SORKC-Modell

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das SORKC-Modell stellt eine Erweiterung des so genannten operanten Konditionierens dar. Dabei handelt es sich um ein Verhaltensmodell, mit dem sowohl der Erwerb von Verhalten als auch das Verhalten selbst erklärt werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das SORKC-Modell?

Das SORKC-Modell ist ein Modell, das vor allem in der kognitiven Verhaltenstherapie zur Anwendung kommt und dazu dient, Verhalten zu diagnostizieren, zu erklären bzw. zu verändern.

Verhaltensmodelle gehen davon aus, dass ein bestimmtes Problemverhalten nicht isoliert, sondern bezüglich der jeweiligen Situation bzw. der daraus resultierenden Konsequenzen untersucht werden muss.

Das SORKC-Modell ist ein Modell, das vor allem in der kognitiven Verhaltenstherapie zur Anwendung kommt und dazu dient, Verhalten zu diagnostizieren, zu erklären bzw. zu verändern. Manchmal wird es auch "horizontale Verhaltensanalyse" genannt. Dabei werden Informationen zu einem bestimmten Problem gesammelt und im Anschluss daran Zusammenhänge und Bedingungen aufgezeigt. Dadurch können Informationen rund um verschiedene Verhaltensauffälligkeiten geordnet und ein Therapieplan festgelegt werden. Das SORKC-Modell ist ein lerntheoretisches Modell, das von Kanfer und Saslow erweitert wurde, wobei sie auch die Organismusvariable (O) miteinbezogen, mit der zu Beginn nur biologische Ursachen des Verhaltens bezeichnet wurden.

In weiterer Folge wurde diese Variable allerdings auch durch Eigenschaften, Erfahrungen, Überzeugungen bzw. Schemata der jeweiligen Person ergänzt, die wichtig für die Erklärung des Verhaltens sein könnten. Das S steht für Stimulus, das sind alle internen bzw. externen Reize. R bedeutet Reaktion, C die Konsequenzen, die daraus resultieren und K steht für Kontingenz. Damit kann das SORKC-Modell von der so genannten vertikalen Verhaltensanalyse abgegrenzt werden, bei der übergeordnete Ziele und Pläne analysiert werden, die das Verhalten der jeweiligen Person in vielen Situationen beeinflussen.

Funktion, Wirkung & Ziele

In Form einer Verhaltensgleichung beschreibt das SORKC-Modell die Grundlage von Lernvorgängen und erklärt das Zustandekommen dieses Verhaltens als auch das Verhalten selbst. Das SORKC-Modell wurde von Frederick H. Kanfer entwickelt, der das behavioristische Lernmodell weiter ausbaute.

Es geht davon aus, dass der Mensch sich zum Teil von Umwelteinflüssen unabhängig machen kann, da er in der Lage ist, sich selbst zu verstärken bzw. zu steuern, was auch als Selbstregulation bezeichnet werden kann. Selbstregulation bedeutet das Unterbrechen von automatisiertem Verhalten bzw. wenn dieses nicht mehr dazu geeignet ist, bestimmte Ziele zu erreichen. Durch eine bestimmte Zielsetzung wird dann ein Regulationsprozess ausgelöst. Dabei wird in der ersten Phase das eigene Verhalten beobachtet und in Beziehung mit dem Zielverhalten gebracht.

Die so gewonnenen Informationen werden in der zweiten Phase mit bestimmten Standards bzw. Vergleichskriterien verglichen. Wird der Standard durch das betreffende Verhalten nicht erreicht, so setzt ein Lernprozess ein, in dem es zu einer Veränderung des Verhaltens kommen sollte, das dann wiederum mit einem Standard verglichen wird, so lange bis das neue Verhalten dem Standard entspricht.

Dadurch tritt eine Selbstverstärkung und ein Gefühl der Zufriedenheit auf. Ist man der Meinung, dass der Standard nicht erreicht werden kann, so folgt ein Abbruch der Selbstregulationssequenz. Im Selbstregulationsprozess werden dabei folgende Variablen unterschieden:

  • Einflüsse von außen
  • kognitive Prozesse, die von der jeweiligen Person selbst ausgehen und auch Einfluss auf die Umwelt haben können
  • biologische und physiologische Grundvoraussetzungen, die eine Wirkung auf das Lernen, Denken bzw. Verhalten haben.

Das SORKC-Modell wird vor allem in der Verhaltenstherapie sehr häufig eingesetzt:

  • S (Stimulus) bezeichnet dabei den inneren oder äußeren Reiz und erfasst die Bedingungen, die ein bestimmtes Verhalten auslösen. (Unter welchen Umständen kommt es zum Auftreten des Verhaltens?)
  • O (Organismus) steht für die individuellen Ausgangsbedingungen. (Was erlebt die jeweilige Person?)
  • R (Reaktion) bezeichnet das Verhalten, das der Reizsituation folgt. (Wie ist das Verhalten der jeweiligen Person?)
  • K (Kontingenz) steht für die zeitliche Aufeinanderfolge von Reaktionen. (Welcher Zusammenhang steht zwischen dem Verhalten und den Folgen?
  • C (Konsequenzen) bezeichnet die Konsequenzen des jeweiligen Verhaltens. (Welche negativen bzw. positiven Konsequenzen hat das Verhalten?)

Nach diesem Schema löst ein Reiz eine bestimmte Reaktion aus. Daraus ergibt sich in weiterer Folge eine Konsequenz. Wiederholt sich der Vorgang, so wird die Reaktion verstärkt und es können beispielsweise psychische Krankheiten auftreten bzw. auch behandelt werden, wie zum Beispiel durch eine Veränderung der Stimuli oder durch das Einüben eines anderen Verhaltens. Möchte ein Therapeut diagnostische Informationen erheben bzw. strukturieren, so wird zunächst das Problemverhalten definiert.

Anschließend wird das Problemverhalten im Hinblick auf unterschiedliche Komponenten beschrieben und die internen bzw. externen Stimuli identifiziert. Danach werden die Konsequenzen bzw. die Faktoren, die das Verhalten steuern, beschrieben. In der Praxis wird dabei oft zwischen lang- und kurzfristigen Konsequenzen unterschieden.

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Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die funktionale Verhaltensanalyse war in den Anfängen der Verhaltenstherapie das Kernstück der Diagnostik, auf deren Basis in weiterer Folge die Planung der Therapie erfolgte. In der Zwischenzeit wird sehr häufig in Frage gestellt, ob eine individuelle Verhaltens- und Problemanalyse wirklich lohnenswert ist.

Ein Argument ist beispielsweise, dass auf Grund eines standardisierten, störungstypischen Vorgehens eine individuelle Verhaltensanalyse bei bestimmten psychischen Erkrankungen nicht notwendig erscheint. Allerdings gibt es noch nicht für alle psychischen Störungen evaluierte Verfahren, sodass in diesen Fällen individuelle Methoden ausgewählt bzw. begründet werden müssen. Viele Verhaltenssysteme - darunter auch das SORKC-Modell - haben allerdings Grenzen, wenn es beispielsweise um die Abbildung interpersoneller Prozesse (z.B. familiäre Konflikte) geht. Außerdem kann das Modell auch bei Misshandlungen, schweren Depressionen, Gewalt, psychotischen Episoden oder akuten Krisen nicht eingesetzt werden.

Quellen

  • Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015
  • Möller, H.-J.: Therapie psychischer Erkrankungen. Thieme, Stuttgart 2006

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