Bindegewebsschwäche
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Bindegewebsschwäche zeigt sich in unterschiedlichen, optisch mehr oder weniger sichtbaren Beeinträchtigungen eines normalen und attraktiven Hautbildes. Die Bindegewebsschwäche kann bereits im jungen oder erst im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten.
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Was ist eine Bindegewebsschwäche?
Das Bindegewebe, welches, wie die Bezeichnung aussagt, von einer Bindegewebsschwäche betroffen ist, befindet sich an verschiedenen Organen des Körpers. Nicht nur die äußere Hauthülle, sondern auch viele innere Organe sind durch eine bindegewebige Schicht gekennzeichnet.
Wie alle Gewebsschichten der Haut, so kann auch das Bindegewebe von einer zunehmenden Erschlaffung und einem Verlust an Elastizität betroffen sein. Die Bindegewebszellen, welche im Laufe des Lebens und durch kaum beeinflussbare Beeinträchtigungen geschädigt werden können, sterben ab, verhärten und verlieren ihre Funktionsfähigkeit.
Eine Bindegewebsschwäche wird definiert durch die nachlassende stützende und stabilisierende Wirkung, welche das Bindegewebe eigentlich zu erfüllen hat. Darüber hinaus kann bei einer Bindegewebsschwäche die eigentliche Gleit- und Verschiebefunktion nicht mehr in ausreichendem Maße gewährleistet werden.
Ursachen
Im Rahmen der medizinischen Diagnostik werden für eine Bindegewebsschwäche abweichende Ursachen angegeben. Zunächst kommen körperliche Veränderungen in Frage, zu denen insbesondere ein starkes Übergewicht, eine Dehnung der Haut durch eine Schwangerschaft und eine zu geringe Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr gehören.
Häufig kann die Haut abwechselnde Dehnungen durch eine damit verbundene ständige Erschlaffung von Bindegewebe nicht mehr ausgleichen, sodass es zu einer Bindegewebsschwäche kommt. Zu wenig körperliche Bewegung sowie eine normale fortschreitende Alterung der Haut sind ebenfalls die Ursachen für eine Bindegewebsschwäche.
Die Stärke und Stabilität des Bindegewebes wird dadurch bestimmt, in welcher Menge ein Mensch kollagene Fasern im Bindegewebe ausgebildet hat. Dieses Merkmal kann genetisch bedingt sein und eine Bindegewebsschwäche begünstigen. Die Bindgewebsschwäche betrifft sowohl weibliche als auch männliche Patienten und übergewichtige Kinder.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bindegewebsschwäche ist ein besonders von Frauen gefürchtetes Leiden, das mit einer Reihe von Symptomen einhergeht, die als kosmtisches Problem betrachtet werden. Wird das Oberflächengewebe von der Bindehaut nicht mehr richtig gestützt, entwickelt sich zum Beispiel die gefürchtete Orangenhaut (Cellulite). Dabei bilden sich deutlich sichtbare Dellen in der Haut, die besonders stark am Gesäß und den Oberschenkeln auftreten.
Bei manchen Frauen macht sich Cellulite auch am Bauch oder den Oberarmen bemerkbar. Neben der Orangenhaut sind auch Dehnungsstreifen ein Anzeichen für ein schwaches Bindegewebe. Bei den Streifen, die anfangs meist bläulich sind und im Laufe der Zeit verblassen, bis nur mehr ein heller Streifen sichtbar ist, handelt es sich um Gewebeverletzungen aufgrund einer Überdehnung der Haut. Die Streifen bilden sich vorwiegend auf dem Bauch, den Hüften, den Oberschenkeln und den Brüsten.
Weder Orangenhaut noch Dehnungsstreifen, die meist die Folge einer Schwangerschaft oder starker Gewichtsschwankungen sind, sind gefährlich oder schmerzhaft. Viele Patientinnen leiden aber seelisch und fühlen sich entstellt. In diesen Fällen kann sich eine ernsthafte psychische Störung, insbesondere eine Depression, entwickeln.
Zu schweren körperlichen Störungen kommt es in der Regel nur dann, wenn das Bindegewebe so stark geschwächt ist, dass es die inneren Organe nicht mehr halten kann. In diesen Fällen ist es zum Beispiel möglich, dass sich eine Hernie einstellt. Bei einer Hernie kann die Bauchwand den Magen-Darm-Trakt nicht mehr stützen, sodass dieser schließlich aus der Bauchhöhle austritt.
Diagnose & Verlauf
Eine vorliegende Bindgewebsschwäche entwickelt sich langsam und zeigt sich erst im fortgeschrittenen Stadium in unschönen Veränderungen der Haut. Neben dem Auftreten von von Cellulite, der sogenannten Orangenhaut, zeigt sich eine Bindegewebsschwäche in weißlichen, bläulichen oder hellrosa Streifen auf der Haut. Diese werden umgangssprachlich als Schwangerschaftsstreifen oder Striae (Dehnungsstreifen) bezeichnet. Die Haut sieht so aus, als ob sie gerissen ist.
Bei einer Bindegewebsschwäche treten manchen Betroffenen schon bei geringen mechanischen Blutergüsse auf. Auch Krampfadern werden mehr oder weniger stark sichtbar.
Da eine Bindegewebsschwäche nicht nur die äußere Hauthülle betrifft, sondern ebenfalls die Einbettung vieler innerer Organe, treten ganz spezifische Symptome auf. Betrifft eine Bindegewebsschwäche die Lunge, die Augen, das Herz und die Blutgefäße sowie das Bewegungs- und Skelettsystem, dann sind organbezogene und die Gesundheit stark beeinträchtigende Krankheitszeichen typisch.
Es wird von einem Marfan-Syndrom gesprochen, welches aufgrund einer erblich bedingten Bindegewebsschwäche auftritt. An den inneren Organen kann es zu Vernarbungen kommen, wodurch diese ihre natürliche Physiologie bei einer genetischen Bindegewebsschwäche nicht mehr gewährleisten können. Die angeborenen Bindgewebsschwäche tritt selten auf.
Komplikationen
Die Cellulite ist das bekannteste Symptom einer Bindegewebsschwäche. Die unansehnlichen Dellen treten vorwiegend bei Frauen auf. Dehnungsstreifen sind ein vorwiegend optisches Symptom der Bindegewebsschwäche und treten sowohl bei Frauen als auch bei Männern gleichermaßen auf. Durch eine Überdehnung des Bindegewebes entstehen irreparable Risse in der Unterhaut.
Diese haben anfänglich eine rötlich-blaue Färbung, die später jedoch verblassen kann. Zurück bleiben sichtbare, helle Narben. Besenreiser und Varikose betreffen sowohl Frauen als auch Männer. Sie treten vornehmlich an den Beinen auf. Dabei sind sie nicht nur unansehnlich, sondern rufen auch gesundheitliche Komplikationen wie Juckreiz, Schweregefühl, Wadenkrämpfe und Hautveränderungen hervor.
Bei Frauen kann eine Bindegewebsschwäche in Kombination mit einer geschwächten Beckenbodenmuskulatur nach einer Geburt die Absenkung von Uterus oder Vagina hervorrufen. Cellulite kann oberflächlich mit Peelings und Cremes behandelt werden. Die Maßnahmen bringen keine grundlegende Linderung der Bindegewebsschwäche.
Dehnungsstreifen kann mit Massagen während der Schwangerschaft entgegengearbeitet werden. Dies kann das Ausmaß mindern, jedoch die Streifen nicht komplett verhindern. Die weißen Narben können mit Hilfe von einer Kältetherapie oder durch Lasereinsatz vermindert werden. Varikose wird abhängig vom Schweregrad durch einen chirurgischen Eingriff behandelt. Dabei werden die Krampfadern entfernt. Ein Wiederauftreten ist möglich, da das Bindegewebe geschwächt bleibt.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Dehnungsstreifen auf der Haut sowie Cellulitis können in jedem Alter auftreten und sind die häufigsten Folgen einer Bindegewebsschwäche. Diese Störungen sind nicht gefährlich und müssen, aus rein medizinischer Sicht, nicht behandelt werden. Ursächlich sind oft eine genetische Disposition, zu wenig Bewegung, Übergewicht oder eine Überdehnung der Haut während einer Schwangerschaft.
Obwohl eine Bindegewebsschwäche nicht mit Schmerzen einhergeht, leiden viele Betroffene seelisch unter der ästhetischen Beeinträchtigung. Gerade Frauen fühlen sich oft unattraktiv oder gar entstellt und entwickeln Hemmungen ihren Körper unbekleidet zu zeigen. Manchmal sogar vor dem Partner, was zu Beziehungskrisen führen kann.
Sofern die Bindegewebsschwäche mit einer Beeinträchtigung der Lebensqualität einhergeht, sollten sich die Betroffenen unbedingt von einem Facharzt beraten lassen. Cellulitis kann in vielen Fällen bereits durch gezielte Gymnastik gebessert werden. Dehnstreifen können durch kosmetische Eingriffe entfernt oder doch zumindest gemildert werden. Personen, die unter der ästhetischen Beeinträchtigung seelisch stark leiden, sollten nicht nur einen Arzt konsultieren, sondern auch einen Psychotherapeuten zuziehen.
Nach Schwangerschaft und Geburt kann es infolge einer Bindegewebsschwäche auch zu ernsthafteren körperlichen Beeinträchtigungen kommen. Insbesondere ist in Verbindung mit einer überdehnten Beckenbodenmuskulatur eine Absenkung von Uterus oder Vagina möglich. In diesem Fall sollten betroffene Frauen ihren Gynäkologen aufsuchen.
Behandlung & Therapie
Die Behandlungsmethoden bei einer Bindegewebsschwäche sind recht begrenzt und können durch spezielle individuelle Maßnahmen ganz wesentlich unterstützt werden. Grundsätzlich ist eine Bindegewebsschwäche eine Hauterkrankung, die bei genetischen Ursachen eine spezielle medizinische Behandlung erfordert. Bei einem vorliegenden Marfan-Syndrom kann eine gezielte Therapie in der Art erfolgen, dass lediglich die Symptome in geringem Umfang behandelt werden können.
Treten lediglich äußerlich sichtbare Veränderungen des Hautbildes auf, so können diese durch geeignete schönheitsmedizinische und kosmetische Eingriffe therapiert werden. In diesem Zusammenhang versprechen sowohl die hautstraffenden chirurgischen oder nicht operativen Verfahren als auch diverse Cremes und Salben eine Verbesserung des Hautbildes.
Darüber hinaus tragen regelmäßige körperliche Bewegung sowie die Stärkung der Muskulatur zu einer Reduzierung einer Bindegewebsschwäche bei. Diese Resultate basieren auf einer zunehmenden Straffung des Bindegewebes.
Aussicht & Prognose
Viele Menschen leiden unter einer leichten Form der Bindegewebsschwäche. Bei Frauen handelt es sich dabei um die Cellulite. Vor allem der Bereich der Oberschenkel und des Pos sind davon betroffen. Dieser Cellulite kann die Betroffene bedingt durch Sport entgegenwirken, jedoch bleibt die Bindegewebsschwäche ein Leben lang.
Es kann zur Bildung von Krampfadern kommen, welche durch einen Arzt behandelt werden sollten. Diese Krampfadern lassen sich behandeln, sind aber nicht heilbar. Die Bindegewebsschwäche, die den ganzen Körper betrifft, ist eine Erkrankung und wird als Marfan-Syndrom bezeichnet. Es handelt sich um eine genetische Erkrankung, die nicht heilbar ist. Ein Fortschreiten der Erkrankung lässt sich aber durch eine gezielte Therapie vermeiden. Diese Therapie wird von einem Arzt bestimmt.
Um Spätfolgen durch das Marfan-Syndrom zu vermeiden, kann der Betroffene neben der Therapie auch selbst etwas dazu beitragen. Von Kraftsport sollte der Betroffene absehen und auch weitere Sportarten oder Aktivitäten, bei denen es schnell zu Verletzungen kommen kann, sollten nicht von dem Betroffenen durchgeführt werden.
Auch das Ehlers-Danlos-Syndrom ist eine Erkrankung aufgrund eines Gendefektes, bei der es zu einer Bindegewebsschwäche kommt. Sie kann nicht therapiert werden, der Betroffene muss mit dieser Erkrankung leben und ähnliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, wie die Patienten, die am Marfan-Syndrom leiden.
Vorbeugung
Um eine Bindegewebsschwäche zu vermeiden, sind die Beanspruchung entsprechender Muskelgruppen durch Sport und durchblutungsfördernde Verfahren sinnvoll. Darüber hinaus können eine wirksame Hautpflege insbesondere während einer Schwangerschaft und die Vermeidung von Übergewicht einer Bildung der Bindgewebsschwäche vorbeugen.
Eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit kann die Entstehung von Orangenhaut als Folge einer Bindegewebsschwäche reduzieren. Gegen eine individuelle Veranlagung für eine Bindgewebsschwäche kann prophylaktisch leider nichts getan werden.
Nachsorge
Bei einer Bindegewebsschwäche kommt es auf Grad, Ort und Ausprägung an. Viele Schwächen beim Bindegewebe sind anlagebedingt. Sie bedürfen weder einer besonderen Behandlung, noch einer Nachsorgemaßnahme. Anders ist es jedoch, wenn die Bindegewebsschwäche genetisch verursacht und gravierend ist.
Nachsorgemaßnahmen sind sinnvoll, wenn eine schwere Bindegewebsschwäche zusammen mit Skoliosen, Veränderungen am Herzen oder Beeinträchtigungen des Auges vorliegt. In diesem Fall müsste der behandelnde Arzt auf das sogenannte Marfan-Syndrom schließen. Außerdem könnte ein Ehlers-Danlos-Syndrom vorliegen. Dieses ist durch eine auffallende Hyperelastizität der Haut gekennzeichnet.
In anderen Fällen wird die Diagnostik in Richtung auf eine Homozystinurie ausgeweitet. Nach Akuttherapien oder operativen Eingriffen konzentrieren sich die Nachsorgemaßnahme auf die Grunderkrankung. Je nach Ergebnis der Untersuchungen kann die Grunderkrankung oft erfolgreich behandelt werden, nicht aber die damit einhergehende Bindegewebsschwäche.
Oft sind die möglichen Operationen nicht erfolgversprechend. Das schwache Bindegewebe verhindert den machbaren Operationserfolg. Es gibt aber eine Ausnahme: Kosmetische Brustoperationen können auch bei einer gravierenderen Bindegewebsschwäche ausgeführt werden.
In der Summe ist die Nachsorge bei Erkrankungen mit einer ausgeprägten Bindegewebsschwäche eher schwierig. Die Therapie kann keine befriedigenden Ergebnisse erzielen. Die Ursache bleibt unveränderbar. Daher können auch die Folgen der Bindegewebsschwäche nicht oder nicht vollständig behoben werden. Nur die milden Formen einer Bindegewebsschwäche verursachen kaum Nachsorgebedarf.
Das können Sie selbst tun
Einer Bindegewebsschwäche lässt sich auf vielerlei Weise entgegnen. Je früher mit der Stärkung des Gewebes – innerlich wie äußerlich – begonnen wird, desto größer sind die Erfolgschancen.
In einem schwachen Bindegewebe lagert der Körper bevorzugt Abfallprodukte des Stoffwechsels ein, welche als Cellulite sichtbar wird. Um diesen Balast zu minimieren gilt es auf eine ausgeglichene Ernährung zu achten. Säurebildende Lebensmittel sollten gemieden werden und durch basenbildende (frisches Obst und Gemüse) ersetzt werden.
Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern – basisch wirkende stille Mineralwässer – verbessert die Struktur des Bindegewebes. Unterstützend kann auch über einen begrenzten Zeitraum ein Nahrungsergänzungsmittel, sogenanntes Basenpulver, eingenommen werden. Dieses besteht aus hochkonzentrierten und für den Organismus leicht verwertbaren Mineralstoffen wie Magnesium, Calcium und Zink.
Auch homöopathisch kann der Körper unterstützt werden: mit den Schüssler Salzen Nummer 1 (Calcium fluoratum) und Nummer 11 (Silicea). Die orale Einnahme sollte über einen längeren Zeitraumen erfolgen. Ebenso können Schüssler-Salben aufgetragen werden – vor allem bei Dehnungsstreifen, Cellulite oder Krampfadern. Reich an Silizium sind auch Hafer und Hirse. Die Naturheilkunde empfiehlt zudem Produkte aus Rosskastanie bei Venenproblemen sowie Bärlauch und Schachtelhalm zur Stärkung des Bindegewebes.
Regelmäßige Bewegung reduziert Übergewicht und fördert die Durchblutung des Gewebes. Um die Durchblutung weiter zu stimulieren empfehlen sich auch wechselwarme Duschen oder Kneippgüsse sowie Bürstenmassagen.
Quellen
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016