Spreizfuß
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Spreizfuß oder Pes transversoplanus ist eine vermeidbare Auseinanderspreizung des Vorderfußes, der häufig durch Übergewicht und falsches Schuhwerk verursacht wird.
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Was ist ein Spreizfuß?
Unter einem Spreizfuß versteht man eine sichtbare und messbare Verformung des gesamten Vorderfußes. Sie entsteht durch die Absenkung des vorderen Gewölbes im Fuß.
In Folge der Absenkung spreizen sich die Zehenknochen sichtbar auseinander. Es kommt zu einer chronischen Überlastung der Zehengelenke am kleinen und am großen Zeh und zu einer charakteristischen Schwielenbildung.
In Folge weiterer Belastung entwickelt sich der Spreizfuß zu einem schmerzenden Fuß, dem typische Fehlstellungen und Überlastungssymptome der Zehen folgen.
Ursachen
Hier ist vor allem die so genannte „Marschfraktur“ zu nennen. Es handelt sich dabei um einen Ermüdungsbruch an den Mittelfußknochen. Er kann bei Überlastung oder ungewohnten Belastungen wie langen Fußmärschen entstehen. Bei Frauen diagnostiziert man ungefähr viermal häufiger einen Spreizfuß als bei Männern. Der Grund ist, dass Frauen häufiger ungeeignetes Schuhwerk mit hohen Absätzen tragen.
In Folge dessen wird der Vorderfuß über das normale Maß hinaus belastet. Enge Schuhe können - ebenso wie zu weit geschnittene Schuhe - einen Spreizfuß auf Dauer nicht verhindern, wenn eine Unerstützung des Fußgewölbes nicht stattfindet. Oft bleibt der Spreizfuß in den ersten Jahren beschwerdefrei.
Als Folge des Auseinanderspreizens des Vorderfußes können aber veränderte Ganggewohnheiten und dadurch bedingte neuerliche Fehlbelastungen entstehen. Es kann durch den zunehmenden Spreizvorgang zu Fehlstellungen an den Zehen oder Gelenkerkrankungen am Fuß kommen. Der berühmte Hallux Valgus, die so genannte Hammerzehe, Arthrose der Zehengelenke, Hühneraugen oder das Morton Neurom werden auf den Spreizfuß zurückgeführt.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Spreizfuß ist zunächst an der charakteristischen Fehlbildung eines oder beider Füße zu erkennen. Typischerweise ist der Vorderfuß verbreitert und abgesenkt, während die Großzehen sich nach außen verschieben. Die Schmerzen treten vor allem beim Gehen und Stehen auf. In Ruhe kommt es nicht zu Beschwerden, insofern sich noch keine Folgebeschwerden eingestellt haben.
Allerdings kann die veränderte Stellung des Fußes zur Entstehung von Krallenzehen oder Hammerzehen führen. Im Verlauf kann ein Spreizfuß zu Schmerzen sowie Schwielen an der Fußsohle führen. Normales Laufen ist meist nicht mehr möglich, woraus bei den Betroffenen ein Vermeidungsverhalten und weitere Fehlstellungen resultieren können. Ein Spreizfuß ist an der ungewöhnlichen Abrollbewegung der Sohle zu erkennen, bei der die Betroffenen den Fuß über den Außenfuß abrollen.
Dementsprechend treten vor allem an der Außenseite des Fußes Schwellungen und Hornhautbildung auf. Wenn ein Spreizfuß frühzeitig operiert wird, können die Beschwerden gänzlich behoben werden. Bei zu später Behandlung haben sich unter Umständen bereits bleibende Schäden am Fuß eingestellt. Mögliche Folgesymptome sind Gelenkverschleiß, Knochenschäden, Hautveränderungen oder Gehstörungen. Insbesondere bei einem angeborenen Spreizfuß kann sich im Laufe der Kindheit ein Fehlgang entwickeln, welcher die Körperhaltung beeinträchtigt.
Komplikationen
Diese knotenartigen Verdickungen verursachen starke Schmerzen und sind oftmals auch mit Bewegungseinschränkungen und Sensibilitätsstörungen verbunden. Ein Spreizfuß begünstigt außerdem die Bildung von Zehendeformitäten wie Hallus valgus, Mallet-Zehe oder Krallenzehe. Einmal entstanden, können weitere Deformierungen zu weitreichenden Komplikationen und chronischen Bewegungseinschränkungen führen, die unter Umständen auch psychische Leiden wie depressive Verstimmungen oder Minderwertigkeitskomplexe zur Folge haben.
Auch bei der Behandlung gibt es Risiken. Schlecht eingestellte Hilfsmittel können den Spreizfuß unter Umständen noch verstärken und weitere Schmerzen verursachen. Ein chirurgischer Eingriff birgt die üblichen Risiken: Blutungen, Nachblutungen, Nervenverletzungen, Narbenbildung und Entzündungen. Verordnete Medikamente können Nebenwirkungen mit sich bringen und Allergien auslösen.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, Ödeme und Blutgerinnungsstörungen. Selten können Magengeschwüre und Nierenerkrankungen auftreten. Auch eine Unverträglichkeit auf die verschriebenen Schmerzmittel und Entzündungshemmer ist nicht auszuschließen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Kommt es zu einem Spreizfuß, so muss in der Regel immer ein Arzt aufgesucht werden. Falls der Spreizfuß nicht richtig oder nicht rechtzeitig behandelt wird, kann es zu schwerwiegenden und vor allem auch zu irreversiblen Schäden an den Füßen kommen, die nicht mehr behandelt werden können. Auch die zugrundeliegende Erkrankung sollte behandelt werden.
Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn es an den Füßen zu deutlichen Fehlbildungen kommt. Diese sind mit dem bloßen Auge zu erkennen und können entweder an einem Fuß oder auch an beiden Füßen auftreten. Weiterhin können Fehlbildungen an den Zehen auch auf einen Spreizfuß hindeuten und sollten ebenfalls durch einen Arzt behandelt werden. Die meisten Patienten zeigen auch eine erhöhte Ausbildung an Hornhaut oder sehr starke Schwellungen an den Füßen. Auch Gehstörungen können auf einen Spreizfuß hindeuten. Treten diese Beschwerden dauerhaft auf und verschwinden nicht wieder von alleine, so ist auf jeden Fall ein Arzt aufzusuchen.
Ein Spreizfuß kann durch einen Allgemeinarzt oder durch einen Orthopäden behandelt werden. In der Regel steht dabei die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund, sodass keine allgemeine Prognose über den weiteren Verlauf der Erkrankung gegeben werden kann.
Behandlung & Vorbeugung
Operativ kann man einen Spreizfuß nicht behandeln. Aber einige der Folgeerkrankungen – wie den Hallux Valgus – kann man operativ richten. Zur Behandlung des Hauptproblems muss der Spreizfuß frühzeitig unterstützt werden. Die strittige Frage ist aber, mit welcher Art von Gesundheitsschuh, Pelotte oder Einlage dies geschieht.
Manche so genannten Gesundheitsschuhe fördern nach Ansicht von Orthopäden die Entstehung des Spreizfußes durch ihre zu große Breite im Vorderfußbereich. Auch mit einem Fußbett kann in solchen Schuhen der Vorderfuß zu weit auseinander getrieben werden - beispielsweise bei Übergewicht oder stehenden Berufen. Bei Kindern kann man durch Barfußlaufen dafür sorgen, dass sich das Fußgewölbe kräftigt.
Erwachsenen mit Spreizfuß rät man zunächst zur Gewichtsreduktion, zu orthopädischen Einlagen, Barfußlaufen und Fußgymnastik. Gibt es bereits entzündliche Prozesse im Zehenbereich, ist eine Ruhigstellung des Fußes hilfreich. Der Wechsel des Schuhwerks ist beim Spreizfuß sinnvoll.
Gegen die Schwielenbildung kann man mit warmen Fußbädern und Hornhautraspeln vorgehen. Sinnvoller ist aber, durch geeignetes Schuhwerk der Schwielenbildung am Spreizfuß Einhalt zu gebieten. Flaches Schuhwerk mit genügend Platz für die Zehen ist beim Spreizfuß anzuraten.
Nachsorge
Dem Betroffenen stehen bei einem Spreizfuß in den meisten Fällen nur wenige und auch nur sehr eingeschränkte Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Daher sollte der Betroffene bei dieser Erkrankung in aller erster Linie schon frühzeitig einen Arzt aufsuchen und eine Behandlung einleiten, um das weitere Auftreten von Beschwerden oder Komplikationen zu verhindern. Es kann dabei auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass eine Behandlung durch einen Arzt immer notwendig ist.
Im Allgemeinen wirkt sich auch eine gesunde Lebensweise sehr positiv auf den weiteren Verlauf dieser Krankheit aus. Dabei sollte auch Übergewicht möglichst vermieden werden, wobei sich der Betroffene auch sportlich betätigen sollte, um den Beschwerden entgegenzuwirken. In vielen Fällen kann auch das geeignete Schuhwerk die Beschwerden lindern und einschränken.
Daher sollte spezielles Schuhwerk angefertigt und getragen werden. Ebenso sind regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sehr wichtig. In der Regel können die Beschwerden gut eingeschränkt werden, sodass es auch nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt. Allerdings sollten die Füße besonders gut durch den Arzt kontrolliert werden, um auftretende Beschwerden und Schäden rechtzeitig zu erkennen.
Das können Sie selbst tun
Im Alltag ist ganz besonders auf die Auswahl des Schuhwerkes zu achten. Dieses sollte weder zu eng sein noch hohe Absätze haben. Die Größe der Schuhe sollte mit denen der Füße übereinstimmen. Vor dem Erwerb von neuen Schuhen sind diese grundsätzlich anzuprobieren. Darüber hinaus ist es anzuraten, die verwendeten Materialien für die Herstellung der Schuhe zu prüfen.
Das Tragen von Plastikschuhen hat sich als ungünstig erwiesen. Sehr flache Schuhe mit einer dünnen Sohle können ebenfalls zu Störungen im Alltag führen und sind ebenfalls zu vermeiden. Sobald der Betroffene Unannehmlichkeiten während des Tragens der Schuhe wahrnimmt, sollte er diese ausziehen und auf anderes Schuhwerk wechseln. Für eine optimale Fortbewegung sind geschlossene Schuhe wichtig und das Tragen von Strumpfwaren aus Baumwolle.
Zur Verminderung von Beschwerden ist darüber hinaus darauf zu achten, dass die Entstehung von Übergewicht vermieden wird. Eine gesunde und vitaminreiche Nahrungszufuhr sowie die Überprüfung der aufgenommenen Kalorien am Tag helfen bei der Einhaltung eines Normalgewicht. Süßigkeiten und der Konsum zuckerhaltigen Produkten sollte täglich überprüft werden. Ausreichende Bewegung und die Durchführung von sportlichen Aktivitäten sind ebenfalls wichtig, um ein Übergewicht zu vermeiden. Sobald Ermüdungserscheinungen auftreten oder sich Beschwerden zeigen, sind Erholungsphasen einzulegen. Die Füße sind auszuruhen und sollten geschont werden.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethardt, F.U.: Kinderorthopädie. Thieme, Stuttgart 2009
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015