Sport und Bewegung: Kindererziehung zu einem aktiven Lebensstil
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. November 2017Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Viele Kinder leiden heute schon früh unter den Folgen von Bewegungsmangel und falscher Ernährung. Dabei ist körperliche Aktivität für eine gesunde Entwicklung bereits von Anfang an enorm wichtig. Doch wie können wir unsere Kleinen zum Sport treiben motivieren und ihren Bewegungsdrang in die richtigen Bahnen lenken?
Früh übt sich – nicht nur wer mal Fußballspieler werden will, sondern auch, wer schlicht und einfach einen gesunden Körper haben möchte. Je früher ausreichend Bewegung und ein aktiver Lebensstil in den Alltag integriert wird, desto selbstverständlicher wird dies später auch im weiteren Leben so beibehalten. Die Eltern stehen hierbei in der Verantwortung, die nachhaltige Gesundheit ihrer Kinder zu fördern. Nicht immer ist es jedoch leicht, die Kinder von Fernseher oder Computer wegzulocken und zum Sport treiben zu bewegen.
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Volkskrankheit Bewegungsmangel
Das Angebot an unterschiedlichen Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, in der Freizeit Sport zu treiben, ist mit der allgemeinen Fitnesswelle in den letzten Jahren ebenfalls größer geworden. Auch im Schulsport und an den verschiedenen Betreuungseinrichtungen wurde auf den sichtbaren Bewegungsmangel einer wachsenden Zahl an Kindern reagiert. Hier wird vielerorts versucht, etwa auch Pausenzeiten für die Schüler aktiver zu gestalten und zusätzliche Anreize zu mehr Bewegung zu schaffen.
Das eigentliche Problem liegt allerdings ganz wo anders. Vor allem bei alltäglichen Aktivitäten sind die Kinder heutzutage träger geworden. Ursache dafür ist vor allem die zunehmende Mediennutzung bereits bei den Kleinsten. Rund ein Viertel der Kinder kommt inzwischen nur noch auf eine aktive Zeit von etwas mehr als einer Stunde pro Tag, in der sie sich wirklich bewegen. Sind sie zuhause sich selbst überlassen, ziehen sie Spielekonsole oder Mobiltelefon oftmals einer aktiven Freizeitgestaltung vor.
Beunruhigend ist auch, dass vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien die größten Defizite bei der Bewegung aufweisen. "Die soziale Lage ist ein großer Indikator für die Beweglichkeit von Kindern" stellt Andrea Möllmann-Bardak fest. Sie ist stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins Gesundheit Berlin-Brandenburg. Verantwortlich dafür seien unter anderem die eingeschränkten Möglichkeiten im nahen Umfeld. Inmitten dicht gedrängter Wohnblocks und fehlender Spielanlagen bleiben die Kids dann lieber zuhause.
Studie enthüllt Ausmaße des Bewegungsmangels
Eine Langzeitstudie des Robert Koch Instituts zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) untersucht in mehreren Einzelmodulen das Bewegungsverhalten von insgesamt knapp 18.000 Kindern zwischen vier und siebzehn Jahren. Die Studie läuft noch bis 2020, doch zwei der Module sind bereits abgeschlossen und haben entsprechende Ergebnisse zu Tage gefördert. "Bewegungsmangel (war) noch nie zuvor so ein großes Problem wie heute", so Professor Dr. Alexander Woll vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), welches bei der Studie das MotorikModul betreut. "Es gibt mehr und mehr motorisch auffällige Kinder".
Dabei wurden die verschiedensten Parameter in die Studie mit aufgenommen. Sowohl der jeweilige körperliche Entwicklungsstand wurde dokumentiert, als auch die Bewegungsfähigkeit anhand verschiedener Test untersucht.
Selbst grundlegende Bewegungsmuster wie rückwärtslaufen oder auf einem schmalen Balken zu balancieren überfordern die körperlichen Fähigkeiten vieler Heranwachsender.
Gesundheitsprobleme bei Kindern
Abgesehen von den Nachteilen, die sich dadurch bei der Bewältigung der verschiedensten Aufgaben im Alltag ergeben, zeigen sich weitere negative Auswirkungen. Vor allem die Gesundheit wird durch das Bewegungsdefizit beeinträchtigt. Die Folgen auf die körperliche und geistige Entwicklung sind vielfältig:
- Gering ausgebildete Muskulatur
- Motorische Fehlentwicklung
- Haltungsschäden
- Allgemein geringere Leistungsfähigkeit
- Übergewicht
- Konzentrationsmangel
- Wahrnehmungs- und Koordinationsstörungen
Untersuchungen an Schulen im gesamten Bundesgebiet haben ergeben, dass sich die Zahl der adipösen Kinder im Zeitraum von 1993/94 bis 1999/2000 etwa verdoppelt hat. Neben der geringeren Aktivität im Alltag ist hierfür auch eine falsche Ernährung verantwortlich. Wird der natürliche Bewegungsdrang der Kinder zu stark eingeschränkt oder unterdrückt neigen die Kinder oftmals auch zu aggressivem Verhalten oder Unzufriedenheit.
Freizeitaktivitäten heute
Laut der KiGGS-Studie treiben etwas über drei Viertel der 3- bis 17-Jährigen regelmäßig Sport – der überwiegende Teil davon in einem Verein. Insgesamt nehmen mehr Kinder als früher das Angebot eines organisierten Sporttreibens wahr. Auch ein erhöhter Betreuungsbedarf nach der Schule hat dazu geführt, dass Vereine einen höheren Zulauf erfahren.
Dennoch zeigt sich hier die Schere der unterschiedlichen Bildungsschichten am deutlichsten. Der Großteil der Mitglieder in den Sportclubs sind Angehörige aus der Mittel- oder Oberschicht. Trotz der verfügbaren Zeit schaffen es einige Eltern aus dem Harz4-Milieu offenbar nicht, ihre Kinder zu ausreichend Bewegung anzuleiten.
Den überwiegenden Teil der Freizeit verbringen viele ohnehin vor dem Bildschirm, sei es Fernseher, Computer, Spielekonsole oder Mobiltelefon – unabhängig vom sozialen Umfeld. Die passive Berieselung ist für die Kinder dabei attraktiver geworden, als selbst aktiv zu werden. Oftmals wirkt die bunte virtuelle Welt auch interessanter und angenehmer, als sich mit realen Herausforderungen im echten Leben auseinanderzusetzen.
Neben verschiedenen Defiziten durch den Bewegungsmangel berichten viele Erzieher oder Lehrer auch davon, dass die Kreativität der Kinder nachgelassen hat – ebenfalls eine Folge der veränderten Freizeitgewohnheiten. Auch die Fähigkeit, sich selbst zu beschäftigen oder Erlebnisse zu reflektieren habe abgenommen.
Auswirkungen auf die Entwicklung
Bewegung, unter anderem aus eigenem Antrieb, zählt zur wichtigsten Motivationsquelle beim Erlernen neuer Fähigkeiten. Durch das sinnliche Erleben einerseits seines eigenen Körpers, andererseits durch die Interaktion mit der Umwelt, können wir wichtige Bewegungsabläufe und andere Qualitäten schulen.
Die ersten Bewegungen machen es für Babys möglich, nach und nach ihren Aktionsradius zu erweitern und mit dem Umfeld in Kontakt zu treten. Verschiedene Handlungssimpulse, welche die Kindheit charakterisieren, sind mit aktiver Bewegung verknüpft:
- Freude an Bewegung
- Neugierde
- Bedürfnis nach Abwechslung und neuen Reizen
- Bedürfnis nach Anerkennung
- Bedürfnis nach Leistung
Der wissenschaftliche Bereich der Psychomotorik beschäftigt sich mit diesen Vorgängen. Durch die eigene Wahrnehmung in Kombination mit Bewegung werden so notwendige Erfahrungen gemacht und Zusammenhänge können erkannt werden:
- Durch Körpererfahrung wird die Selbstkompetenz gefördert: Dazu gehört beispielsweise das Erfahren der eigenen Grenzen, das Einschätzen der eigenen Möglichkeiten, von Größenverhältnissen oder auch das Entwickeln eines Bildes von sich selbst.
- Durch Materialerfahrung werden Sachkompetenzen angeeignet: Hierunter fallen Erkenntnisse über den Umgang mit anderen Dingen, haptische Erfahrungen oder Rückmeldungen auf die eigene Interaktion.
- Durch Sozialerfahrung werden Sozialkompetenzen entwickelt: Zu diesem Punkt zählt das Vergleichen mit anderen, das mit- oder gegeneinander spielen, oder auch sich an die Gegebenheiten anzupassen und auf Herausforderungen einzulassen.
Gesundes Wachstum braucht Bewegung
Fehlen die Möglichkeiten, sich in der Umgebung ausreichend zu bewegen, ist also auf der einen Seite auch die psychische Entwicklung eingeschränkt. Je vielfältiger die Herausforderungen, Bewegungs- und Handlungssituationen für Kinder sind, umso mehr ist kreatives Handeln gefragt.
Aber auch das generelle Wachstum braucht Bewegung. Durch körperliche Aktivität wird die Ausschüttung des Wachstumshormons Somatropin begünstigt. Dieses Hormon ist auch im Erwachsenenalter noch sehr wichtig. Zu wenig Somatropin führt zu brüchigeren Knochen, einer reduzierten Muskelmasse oder auch einer erhöhten Fetteinlagerung im Gewebe. Der gesamte Organismus wird durch Bewegung gefordert und gefördert. Bänder und Sehnen festigen sich und stützen das Skelett, ebenso wird Muskelmasse gebildet.
Einige Beschäftigungsmöglichkeiten bieten heute nur sehr eindimensionale Optionen zur Bewegung oder eng definierte Nutzungs- und Lösungswege. Dabei wird das Nachahmen in den Vordergrund gestellt. Eigene Spielmöglichkeiten oder alternative Interpretationen, welche die Kreativität und den Forscherdrang fördern, treten dabei in den Hintergrund. Es ist also sehr wichtig, die verschiedensten Anreize zu schaffen und für unterschiedliche Herausforderungen zu sorgen. Ist dies im eigenen, direkten Umfeld nicht oder nur eingeschränkt möglich, bieten Kurse oder Vereine die nötige Unterstützung.
Lerneffekte beim Sport
Die verschiedensten Sportarten können beim Erlernen grundlegender Fähigkeiten einen entscheidenden Beitrag leisten. Durch neue Bewegungsmuster wird die Koordination oder Flexibilität und Muskelkraft verbessert, aber auch das soziale Miteinander gefördert. Kinder können dabei lernen, mit Erfolgen oder Misserfolgen umzugehen und mehr Selbstsicherheit und Vertrauen in sich zu entwickeln. Zudem können verschiedene Werte vermittelt, Regeln erlernt und Disziplin angeeignet werden. Die wichtigsten Lerneffekte sind hier zusammengefasst:
- Teamgeist, Zusammenarbeit mit anderen
- Kondition und Ausdauer
- Körperbeherrschung
- Wohlbefinden und Körperbewusstsein
- Disziplin und Durchhaltevermögen
- Konzentration
- Ehrgeiz und Motivation
Das Ganze läuft dabei spielerisch ab und nutzt den natürlichen Antrieb. Vor allem beim Sport treiben mit anderen steht der Spaß und das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund. Viele der Erfahrungen lassen sich in Folge von den Kindern und Jugendlichen auch auf andere Lebensbereiche übertragen. Durch ein Erfolgserlebnis nach einer Anstrengung beispielsweise wird das Selbstbewusstsein gestärkt und es entsteht ein Zusammenhang zwischen positiven Ergebnissen und persönlichem Einsatz. Die positive Wirkung auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen wurde jüngst durch verschiedene Studien bestätigt.
Förderung körperlicher Aktivität
Grundsätzlich ist uns von Anfang an ein gewisser Bewegungsdrang angeboren. Einerseits dient er als Antrieb um auf eigene Faust aktiv zu werden und nach dem Prinzip Versuch und Irrtum neue Bewegungsmuster zu lernen. Andererseits ist es sinnvoll durch gezielte Anleitung die Kinder auch zu größeren Herausforderungen anzuspornen, denn nicht alles können sie ohne Unterstützung alleine meistern. Es ist wichtig, die eigene Initiative der Kinder zu unterstützen und gegebenenfalls in die richtige Richtung zu lenken:
- Gemeinsames Spielen und Bewegen: Durch das gemeinsame Erleben der Aktivitäten mit den Eltern wird die Eltern-Kind-Bindung gestärkt. Zudem schafft es positive Erfahrungen, die mit dem Sport treiben in Zusammenhang stehen.
- Regelmäßiger Kontakt mit anderen: Kinder spornen sich gegenseitig zum aktiv sein an. Zudem können dabei verschiedene soziale Kompetenzen entwickelt werden.
- Kindgerechtes Umfeld schaffen: Sowohl im Kinderzimmer und der restlichen Wohnung als auch im Umfeld draußen sollte Platz zum Toben und aktiv sein ermöglicht werden. Je einfacher und schneller die Spielflächen erreichbar sind, umso häufiger und auch selbstständiger können sich die Kinder Bewegung verschaffen.
- Loben als positive Rückmeldung: Neben den erlebbaren Rückmeldungen durch die eigene Sinneswahrnehmung ist vor allem Lob oder gezielte positive Verstärkung ein guter Anreiz zu weiteren Aktivitäten.
- Bewegung an der frischen Luft: Körperliche Betätigung an der frischen Luft wirkt sich besonders gut auf die Gesundheit aus. Eine regelmäßige Dosis Sonnenlicht und der Sauerstoffkick kurbeln den Organismus richtig an.
- Gezielte Herausforderungen schaffen: Angepasst auf das Alter der Kinder sorgen neue Anreize für die Weiterentwicklung und motivieren dazu, Dinge selbst auszuprobieren und meistern zu lernen.
- Im Alltag helfen lassen: Auch bei alltäglichen Tätigkeiten im Haushalt wie Staubsaugen oder Blumen gießen können die Kleinen beteiligt werden. Dabei werden ebenfalls verschiedene Bewegungsmuster geschult.
Herausforderungen meistern lernen
Im Verein ist es für die Kinder möglich, ihre Leistung auch im Vergleich mit anderen zu sehen und einzuschätzen. Der Wettbewerb spornt einerseits dazu an, sich zu bemühen und neue Dinge erlernen zu wollen. Andererseits ist das Erlebnis in der Gruppe auch psychisch eine positive Unterstützung. Sport treiben wird mit Spaß verbunden und sorgt für schöne Erinnerungen.
Neben der internen Konkurrenz im Verein bieten sich ab einem gewissen Alter auch verschiedene weitere Wettkämpfe an, die als besonderes Ereignis noch motivierender wirken können. Sowohl im Mannschafts- als auch im Individualsport gibt es dazu unterschiedliche Gelegenheiten.
Bei Fußballturnieren oder auch Stadtläufen können sich die Kleinsten in einem speziellen Rahmen beweisen. Letztere sind für alle Teilnehmer offen, unabhängig von einer Mitgliedschaft in einem Sportverein. Abgestimmt auf das jeweilige Alter und die individuellen Fähigkeiten, kann dabei meist zwischen verschiedenen Distanzen gewählt werden. Die ganz neue Erfahrung bei einem solchen Wettkampf in der Gruppe schafft neue Anreize und Motivation, ein gestecktes Ziel zu erreichen. Durch positive Erfolge entwickeln viele ein großes Interesse daran sich zu steigern und beispielsweise beim nächsten Mal besser abzuschneiden.
Der richtige Sport für jedes Alter
Im Kleinkindalter ist die Vielseitigkeit unterschiedlicher Bewegung sehr wichtig. Darauf wird bei speziellen Angeboten wie dem Eltern-Kind-Turnen eingegangen. Nach und nach entwickelt sich dabei der Bewegungsdrang vom bloßen Experimentieren und Ausprobieren hin zum Erlernen von gezielten Abläufen.
Andere Disziplinen bieten manchmal nur eingeschränkte und spezialisierte Bewegungsmuster. Deshalb ist es nicht immer ratsam, Kinder zum Ausüben einer einzigen Sportart zu drängen. Gerade in dieser Zeit wollen sich die Kleinen noch ausprobieren und suchen Abwechslung in verschiedenen Disziplinen. So können vielseitigere körperliche und motorische Fähigkeiten entwickelt werden.
Welche Sportart ab welchem Alter geeignet ist, richtet sich jedoch auch stark nach der individuellen körperlichen und geistigen Entwicklung. Aufgrund der persönlichen "Bewegungserfahrungen" sind hier nur Richtangaben möglich. Durch die gezielte Förderung beim Ausüben spezieller Disziplinen können jedoch Defizite auch schnell aufgeholt werden.
Motivation aufrechterhalten In drei verschiedenen Phasen seien Kinder besonders anfällig dafür, sich einen "fauleren" Lebensstil anzueignen, so Dr. Susanna Wiegand von der Charité in Berlin. Die Kleinkindphase (2. bis 4. Lebensjahr), die Zeit nach der Einschulung und die Pubertät warten mit besonderen Herausforderungen oder neuen Lebensumständen auf und sorgen so oftmals für ein psychisches Ungleichgewicht. In diesen Phasen sollten Eltern besonders darauf achten, dass sich die Kleinen ausreichend bewegen.
Neue Anreize, etwa durch das Ausprobieren einer neuen Sportart oder auch gemeinsame aktive Unternehmungen können die Motivation zum Sport treiben aufrechterhalten.
Sporterziehung in Kindergärten und an Schulen
Viele Betreuungseinrichtungen, Kindergärten oder später Schulen stellen heute umfangreichere Angebote zur Verfügung, um dem Bewegungsmangel der Kinder entgegenzuwirken. Dies reicht von zusätzlichen Kursangeboten in der Nachmittagsbetreuung bis zu erweiterten Möglichkeiten, sich zwischen den Schulstunden und in den Pausen körperlich aktiver zu bewegen. Verschiedene Praxisbeispiele zeigen, wie vielfältig hier entsprechende Lösungen aussehen können.
Die Herausforderung ist hier, Kinder mit unterschiedlicher Bewegungserfahrung und körperlicher Entwicklung unter einen Hut zu bringen.
Aufgaben der öffentlichen Träger
Einige Eltern wünschen sich hier, dass die öffentlichen Einrichtungen mehr Verantwortung bei der Bewegungserziehung der Kinder übernehmen – und geben diese gleichzeitig ein Stück weit ab. In den Kitas ist es oftmals noch einfacher, den Bewegungsdrang durch aktive und körperlich fordernde Spiele zu bestärken.
Spätestens in der Schule soll während des Unterrichts dann jedoch stillgesessen werden. Hinzu kommen vor allem im urbanen Umfeld mangelnde Möglichkeiten, draußen auf der Straße ohne Anleitung sicher und ungezwungen spielen, toben und herumstromern zu können. Das Defizit an Bewegung muss dann an anderer Stelle abgefedert werden.
Auch wenn sich Eltern ihrer Aufgabe und Verantwortung in diesem Bereich vor allem bei den Kleinsten nicht entziehen dürfen, stellen sich die öffentlichen Träger vielerorts den veränderten Anforderungen.
Pädagogische Perspektiven
Wichtig ist es, den Eltern von Anfang an die Bedeutung ausreichender Bewegung für die gesundheitliche Entwicklung ihrer Kinder deutlich zu machen. Auch in diesem Bereich können Kursangebote, bei denen die Erwachsenen gemeinsam mit ihrem Nachwuchs aktiv werden, Informationen und Wissen vermitteln.
Die Erfahrungen mit dem eigenen Körper fallen umso positiver aus, je früher Kinder lernen, dass Bewegung ganz natürlich zum Alltag gehört, beispielsweise wenn sie sich auch einmal ohne Zielsetzung ungestört austoben dürfen. Gerade die Eltern können als wichtigste Bezugspersonen hier mit gutem Beispiel vorangehen und selbst einen aktiven Lebensstil vorleben.
Je länger sich Kinder in anderen Betreuungseinrichtungen aufhalten, umso stärker wird hier der Einfluss und somit auch die notwendige Anleitung zur Bewegung von dieser Seite aus. Erzieher und Betreuungspersonal müssen dazu entsprechend geschult werden. Die Bildungseinrichtungen gehen dabei verstärkt auch Kooperationen mit Sportvereinen ein, um Kompetenzen und Mittel zu bündeln. So entstehen neue Möglichkeiten und Anlaufpunkte für die Kinder, wo sie ihrem Bewegungsdrang nach Herzenslust nachgehen können.