Pulmonalklappeninsuffizienz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Pulmonalklappeninsuffizienz ist eine relativ selten auftretende Erkrankung der Herzklappe, welche im Regelfall ein Symptom einer Erkrankung darstellt. In den wenigsten Fällen muss die Pulmonalklappeninsuffizienz therapiert werden; bei schweren Krankheitsverläufen ist jedoch auch eine Operation möglich, sodass ein Herzklappenersatz benötigt wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Pulmonalklappeninsuffizienz?

Der Krankheitsverlauf richtet sich vorwiegend nach der Grunderkrankung des Patienten. Eine genaue Prognose kann daher nicht abgegeben werden.
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Der Mediziner spricht dann von einer Pulmonalklappeninsuffizienz, wenn die sogenannte Schließung der Pulmonalklappe nicht mehr richtig funktioniert. Die Herzklappe beziehungsweise Pulmonalklappe liegt im Zwischenbereich des Herzens und der Lungenschlagader. Die Aufgabe der Lungenschlagader besteht darin, dass das sauerstoffarme Blut direkt aus dem Herzen abgeleitet und in die Lunge transportiert wird.

Die Pulmonalklappe kann als Ventil angesehen werden, welches dafür sorgt, dass das weitergeleitete Blut nicht mehr in das Herz zurückfließen kann. Liegt jedoch eine Pulmonalklappeninsuffizienz vor, ist ein Verhindern des Blutflusses nicht mehr möglich. In vielen Fällen ist eine geringe Undichtigkeit normal; jene sorgt weder für Symptome oder Beschwerden.

Ursachen

In vielen Fällen tritt eine Pulmonalklappeninsuffizienz dann auf, wenn in den Blutgefäßen der Lunge ein zu hoher Blutdruck vorliegt. Weitere Gründe für eine Pulmonalklappeninsuffizienz sind Verletzungen der Pulmonalklappe oder auch Entzündungen. In den wenigsten Fällen ist die Pulmonalklappeninsuffizienz angeboren.

Entzündungen treten vorwiegend durch Bakterien auf. Etwa dann, wenn suchtmittelabhängige Personen Drogen spritzen. Auf Grund des verunreinigten Spritzenbestecks ist es möglich, dass die Bakterien direkt in die Vene gelangen und sich von dort aus zu den Herzklappen vorarbeiten und im weiteren Verlauf eine Entzündung auslösen.

Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass andere Erkrankungen eine Pulmonalklappeninsuffizienz auslösen. In weiterer Folge kann die Pulmonalklappeninsuffizienz somit auch auf Grund eines fortgeschrittenen Krankheitsverlaufs einer Grunderkrankung auftreten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die sogenannte primäre Pulmonalklappeninsuffizienz verläuft oftmals asymptomatisch. Das bedeutet, dass der Patient weder über Symptome oder Beschwerden klagt; in weiterer Folge leben Menschen jahrelang mit einer Pulmonalklappeninsuffizienz, welche unerkannt bleibt. Liegt jedoch eine sekundäre Pulmonalklappeninsuffizienz vor, treten unterschiedliche Beschwerden auf. Vor allem entsteht eine Belastungsdyspnoe. Der Betroffene leidet unter einer Zyanose beziehungsweise klagt auch über eine deutliche Leistungsminderung.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Im Rahmen der Diagnose erfolgt eine körperliche Untersuchung. Der Mediziner untersucht den Betroffenen auf periphere Ödeme beziehungsweise Hepatomegalie und untersucht des Weiteren auch die obere Einflussstauung. Liegt bereits eine ausgeprägte Pulmonalklappeninsuffizienz vor, kann mitunter auch ein Aszites diagnostiziert werden. Im Rahmen der Auskultation ist es möglich, dass ein weit gespaltener zweiter Herzton auftritt.

Mitunter ist auch das Graham-Steell-Geräusch wahrnehmbar. Der Mediziner fertigt in weiterer Folge auch eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs an oder kann im Kardio-MRT eine deutlich vergrößerte Pulmonalarterie feststellen, welche im rechten Ventrikel sichtbar wird. Mittels Farbdopplerechokardiographie ist es möglich, dass der Mediziner auch das Ausmaß der Pulmonalklappeninsuffizienz beurteilen kann.

Der Krankheitsverlauf richtet sich vorwiegend nach der Grunderkrankung des Patienten. Eine genaue Prognose kann daher nicht abgegeben werden; die Pulmonalklappeninsuffizienz kann genauso unbehandelt bleiben und somit keine Gefahr für die Gesundheit und das Leben des Patienten bedeuten. In schweren Fällen muss der Patient operiert werden, sodass durchaus eine Gefährdung des Lebens gegeben ist.

Aus jenen Gründen ist es daher unerlässlich, dass der Mediziner auch die Ursache der Pulmonalklappeninsuffizienz diagnostiziert; vor allem, da die Behandlung der Grunderkrankung einen wesentlichen Teil der Therapie darstellt.

Komplikationen

Die Pulmonalklappeninsuffizienz wird meist erworben, kann aber in seltenen Fällen auch von einer genetisch bedingten Fehlanlage der Herzklappe verursacht sein. Die überwiegende Zahl der genetisch bedingten Fälle von Pulmonalklappeninsuffizienz verläuft nahezu symptomlos. Der leichte Rückfluss des Blutes aus der Pulmonalarterie in die rechte Kammer während der Entspannungsphase (Diastole) wird meist nicht bemerkt, sodass die Insuffizienz häufig über einen Zeitraum von vielen Jahren unerkannt bleibt.

Auch unbehandelt verursacht die leichte Pulmonalklappeninsuffizienz keinerlei Komplikationen. Lediglich bei stärkerer körperlicher Belastung können sich Leistungsdefizite zeigen. Ein anderes Bild ergibt sich bei der erworbenen Klappeninsuffizienz, die sich in verschieden schweren Symptomen äußern und unbehandelt zu schweren Komplikationen führen kann. Derlei Anzeichen sind Kurzatmigkeit unter Belastung sowie eine Zyanose, eine von außen sichtbare Blaufärbung der Haut aufgrund von Sauerstoffmangel in den rückführenden Venengefäßen.

Dazu kommen fast immer Leistungseinbußen, weil die rechte Herzkammer wegen des Blutrückflusses aus der Pulmonalarterie nicht für einen ausreichenden Blutdurchsatz in der Lunge sorgen kann. Eine unbehandelte, erworbene Pulmonalklappeninsuffizienz kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Aufgrund der verminderten Leistungsfähigkeit des Rechtsherzens können sich periphere Ödeme in den Extremitäten und im Bauchraum in Form eines Aszites bilden.

Auch eine krankhaft vergrößerte Leber (Hepatomegalie) kann von einem leistungsgeminderten Rechtsherz verursacht werden. Zur Vermeidung irreversibler Folgeschäden der Herzklappenerkrankung empfiehlt sich eine Behandlung der undichten Pulmonalklappe im Sinne einer Ursachenbekämpfung.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es bei der Pulmonalklappeninsuffizienz nicht zu einer Selbstheilung und im schlimmsten Fall auch zum Tod des Betroffenen kommen kann, muss diese Erkrankung immer durch einen Arzt behandelt werden. Je früher diese Krankheit erkannt und behandelt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Genesung. Ein Arzt ist bei der Pulmonalklappeninsuffizienz dann aufzusuchen, wenn der Patient unter starken Schmerzen im Bereich des Herzens leidet. Dabei können sich die Schmerzen auch in die Brust ausbreiten.

Ebenfalls kommt es zu einer verringerten Leistung, sodass der Betroffene keine anstrengenden Tätigkeiten oder Sportarten mehr durchführen kann. Auch eine Zyanose kann auf die Pulmonalklappeninsuffizienz hinweisen und sollte immer von einem Arzt untersucht werden. Sollten die Beschwerden über einen längeren Zeitraum anhalten und ohne einen besonderen Grund auftreten, dann sollte immer sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Die Pulmonalklappeninsuffizienz muss von einem Kardiologen untersucht und behandelt werden. Da die Krankheit meistens durch einen operativen Eingriff behandelt wird, ist ein Aufenthalt in einem Krankenhaus notwendig. Bei einer frühen Behandlung verringert sich die Lebenserwartung des Betroffenen meist nicht.

Behandlung & Therapie

Die primäre Pulmonalklappeninsuffizienz wird nur in den wenigsten Fällen therapiert. Wohl auch, weil viele Menschen gar nicht wissen, dass sie unter einer Pulmonalklappeninsuffizienz leiden. Dies deshalb, da keine Beschwerden oder Symptome auftreten und eine primäre Pulmonalklappeninsuffizienz oftmals jahrelang unbemerkt bleibt beziehungsweise nur zufällig - im Rahmen einer Routine-Untersuchung - entdeckt wird.

Im Regelfall ist daher keine Therapie erforderlich. Vor allem dann, wenn der rechte Ventrikel des Herzens eine Adaptierung der Niederdruck-Volumenbelastung aufweist. Liegt jedoch eine pulmonale Hypertonie vor, muss eine Therapie - etwa in Form einer Endokarditis-Prophylaxe - gestartet werden. Jedoch nur, wenn der Mediziner auch weiß, was der Auslöser für die Pulmonalklappeninsuffizienz ist.

Bei der sekundären Pulmonalklappeninsuffizienz sieht die Sache jedoch etwas anders aus. Vorwiegend befasst sich der Mediziner mit der Ursache, bevor er die Behandlung ansetzt. In vielen Fällen handelt es sich bei der Therapie einer Pulmonalklappeninsuffizienz um eine Behandlung der Grunderkrankung; die Pulmonalklappeninsuffizienz ist in vielen Fällen lediglich das Symptom, sodass nicht direkt die Pulmonalklappeninsuffizienz behandelt werden muss, sondern das Hauptaugenmerk auf der Behandlung der Ursache liegt.

In vielen Fällen kann, wenn der Krankheitsverlauf drastische Ausmaße mit sich bringt beziehungsweise die Symptome und Beschwerden stärker werden, eine Operation helfen. Im Rahmen der operativen Behandlung wird ein Herzklappenersatz eingesetzt, der die Pulmonalklappeninsuffizienz beheben soll. Operationen spielen jedoch nur in den wenigsten Fällen eine tragende Rolle; im Regelfall handelt es sich um eine nicht therapierbare Erkrankung, die nur in den seltensten Fällen Probleme mit sich bringt.


Vorbeugung

Die Pulmonalklappeninsuffizienz kann nur bedingt vorgebeugt werden. Ratsam ist, dass Grunderkrankungen, welche eine Pulmonalklappeninsuffizienz auslösen können, vorgebeugt werden. Personen, welche suchtmittelabhängig sind, sollten daher darauf achten, dass steriles Injektionsbesteck verwendet wird.

Sollten Beschwerden auftreten, ist es wichtig, dass ein Arzt kontaktiert wird, der abklären kann, ob es sich um eine Pulmonalklappeninsuffizienz handelt und welche Form vorliegt. Vor allem Personen, die von einer Grunderkrankung betroffen sind, welche eine Pulmonalklappeninsuffizienz auslösen können, sollten regelmäßige Untersuchungen wahrnehmen.

Nachsorge

Da die primäre Pulmonalklappeninsuffizienz oftmals nur als Zufallsbefund entdeckt wird, gibt es dafür auch keine spezielle Therapie oder Nachsorge. Wer jedoch Symptome wie eine Minderung der körperlichen Leistungsfähigkeit, Atemnot oder bläulich gefärbte Schleimhäute (Zyanose) an sich bemerkt, sollte sofort seinen Hausarzt oder einen Kardiologen zur Abklärung aufsuchen.

Da die sekundäre Pulmonalklappeninsuffizienz in der Regel das Symptom einer anderen Grunderkrankung ist, wird der Arzt sich auf deren Behandlung fokussieren. Dementsprechend wird auch die Nachsorge an die Grunderkrankung angepasst werden. Sollte die sekundäre Pulmonalklappeninsuffizienz allerdings so schwerwiegend sein, dass ein Herzklappenersatz notwendig wurde, muss sich der Patient regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Kardiologen unterziehen.

Im Rahmen dieser Untersuchungen wird die Klappenfunktion mittels Echokardiographie geprüft. Die erste Verlaufskontrolle sollte circa drei Monate nach erfolgter Operation und Rehabilitation stattfinden. Patienten mit biologischem Klappenersatz benötigen noch bis zu drei Monate postoperativ eine Antikoagulantientherapie (Hemmung der Blutgerinnung), Patienten mit neuer mechanischer Klappe jedoch lebenslang.

Zudem wird vor und nach Operationen an den oberen Atemwegen sowie im Mund-Rachen-Raum eine lebenslange Endokarditisprophylaxe notwendig. Auch bei Fieber oder anderen Anzeichen einer Infektionskrankheit sollten Patienten der Risikogruppe umgehend einen Arzt konsultieren. In der Regel wird den Betroffenen ein Endokarditis-Pass ausgehändigt, der alle wichtigen Informationen enthält und stets mitgeführt werden sollte.

Das können Sie selbst tun

Eine Pulmonalklappeninsuffizienz verläuft häufig ohne Symptome. Das gilt häufig bei angeborenen Herzklappenfehlern. Ohne Krankheitserscheinungen besteht selbstverständlich auch kein Anlass zu Selbsthilfemaßnahmen. Das ändert sich aber, wenn die Erkrankung zufällig nach einer stärkeren körperlichen Belastung diagnostiziert wird, bei der es zu Atemnot oder gar Bewusstlosigkeit gekommen ist. Bei Auftreten dieser Symptome sollte der Betroffene zunächst dringend einen Arzt konsultieren und die Symptome schildern.

Steht die Diagnose "Pulmonalklappeninsuffizienz" fest, wird der Arzt die Schwere der Erkrankung ermitteln und weitere Therapiemöglichkeiten abklären. Oft ist eine Therapie jedoch nicht notwendig. Allerdings steht der Patient selber in der Verantwortung, durch Selbsthilfe den Krankheitsprozess positiv zu beeinflussen. Unabhängig vom Krankheitszustand ist es vorteilhaft, im Rahmen von Selbsthilfegruppen oder Gesellschaften Informationen zu sammeln oder Erfahrungen auszutauschen. Damit können bereits vielen Patienten mit leichter Herzklappeninsuffizienz große Ängste genommen werden. So werden hier Erfahrungen weitergegeben, wie in diesen Fällen durch eine angepasste Lebensweise sogar eine Stärkung des Herzens ohne Therapie möglich ist. Auch bei schwereren behandlungsbedürftigen Herzfehlern werden Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Wichtige Gesellschaften und Selbsthilfegruppen sind unter anderem die "Deutsche Gesellschaft für Kardiologie" oder die Selbsthilfegruppe "Deutsche Herzstiftung e. V.". Dort wird der Patient ausgiebig informiert und hat außerdem die Möglichkeit des Erfahrungsaustauschs mit anderen Betroffenen. Die Isolation der einzelnen Patienten kann mithilfe dieser Selbsthilfegruppen aufgehoben und dadurch die allgemeine Lebensqualität verbessert werden.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Herrmann-Lingen, C., et al.: Psychokardiologie. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2008
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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