Weber-Versuch
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Schwerhörigkeit, im Fachjargon Hypakusis genannt, bezeichnet eine Einschränkung des Hörvermögens. Sie betrifft immer mehr Menschen und kann von einer leichten Beeinträchtigung bis hin zum kompletten Hörverlust reichen.
Manche Beschwerden machen sich nur für eine gewisse Zeit bemerkbar, andere sind von Dauer. Eine Hörstörung vermag viele Ursachen zu haben. Oft kommt sie mit dem Alter des Patienten oder als Folge einer Erkrankung oder Lärmbelastung. In manchen Fällen wird Schwerhörigkeit auch vererbt. Eine einfache und schnelle Verdachtsdiagnose ist bereits durch die in der Hausarztpraxis zur Verfügung stehenden Mittel möglich. Verschiedene Stimmgabeltests zum Beispiel geben dem Arzt zuverlässige Hinweise, welcher Teil des Ohres eine Hörstörung verursachen könnte. Zu diesen Test mittels Stimmgabel zählt auch der Weber-Versuch.
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Was ist der Weber-Versuch?
Ein Stimmgabeltest, der in Arztpraxen wegen seiner unkomplizierten Anwendungsweise täglich zum Einsatz kommt, ist der Weber-Versuch. Namensgeber ist Ernst Heinrich Weber. Als Professor für Anatomie und Physiologie in Leipzig hat er bereits im Jahr 1834 auf diese Methode aufmerksam gemacht. Als Standardtest der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde zur Untersuchung einer Hörstörung können mit diesem Verfahren mögliche Ursachen für eine Schwerhörigkeit schnell und effektiv eingegrenzt werden.
Schwerhörigkeit kann durch Störungen im äußeren Gehörgang, im Mittel- oder Innenohr, aber auch zentral im Bereich der Hörbahn entstehen. Je nach Ursprungsort der Störung wird die Schwerhörigkeit in Schallempfindungsstörung (Schädigung im Innenohr oder Bereich der Hörnerven) und Schallleitungsstörung (Beeinträchtigung im Mittelohr oder äußeren Gehörgang) eingeteilt. Das Ausmaß einer Hörstörung kann hierbei von einer leichten Hörminderung bis zur Gehörlosigkeit reichen.
Der Weber-Versuch erlaubt eine gute Diagnose bei einer einseitigen Hörstörung und eignet sich besonders zur Differenzierung von Schallleitungs - und Schallempfindungsstörungen. Die Untersuchung ist ein unkomplizierter und schmerzfreier Vorgang und gehört zu den sogenannten subjektiven Testverfahren, da er auf eine aktive Mitarbeit des Patienten angewiesen ist. Zumeist hilft der Weber-Test festzustellen, von welchem Teil des Ohres eine Hörstörung verursacht wird. Für diesen klinisch orientierenden Hörtest benutzt der Arzt eine Stimmgabel.
Funktion, Wirkung & Ziele
Zur Diagnose setzt der Arzt die gleiche Stimmgabel ein wie ein Musiker zum Stimmen seines Instruments. Sie schwingt im Kammerton a mit 440 Hertz. Mit ihr kann der Arzt untersuchen, ob ein mit der Stimmgabel erzeugter Ton über die Kopfknochen weiter geleitet und vom Patienten wahr genommen wird. Die Stimmgabel wird in Schwingungen versetzt und mit dem Fuß auf den Scheitel des Patienten gesetzt. Über die Knochenleitung wird der Schall dann in die Innenohren weiter geleitet.
Ist mit dem Gehör alles in Ordnung, werden die Schwingungen der Stimmgabel in beiden Ohren gleich stark registriert. Liegt ein Problem vor, erscheint der Ton in einem Ohr lauter als im anderen. Auf diese Weise lassen sich Störungen in der Luftleitung identifizieren, zum Beispiel eine Verengung des Gehörgangs oder ein Intensitätsverlust im Mittelohr. Dabei vermeldet der Betroffene für das Ohr, mit dem er schlechter hört, den Ton besonders laut zu vernehmen.
Dieses Phänomen ist einfach nachzuvollziehen: Hält man sich ein Ohr zu, hört man das eigene gesprochene Wort auf diesem Ohr besonders laut. Der Weber-Versuch erlaubt durch seine korrekte Interpretation eine orientierende Zuordnung der Art einer Schwerhörigkeit. Ein normal Hörender bzw. ein gleichseitig gleich schwerhöriger Patient hört den Ton der Stimmgabel nach dem Aufsetzen auf den Schädel mit beiden Ohren gleich laut. Auch der normal Hörende registriert den Ton der Stimmgabel in beiden Ohren als gleich. Er hat daher den Eindruck, diesen in der Mitte des Kopfes zu hören.
Der Ton wird nicht lateralisiert, also nicht auf eine Seite gelenkt. Gibt der Patient an, den Ton auf einer Seite zu hören, spricht man von einer Lateralisierung. In diesem Fall liegt eine einseitige oder asymmetrische Hörstörung vor. Bei einer einseitigen Schallempfindungsstörung wird der Ton vom besser hörenden Innenohr lauter wahrgenommen, der Patient lateralisiert also ins gesunde Ohr. Bei einer einseitigen Schallleitungsstörung wird jedoch der Ton im erkrankten Ohr lauter gehört, meist zur Verwunderung des Patienten.
Eine Schallleitungsschwerhörigkeit liegt vor, wenn der Schall im Außen- oder Mittelohr nicht weitergeleitet wird. Dafür verantwortlich kann Ohrenschmalz oder eine Mittelohrentzündung sein. Besteht eine Schallleitungsschwerhörigkeit wird der Ton im erkrankten Ohr lauter empfunden. Bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit kommt der Ton im nicht beeinträchtigten Ohr besser an. Die Schallempfindungsschwerhörigkeit kann bei Schädigungen im Innenohr, Hörnerv oder Gehirn verursacht werden.
Die Diagnose kann in diesem Fall ein akuter Hörsturz, die Menière-Krankheit (Erkrankung des Innenohrs), eine Schädigung des Innenohrs oder des Hörnervs, ein Akustikusneurinom (ein gutartiger Tumor am Gleichgewichts- und Hörnerv)oder eine traumatische Verletzung durch eine Schädelbasisfraktur sein. Häufig kann eine akute Schallempfindungsschwerhörigkeit auch im Rahmen eines Knalltraumas ausgelöst werden oder ohne bekannte Ursachen entstehen. Der häufigste Auslöser für eine Schallleitungsschwerhörigkeit ist ein Ceruminalpfropf, also Ohrenschmalz. Wegweisende Symptome sind eine akute Hörminderung begleitet von Druckgefühl bis Ohrenschmerzen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Quellen
- Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Grevers, G.: Klinikleitfaden Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde. Gustav Fischer, Ulm 1997
- Lenarz, T., Boenninghaus, H.G.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Berlin 2012