Konzentrationsstörungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Konzentrationsstörung oder Konzentrationsschwäche sind Begriffe für eine Beeinträchtigung der Konzentration, die sich unterschiedlich stark ausprägen kann. Dabei kann ein Konzentrationsstörung oder Konzentrationsschwäche nur kurz oder über einen längeren Zeitraum hinweg auftreten.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Konzentrationsstörungen?

Eine Konzentrationsstörung kann in jedem Alter vorkommen. Häufig wird dieses Symptom jedoch Kindern zu Unrecht zugeschoben, da sie eben noch nicht die gleiche Konzentrationsfähigkeit, wie Erwachsene aufgebaut haben.

Man spricht von einer Konzentrationsstörung oder Konzentrationsschwäche, wenn die Konzentration eines Menschen ungewöhnlich anders erscheint, als im Normalzustand.

Hierbei ist die Konzentration selbst die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Handeln oder Sinnereiz. Auch auf andere Personen oder Gegenstände kann die Konzentration gelenkt werden. Dabei fokussiert man mit der Konzentration Dinge genauer, während die Umgebung nur am Rande oder unscharf wahrgenommen wird. Die Konzentration legt eine geistige Anstrengung zugrunde, die daher auch nicht ewig anhält. Kinder der Grundschule, beispielsweise, können sich gerade einmal eine viertel Stunde konzentrieren. Bei Erwachsenen lässt die Konzentration spätestens nach einer Stunde nach. Schwankungen können natürlich individuell auftreten.

Lässt die Konzentration in diesem normalen Zyklus nach, kann nicht von einer Konzentrationsstörung oder Konzentrationsschwäche gesprochen werden. Eine Konzentrationsstörung kann in jedem Alter vorkommen. Häufig wird dieses Symptom jedoch Kindern zu Unrecht zugeschoben, da sie eben noch nicht die gleiche Konzentrationsfähigkeit, wie Erwachsene aufgebaut haben.

Weicht die allgemeine Konzentrationsfähigkeit jedoch von den normalen Werten ab, steckt oft eine Konzentrationsstörung oder Konzentrationsschwäche dahinter. Der Unterschied zwischen einr Konzentrationsstörung und einer Konzentrationsschwäche besteht darin, dass bei Konzentrationsstörung nur kurzzeitig anhält, während eine Konzentrationsschwäche über einen längeren Zeitraum verläuft.

Medizinisch ist nicht genau festgelegt, ab wann eine Konzentrationsstörung vorhanden ist. Dennoch können Konzentrationsstörungen in verschiedenartiger Dimension auftreten und unterliegen ebenso den verschiedensten Ursachen.

Ursachen

Kurzzeitige Konzentrationsstörung oder Konzentrationsschwäche haben zumeist keine krankhaften Ursachen. Hauptsächlich sind hierfür Stress, Burnout, Überforderung, Schlafmangel, zu viel Kaffee, Drogen, Rauchen und Alkohol die Ursache. Aber auch mangelnde Bewegung, schlechte Ernährung, Mineral- und Vitaminmangel, Nebenwirkung von Medikamenten und Allergien können für temporäre Konzentrationsstörung oder Konzentrationsschwäche sorgen. Lang anhaltendes Computerspielen oder Fernsehgucken, gepaart von Schlafmangel sind besonders bei Kinder und Jugendlichen die Hauptursachen für deren Konzentrationsstörungen, die sich dann in den Schulnoten auch bemerkbar machen.

Konzentrationsstörungen oder Konzentrationsschwäche können aber auch im Zusammenhang mit körperlichen Beschwerden oder Krankheiten stehen. Vor allem psychosomatische und neurologische Probleme sind häufig auftretende Ursachen. Weitere Erkrankungen, die Konzentrationsstörungen als Symptom aufweisen, sind Schilddrüsenunterfunktion, Depressionen, Wechseljahre und Magersucht. Bei älteren Patienten kommen auch eine mangelhafte Gehirndurchblutung und Alzheimererkrankung in Frage. Eher harmlos sind Konzentrationsstörungen in den Wechseljahren der Frau.

In seltenen Fällen sind auch genetische Ursachen oder frühkindliche Schäden oder Komplikationen Gründe für Konzentrationsstörungen. In diesem Zusammenhang ist auch die als Konzentrationsschwäche bekannte Legasthenie oder die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oft in aller Munde.


Krankheiten mit diesem Symptom

Komplikationen

Konzentrationsstörungen ziehen oft soziale Komplikationen nach sich. Betroffenen fällt es oft schwer, Nachrichten zu schauen, Zeitung zu lesen oder einem Gespräch zu folgen. Eine dauerhafte Konzentrationsschwäche kann deshalb weitreichende Folgen für das alltägliche Leben bedeuten. Außenstehende deuten die mangelnde Konzentration möglicherweise als Desinteresse.

Wenn eine Person zum Beispiel in einem persönlichen Gespräch immer wieder den Faden verliert oder nicht sinngemäß auf Fragen oder Äußerungen antworten kann. Auch beruflich kann dieser (falsche) Eindruck zum Problem werden. Insgesamt leidet unter Konzentrationsstörungen oft die Leistungsfähigkeit. Unter Umständen deuten Vorgesetzte und Kollegen, aber auch Lehrer und Ausbilder die Konzentrationsschwäche als Faulheit oder Dummheit.

Schlechte Noten, nicht bestandene Prüfungen oder disziplinarische Maßnahmen sind mögliche Konsequenzen. Besonders schwere Konzentrationsstörungen, wie sie zum Beispiel bei einer Depression auftreten können, führen möglicherweise vorübergehend zur Arbeitsunfähigkeit. Im Straßenverkehr, beim Bedienen von Maschinen und in anderen kritischen Situationen vergrößert die Konzentrationsschwäche eventuell das Risiko für Unfälle.

Wenn die Konzentrationsstörungen mit Gedächtnisproblemen einhergehen, können sie sich darüber hinaus auf die Einnahme von Medikamenten auswirken: Zum Beispiel besteht das Risiko, dass Betroffene die Medikamente vergessen oder versehentlich doppelt einnehmen. Dieser Umstand kann die Behandlung erschweren und weitere Probleme mit sich bringen. Darüber hinaus sind weitere Komplikationen möglich, die sich nach der Ursache der Konzentrationsstörungen richten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Konzentrationsstörungen sollten immer von einem Arzt untersucht und behandelt werden, da diese das Leben des Patienten stark einschränken können. Vor allem bei Kindern ist eine frühzeitige Behandlung der Konzentrationsstörungen wichtig, damit diese nicht in das Erwachsenenalter hinein wirken. Kinder sollten dann von einem Arzt untersucht werden, wenn sich die Konzentrationsstörungen negativ auf die Noten in der Schule und auf soziale Kontakte auswirken. Dabei kann es zu Verschlechterungen oder zu einer sozialen Ausgrenzung kommen.

Auch Erwachsene mit Konzentrationsstörungen sollten sich in Behandlung begeben, da sich diese sehr negativ auf den Alltag auswirken können. Besonders wenn die Störung plötzlich auftritt oder mit einem besonderen Ereignis verbunden ist, ist der Besuch bei einem Arzt notwendig. Sollten die Konzentrationsstörungen nur kurzzeitig auftreten und von alleine wieder verschwinden, so muss kein Arzt aufgesucht werden. In der Regel kann zuerst der Hausarzt aufgesucht werden, dieser überweist den Patienten an einen entsprechenden Spezialisten.

Behandlung & Therapie

Zunächst steht immer das Gespräch mit dem behandelnden Arzt im Vordergrund. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Lebensbedingungen des Kindes oder Erwachsenen gelegt. In vielen Fällen sollten daher auch Gespräche mit Eltern und Lehrer geführt werden.

Um eine Konzentrationsstörung oder Konzentrationsschwäche zu diagnostizieren, benutzt der Arzt oder Psychologen dann Testverfahren. Zumeist wird bei Kindern die Testreihe zur Prüfung der Konzentrationsfähigkeit (TPK) oder KT 3-4 angewendet. Hierbei werden den Patienten bestimmte Aufgaben gestellt, um deren Konzentrationsfähigkeit zu prüfen. Besonders im Hinblick auf Ablenkbarkeit, können diese spezifischen Tests gute Ergebnisse erzielen.

Findet der Arzt oder Psychologe sodann die richtige Ursache, werden je nachdem entsprechende weitere Untersuchungen eingeleitet. Dabei sollen vor allem organische oder psychosomatische Krankheiten ausgeschlossen werden. Um diese ausschliessen zu können, werden Sehtesst und Hörtest gemacht. Ausserdem wird die Hormonkonzentration im Blut gemessen.

Sodann wird die Behandlung nach der abschliessenden Ursache durchgeführt. Autogenes Training und andere Entspannungstechniken (Progressive Muskelentspannung, Yoga, Akupunktur) können bei Stress und Burnout helfen, die Konzentrationsfähigkeit wieder zu erhöhen. In der Regel empfiehlt ihr Arzt oder Psychologe dann Konzentrationsübungen. Meist sind dies Logikspiele oder Rätsel, die aber nicht jedermanns Sache sind. Daher sind konzentrationsspezifische Sportarten, wie Surfen und Basketball gut geeignet, um nicht nur die Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen, sondern gleichzeitig auch das Allgemeinbefinden zu verbessern. Joggen und Schwimmen können ebenso den Geist von unnötigem Ballast leeren und damit die Konzentration in Problemsituation schärfen.

Liegt der Konzentrationsstörung oder Konzentrationsschwäche eine organische oder krankheitsbedingte Ursache zu Grunde, so ist diese zunächst primär zu behandeln. Auch bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS, gibt es passende Behandlungsmöglichkeiten, die ihnen ihr Arzt vorschlagen wird.

Aussicht & Prognose

Die Prognose für Konzentrationsstörungen hängt vor allem von den Ursachen ab. Eine Konzentrationsstörung, die durch Eisenmangel oder einen anderen Nährstoffmangel entsteht, lässt sich in der Regel gut behandeln. Die Symptome verschwinden für gewöhnlich, sobald der Mangel beseitigt ist.

Allerdings können einige Mangelerscheinungen zu dauerhaften (irreversiblen) Schäden führen. Dies ist zum Beispiel bei einem schweren Mangel an Vitamin B12 möglich. In diesem Fall kann eine Behandlung (zum Beispiel durch Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln) jedoch dazu beitragen, den eingetretenen Schaden nicht zu vergrößern. Vitamin-B12-Mangel im Säuglingsalter wirkt sich zum Teil auf die Entwicklung des Kindes aus und kann sie verlangsamen oder dauerhaft beeinträchtigen. In einem solchen Fall bleiben auch die Konzentrationsstörungen in der Regel bestehen.

Konzentrationsstörungen, die durch ADS oder ADHS bedingt sind, werden oft medikamentös behandelt. Die Aussicht, die Symptome zu verbessern, ist hier oft gut. Allerdings ist es nicht immer möglich, die Konzentrationsstörung vollständig zu kontrollieren. ADS und ADHS treten vor allem im Kindesalter stark auf und schwächen sich typischerweise im späten Jugend- und Erwachsenenalter ab. Allerdings bleibt die psychische Krankheit bei einigen Erwachsenen in vollem Umfang bestehen.

Auch bei anderen psychischen Störungen, die mit Konzentrationsstörungen einhergehen, ist die Prognose von der auslösenden Krankheit abhängig. Bei Schizophrenie und (Major) Depression tritt das Symptom bei entsprechender Behandlung häufig in Phasen auf.


Vorbeugung

Konzentrationsstörung oder Konzentrationsschwäche sind vor allem ein Produkt unserer westlichen Lebensweise. Stress, Hektik und Arbeitsdruck sind zumeist die verantwortlichen Indikatoren. Daher sollte in der Vorbeugung von Konzentrationsstörungen besonders die Entspannungstechniken erlernt und regelmäßig angewendet werden. Dazu zählen, wie bereits angemerkt, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga und Akupunktur. Weiterhin sollte viel Sport getrieben werden.

Besonders Mannschaftssportarten und Ausdauersport schaffen einen freien Geist und erhöhen die Konzentrationsfähigkeit. Zuletzt sei angeraten, sich gesund zu ernähren. Fettarme und zuckerfreie Kost ist da eine Selbstverständlichkeit, die von vitaminreichem Obst und Gemüse begleitet wird. Vermeiden sie übermäßig viel Kaffee und verzichten sie völlig auf Alkohol und Nikotin.

Das können Sie selbst tun

Hinter Konzentrationsschwäche bei Kindern steckt häufig ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Dieses gehört in fachärztliche Behandlung. Konzentrationsschwäche bei Erwachsenen zeigt sich mit verschiedenen Begleiterscheinungen und lässt sich auch durch Übungen und eine gesunde Lebensweise beeinflussen. Genügend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung können die Konzentrationsfähigkeit verbessern. Wer viel trinkt, fördert die Durchblutung des Gehirns und kann damit auch seine Konzentration steigern.

In vielen Fällen ist eine neue Bewältigungsstrategie für Stresssituationen sinnvoll. Dabei hilft es zum Beispiel, seine Aufmerksamkeit auf ein neutrales Thema zu lenken und sich zu sagen, dass die Situation bewältigt werden kann. Wer sehr konzentriert arbeiten muss, sollte sich immer wieder Ruhepausen gönnen. Je weniger Medien konsumiert werden, desto besser für die Denkleistung. Auch Koffein, Alkohol oder Nikotin beeinflussen die Konzentrationsfähigkeit negativ. Menschen mit Konzentrationsschwäche sollten Beruhigungs- und Aufputschmittel gleichermaßen meiden. Viel sinnvoller ist ein halbstündiger Spaziergang vor dem Schlafengehen oder das Lesen eines angenehmen Buches. Auch Nackenverspannungen können zu Konzentrationsstörungen führen.

Erscheint eine Situation besonders bedrohlich, ist das Herausgehen aus der Situation wichtig. In Ruhe eine Tasse Tee oder Wasser trinken hilft bei der Bewältigung der Angst. Die störenden Gedanken zu Papier bringen, ist eine weitere bewährte Strategie. Hinter einer Konzentrationsschwäche könnte auch eine Angsterkrankung stecken. Diese muss psychotherapeutisch behandelt werden.

Quellen

  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Klußmann, R., Nickel, M.: Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Springer, Wien 2009
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage, de Gruyter, Berlin 2014

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