Reizdarmsyndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Oktober 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Immer mehr Menschen leiden unter dem Reizdarmsyndrom. Doch was genau ist das und welche Ursachen lösen diese Erkrankung aus? Gibt es Heilungsmöglichkeiten und was ist bei einem Reizdarm zu beachten? Dies alles erfahren Sie in diesem Bericht, der Ihnen einen Überblick über die Krankheit gibt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Reizdarm?

Betroffene eines Reizdarmsyndroms klagen oftmals über Schmerzen und ein starkes Völlegefühl. Blähungen und subjektiv empfundenes Aufgeblähtsein sind für die Betroffenen sehr viel unangenehmer als für Menschen ohne Reizdarm.
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RDS, also das Reizdarmsyndrom, tritt in hoher Zahl in der Bevölkerung auf. Dabei zeigen Studien, dass vor allem Frauen davon betroffen sind. Beim Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine funktionelle Störung des Darms. Dies können die Bewegung des Darms oder auch die Empfindlichkeit der Darmnerven sein.

Das Problem beim Reizdarm ist, dass es die Symptome Unverträglichkeiten ähneln und auch bei einer Blutuntersuchung oder bei einer Untersuchung mit dem Endoskop keine Veränderungen festgestellt werden können. Daher ist die Diagnose von RDS häufig nicht so einfach.

Welche Ursachen hat das Reizdarmsyndrom?

Dies ist bisher noch nicht herausgefunden worden. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass eine Gastroenteritis eine mögliche Ursache ist, da häufig nach dieser Erkrankung das RDS hinzukommt. Gleichzeitig können aber auch verschiedene Lebensmittel die Erkrankung zum Ausbruch bringen. Das können unter anderem Tee, Kaffee, künstliche Süßstoffe oder auch Gemüse und Steinfrüchte sein.

Dabei enthalten die Lebensmittel Kohlenhydrate, bei denen sich der Darm schwertut. Die Kohlenhydrate werden im Darm fermentiert, was dann zu Blähungen, Gasen oder auch Krämpfen führen kann. Aus diesem Grund hört man immer wieder, dass ein Probiotikum beim Reizdarm sehr gut helfen soll, da die Darmbakterien wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

Doch auch emotionaler Stress wie Angst, Depressionen oder familiäre Probleme können ein Auslöser für RDS sein. Ebenso kann es bei der Einnahme von Hormonen oder Medikamenten zu Schüben kommen. Durch diese vielen Ursachen, die das Reizdarmsyndrom auslösen, ist es nahezu unmöglich einen wirklichen Faktor zu bestimmen, weshalb es zu der Erkrankung kommt.

Reizdarm Symptome

Da Bauchschmerzen durch ganz unterschiedliche Faktoren hervorgerufen werden können, sind sie oftmals eine große Herausforderung für die ärztliche Diagnostik.

In der Regel beginnt das Reizdarmsyndrom im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter. Dabei können verschiedene Ursachen Schübe auslösen, die sehr unregelmäßig sind. Allerdings ist es auch nicht ausgeschlossen, dass Sie im Erwachsenenalter noch RDS bekommen, obwohl es eher selten ist. Die Schübe, die auftreten, beginnen meist in den Morgenstunden, wenn Sie aufwachen. Es ist selten der Fall, dass Sie von den Beschwerden aus dem Schlaf gerissen werden.

Zu den Reizdarm Symptomen zählen unter anderem:

  • Durchfall
  • Blähungen
  • Übelkeit
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Depressionen
  • Angst
  • Muskelschmerzen
  • Konzentrationsschwierigkeiten

Therapien beim Reizdarmsyndrom

Beim Reizdarmsyndrom kommt es vor allem auf die Ernährung an. Dabei sollten zuallererst die Nahrungsmittel gemieden werden, die Blähungen hervorrufen. Gleichzeitig sollten die Betroffenen eine ballaststoffreiche Ernährung vorziehen und viel Flüssigkeit zu sich nehmen, um Verstopfungen zu vermeiden. Allerdings ist dies von Patient zu Patient sehr unterschiedlich, da jeder Betroffene andere Lebensmittel hat, die zu Schüben führen.

Probiotika und Low-FODMAP-Diät beim Reizdarmsyndrom

Wie bereits anfangs erwähnt, ist ein Probiotikum beim Reizdarm sehr empfehlenswert, da es die Darmbakterien wieder ins Gleichgewicht bringt. Zudem gibt es die Möglichkeit einer Low-FODMAP-Diät. Hierbei werden verschiedene Lebensmittel gemieden, um herauszufinden, welche der Lebensmittel die Ursache für Schübe ist.

Einige Patienten haben unter anderem Beschwerden, wenn die kohlehydratreiche Lebensmittel verzehren wie zum Beispiel fermentierte Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole. All diese Kohlenhydrate fallen unter den Begriff FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole). Sie werden schlecht verdaut und durch die Bakterien im Dünndarm fermentiert, was dann zu Beschwerden und auch Blähungen führen kann.

Eine Low-FODMAP-Diät erstreckt sich über mindestens acht Wochen. Die Umstellung dauert eine Weile, weshalb Sie viel Geduld benötigen. Nachdem Sie alle Lebensmittel gemieden haben, werden diese wieder nach und nach eingeführt. Somit können Sie sehen, welche Lebensmittel Sie nicht vertragen und diese dann komplett meiden.

Kleine Mahlzeiten statt große

Des Weiteren wird empfohlen, dass Betroffene besser mehrere kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen, statt drei großen Mahlzeiten pro Tag. Auch das langsame Essen kann dazu beitragen, dass Schübe vermieden werden können. Insbesondere Patienten, die zu Blähungen und Flatulenz (vermehrter Gasbildung) neigen, sollten auf Kohl und schwer verdauliche Lebensmittel verzichten.

Zuckeraustauschstoffe, Fruchtzucker und Laktose

Gleichzeitig können Zuckeraustauschstoffe, die in Medikamenten oder auch Lebensmittel enthalten sind, Beschwerden auslösen. Selbst Fruchtzucker in Obst sollte nur in geringen Mengen verzehrt werden, um Symptome zu vermeiden. Des Weiteren ist Laktose ein Stoff, der Schübe auslösen kann. Hierbei können Betroffene auf laktosefreie Milch und Milchprodukte zurückgreifen, um Beschwerden zu reduzieren.

Arzneimittel beim Reizdarmsyndrom

Wer am Reizdarmsyndrom leidet, sollte auf bestimmte Medikamente verzichten. Vorwiegend Abführmittel, die folgende Stoffe enthalten sind relativ sicher für die Betroffenen. Neben Sorbit, Lactulose oder auch Stimulanzien, Polyethylenglykol sowie Bisacodyl oder Glycerin. Auch die rezeptpflichtigen Abführmittel wie Plecanatid, Prucaloprid, Lubiproston oder Linaclotid können Menschen mit dem Reizdarmsyndrom bei Verstopfungen helfen.

Personen, die Bauchkrämpfe haben, können auf Anticholinerge Arzneimittel zurückgreifen. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass die Medikamente auch Nebenwirkungen aufweisen. Trockener Mund, Probleme beim Wasserlassen oder auch verschwommenes Sehen sind nur einige Beispiele. Daher sollte jeder selbst entscheiden, ob er diese Medikamente einnehmen möchte oder nicht.

Bei Durchfall helfen Medikamente wie Diphenoxylat oder auch Loperamid [1]. Zudem ist es möglich, die Produktion von Serotonin zu reduzieren, wenn Alosetron eingesetzt wird. Dies wird aber nur dann empfohlen, wenn andere Mittel gegen Durchfall nicht helfen. Des Weiteren wird das Medikament vor allem bei Frauen eingesetzt.

Großer Nachteil von Alosetron ist, dass das Risiko einer ischämischen Kolitis sehr hoch ist. Aus diesem Grund kommt es nur äußerst selten zum Einsatz. Bei besonders schwerem Durchfall, der durch das Reizdarmsyndrom verursacht wird, kann auch das Medikament Eluxadolin zum Einsatz kommen.

RDS-Patienten, die häufig an Durchfall, Bauchschmerzen und Blähungen leiden, können mit dem Antibiotikum Antidepressiva sehr hilfreich bei Durchfall, Bauchschmerzen und Blähungen sein. Daher wird Reizdarm-Patienten häufig das Antidepressiva Desipramin oder Nortriptylin verschrieben. Sie helfen aber nicht nur bei den oben genannten Symptomen, sondern können auch gegen Depressionen, Schlafstörungen oder Ängste helfen und diese reduzieren.

Wie bereits erwähnt, sind Probiotika ein wichtiger Helfer beim Reizdarmsyndrom. Probiotika kommen vollkommen natürlich in unserem Körper vor und unterstützen das Wachstum der wichtigen Darmbakterien. Sie bringen den Darm ins Gleichgewicht und können so gegen Blähungen vorgehen. Neben Pulver und Kapseln gibt es auch sehr viele Lebensmittel, die voller Probiotika sind. Des Weiteren können ätherische Öle Bauchkrämpfe lindern.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • de Greck, M., Andresen, V. & Layer, P. Therapieoptionen bei Obstipation und Diarrhö. MMW - Fortschritte der Medizin 152 , 73–77 (2010). https://doi.org/10.1007/BF03367329
  • https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMe1011211

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