Rinne-Versuch
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Behandlungen Rinne-Versuch
Der Rinne-Versuch ist ein subjektives, nicht-invasives und schnell durchführbares HNO-Testverfahren, das über eine schwingende Stimmgabel die Knochenleitung und Luftleitung eines Ohrs miteinander vergleicht.
Mit dem Testverfahren lassen sich differentialdiagnostische Aussagen zur Art der Schwerhörigkeit treffen, die insbesondere eine Unterscheidung von Schallempfindungs- und Schallleitungsschwerhörigkeit zulassen. Da es sich bei dem Rinne-Test um ein subjektives Testverfahren handelt, muss der Patient zur Mitarbeit bereit sein und sollte außerdem dazu im Stande sein, den Test und die Anweisungen des Testpersonals ohne Einschränkungen nachzuvollziehen.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist der Rinne-Versuch?
Der Rinne-Versuch ist ein subjektiver Test aus der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Heinrich Adolf Rinne beschrieb das Verfahren erstmals 1855. Wie beim Weber-Versuch und dem Bing-Test handelt es sich auch beim Rinne-Versuch um einen Stimmgabeltest. Die Luftleitung und die Knochenleitung von Schall werden dabei miteinander verglichen, was in Kombination mit den Ergebnissen des Weber-Tests eine Zuordnung der Schwerhörigkeit ermöglicht.
Meist geht der Weber-Versuch dem Rinne-Versuch voraus. Die beiden Verfahren lassen sich unter Umständen aber auch in umgekehrter Reihenfolge anwenden. Der klinisch orientierte Testlauf des Rinne-Versuchs arbeitet über die physiologischen Eigenschaften des Ohrs und dient so der Diagnose von Schallempfindungs- oder Schallleitungsstörungen. Jedes Ohr wird dabei einzeln getestet. Falls der Weber-Versuch zuvor eine einseitige Schwerhörigkeit ergeben hat, wird der Rinne-Test generell nur an einem Ohr durchgeführt.
Funktion, Wirkung & Ziele
Zur Durchführung des Testverfahrens ist jede HNO-Praxis in der Lage. Vorbereitend zum Testverfahren wird eine Stimmgabel in Schwingung versetzt. Den schwingenden Fuß der Stimmgabel setzt das durchführende Personal dann auf den Processus mastoideus auf. Dabei handelt es ich um eine Knochenleitung, die für den Transfer von Schallempfindungen zuständig ist und als Knochenfortsatz hinter jeder Ohrmuschel liegt.
Der Patient hört über die Schwingungen der Stimmgabel jetzt einen Ton. Das durchführende Personal bittet ihn, bei Verstummen des Tons Bescheid zu geben. Die Stimmgabel wird nach dem subjektiv empfundenen Verstummen auf der Knochenleitung hinter dem Ohr nun auf die Luftleitung vor dem Ohr gehalten. Neu angeschlagen wird das Instrument dazu nicht. Normalerweise verstärken die Gehörknöchelchen und das Trommelfell den Klang auf der Luftleitung vor der Ohrmuschel.
Ein normal hörender Patient hört den auf der Knochenleitung verstummten Ton daher auf der Luftleitung vor dem Ohr wieder, sobald die Stimmgabel vor der Ohrmuschel liegt. Die Luftleitung eines gesunden Patienten gibt den Ton in den Gehörgängen natürlicherweise nämlich länger wieder, als der Warzenfortsatz der Knochenleitung. Der Rinne-Versuch wird als positiv gewertet, wenn der Patient den Ton über die Luftleitung wieder hört. Falls er ihn auch vor der Ohrmuschel nicht mehr hören kann, gilt das Ergebnis des Tests als negativ.
Bei Schallleitungsschwerhörigkeiten hört der Patient den Ton der Stimmgabel über die Knochenleitung lauter und länger als über die Luftleitung. Ein negativer Rinne-Versuch kann daher auf eine Schallleitungsschwerhörigkeit verweisen. Wenn dagegen eine Schallempfindungsschwerhörigkeit vorliegt, so hört der Patient den Ton sowohl über die Knochenleitung, als auch über die Luftleitung kaum. Das Schallempfinden über die Luftleitung ist bei Schallempfindungsschwerhörigkeit aber niemals schlechter, als die Wahrnehmung über die Knochenleitung.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Das subjektive Empfinden und die Mitarbeit des Patienten stehen im Mittelpunkt des Testverfahrens. Das durchführende Personal kann dabei nur schwer einschätzen, inwieweit die getätigten Aussagen zum Schallempfinden der Wahrheit entsprechen. Daher eignet sich der Rinne-Versuch auch für unwillige Patienten zum Beispiel genauso wenig, wie andere Hörtests aus der Gruppe der subjektiven Testverfahren.
Insbesondere wenn die Ergebnisse von Weber- und Rinne-Versuch widersprüchlich ausfallen, kann das Testpersonal unter Umständen die Mitarbeit des Patienten infrage stellen oder eine fehlerhafte Wahrnehmung der Testperson als ursprünglich vermuten. Weder der Weber-Test, noch der Rinne-Test ist für den Patienten mit Aufwand verbunden. Beim Rinne-Versuch handelt es sich sogar um einen der am schnellsten durchführbaren HNO-Testversuche überhaupt. Da der Testlauf ein nicht-invasives Verfahren ist, muss der Patient weder stationär untergebracht sein, noch besondere Verhaltensregeln vor dem Verfahren einhalten. Risiken und Nebenwirkungen gibt es beim Rinne-Versuch nicht. Allerhöchstens tritt vorübergehend leichtes Ohrensausen auf.
In der Regel wird der Rinne-Test niemals unabhängig, sondern immer in Kombination mit dem Weber-Test durchgeführt, der ebenso leicht durchführbar ist und genau wie der Rinne-Versuch keine Risiken und Nebenwirkungen birgt. Auch beim Weber-Versuch wird eine Stimmgabel ins Schwingen versetzt, die der Testperson auf den Scheitel gelegt wird. Dabei wird der Ton über die Knochenleitung für Normalhörende phasengleich auf beide Innenohren übertragen. Davon abweichende Ergebnisse deuten auf eine einseitige oder assymetrische Hörstörung hin, die sich über den Rinne-Versuch näher bestimmen lässt.
Quellen
- Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
- Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009