten können bei einzelnen Stoffen zur Überschreitung von Höchstmengen führen.
Diese werden auf den Verpackungen seriöser Produkte als Referenzwerte angegeben. Zur richtigen Dosierung ist außerdem der Speiseplan wichtig. Stehen Lebensmittel mit angereicherten Vitaminen und Mineralstoffen darauf – zum Beispiel Multi-Vitamin-Säfte? Dann lieber Zurückhaltung üben. Eine Überdosierung wirkt sich selten sofort aus. Doch ernste gesundheitliche Folgen sind möglich.