Narbenbruch
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Narbenbruch (medizinisch: Narbenhernie) ist eine Komplikation, die im Rahmen einer Bauchoperation auftritt. Die Narbenhernie muss in jedem Fall operiert werden. Kommt es zu Darmeinklemmungen, besteht akute Lebensgefahr, sodass der Bruch - im Rahmen einer Notoperation - behandelt wird.
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Was ist das Narbenbruch?
Als Narbenbruch wird ein Weichteilbruch bezeichnet, der im Regelfall nach einer Operation auftritt. Dabei kann die Narbe, die beim Zusammennähen von Bauchdecke und Muskel entstanden ist, dem Druck nicht standhalten und verdrängt. In weiterer Folge kommt es zu Vorwölbungen, die Größen von bis zu 30 Zentimetern erreichen können. Kommt es in weiterer Folge zu einer Nebenhernie, die im Rahmen eines Narbenbruchs auftreten kann und werden Teile des Darms in der Bruchpforte eingeklemmt, besteht Lebensgefahr.
Ursachen
Symptome, Beschwerden & Anzeichnen
Im Regelfall tritt der Narbenbruch innerhalb des ersten postoperativen Jahres auf. Der Patient bemerkt eine tast- und sichtbare Vorwölbung, die im Bereich der Operationsnarbe eintritt. Die Vorwölbung tritt beim Stehen, Pressen oder im Rahmen körperlicher Anstrengungen auf und kann - im Laufe der Zeit - an Größe zunehmen.
Mitunter können Schmerzen beim Stuhlgang, Husten oder auch bei körperlichen Anstrengungen auftreten. Verdauungsprobleme oder eine gestörte Symmetrie des Bauches sind ebenfalls möglich. Je nachdem, wie groß der Narbenbruch ist, können die Symptome abweichen. Bei kleinen Narbenbrüchen müssen oft gar keine Beschwerden auftreten.
Charakteristisch für den Narbenbruch ist der Umstand, dass die Vorwölbung in den Bauchraum gedrückt werden kann; im Regelfall verursacht dieser Vorgang keine Schmerzen. Klagt der Patient über starke Schmerzen und leidet er an Übelkeit und Erbrechen, sind Eingeweide beziehungsweise Darmabschnitte eingeklemmt. Die Vorwölbung, die im Regelfall in die Bauchhöhle zurückgedrückt werden kann, bleibt hart und unbeweglich.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Der Mediziner kann im Rahmen der körperlichen Untersuchung relativ schnell feststellen, ob es sich um einen Narbenbruch handelt oder nicht. Er tastet die betroffene Stelle mit den Fingern ab und kann den Bruchsack beziehungsweise die Bruchpforte „fühlen“. Ist sich der Mediziner unsicher, können weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
Dazu zählen Ultraschalluntersuchungen (Sonographie), Röntgenaufnahmen oder auch eine Computertomographie. Mitunter kann auch eine Darmspiegelung zur Sicherung der Diagnose durchgeführt werden. Weitere Untersuchungsverfahren kommen im Regelfall bei stark übergewichtigen Personen oder sehr kleinen Brüchen zum Einsatz.
Der Narbenbruch ist - in fast allen Fällen - ungefährlich. Wird der Bruch nicht behandelt, kann er an Größe zunehmen, sodass kleine Brüche, die weniger als vier Zentimeter groß sind, sich bis zu 30 Zentimetern ausbreiten können. Kommt es jedoch zu einer Nebenhernie, kann es zu einem lebensgefährlichen Darmverschluss kommen.
Tritt dieser Umstand ein, muss der Patient sofort operiert werden. Da die Eingeweide beziehunsgweise Darmabschnitte eingeklemmt werden, besteht - aufgrund der Tatsache, dass die eingeklemmten Darmteile absterben können - akute Lebensgefahr.
Komplikationen
Bei dieser Größe schieben sich immer Teile der Baucheingeweide in den Bruch. Die Gefahr der Einklemmung des Bauchgewebes oder des Darms hängt dann von der Größe der Bruchlücke ab. Je kleiner die Bruchlücke ist, desto größer ist das Risiko einer Einklemmung. Die Einklemmung eines Teils des Darms ist immer ein medizinischer Notfall, der sofort behandelt werden muss. Dabei treten innerhalb kurzer Zeit starke Bauchschmerzen auf, die dauerhaft oder kolikartig sein können.
Typisch ist ein sehr druckempfindlicher Bauch. Des Weiteren kommen Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Schüttelfrost hinzu. Wenn nicht sofort operiert wird, stirbt der eingeklemmte Teil des Darms ab und der Darminhalt ergießt sich in den Bauchinnenraum. Als Folge entwickelt sich eine Bauchfellentzündung, die unbehandelt zum Tod führt. Langfristige Folgen von eingeklemmten Narbenbrüchen können auch Verwachsungen, chronische Entzündungen und ständige Kotstauungen bis zum Darmverschluss sein.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Narbenbeschwerden wie Juckreiz oder Entzündungen müssen nicht zwingend von einem Arzt behandelt werden. Sollten sich allerdings Komplikationen einstellen oder kommt es sogar zum Narbenbruch, ist umgehend ein Arzt zu konsultieren. Personen, die Blutungen oder einen vollständigen Riss im Bereich der Narbe bemerken, informieren am besten den zuständigen Mediziner. Wird der Narbenbruch sofort behandelt, kann ein weiterer Einriss und die damit verbundenen Komplikationen in aller Regel vermieden werden. Erfolgt allerdings keine Behandlung, kann es zu schweren Infektionen kommen. Deshalb sollten schon erste Anzeichen eines Narbenbruchs abgeklärt werden.
Personen, die an einer Erkrankung des Bindegewebes leiden oder Bluter sind, müssen sofort das nächste Krankenhaus aufsuchen. Abhängig ist dies allerdings auch von der Größe der Narbe. So heilen kleinere Narben oftmals trotz eines Narbenbruchs schnell wieder aus, während große Narben stets ärztlich zu versorgen sind, wenn es in der betroffenen Region zu einem Narbenbruch kommt. Ein Narbenbruch kann vom Hausarzt, dem Dermatologen oder einem Chirurgen versorgt werden.
Behandlung & Therapie
Da sich der Narbenbruch nicht selbst zurückbildet, muss im Regelfall eine operative Behandlung erfolgen. Der Narbenbruch wird nämlich - sofern er nicht behandelt wird - größer und somit auch die Gefahr, dass mitunter Teile von Eingeweiden eingeklemmt werden. Auch dann, wenn der Narbenbruch keine Beschwerden auslöst, ist es ratsam, den Bruch operativ zu behandeln.
Bei kleineren Brüchen muss nicht sofort operiert werden; je länger aber mit dem Eingriff gewartet wird, desto mehr nimmt der Bruch an Größe zu. Zu beachten ist, dass die Primäroperation, die am Ende für den Narbenbruch verantwortlich war, drei bis sechs Monate zurückliegt, bevor ein weiterer operativer Eingriff stattfindet. Damit eine erfolgreiche Narbenbruch-Operation durchgeführt werden kann, muss nämlich die ursprüngliche Operationsnarbe zur Gänze ausgeheilt sein.
Liegen lebensbedrohliche Umstände vor, die eine sofortige Operation notwendig machen, kann jedoch eine derartige Frist nicht abgewartet werden. Während dem Eingriff wird der Narbenbruch freigelegt und der entstandene Bruchsack in die Bauchhöhle verlagert. Der Mediziner verschließt in weiterer Folge die Bruchpforte; hier stehen verschiedene Nahttechniken oder Kunststoffnetze zur Verfügung, die dafür sorgen, dass die Bruchpforte verschlossen bleibt.
Für welche Variante sich der Mediziner letztendlich entscheidet, ist auch davon abhängig, wie groß der Bruch ist und in welcher körperlichen Verfassung der Patient ist. Mitunter müssen auch die Umstände, warum es zu dem Narbenbruch gekommen ist, berücksichtigt werden. Kleinere Brüche, die gerade einmal einen Durchmesser von vier Zentimetern oder weniger haben, werden mittels spezieller Nahttechnik verschlossen.
Bei größeren Brüchen, die auch bis zu 30 Zentimeter groß sein können, wird vorwiegend das Kunststoffnetz eingesetzt. Jene soll die Schwachstelle stabilisieren und dafür sorgen, dass kein weiterer Bruch mehr entsteht.
Aussicht & Prognose
Ein Narbenbruch verläuft normalerweise unproblematisch. Der Bruch wird operativ geschlossen und die Wunde medikamentös und direkt behandelt. Durch moderne Operationsverfahren und Kunststoffimplantate können selbst größere Verletzungen zuverlässig geschlossen werden. Wird der Narbenbruch nicht oder zu spät behandelt, dehnt er sich weiter aus. Mögliche Komplikationen sind Magen-Darm-Beschwerden, starke Schmerzen und ein Darmverschluss.
Die Prognose kann sich verschlechtern, wenn der Patient an Übergewicht oder an einer Bindegewebsschwäche leidet. Die Prognose orientiert sich an der Größe und Lokalisation der Narbe sowie am Gesundheitszustand des Patienten. Wichtige Faktoren sind auch die Art der Narbe und das gewählte Behandlungsverfahren. Bei der Anwendung eines reinen Nahtverfahrens besteht ein größeres Risiko, dass sich die Narbe erneut öffnet. Deshalb werden heutzutage meist Netze oder Implantate eingesetzt, welche weniger anfällig für Rezidive sind.
Moderne Verfahren wie eine laparoskopische Behandlung geben Aufschluss über den Zustand innerlicher Narben. Dadurch ist eine gezielte Behandlung und Vorbeugung eines Narbenbruchs möglich. Erfolgt die Behandlung rechtzeitig, klingt der Narbenbruch ohne weitere Komplikationen aus. Der Patient kann ein beschwerdefreies Leben führen. Die Lebenserwartung wird durch einen positiv verlaufenden Narbenbruch nicht beeinträchtigt.
Vorbeugung
Um einen Narbenbruch vorzubeugen, sollte der Patient Risikofaktoren, die mitunter für einen Narbenbuch sorgen, vermeiden oder derart minimieren, dass das Risiko deutlich gesenkt werden kann. Nach der Operation sollte der Patient daher - für rund sechs Monate - das Heben schwerer Lasten vermeiden. Bei Übergewicht liegt der Fokus auf der Gewichtsreduktion; Raucher sollten einen Rauchstopp einlegen beziehungsweise mit dem Rauchen zur Gänze aufhören.
Nachsorge
Nach einer Narbenbruch-Operation kann der Patient nach einer gewissen Ruhezeit etwa ein bis zwei Stunden später wieder aufstehen, um nach Hause zu gehen. In der Regel ist keine größere Nachsorge erforderlich, doch sollte in der ersten Woche nach dem Eingriff für körperliche Schonung gesorgt werden. Wichtig ist außerdem, dass der Patient bis zu drei Monate lang keine schweren Lasten von mehr als 20 Kilogramm hebt. Auch ausgeprägte körperliche Bewegungen müssen unterbleiben.
Je nachdem, welchen Beruf die betroffene Person ausübt, liegt die Arbeitsunfähigkeit zwischen zwei und drei Wochen. Nach 14 Tagen darf der Patient wieder leichte sportliche Betätigungen ausüben. Von längeren Liegezeiten ist nach der Operation abzusehen, um möglichen Risiken wie Thrombosen (Blutgerinnseln) sowie einer Embolie entgegenzuwirken. Gegen die Wundschmerzen lassen sich leichte Analgetika verabreichen.
Im Anschluss an den chirurgischen Eingriff ist üblicherweise eine normale Zufuhr von Nahrung möglich. Falls erforderlich, kann Schritt für Schritt ein spezieller Kostaufbau erfolgen. Um den Verlauf nach der Narbenbruch-Operation zu überprüfen, finden Untersuchungen per Ultraschall (Sonografie) statt.
Unmittelbar nach einer Narbenbruch-OP legt der Patient oftmals ein spezielles Bauchmieder an. Es ist elastisch und lässt sich mehrere Wochen lang sowohl tagsüber als auch in den Nachtstunden tragen. Rund zehn bis zwölf Tage nach dem operativen Eingriff erfolgt das Entfernen der Hautfäden.
Das können Sie selbst tun
Patienten mit einem Narbenbruch sollten Druck im Bauchraum vermeiden. Dieser entsteht hauptsächlich bei einer Zunahme des Gewichts oder bei einem Übergewicht. Zur Vorbeugung sollte daher eine Gewichtsreduktion stattfinden und die Mahlzeiten sollten nicht zu üppig sein.
Ebenfalls sind körperliche Überanstrengungen der betroffenen Körperregion zu vermeiden. Sportliche Aktivitäten sind den Bedürfnissen des Organismus entsprechend anzupassen. Eine ausreichende Schonung ist nach einer intensiven Tätigkeit notwendig und das Einlegen von regelmäßigen Pausen ist zu empfehlen. Vorgänge wie das Husten oder Pressen haben einen negativen Einfluss auf die Beschwerden des Narbenbruchs. Daher sollte der Betroffene der Entstehung von Infektionskrankheiten oder einer Grippe rechtzeitig vorbeugen. Bei einer Reduzierung des allgemeinen Krankheitsrisikos können Beschwerden gelindert werden. Dafür benötigt der Organismus ein stabiles und starkes Immunsystem. Dies kann mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung erworben werden.
Zusätzlich ist der Konsum von Schadstoffen wie Nikotin zu unterlassen. Da Verstopfungen zu einer Spannung der Bauchdecke führen und eine ungesunde Ernährung die Bildung von Luft im Bauch fördert, kann eine Ernährungsberatung hilfreich sein. Eine vollständige Umstellung der Nahrungsmittelzufuhr beugt den Beschwerden vor und lindert vorhandene Symptome. Bei einem Narbenbruch ist die Narbe regelmäßig auf Beschädigungen zu kontrollieren. Kommt es zu Rissen, ist eine sterile Wundversorgung notwendig.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Wilhelm, W. (Hrsg.): Praxis der Intensivmedizin. Springer, Berlin 2013