Psychische Krankheiten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Immer öfter ist in der Tagespresse zu lesen, dass psychische Krankheiten in der Bevölkerung auf dem Vormarsch sind. Umweltexperten wissen, dass die Statistikwerte über psychische Krankheiten nicht aussagekräftig sind, solange man Umwelterkrankte und Menschen mit bisher unerklärlichen Multisystemerkrankungen den psychisch Erkrankten zurechnet. Wahr ist aber, dass unser modernes Leben der Seele zunehmend zusetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind psychische Krankheiten?

Als Ursache für psychische Krankheiten gelten verdrängte oder unbewusste Ängste, Erlebnisse oder Konflikte, die bereits im frühkindlichen Alter aufgetreten sein können.
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Psychische Krankheiten sind immer öfter als Folge von Vereinsamung, erhöhtem Arbeitsdruck oder mangelnder Stresskompensation zu verzeichnen. Sie können durch genetische Disposition, Umweltfaktoren, Drogenmissbrauch, elterliche Gewalt oder andere Negativ-Erfahrungen begünstigt werden.

Eine Definition psychischer Krankheiten ist schwierig, da psychische Erkrankungen unterschiedliche Krankheitsbilder haben. Psychische Krankheiten eint aber der Krankheits-Ort: Die Seele. Ab wann psychische Krankheiten therapiert werden müssen, wird unterschiedlich bewertet. Sofern eine "erhebliche Abweichung" in den Bereichen Fühlen, Denken, Handeln und Erleben besteht, werden psychische Krankheiten als Verursacher angenommen.

Körperliche Symptome können darüber hinweg täuschen, dass die Erkrankung seelisch bedingt ist. Man spricht dann von einer Somatisierung. Problematisch ist der Krankheitsbegriff, weil jeder anders erlebt und empfindet. Oft führt man körperliche Symptome auf die Psyche zurück. In diesem Fall wird Zeit mit unnützen Therapiesitzungen verschwendet.

Ursachen

Als Ursache für psychische Krankheiten gelten verdrängte oder unbewusste Ängste, Erlebnisse oder Konflikte, die bereits im frühkindlichen Alter aufgetreten sein können. Oft machen sie sich erst Jahre später durch psychische Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen bemerkbar.

In vielen Fällen sind die Ursachen für psychische Krankheiten multikausal, in anderen aber auf ein einschneidendes Erlebnis wie ein frühkindliches Trauma zurückzuführen. Menschen verarbeiten belastende Lebenserfahrungen unterschiedlich. Psychische Krankheiten entstehen, wenn die Verarbeitung unzureichend geschieht und eine Kompensation des Traumas misslingt.

Auch genetische, ernährungsbedingte, missbrauchsbedingte oder Faktoren wie geringe Stressresistenz, Überforderung oder Konfliktunfähigkeit können psychische Krankheiten auslösen. Die meisten psychischen Krankheiten haben ein eigenes Verursachungsprofil. Manche Menschen sind anfälliger für psychische Krankheiten als andere.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome psychischer Krankheiten können sehr verschieden sein. Es kommt immer darauf an, um welche psychische Erkrankung es sich handelt. So tritt während einer Psychose eine ganz andere Symptomatik auf, als zum Beispiel während einer Essstörung. Es kann aber durchaus Überschneidungen geben wie etwa depressive Episoden.

Es gibt jedoch Auffälligkeiten, die im Allgemeinen auf eine psychische Krankheit schließen lassen wie etwa undefinierbare oder unbegründete Ängste, die ständige Beschäftigung mit Krankheiten und dem eignen Körper. Auch regelmäßige Arzt oder sogar Notarztbesuche, bei denen nichts gefunden wird, können andeuten, dass eine die mentale Gesundheit aus der Balance geraten ist.

Zudem können lang anhaltende, depressive Phasen und konstant schlechte Laune ein Indiziz sein, ebenso wie unregelmäßiges oder krankhaftes Essverhalten. Dazu zählen auch lange Hungerperioden oder das regelmäßige Erbrechen nach dem Essen. Besonders akut ist der Fall, wenn Betroffene Halluzinationen entwicklen oder das Gefühl vermitteln, es wäre jemand im Raum, obwohl niemand da ist.

Mitunter kann es zu selbstverletzendem Verhalten kommen, das mit plötzlichem Rückzug aus dem normalen Alltagsleben einhergehen kann. Ein ständiger Partnerwechsel und häufig wechselnde sexuelle Kontakte werden als Bestätigung auf die eigene Person vermehrt aufgesucht. Teilweise geht dies mit Drogenkonsum oder regelmäßigem und massiverm Alkoholkonsum einher.

Die betroffenen Personen weisen zumeist Erinnerungslücken auf über einen großen Zeitraum, ohne, dass die Person bewusstseinsverändernde Mittel zu sich genommen hat. Werde diese auf die Veränderung angesprochen, kann es sein ,dass sie mit Aggressionen reagieren, im äußersten Fall zeigt sich eine Neigung zu Gewalttaten oder gar Verbrechen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose und die Verlaufsprognose sind für alle psychischen Krankheiten unterschiedlich. Verschiedene psychische Krankheiten lassen sich nur schwer erkennen, weil sie sich über körperliche Symptome manifestieren.

Die Diagnose muss andere Erkrankungen ausschließen, wenn aufgrund der Symptomlage keine eindeutig feststellbare Diagnose möglich ist. Umweltgiftbelastungen, Drogenmissbrauch, Medikamenten-Nebenwirkungen sowie Schilddrüsenstörungen können durchaus wie psychische Krankheiten wirken. Die Anamnese muss auch Familiengeschichtliches oder Erlebtes erfassen. Gewisse psychische Krankheiten können durch Tests verifiziert werden.

Wie der Verlauf der psychischen Erkrankung ausfallen wird, ist verschieden. Je nach Einordnung in die "International Classification of Diseases" (ICD-10) können die Verläufe und Behandlungsmöglichkeiten für psychische Krankheiten sehr unterschiedlich ausfallen. Eine Demenz verläuft anders als eine narzisstische Störung, eine Psychose, Borderline-Störung oder eine klinische Depression.

Komplikationen

Psychische Krankheiten treten häufig gemeinsam mit anderen psychischen Krankheiten auf und begünstigen die Entstehung von körperlichen Krankheiten. Ohne eine angemessene Behandlung ist die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung weiterer Symptome besonders hoch. Darüber hinaus besteht ohne eine rechtzeitige Therapie die Gefahr der Chronifizierung.

Die Symptome der psychischen Krankheiten festigen sich in diesem Fall so stark, dass sie dauerhaft bestehen bleiben oder erst nach vielen Behandlungsjahren zurückgehen. Der Verlauf ist im Einzelfall jedoch nicht sicher vorhersehbar. Auch nach mehreren Jahrzehnten sind noch Behandlungserfolge möglich.

Bei einer Behandlung mit Psychopharmaka können Komplikationen auftreten, die durch die eingenommenen Medikamente entstehen. Je nach Ausmaß der Nebenwirkungen muss der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Patienten entscheiden, ob Vorteile oder Nachteile eines bestimmten Medikaments überwiegen.

Nebenwirkungen können nicht nur bei der Behandlung mit Psychopharmaka auftreten. Auch eine Psychotherapie kann unerwünschte Effekte haben. Dazu gehört das Ausbleiben des Therapieerfolgs, die Verschlechterung von Symptomen sowie die Entstehung neuer Symptome. Diese Nebenwirkungen sind vor allem dann möglich, wenn noch nicht das passende Therapieverfahren für den jeweiligen Patienten gefunden wurde.

Viele psychische Krankheiten gehen mit sozialen Komplikationen einher. Das private Umfeld ist aufgrund der Krankheit häufig belastet und auch die berufliche beziehungsweise schulische Leistung kann darunter leiden. Schwere psychische Krankheiten können eine Behinderung darstellen, die sich offiziell feststellen lässt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ist sich die erkrankte Person bewusst, dass der Alltag mit Familie, Job und Freizeit immer schwieriger zu bewältigen ist, wird sie die Hilfe einer Fachperson besser annehmen können.

Dauern die folgenden Anzeichen über mehr als vier Wochen an, muss professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden:

  • Das morgendliche Aufstehen fällt schwer, weil sich eine totale physische und psychische Erschöpfung ausbreitet.
  • Nicht erklärbare Ängste machen es beinahe unmöglich, notwendige Aufgaben wie den Haushalt oder Besorgungen zu erledigen.
  • Soziale Kontakte werden reduziert oder abgebrochen.
  • Scheinbar unlösbare Probleme, negative Gedanken und extreme Stimmungsschwankungen beherrschen das tägliche Leben.
  • Der Betroffene ist depressiv, gereizt oder gar aggressiv.
  • Schlaflosigkeit sowie eine starke innere Unruhe treten ein.
  • Das allgemeine körperliche Befinden ist schlecht. Mit Medikamenten oder Alkohol versucht die betroffene Person, sich zu beruhigen.

Ein erstes Gespräch beim Arzt des Vertrauens oder dem Hausarzt ist sinnvoll. Dieser kennt in der Regel die betroffene Person sowie deren näheres Umfeld und kann sie nötigenfalls an eine entsprechende Fachperson überweisen.

Behandlung & Therapie

Psychische Krankheiten können heutzutage präventiv behandelt werden, wenn eine familiäre Neigung für Suchterkrankungen oder Psychosen besteht. Bei genetischen Erkrankungsrisiken ist Früherkennung wichtig. Die Behandlung wird je nach Krankheitsbild unterschiedlich aussehen.

Viele psychische Krankheiten lassen sich medikamentös behandeln, andere besser durch eine Psychotherapie. Über Psychopharmaka oder Beruhigungsmittel kann man den Hirnstoffwechsel bei Mangel oder Überfluss bestimmter Botenstoffe beeinflussen. Problematisch ist, dass die Therapie für psychische Krankheiten wie Depressionen eine lange Anlaufzeit haben kann, bis sie Wirkung zeigt. Für manche Therapien wie Angststörungen muss man mehrjährige Wartezeiten in Kauf nehmen, bevor man in einem klinischen Programm aufgenommen wird.

Bevor ein Patient so weit ist, hat er häufig bereits einen langjährigen Leidensdruck aufgebaut, dem schneller abgeholfen werden müsste. Auch bei psychisch bedingten Schlafstörungen kann eine Therapieverzögerung fatale Folgen zeitigen. Problematisch sind auch die Nebenwirkungen von Antidepressiva oder das Suchtpotential bestimmter Medikamente. Man muss jeweils genau abwägen, welche Therapieansätze für bestimmte psychische Krankheiten sinnvoll sind, um nicht noch mehr Schaden zu verursachen.


Vorbeugung

Bei psychosomatischen Krankheitsbildern sind wieder ganz andere Erwägungen sinnvoll. Hier müssen seelische und körperliche Symptome gemeinsam behandelt werden. Die körperlichen Symptome sind keinesfalls eingebildet, sondern bestimmte Erkrankungen können sich aufgrund psychischer Dauerbelastung, bestimmter Suchterkrankungen oder falschen Verhaltensweisen tatsächlich ausbilden.

Nachsorge

Betroffene von psychischen Erkrankungen werden häufig ein Leben lang von ihrer Krankheit begleitet. Auch nach einer abgeschlossenen Therapie oder nach einem stationären Aufenthalt in einer Psychiatrie ist eine psychische Krankheit in vielen Fällen nicht vollständig beseitigt, sondern der Patient Wege gefunden hat, mit seiner Depression oder Angststörung im Alltag besser zurechtzukommen.

Liegt eine psychische Krankheit vor, ist eine konsequente Nachsorge nicht nur ratsam, sondern sogar eine Notwendigkeit. Affektive Störungen wie beispielsweise Depressionen sind oftmals mit erhöhter Suizidgefährdung verbunden, gerade wenn der Betroffene auch nach einer Therapie noch vergleichsweise labil ist. In solchen Fällen wäre die Unterlassung einer Nachsorgebetreuung mitunter lebensgefährlich.

Im Rahmen der Nachbetreuung begleitet ein Psychologe oder ein Psychiater den Erkrankten bei der Rückkehr in den Alltag (nach einem Klinikaufenthalt). Sollte der Patient Stigmatisierung durch Nichtbetroffene erleben, kann dieses Erlebnis bei der Nachsorge zur Sprache gebracht werden. Zur Krisenintervention ist eine nachfolgende Betreuung ebenfalls notwendig, um Rückfälle oder eine deutliche Verschlechterung des Zustandes zu unterbinden. Langfristig zielt eine regelmäßige Nachsorge einerseits auf die Stabilisierung des Erkrankten, andererseits auf die Verbesserung seiner Lebensqualität ab. Dadurch wird er befähigt, seinen Alltag leichter zu bewältigen.

Das können Sie selbst tun

Ein Arzt sollte bereits beim geringsten Verdacht aufgesucht werden, unter einer psychischen Krankheit zu leiden: Je eher die Therapie einsetzt, desto besser sind die Chancen auf Erfolg. In Phasen großer psychischer Belastung ist eine ärztliche Behandlung empfehlenswert, wenn sich Symptome wie Nervosität, Ein- und Durchschlafstörungen, Müdigkeit und Antriebslosigkeit auch nach körperlicher und geistiger Schonung nicht bessern oder sogar verschlimmern.

In einer Lebenskrise ist es wichtig, das Gespräch mit Freunden, der Familie oder einer Selbsthilfegruppe zu suchen. Reicht dies zur Wiederherstellung der seelischen Stabilität nicht aus, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Ein Arztbesuch darf nicht aufgeschoben werden, wenn die Gefahr der Selbst- oder Fremdgefährdung besteht. Eine Veränderung des Essverhaltens, die mit massiver Gewichtsabnahme einhergeht, muss ebenfalls abgeklärt werden.

Weitere Anzeichen für eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung können über längere Zeit hinweg bestehende unerklärliche Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwäche, Aggressivität, Gereiztheit und Freudlosigkeit sein. Auch verschiedenste körperliche Beschwerden wie etwa Kopfschmerzen, Magen-Darm-Störungen, Rückenschmerzen und Herzbeschwerden können auf psychische Ursachen zurückzuführen sein: Sind bei klinischen Untersuchungen keine körperlichen Ursachen nachweisbar, sollte eine psychologische Beratung in Erwägung gezogen werden. Erster Ansprechpartner ist in der Regel der Hausarzt, dieser kann abhängig vom Beschwerdebild die Überweisung zu einem Facharzt für Psychiatrie oder einem Psychotherapeuten veranlassen.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015

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