Darmspiegelung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Darmspiegelung wird in der medizinischen Fachsprache auch als Koloskopie bezeichnet und dient der Früherkennung von Darmkrebs. Bei dieser Untersuchung wird der Dickdarm mit Hilfe eines Spezialendoskops untersucht - dieser wird über den After in den Darm eingeführt. Das Koloskop verfügt über eine Lichtquelle sowie eine Kamera, sodass der Darm genau betrachtet werden kann. Zudem kann der behandelnde Arzt mit diesem Gerät sogar Gewebeproben entnehmen beziehungsweise kleinere Operationen durchführen. Dieser Schlauch ist etwa zehn bis 15 Millimeter dick.

Inhaltsverzeichnis

Anwendung

Schmatische Darstellung der Darmspiegelung (Koloskopie). Klicken, um zu vergrößern.

Alle Menschen ab einem Alter von 55 Jahren können im Rahmen der Krebsfrüherkennung einmal jährlich eine Darmspiegelung vornehmen lassen - die Krankenkassen übernehmen die Kosten.

Die Darmspiegelung wird hauptsächlich im Rahmen der Früherkennung von Darmkrebs angewandt, doch dient sie auch dem Erkennen von zahlreichen anderen Erkrankungen. Bei Durchfall und Verstopfung beispielsweise und auch bei Schmerzen im Bauch wird ebenso häufig eine Darmspiegelung angeordnet, um die Ursachen abzuklären.

Die Darmspiegelung kann jedoch nicht nur den Darmkrebs erkennen, sondern auch andere Erkrankungen des Verdauungstraktes. Darmpolypen etwa, die gemeinhin als Vorstufe zum Darmkrebs gelten, werden bei dieser Methode ebenso erkannt wie Entzündungen der Darmwand.

Die Darmspiegelung an sich dauert nur etwa 15 bis 30 Minuten und ist weit weniger schmerzintensiv als allgemein angenommen. Einen Tag vor der Untersuchung bekommt der Patient ein Abführmittel, damit der Darm gründlich von Speiseresten befreit wird. Auch sollte man vor einer Darmspiegelung sehr viel trinken.

Am Morgen des Eingriffes darf nichts gegessen werden, vielmehr wird dem Patienten eine mineralhaltige Spüllösung gegeben. Der Darm wird mit Hilfe dieser so weit gereinigt, bis er nur noch klare Flüssigkeit ausscheidet.

Beim Eingriff schiebt der Arzt das Endoskop vorsichtig in den After; von dort gelangt es über den Mastdarm in den Dickdarm. Meist wird etwas Luft eingeblasen - so entfaltet sich der Dickdarm und ist für den Arzt besser einzusehen. Das Koloskop ist so flexibel und biegsam, dass es bis zur Mündung des Dickdarms in den Dünndarm eingeführt werden kann, zur Not sogar einige Zentimeter in den Dünndarm hinein.

Da der Eingriff von den meisten Patienten als recht unangenehm empfunden wird, kann ein leichtes Beruhigungsmittel von Vorteil sein.


Einsatz & Indikation

Eine Darmspiegelung ist eine wichtige diagnostische und teilweise auch therapeutische Prozedur. Sie wird eingesetzt, um den Dickdarm und den Enddarm von innen zu untersuchen. Eine Koloskopie wird aus verschiedenen Gründen durchgeführt, sowohl zur Vorsorge als auch zur Diagnose und Behandlung von Erkrankungen.

Einer der Hauptgründe für eine Darmspiegelung ist die Früherkennung von Darmkrebs. Ab einem bestimmten Alter oder bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren wird sie als Screening-Untersuchung empfohlen. In Deutschland beispielsweise wird Männern ab dem 50. und Frauen ab dem 55. Lebensjahr eine solche Untersuchung nahegelegt. Polypen, die sich zu Krebs entwickeln könnten, können während einer Koloskopie identifiziert und oft direkt entfernt werden.

Darüber hinaus wird die Koloskopie eingesetzt, um die Ursachen für unklare Bauchbeschwerden, Blut im Stuhl, chronische Verdauungsprobleme wie anhaltende Durchfälle oder Verstopfung sowie unerklärlichen Gewichtsverlust zu klären. Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kann eine Darmspiegelung notwendig sein, um den Zustand der Darmschleimhaut zu beurteilen und die Wirksamkeit der Therapie zu überwachen.

Insgesamt ist die Koloskopie ein wertvolles Werkzeug in der modernen Medizin, das hilft, ernsthafte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die Entscheidung für eine Darmspiegelung wird in der Regel nach einer individuellen Risikobewertung und in Absprache mit einem Facharzt getroffen.

Vorteile & Nutzen

Die Darmspiegelung bietet gegenüber anderen Untersuchungsmethoden des Verdauungstrakts zahlreiche Vorteile, die sie zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der Diagnostik und Therapie machen. Ein wesentlicher Vorteil ist ihre Präzision und Direktheit. Im Gegensatz zu bildgebenden Verfahren wie dem Ultraschall oder CT-Scans ermöglicht die Koloskopie eine direkte Visualisierung der Darminnenfläche, wodurch selbst kleinste Veränderungen, wie Polypen oder Frühstadien von Krebs, erkannt werden können.

Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Möglichkeit zur gleichzeitigen Durchführung von therapeutischen Eingriffen. Während der Untersuchung können gefundene Polypen oder Fremdkörper direkt entfernt werden, ohne die Notwendigkeit für einen separaten chirurgischen Eingriff. Dies reduziert das Risiko für den Patienten und beschleunigt den Heilungsprozess.

Zudem ermöglicht die Koloskopie eine genaue Entnahme von Gewebeproben (Biopsien), was für die Diagnose entzündlicher Darmerkrankungen oder der Bestätigung von Krebs unerlässlich ist. Andere Methoden können lediglich Anomalien anzeigen, aber keine Gewebeproben entnehmen.

Im Vergleich zu weniger invasiven Tests, wie dem Stuhltest auf okkultes Blut, bietet die Darmspiegelung eine weitaus höhere Sensitivität und Spezifität in der Erkennung von Darmerkrankungen. Während Stuhltests bestimmte Anomalien im Darm nicht direkt lokalisieren oder identifizieren können, erlaubt die Koloskopie eine genaue Diagnose und Lokalisierung.

Insgesamt ist die Darmspiegelung trotz ihrer Invasivität aufgrund ihrer umfassenden diagnostischen und therapeutischen Kapazitäten eine überlegene Methode zur Untersuchung des Dickdarms.

Durchführung & Ablauf

Eine Darmspiegelung beginnt bereits einige Tage vor dem eigentlichen Eingriff mit der Vorbereitung. Patienten müssen eine spezielle Diät einhalten und abführende Medikamente einnehmen, um den Darm vollständig zu entleeren und eine klare Sicht für den Arzt zu gewährleisten. Am Tag der Untersuchung sollten Patienten nüchtern sein.

Vor der Untersuchung erhält der Patient in der Regel ein leichtes Sedativum oder eine Vollnarkose, um Schmerzen und Unbehagen zu minimieren. Dann wird ein langes, flexibles Rohr, das Koloskop, durch den Anus in den Dickdarm eingeführt. Das Koloskop ist mit einer Lichtquelle und einer Kamera ausgestattet, die es dem Arzt ermöglicht, das Innere des Darms auf einem Bildschirm zu betrachten.

Während der Untersuchung kann der Arzt Luft oder Kohlendioxid insufflieren, um den Darm zu entfalten und eine bessere Sicht zu haben. Falls notwendig, können auch kleine Instrumente durch das Koloskop geführt werden, um Gewebeproben (Biopsien) zu entnehmen oder Polypen zu entfernen.

Die Darmspiegelung dauert üblicherweise 30 bis 60 Minuten. Nach der Untersuchung brauchen Patienten etwas Zeit, um sich von der Sedierung zu erholen. Da die Luftinsufflation kurzzeitig Blähungen oder Krämpfe verursachen kann, ist eine gewisse Erholungszeit im Anschluss normal. Die Ergebnisse der Untersuchung können oft sofort besprochen werden, allerdings kann es einige Tage dauern, bis die Ergebnisse von Biopsien vorliegen.

Nebenwirkungen & Risiken

Nebenwirkungen und Risiken bei einer Darmspiegelung sind äußerst selten, können jedoch in Einzelfällen vorkommen. Eine Durchstoßung der Darmwand, die sogenannte Perforation, kann eine Gefahr dieser Untersuchung sein. Diese würde im weiteren Verlauf zu einer Entzündung des Bauchfells führen können. Ist dies der Fall, ist eine erneute schnelle Operation sofort nötig. Bei einer von 4.000 Darmspiegelungen kommt es zu dieser Art der Komplikation - also ein recht geringer Prozentsatz.

Weiterhin sind Nachblutungen möglich - besonders häufig treten diese auf, wenn Darmpolypen entfernt wurden. Blutergüsse im Darmtrakt sind ebenfalls eine mögliche Gefahr im Rahmen einer Darmspiegelung - diese können zwar recht schmerzhaft sein, vergehen aber nach einigen Tagen von selbst und sind für den Körper in der Regel ungefährlich.

Eine mögliche Gefahr geht auch von den Beruhigungsmitteln aus, welche man möglicherweise vor dem Eingriff verschrieben bekommt. Keineswegs sollte man nach der Untersuchung daher Auto fahren, sondern sich im Zweifelsfall abholen lassen.

Alternativen

Für Patienten, bei denen eine Darmspiegelung (Koloskopie) nicht möglich oder wünschenswert ist, stehen verschiedene alternative Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Diese Alternativen können hilfreich sein, um bestimmte Darmprobleme zu diagnostizieren, obwohl sie möglicherweise nicht die gleiche Präzision oder die Möglichkeit zur direkten Intervention bieten wie die Koloskopie.

Eine solche Alternative ist die Sigmoidoskopie, die ähnlich wie die Koloskopie funktioniert, aber nur den unteren Teil des Dickdarms untersucht. Sie ist weniger invasiv und erfordert oft keine Vollnarkose, bietet jedoch keinen Einblick in den gesamten Dickdarm.

Die virtuelle Koloskopie, auch als CT-Kolonographie bekannt, ist eine weitere Option. Dabei werden detaillierte Bilder des Dickdarms mittels Computertomographie (CT) erstellt, ohne dass ein Endoskop eingeführt werden muss. Obwohl die Methode weniger invasiv ist, kann sie nicht zur Entnahme von Biopsien oder zur Entfernung von Polypen verwendet werden.

Stuhltests, wie der Test auf okkultes Blut im Stuhl (FOBT) oder der immunologische Stuhltest (FIT), sind nicht-invasive Methoden zur Früherkennung von Darmkrebs. Sie können Blut im Stuhl nachweisen, das mit bloßem Auge nicht sichtbar ist, erfordern aber weitere Untersuchungen bei positivem Ergebnis.

Eine Kapselendoskopie, bei der der Patient eine kleine, kamerabestückte Kapsel schluckt, die Bilder des gesamten Verdauungstrakts aufzeichnet, kann ebenfalls als Alternative in Betracht gezogen werden. Diese Methode ist besonders nützlich zur Untersuchung des Dünndarms, einem Bereich, der mit der traditionellen Koloskopie schwer zu erreichen ist.

Jedes dieser Verfahren hat seine spezifischen Anwendungsgebiete, Vorteile und Einschränkungen. Die Wahl des geeigneten Verfahrens hängt von den individuellen Bedürfnissen des Patienten, den zu untersuchenden Symptomen und dem gesundheitlichen Zustand ab.

Quellen

  • Alexander, K., et al.: Thiemes Innere Medizin, Stuttgart 1999
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Lehratlas der Koloskopie: Das Referenzwerk zur Untersuchungstechnik und Befundinterpretation. Thieme, Stuttgart 2014

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