Sprachaudiogramm

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Sprachaudiogramm gibt anstelle von Tönen die menschliche Sprache über einen Kopfhörer wieder. Das können Wörter oder Zahlen sein, die wiederholt werden. Das Sprachaudiogramm ist eine wichtige Möglichkeit zur Untersuchung von Hörstörungen und wird bei der Anpassung von Hörgeräten ebenfalls eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Sprachaudiogramm?

Das Sprachaudiogramm ist eine wichtige Möglichkeit zur Untersuchung von Hörstörungen und wird bei der Anpassung von Hörgeräten ebenfalls eingesetzt.

Das Sprachaudiogramm ist ähnlich wie ein Tondiagramm. Allerdings werden beim Sprachaudiogramm nicht Geräusche oder Töne vorgespielt, die von der Testperson wahrgenommen werden sollen, sondern Zahlen, Wörter oder einzelne Silben. Da diese Einspielungen in festgelegten Lautstärken erfolgen ist das Sprachaudiogramm eine gute Methode, um das Sprachverständnis zu ermitteln.

Ein Sprachdiagramm, auch unter dem Namen Sprachverständlichkeitstest bekannt, zeigt die unterschiedliche Wahrnehmung der Versuchsperson zwischen dem aktuellen Hörvermögen und dem Sprachverständnis auf. Die Testung durch ein Sprachdiagramm kann in unterschiedlicher Weise erfolgen. Es gibt sogenannte Silbentests, Wörtertests und Satztests. Die verschiedenen Tests ermöglichen eine gute Abklärung, wie hoch das Hörvermögen und das ebenfalls wichtige Sprachverständnis ausgeprägt sind. Beim Silbentest werden einzelne meist sinnlose Silben abgespielt, die von der Testperson nachgesprochen werden. Beim sogenannten Freiburger Wörtertest werden über Kopfhörer oder Lautsprecher einsilbige Hauptwörter und Zahlwörter abgespielt.

Zahlwörter sollten leicht verständlich sein und selbst bei einem niedrigen Schalldruckpegel als richtig erkannt werden. Menschen mit Schwerhörigkeit verstehen selbst bei einem guten Pegel und einer vorliegenden Schallempfindungsstörung nicht mehr alle Wörter, die einsilbig sind. Im Mittelpunkt der Tests stehen zweistellige, oftmals viersilbige Zahlwörter oder einsilbige Wörter wie Farm, Hang oder Ring. Durch die Gruppierung der Wörter kann der Hörverlust im Bereich der Zahlen, aber auch in einem Diskriminationsverlust gemessen werden. Der Satztest mit ganzen Sätzen spiegelt die Alltagssituation besser.

Funktion, Wirkung & Ziele

Das Sprachdiagramm wird insbesondere zur Abklärung von Verdachtsmomenten der Schwerhörigkeit und anderen Störungen im Hörbereich eingesetzt. Die nötigen Tests dienen als Orientierung, wie viel der Betroffene hört bzw. versteht. Die Erhöhung der Lautstärke endet, sobald die Testperson die vorgespielten Wörter, Zahlen oder Silben ohne Fehler nachsprechen kann.

Bleiben die Fehler trotz einer höheren Lautstärke bestehen, wird zur die nächsthöhere Lautstärke gewechselt. Die erforderliche Lautstärke, die der Betroffene braucht, um zu verstehen, ist ein wichtiger Wert für den HNO-Facharzt. Durch die durchgeführte Messung mit dem Sprachaudiogramm stellt der Facharzt dann fest, ob für die Hörgeräteversorgung eine einseitige oder beidseitige Versorgung durch Hörhilfen erforderlich ist.

Das Sprachaudiogramm ist individuell unterschiedlich und dauert zwischen zehn bis 20 Minuten. Beim Zahlentest werden zehn Gruppen von jeweils zehn Zahlen im zweistelligen Bereich vorgespielt, beim Wörtertest 20 Gruppen mit jeweils 20 einsilbigen Hauptwörtern. Die Anzahl der korrekt verstandenen Wörter ist die Prozentzahl der Gesamtzahl der Wörter, die auf Verständlichkeit und Diskrimination getestet werden. In welcher Reihung die Wörtergruppen abgespielt werden, ist unerheblich.

Wichtig für die korrekte Durchführung des Sprachdiagramms ist jedoch eine vollständige Gruppe zu prüfen. Jede Gruppe ist in Bezug auf die Zusammensetzung der enthaltenen Laute aufeinander abgestimmt, um eine qualitative Überprüfung des Hörvermögens zu gewährleisten. Mischt man die Wörter, nimmt die Ausgewogenheit ab und die Aussagekraft des Tests reduziert sich. Gestartet wird beim Sprachaudiogramm bei einem Sprachschallpegel, der zehn bis 20 Dezibel über dem des Hörverlusts, bei 1.000 Hz, liegt.

Bei einem korrekten Verständnis von mehr als der Hälfte der vorgespielten Zahlen folgt die Testung der nächsten Gruppe bei einem Sprachschallpegel, der um zehn Dezibel reduziert ist und umgekehrt. Die einsilbigen Wörter werden aufgrund der schwereren Verständlichkeit bei einem Sprachschallpegel von ungefähr 30 bis 40 Dezibel abgespielt über dem Wert, wo noch gut die Hälfte oder mehr Einsilber korrekt verstanden werden. Erfahrungsgemäß ist es ratsam, beim Einsilbertest nicht zu leise zu starten. Das könnte unter Umständen dazu führen, dass der Patient bereits früh ermüdet oder die Lust an der wichtigen Untersuchung frühzeitig verliert. Das Hauptziel beim Einsilbertest ist es, den entsprechenden Sprachschallpegel zu finden, bei dem die Einsilber verstanden werden oder einen optimalen Wert zu erreichen, der nach den derzeitigen Untersuchungsergebnissen nicht zu steigern ist.

Mindestens drei Gruppen sollten beim Einsilbertest geprüft werden, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Es erfordert nicht wirklich 100 Prozent Verständlichkeit. Liegt das Ergebnis bei 95 Prozent, ist es in Ordnung das Wort als voll verstanden anzuerkennen, denn durch innere oder äußere Einflüsse ist es manchmal möglich, dass gerade ein Wort nicht verstanden wird. Bei der Hörgeräteanpassung ist die Prüfung wichtig, um zu erfahren, wie weit dieser Sprachschallpegel erhöht werden kann, bis die Unbehaglichkeitsgrenze erreicht wird. Dieser Toleranztest zeigt an, in welchem Bereich jemand sein maximales Sprachverständnis besitzt, das bei einem Normalhörenden zwischen 50 und 100 Dezibel liegt.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die Risiken bei der Verwendung des Sprachdiagramms sind der Patient selbst und mögliche Störungen, die das Testergebnis verfälschen könnten. Der Patient muss beim Sprachdiagramm aktiv mitarbeiten und sich nicht von mangelndem Interesse oder Engagement, Zeitmangel o.ä. verleiten lassen, die durchgeführten Tests und dabei angesagten Wörter, Zahlen oder Silben weniger ernst zu nehmen.

Das kann für Menschen, die eine mögliche Hörstörung oder Hörgeräteanpassung fürchten belastend sein. Außerdem müssen die verwendeten Geräte für die korrekte Durchführung des Sprachdiagramms einwandfrei funktionieren – nur so sind eine aussagekräftige Messung und daraus resultierende Maßnahmen sinnvoll.

Quellen

  • Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Grevers, G.: Klinikleitfaden Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde. Gustav Fischer, Ulm 1997
  • Lenarz, T., Boenninghaus, H.G.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Berlin 2012

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