Bewegungsmangel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Deutschen werden immer dicker. Ein Grund hierfür ist die teils völlig ungesunde Ernährung, ein weiterer ausschlaggebender Grund ist der immer weiter verbreitete Bewegungsmangel in der Bevölkerung. Dabei braucht der Körper dringend ausreichend Bewegung, um optimal und gesund zu funktionieren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Bewegungsmangel?

Unter Bewegungsmangel versteht man den körperlichen Zustand, sich weniger zu bewegen, als der Körper es bräuchte, um seine Gesundheit und seine Funktionalität aufrecht zu erhalten.

Unter Bewegungsmangel versteht man den körperlichen Zustand, sich weniger zu bewegen, als der Körper es bräuchte, um seine Gesundheit und seine Funktionalität aufrecht zu erhalten.

Bewegungsmangel kann sich verschiedenartig äußern, zum Beispiel in Übergewicht mit den damit verbundenen Krankheiten wie Gelenkschäden, Herz-Kreislauferkrankungen, der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Arthrose oder Gicht. Bewegungsmangel heißt jedoch nicht gleich Übergewicht.

Auch schlanke Personen können unter der fehlenden Kondition leiden, Schlafstörungen und Müdigkeit entwickeln oder Krankheiten des Bewegungsapparates erleiden. Auch das allgemeine Immunsystem wird durch Bewegungsmangel belastet.

Ursachen

Die Ursachen von Bewegungsmangel können vielfältig sein. Bewegungsmangel resultiert nicht allein aus Bequemlichkeit, auch wenn dies weit verbreitet sein mag.

Auch länger andauernde Krankheiten, chronische Erkrankungen und Behinderungen können zu Bewegungsmangel führen. Ein alter, gebrechlicher Mensch würde vielleicht gerne häufiger spazieren gehen, ist aber unsicher im Gehen oder an einen Rollstuhl gebunden.

Ein komplizierter Bruch oder mehrere Verletzungen nach einem Unfall können zu Bewegungsmangel führen. Es ist also nicht zwangsläufig die "Faulheit", die dazu führt.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose stellt selbstverständlich immer der Arzt, aber auch ein Sporttrainer kann einen Bewegungsmangel feststellen und benennen, was verbessert werden müsste.

Auch ein Belastungs-EKG kann vom Arzt durchgeführt werden. Wird der Bewegungsmangel nicht behoben, was bedeutet, dass der Patient sich nicht beginnt, mehr zu bewegen (Spaziergänge etc.) oder Sport zu treiben, kommt es zunächst zu einer merklich schlechteren Ausdauer. Dies wird die meisten Menschen noch nicht wesentlich stören. Langfristig kommt es allerdings zu regelrechten Störungen des Herz-Kreislaufsystems, des Stoffwechsels und auch der Verdauung, was Auswirkungen auf die gesamte Gesundheit, sowie auf das subjektive Wohlbefinden hat.

Die Durchblutung verschlechtert sich, Entgiftungs- und Verstoffwechselungsprozesse im Körper verlangsamen sich, es kann zur Gewichtszunahme kommen, die Haut wird weniger gut durchblutet, die mangelnde Bewegung kann zu Obstipation (Verstopfung) führen, da die Darmbewegung nicht angeregt wird etc., die Liste von fortschreitenden Einschränkungen erstreckt sich über den gesamten menschlichen Körper.

Aber auch die Psyche kann unter der mangelden Bewegung leiden, was gerade bei Patienten der Fall ist, die sich gerne mehr bewegen wollen, dies aber nicht können, zum Beispiel Schlaganfallpatienten, Querschnittsgelähmten oder bewegungseingeschränkten, alten Menschen. Auf lange Sicht kann Bewegungsmangel mit eine Ursache für lebensbedrohliche Krankheiten, wie Lungenembolien, Herzinfarkte oder Schlaganfälle sein.

Komplikationen

Ein Bewegungsmangel kann diverse Folgen haben, die im weiteren Sinne durchaus als Komplikationen gesehen werden können. Durch einen Mangel an Bewegung sinkt der tägliche Bedarf an Kalorien. Da die Person, bei der ein Mangel an Bewegung herrscht, ihr Essverhalten jedoch in den meisten Fällen nicht an den veränderten Energiebedarf anpasst, entsteht in der Folge eines länger andauernden Bewegungsmangels häufig eine Fettleibigkeit. Besteht der Bewegungsmangel nur über einen kurzen, definierten Zeitraum, ist diese Gefahr im Normalfall nicht gegeben.

Des Weiteren kann es beim Bewegungsmangel zur Thrombose kommen. Bewegt die betroffene Person sich wenig und selten, ist die Gefahr einer mitunter tödlichen Thrombose durchaus gegeben. Bei der Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus), das sich im Gefäß festsetzt und dieses gewissermaßen verstopft. Aus einer Thrombose kann eine Lungenembolie resultieren.

Fast alle Zivilisationskrankheiten werden durch einen Mangel an Bewegung mitverursacht. Hierzu zählen vor allem der Diabetes mellitus, Bluthochdruck und die koronare Herzkrankheit. Auch chronische Rückenschmerzen können die Folge eines Bewegungsmangels sein. Darüber hinaus wurde in einer Studie dargelegt, dass der Bewegungsmangel ein Risikofaktor bei der Entstehung des Morbus Alzheimer ist.

Durch länger andauernden Bewegungsmangel wird die Muskelmasse abgebaut, da diese nicht mehr ausreichend benutzt wird. Dies kann gravierende Folgen auf die körperliche Leistungsfähigkeit haben. Insgesamt lässt sich festhalten, dass diverse Erkrankungen auf Bewegungsmangel zurückgeführt werden können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bewegungsmangel gilt als sogenannte Zivilisationserscheinung. Die heutigen Lebensumstände verlangen Menschen nicht mehr so viel körperliche Arbeit ab wie früher. Auch in ihrer Freizeit bewegen sich viele zu wenig. Bewegungsmangel ist in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet und einer der Faktoren für Übergewicht. Neben seiner Begünstigung einer Gewichtszunahme beeinträchtigt Bewegungsmangel zahlreiche wichtige Körperfunktionen. Bewegungsmangel ist jedoch nicht nur als schlechte Angewohnheit zu sehen, sondern stellt häufig ein Symptom für eine bestehende Grunderkrankung dar.

Typische Folgen von Bewegungsmangel und damit oft verbundenem Übergewicht sind Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkschäden, Verstopfungen und Gicht. Wer trotz Bewegungsmangel nicht zunimmt, bleibt zwar meistens von diesen Folgeerkrankungen verschont, aber leidet häufig unter Schlafstörungen, Muskelschwäche oder einem geschwächten Immunsystem. Alte, gebrechliche Menschen, chronisch Kranke und Menschen mit Behinderungen bewegen sich meistens zu wenig aufgrund ihrer körperlichen Beeinträchtigungen.

Einen erheblichen Anteil an einer ärztlichen Therapie gegen Bewegungsmangel sowie dadurch verursachte Erkrankungen hat die Fähigkeit zur Selbstkritik der Betroffenen. Idealerweise suchen sie aus eigenem Antrieb das Gespräch mit ihrem Hausarzt. Ebenfalls positiv ist die Offenheit der Patienten zur Behandlung ihres Bewegungsmangels einschließlich der eingetretenen Folgen, wenn sie ihr Hausarzt darauf anspricht. Hilfreich bei der Diagnosefindung und Therapie sind Fachärzte wie Internisten, Kardiologen, Gastroenterologen, Orthopäden, Neurologen und eventuell Psychologen oder Psychotherapeuten.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Bewegungsmangel ist im Idealfall, also bei gesunden Menschen, ganz einfach. Sie fangen an, sich sportlich zu betätigen und stärken damit ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden.

Bei krankheitsbedingtem Bewegungsmangel sollte unbedingt mit einem Arzt Rücksprache gehalten werden, um die richtige Therapie zu finden. Liegen zum Beispiel Krankheiten des Bewegungsapparates vor, ist Schwimmen womöglich dem Joggen vorzuziehen, bei Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems kann sich Walking eher anbieten als Aerobic. Im Krankheitsfall ist hier in jedem Fall individuell und unter ärztlicher Aufsicht zu entscheiden.

Auch physiotherapeutische Maßnahmen sind denkbar. Liegt zugleich Übergewicht vor, ist eine Ernährungsumstellung zu erwägen. Wichtig ist die Motivation an der Bewegung, wer keine Lust an Aerobic hat, sollte vielleicht lieber Radfahren. Denn die Motivation ist zur Therapie von Bewegungsmangel von entscheidender Bedeutung.

Aussicht & Prognose

Viele Menschen leiden unter Bewegungsmangel - doch nicht allen ist bewusst, wie sich das auf ihre Gesundheit auswirkt. Der Mensch ist dazu geschaffen, weite Strecken zu laufen, was er in der heutigen Lebenswelt aber meist nicht tut. Es entsteht Bewegungsmangel. Dieser ist aber an sich erst einmal nicht problematisch. Die Prognose verschlechtert sich abhängig von der Art der Ernährung und des Stresslevels des Menschen.

Oft brauchen wir die Menge an Kalorien und Energie gar nicht, die wir mit der Nahrung aufnehmen. Je nach genetischer Disposition setzen manche Menschen die überschüssige Energie schneller in Fettzellen um als andere. Dabei sieht jedoch die Prognose eines schlank wirkenden Menschen mit Bewegungsmangel nicht unbedingt besser aus als die eines Patienten, der dadurch an Übergewicht leidet. Vermeintlich schlanke Menschen könnten am "Skinny Fat"-Problem leiden, bei dem sich die Fettzellen vor allem an den inneren Organen anreichern oder in Form kleiner, kaum sichtbarer "Speckröllchen" an Beinen, Hüften, Po und Brüsten. Der Körperfettgehalt ist auch bei ihnen überproportional und auch sie können die gleichen gesundheitlichen Folgeschäden davontragen wie Menschen mit sichtlichem und am BMI messbaren Übergewicht.

Bewegungsmangel ist deswegen keine auf die leichte Schulter zu nehmende Erscheinung der modernen Zivilisation, sondern tatsächlich ein ernstes Problem mit gesundheitlichen Langzeitfolgen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass der Bewegungsmangel und die damit einhergehenden Beschwerden sehr leicht behoben werden können: durch mehr Bewegung.


Vorbeugung

Dem Bewegungsmangel kann grundsätzlich recht einfach vorgebeugt werden, indem man bewusst die Treppe statt den Aufzug nimmt, regelmäßig kleinere Strecken läuft, anstatt sie zu fahren und sich allgemein 2-3 Mal wöchentlich sportlich betätigt. Joggen ist hierbei die beste Methode, da der Mensch durch seine Evolution bis heute ein Ausdauerläufer ist.

Allerdings wird heute oft schon in der Erziehung verhindert, Kindern dieses Bewusststein zu vermitteln. Als Erwachsener ist es dann umso schwerer, seine Gewohnheiten zu ändern. Auch chronisch Kranke sollten frühzeitig prophylaktische Maßnahmen ergreifen, hier bieten Krankenkassen vielseitige Programme an und auch Selbsthilfegruppen können gute Anregungen bieten.

Wer sich regelmäßig ausreichend bewegt, geht bereits in die richtige Richtung. Anders ausgedrückt: Wer rastet, der rostet!

Das können Sie selbst tun

Bei eingeschränkter Mobilität, Übergewicht, zunehmendem Alter oder eingeschränkter Beweglichkeit ist Bewegungsmangel oft eines der prägenden Kennzeichen. Der Mangel an Bewegung birgt Gefahren. Diesen sollte jeder Mensch rechtzeitig vorbeugen. Bereits kleine Trainingseinheiten, die altersgerecht und mit Blick auf die individuelle Erkrankungslage ausgeführt werden, dienen dem Muskelaufbau.

Hockergymnastik, Qi Gong im Sitzen, Senioren-Fitnessgymnastik oder Rollator-Tanz stellen moderate Bewegungseinheiten für bewegungseingeschränkte Menschen mit höherem Alter dar. Sie erhöhen die Beweglichkeit und dienen dem Erhalt, bzw. Aufbau der Muskelmasse. Rollstuhlfahrer können sich in Behinderten-Sportvereinen an rollstuhlgerechten Sportkursen beteiligen. Übergewichtige Menschen sollten ihr Bewegungstraining zunächst mit längeren Spaziergängen einleiten. Mit zunehmendem Trainingsstand erhöht der Betreffende die Streckenlänge. Ebenso kann nach und nach das Tempo erhöht werden. Der nächste Schritt führt vielleicht zu einem Nordic Walking-Kurs.

Bei starkem Übergewicht ist es wichtig, vor dem Training einen Arzt zu konsultieren, um einen Gesundheitscheck zu erbitten. Das beste Mittel gegen chronischen Bewegungsmangel ist es, die Motivation zu stärken. Betroffene sollten sich Bewegungsarten suchen, die Freude bereiten. Für manche ist das Wandern die schönste Bewegungsart, für andere das Schwimmen oder Fahrradfahren. Heimtrainer, Sportvereine oder (Online-)Fitnessstudios bieten heute eine Vielzahl an Kursen an, die Bewegungseinheiten für alle Altersgruppen berücksichtigen. In der Gruppe macht sportliche Betätigung vielen Bewegungsmuffeln meist mehr Spaß.

Quellen

  • Benninghoff / Drenckhahn: Anatomie – Band 1. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2008
  • Reiser, M., Baur-Melnyk, A., Glaser, C.: Bewegungsapparat. Thieme, Stuttgart 2007
  • Rost, R.: Sport- und Bewegungstherapie in der Inneren Medizin. Deutscher Ärzteverlag, Köln 2005

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