Hörtest

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. Juli 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Sie haben einen Termin zum Hörtest und wollen wissen, was Sie erwartet? In diesem Artikel erfahren Sie etwas über die Arten, Anwendungsgebiete, Funktionen, Ziele und Risiken von Hörtests.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Hörtest?

Ein Hörtest bzw. die Audiometrie dient der Diagnose von Krankheiten der Hörorgane. Typische Anwendungsfelder sind eine beginnende Schwerhörigkeit bzw. Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis).

Hören Sie noch gut genug? Genau wie die Verschlechterung des Sehvermögens ist auch das Nachlassen des Gehörs ein schleichender Prozess.

Bei einem Hörtest geht es zunächst einmal darum, das Hörvermögen zu überprüfen und ggf. eine Hörstörung festzustellen. Dabei unterscheidet man zwei verschiedene Testmethoden: den subjektiven Hörtest, bei der die Mitwirkung des Patienten erforderlich ist, und den objektiven - auch Hirnstammaudiometrie oder BERA genannten Hörtest - bei dem die Hirnströme gemessen werden. Gerade bei Babys und Kleinkindern empfiehlt sich der objektive Hörtest.

Beim subjektiven Hörtest gibt es wiederum verschiedene Verfahren, nämlich die Tonaudiometrie, die Sprachaudiometrie und die Recruitment-Messung. Wenn es darum geht, die Einstellung eines Hörgerätes zu überprüfen, wird als Hörtest die Sprachaudiometrie angewandt. Bei der Recruitment-Messung wiederum wird festgestellt, wo der Ursprung einer Hörstörung ist, z. B. im Hörnerv oder im Gehirn.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte des Hörtests begann im 19. Jahrhundert, als die moderne Medizin und Audiologie aufkamen. 1860 führte der französische Arzt Prosper Menière die Begriffe „Innenohrerkrankung“ und „Menière-Krankheit“ ein, was die Notwendigkeit genauerer Diagnosewerkzeuge unterstrich. Die ersten systematischen Hörtests wurden Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt, als Alexander Graham Bell und andere Pioniere das Audiometer einführten, ein Gerät zur Messung des Hörvermögens.

Im frühen 20. Jahrhundert wurden diese Audiometer weiter verfeinert. 1922 entwickelte Harvey Fletcher von der Bell Telephone Laboratories das erste elektronische Audiometer, das präzisere und konsistentere Ergebnisse lieferte. Dies ermöglichte die standardisierte Messung des Hörvermögens und legte den Grundstein für die moderne Audiologie.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Forschung zur Hörmessung stark zu, angetrieben durch die Notwendigkeit, das Gehör von Soldaten zu überprüfen. In den 1950er Jahren wurden standardisierte Hörtestverfahren und -protokolle eingeführt, wie z.B. der Pure-Tone-Audiometrie, die bis heute verwendet wird.

Die Entwicklung der Computertechnologie in den 1970er und 1980er Jahren ermöglichte es, digitale Audiometer und computergestützte Hörtests zu entwickeln. Dies führte zu genaueren, effizienteren und benutzerfreundlicheren Tests. Moderne Hörtests umfassen heute eine Vielzahl von Methoden, einschließlich Otoakustischer Emissionen (OAE) und Auditory Brainstem Response (ABR), um detaillierte Informationen über das Hörvermögen und die Funktion des gesamten auditorischen Systems zu erhalten.

Einsatz & Indikation

Ein Hörtest wird durchgeführt, wenn es Anzeichen von Hörverlust oder Problemen mit dem Gehör gibt. Dies kann bei Personen jeden Alters notwendig sein, von Neugeborenen bis zu älteren Erwachsenen. Bei Neugeborenen wird oft ein Hörtest kurz nach der Geburt durchgeführt, um angeborene Hörstörungen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.

Im Kindesalter wird ein Hörtest durchgeführt, wenn Sprachentwicklungsverzögerungen oder Verhaltensauffälligkeiten bemerkt werden. Kinder, die häufig Ohrinfektionen haben, benötigen ebenfalls regelmäßige Hörtests, da wiederkehrende Infektionen das Gehör beeinträchtigen können.

Bei Erwachsenen wird ein Hörtest notwendig, wenn sie Schwierigkeiten haben, Gespräche zu verstehen, besonders in lauter Umgebung, oder wenn sie das Gefühl haben, dass andere Menschen häufig undeutlich sprechen. Auch plötzlicher oder schleichender Hörverlust kann Anlass für einen Hörtest sein. Personen, die in lauten Umgebungen arbeiten, wie Bauarbeiter oder Musiker, sollten regelmäßig ihr Gehör überprüfen lassen, um arbeitsbedingten Hörverlust frühzeitig zu erkennen.

Ein Hörtest kann auch Teil einer allgemeinen Gesundheitsuntersuchung bei älteren Erwachsenen sein, da Hörverlust im Alter häufig vorkommt. Regelmäßige Tests helfen dabei, den Grad des Hörverlusts zu bestimmen und entsprechende Maßnahmen, wie die Anpassung von Hörgeräten, einzuleiten. Ein Hörtest wird auch durchgeführt, wenn Symptome wie Tinnitus, Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen auftreten, um zugrunde liegende Hörprobleme zu diagnostizieren.

Vorteile & Nutzen

Ein Hörtest bietet gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden mehrere spezifische Vorteile. Er ist nicht-invasiv und schmerzfrei, was ihn für Patienten jeden Alters zugänglich und angenehm macht. Dies ist besonders wichtig für Kinder und ältere Menschen, die empfindlicher auf invasive Verfahren reagieren könnten.

Ein weiterer Vorteil eines Hörtests ist seine Genauigkeit und Spezifität bei der Diagnose von Hörstörungen. Durch verschiedene Testmethoden wie die Reintonaudiometrie, Sprachtests und die Messung otoakustischer Emissionen können detaillierte Informationen über die Art und das Ausmaß des Hörverlusts gewonnen werden. Diese präzisen Daten sind entscheidend, um die passende Therapie oder Hörgeräteversorgung zu planen.

Hörtests sind auch relativ schnell durchführbar und liefern sofortige Ergebnisse. Dies ermöglicht eine zügige Diagnose und gegebenenfalls eine schnelle Einleitung von Behandlungsmaßnahmen. Im Vergleich zu bildgebenden Verfahren oder invasiven Tests, die mehr Zeit und Vorbereitung erfordern, ist ein Hörtest effizienter und weniger belastend für den Patienten.

Darüber hinaus können Hörtests regelmäßig wiederholt werden, um Veränderungen im Hörvermögen zu überwachen. Dies ist besonders wichtig bei fortschreitenden Erkrankungen oder bei der Überprüfung der Wirksamkeit von Behandlungen wie der Anpassung von Hörgeräten. Die Möglichkeit der regelmäßigen Überwachung hilft, die Behandlung kontinuierlich zu optimieren und das bestmögliche Hörergebnis für den Patienten zu gewährleisten.

Funktion, Wirkung & Ziele

Hörtests werden aus verschiedenen Gründen durchgeführt. Im Jahr 2007 sorgten Wissenschaftler vom Children’s Hospital & Regional Medical Center in Seattle mit einer Studie für Aufsehen, in der sie die Ergebnisse zahlreicher Hörtests gesunder und an plötzlichem Kindstod verstorbener Babys miteinander verglichen und dabei deutliche Unterschiede festgestellt hatten.

Ansonsten gilt: je früher eine Hörstörung erkannt wird, desto besser. Daher sollte der erste Hörtest schon kurz nach der Geburt erfolgen. Dabei wird die Reaktion des Innenohrs auf einen leisen Ton mit der Lautstärke 35 db - das entspricht beispielsweise dem Summen eines leisen Zimmerventilators aus einem Meter Entfernung - getestet. Ist das Testergebnis auffällig, wird zusätzlich noch eine Hirnstammaudiometrie durchgeführt. Dieses Neugeborenen-Hörscreening wird, genau wie die üblichen Vorsorgeuntersuchungen, von der Krankenkasse bezahlt. Da es auch einseitige Hörstörungen gibt, sollten Eltern bei diesem Screening darauf achten, dass die Ergebnisse bei beiden Ohren gut ausfallen.

Wenn der Kinderarzt bei der U3 im 3./4. Monat feststellt, dass ein Kind möglicherweise nicht gut hört, überweist er es zum Hörtest zu einem Facharzt für HNO-Heilkunde oder in die Pädaudiologie einer nahegelegenen Klinik.

Hörhilfen gibt es schon für Babys ab einen Alter von drei Monaten. Und das ist wichtig, denn nur ein Kind, das gut hört, lernt auch richtig sprechen. Auch bei Erwachsenen ist u. U. ein Hörtest notwendig. Wenn Sie beispielsweise an Ihrem Arbeitsplatz einer ständigen Lärmbelastung ausgesetzt sind, Sie feststellen, dass Ihr Gehör im Laufe der Zeit nachgelassen hat oder Sie plötzlich unter Ohrgeräuschen leiden, sollten Sie schnellstmöglich einen HNO-Facharzt aufsuchen. Dieser wird vermutlich sowohl einen subjektiven als auch einen objektiven Hörtest durchführen.

Nach Krankheiten wie einer Mittelohrentzündung, Drehschwindel oder einer äußeren Ohrenentzündung wird mit Hilfe von Hörtests festgestellt, ob und wie stark das Hörvermögen dadurch beeinträchtigt wurde.

Durchführung & Ablauf

Ein Hörtest beginnt typischerweise mit einer Anamnese, bei der der Audiologe oder Hörgeräteakustiker Fragen zur Hörgeschichte, zu möglichen Symptomen und zu relevanten medizinischen Bedingungen stellt. Dies hilft, ein umfassendes Bild der Hörprobleme zu bekommen.

Der eigentliche Hörtest umfasst mehrere Schritte und Methoden, um das Hörvermögen genau zu beurteilen. Zunächst wird die Ohruntersuchung durchgeführt, oft mit einem Otoskop, um den Gehörgang und das Trommelfell auf Anomalien oder Blockaden zu überprüfen, die das Hören beeinträchtigen könnten.

Danach erfolgt die Reintonaudiometrie, bei der der Patient Kopfhörer trägt und verschiedene Töne in unterschiedlichen Frequenzen und Lautstärken vorgespielt bekommt. Der Patient signalisiert durch Drücken eines Knopfes oder Heben der Hand, wann er den Ton hört. Dieser Test wird in einer schallisolierten Kabine durchgeführt, um äußere Geräusche zu minimieren und die Genauigkeit zu erhöhen.

Ein weiterer wichtiger Teil des Hörtests ist die Sprachverständlichkeitstestung. Hierbei werden dem Patienten Wörter oder Sätze in verschiedenen Lautstärken vorgespielt, und er muss diese nachsprechen oder erkennen. Dies hilft, das Verstehen von Sprache im Alltag zu bewerten.

Zusätzlich kann die Tympanometrie eingesetzt werden, um die Beweglichkeit des Trommelfells und die Funktion der Mittelohrknochen zu testen. Dabei wird ein kleiner Druck im Gehörgang erzeugt und die Reaktion des Trommelfells gemessen.

Abschließend werden die Ergebnisse des Hörtests analysiert und mit dem Patienten besprochen. Auf Basis der Testergebnisse können Empfehlungen für Behandlungen oder die Anpassung von Hörgeräten gegeben werden.

Risiken & Gefahren

Der subjektive Hörtest ist weder schmerzhaft noch mit irgendwelchen gesundheitlichen Risiken verbunden. Wenn er jedoch bei einem Kind durchgeführt wird, kommt es vor, dass er kein eindeutiges Ergebnis liefert, weil es beispielsweise dem kleinen Patienten an Konzentration mangelt.

Daher wird, wie auch bei einem Baby, in so einem Fall häufig ein objektiver Hörtest durchgeführt. Wer ein Baby oder Kleinkind hat, weiß, wie schwer es ist, dieses zum Stillhalten zu bewegen. Möglicherweise wehrt es sich auch gegen die Elektroden am Kopf. Um den Beteiligten eine zeitraubende Prozedur zu ersparen, wird der Hörtest häufig unter Vollnarkose durchgeführt - mit den üblichen Risiken und Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen.

Beim Einführen des Beatmungsschlauches kann es beispielsweise zu Verletzungen des Mund- und Rachenraums kommen. In seltenen Fällen erleidet der Patient während der Narkose einen Herzstillstand und muss wiederbelebt werden. Eltern haben verständlicherweise ihre Bedenken gegen einen Hörtest unter Vollnarkose. Doch wenn ihr Kind wiederholt die Mitarbeit verweigert, bleibt diese Untersuchungsmethode als einzige Möglichkeit.


Krankheiten mit Schwerhörigkeit

Alternativen

Wenn ein konventioneller Hörtest nicht möglich ist, gibt es alternative Verfahren zur Beurteilung des Hörvermögens. Eine häufige Methode ist die Tympanometrie, die die Funktion des Mittelohrs prüft. Sie misst die Beweglichkeit des Trommelfells und kann Aufschluss über Mittelohrprobleme wie Flüssigkeitsansammlungen oder Perforationen geben.

Eine weitere Alternative ist die Otoakustische Emission (OAE). Diese Methode misst die Schallwellen, die das Innenohr als Antwort auf akustische Reize erzeugt. OAEs sind besonders nützlich bei Neugeborenen und kleinen Kindern, da sie keine aktive Mitarbeit des Patienten erfordern.

Für Patienten, die nicht in der Lage sind, auf Ton- oder Sprachtests zu reagieren, kann die Auditory Brainstem Response (ABR)-Testung angewendet werden. Hierbei werden Elektroden am Kopf angebracht, die die elektrische Aktivität des Gehirns als Reaktion auf akustische Reize messen. Diese Methode ist besonders hilfreich bei Neugeborenen, Kleinkindern und Patienten mit schwereren Beeinträchtigungen.

In bestimmten Fällen kann auch die Verhaltensbeobachtungsaudiometrie eingesetzt werden. Diese Methode basiert auf der Beobachtung von Reaktionen des Patienten auf verschiedene Geräusche, wie z.B. Kopfbewegungen oder Augenblinzeln. Sie wird oft bei sehr kleinen Kindern oder bei Patienten mit schwerer geistiger Behinderung verwendet.

Die Felsenbein-CT oder MRI können ebenfalls eingesetzt werden, um strukturelle Probleme im Ohr oder Gehirn zu identifizieren, die zu Hörverlust führen können. Diese bildgebenden Verfahren sind besonders hilfreich, wenn ein physisches Hindernis oder eine Anomalie vermutet wird.

Jede dieser alternativen Methoden bietet wertvolle Informationen und kann die Diagnose und Behandlung von Hörproblemen unterstützen, insbesondere wenn traditionelle Hörtests nicht durchführbar sind.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Probst, R., Grevers, G., Iro, H.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008

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