Stimmlippenknötchen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Stimmlippenknötchen handelt es sich um Verdickungen am Rand der Stimmlippen. Sie werden auch als Schreiknötchen, Sängerknötchen oder Stimmbandknötchen bezeichnet. Die verdickten Erhebungen sind oft spiegelgleich und vergleichbar mit der Entstehung von Hornhaut auf normaler Haut. In Folge der Stimmlippenknötchen wird der Schwingungsablauf auf der Stimmlippenschleimhaut gestört. Auch der normale Schluss der Stimmlippen wird beeinträchtigt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Stimmlippenknötchen?

Stimmlippenknötchen sind die Folge einer langfristigen Überbelastung der Stimme. Verantwortlich für diese Überbeanspruchung ist mitunter eine unphysiologische Stimmtechnik.
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Stimmlippenknötchen zählen zu den sogenannten organischen Stimmstörungen. Sie bilden sich an den Stimmlippen und treten in der Form von doppelseitigen Knötchenbildungen auf. Wenn die Stimmlippen in Folge von mechanischer Überbelastung nicht mehr in der Lage sind, frei zu schwingen, können sich entsprechende Knötchen bilden.

Dabei entwickeln sich aus zunächst weichen Stimmknötchen nach fortdauernder Belastung harte Verdickungen. Diese bilden sich an den Stellen, die bei Gebrauch der Stimme unter dem höchsten Druck stehen und werden zu Beginn von Schleimfäden überzogen. Bei Stimmlippenknötchen handelt es sich um eine extreme Form der sogenannten Hyperfunktionellen Dysphonie.

In der Regel führen sie zu Heiserkeit und rauer Stimme mit dem ständigen Gefühl, sich räuspern zu müssen. Grundsätzlich kommen Stimmlippenknötchen ausschließlich bei Frauen vor. Männer hingegen können lediglich an den sogenannten Sängerknötchen erkranken, von denen vor allem Tenöre betroffen sind.

Ursachen

Stimmlippenknötchen sind die Folge einer langfristigen Überbelastung der Stimme. Verantwortlich für diese Überbeanspruchung ist mitunter eine unphysiologische Stimmtechnik. Doch es sind eine Reihe weiterer Ursachen für die organischen Veränderungen möglich, die sich an den Stimmlippen zeigen.

Meist ist eine Stimmüberbeanspruchung oder eine Fehlbelastung der Stimme die zugrunde liegende Ursache für die Bildung von Stimmlippenknötchen. Dies kommt etwa bei Personen vor, die regelmäßig im Lärm sprechen. Durch eine falsche Stimmtechnik erfolgt das Sprechen mit einem ungewöhnlich hohen körperlichen Kraftaufwand und Druck. Bei Sängern treten Stimmlippenknötchen insbesondere dann auf, wenn häufig in einer falschen Stimmlage gesungen und die Stimme überfordert wird.

In diesem Fall werden die Stimmlippenknötchen als Sängerknötchen bezeichnet. Bei Kindern entstehen Stimmlippenknötchen sehr oft in Folge von lautem und häufigem Sprechen. Hier werden die Verdickungen an den Stimmbändern als Schreiknötchen bezeichnet. Darüber hinaus sind auch schwerhörige Personen oftmals von Stimmlippenknötchen betroffen, da sie häufig zu laut sprechen und die Stimme falsch belasten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die typischen Symptome von Stimmlippenknötchen können vielseitig sein und variieren in Abhängigkeit der Ausprägung und der Lokalisation der Verdickungen an den Stimmbändern. Im überwiegenden Teil der Fälle äußern sich Stimmlippenknötchen durch eine heisere und raue Stimme. Das Sprechen fällt schwer, zum Teil versagt die Stimme.

Dabei zeigt sich mitunter ein Fremdkörpergefühl während des Sprechens. Zudem haben zahlreiche betroffene Personen den Drang, sich häufig zu räuspern. Dies hilft jedoch in den meisten Fällen nicht, um die Missempfindungen an den Stimmbändern zu reduzieren und der Räusperdrang tritt erneut auf. Die Stimme kann in Folge der Stimmlippenknötchen zunehmend weniger stark belastet werden.

Die Veränderungen an den Stimmlippen bilden sich an deren Rand. Häufig kommen die Stimmlippenknötchen im Übergangsbereich von dem vorderen zum mittleren Drittel der Stimmlippen vor. Hier bildet sich bei einer Überlastung der Stimmung ein leichtes Ödem, das sich jedoch mittels Schonung der Stimme wieder zurückbildet.

Hält die Belastung an, vergrößert sich das Ödem. Es entstehen weiche Knötchen, die sich bei anhaltender Überlastung in harte Stimmlippenknötchen umwandeln. Sind die Knötchen besonders groß ausgeprägt, entsteht eine sogenannte Sanduhrglottis.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Zur sicheren Diagnose von Stimmlippenknötchen stehen eine Reihe von untersuchungstechnischen Methoden und Maßnahmen zur Verfügung, über deren Auswahl der behandelnde Arzt nach Prüfung des Einzelfalls entscheidet. Grundsätzlich empfiehlt es sich, bei Verdacht auf das Vorliegen von Stimmlippenknötchen einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde zu konsultieren.

Wenn möglich, ist ein Arzt für Phoniatrie aufzusuchen, der sich auf Stimmerkrankungen spezialisiert hat. Im Zuge einer Spiegelung des Kehlkopfs ist es dem Arzt möglich, das Stimmorgan der betroffen Person genauer zu untersuchen. Dadurch sind organische Veränderungen an den Stimmlippen, etwa in der Form von Knötchenbildung, feststellbar. Zudem erkennt der Arzt bei der Kehlkopfspiegelung die Art der vorhandenen Knötchen. Das Vorliegen von weichen oder harten Knötchen lässt Rückschlüsse auf die Ausprägung der Stimmlippenknötchen zu.

Komplikationen

Das für Stimmlippenknötchen typische Fremdkörpergefühl führt dazu, dass sich die Betroffenen häufig räuspern und somit die Stimmbänder zusätzlich belasten. Im Verlauf der Erkrankung kann die Stimme immer weniger belastet werden und es entstehen gelegentlich auch Entzündungen oder Ödeme. Wird die Belastung nicht reduziert, vergrößert sich das Ödem – weitere Knötchen entstehen und die Beschwerden nehmen zu.

Bei besonders ausgeprägten Knötchen kann eine sogenannte Sanduhrglottis entstehen, eine krankhafte Veränderung der Stimmbänder. Bleibt diese unbehandelt, kann es unter Umständen zum vollständigen Verlust der Stimme kommen. Bei der Behandlung von Stimmlippenknötchen treten normalerweise keine Komplikationen auf. Meist wird eine logopädische Stimmtherapie angeordnet, die allenfalls bei einer Fehldiagnose weitere Probleme verursachen kann. Wenn aufgrund von starken Beschwerden Schmerzmittel oder Entzündungshemmer verschrieben werden, können sich manchmal Probleme einstellen.

So kann es zu Neben- und Wechselwirkungen kommen, die vor der Einnahme des Präparats nicht immer abzusehen sind. Typische Beschwerden sind unter anderem Magen-Darm-Probleme, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Kopf- und Gliederschmerzen. Patienten, die an einer anderen Erkrankung leiden oder bereits ein anderes Medikament einnehmen, sind besonders gefährdet für etwaige Wechselwirkungen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In der Regel sollte bei einem Stimmlippenknötchen in jedem Falle ein Arzt aufgesucht werden. Nur durch einen frühzeitigen Besuch bei einem Arzt mit einer anschließenden Behandlung können weitere Komplikationen oder Beschwerden verhindert werden. Es kommt nicht zu einer Selbstheilung und die Beschwerden verschlimmern sich, falls die Stimmlippenknötchen unbehandelt bleiben. Ein Arzt ist bei dieser Erkrankung dann aufzusuchen, wenn der Betroffene nicht mehr ohne Weiteres sprechen kann. Das Sprechen selbst fällt dem Patienten meistens schwer, wobei es auch zu einer dauerhaften Heiserkeit kommt.

In vielen Fällen müssen sich die Betroffenen ständig räuspern, wodurch die Stimmbänder noch weiter geschädigt werden. Treten diese Beschwerden auf, so muss sofort ein Arzt aufgesucht werden, damit die Stimmbänder nicht weiter durch die Stimmlippenknötchen beschädigt werden. In der Regel können die Stimmlippenknötchen durch einen HNO-Arzt oder durch einen Allgemeinarzt relativ gut behandelt werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Stimmlippenknötchen erfolgt in Abhängigkeit der Konsistenz der vorliegenden Knötchen. Bei weichen Stimmlippenknötchen verordnet der Arzt in der Regel Stimmruhe. Bei Sprechberufen ist dies häufig nur mittels einer Krankschreibung möglich. Zudem kann eine logopädische Stimmtherapie verordnet werden, um die falsche Stimmtechnik zu reduzieren.

Da dies häufig mit einem längeren Arbeitsausfall verbunden ist, werden weiche Stimmlippenknötchen zunehmend operativ entfernt. Auch bei harten Knötchen empfiehlt sich Stimmruhe. Die harten Stimmlippenknötchen werden in den meisten Fällen durch einen operativen Eingriff abgetragen.

Im Anschluss daran absolviert der Patient ein logopädisches Stimmtraining. Dabei wird die Wahrnehmung der eigenen Stimme und Atmung geschult und das Hörvermögen trainiert. Die Therapie wird von ausgebildeten Stimmtherapeuten durchgeführt, etwa Logopäden oder Stimmlehrern.


Vorbeugung

Zur Prävention von Stimmlippenknötchen empfiehlt sich die regelmäßige Schonung der Stimmbänder, insbesondere für Personen in Berufen, in denen die Stimme stark gefordert wird. Pflanzliche Mittel können zur Beruhigung der Stimmbänder eingenommen werden.

Nachsorge

Bei ausreichender Schonung der Stimme bilden sich Stimmlippenknötchen bei den meisten Betroffenen von selbst zurück. Hier ist eine Nachsorge unnötig. In seltenen Fällen sind die Knoten stärker ausgeprägt oder es stellt sich keine eigenständige Rückbildung ein. Erst dann empfiehlt sich nach dem Ermessen des Facharztes eine Operation. Anschließend ist, wie nach jedem operativen Eingriff, eine Nachsorgebehandlung üblich, um den Heilungsvorgang zu kontrollieren.

Verbessern sich bei Betroffenen die Symptome nicht, gilt es, mögliche weitere Ursachen ausfindig zu machen. Diese können sowohl physischer als auch psychischer Natur sein. Nachdem der eigentliche Ursprung der Beschwerden erkannt wurde, wird er im Rahmen der Nachsorge behandelt.

Der Patient kann bei Stimmlippenknoten selber nachsorgende Maßnahmen treffen. Lautes Sprechen sollte vermieden werden, auch wenn die Knoten bereits abgeheilt sind. Ist aus beruflichen Gründen ein Verzicht auf häufiges Sprechen nicht möglich, kann bei einer Konferenz oder ähnlichen Gelegenheiten ein Mikrofon zur Schonung der Stimme beitragen.

Auf diese Weise wird eine erneute Knotenbildung verhindert. Das Einnehmen von Medizin ist hingegen nicht nötig. Inhalieren befeuchtet die Schleimhäute und schützt sie vor dem Austrocknen. Dies wirkt sich positiv auf den Heilungsprozess aus und beugt Reizungen vor.

Das können Sie selbst tun

Besonders anzuraten bei Stimmlippenknötchen ist Schonung. Betroffene sollten für einige Tage möglichst wenig reden. Dadurch verschwindet die Heiserkeit meist von selbst. Treten die typischen Beschwerden hingegen immer wieder auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Eine Therapie wird dann unausweichlich.

Entwickeln sich Stimmblockaden und Heiserkeit aus dem beruflichen Alltag heraus, sollten Patienten einen Wechsel ihrer Tätigkeit überdenken. Gerade Personen in Sprechberufen dürften andernfalls den jeweiligen Anforderungen kaum noch gerecht werden. Zudem empfiehlt es sich, auf Nikotin und Alkohol gänzlich zu verzichten. Auch scharfe Speisen können Stimmprobleme hervorrufen. Als Belastung für die Stimmbänder gelten Räuspern und Flüstern. Gähnen beseitigt hingegen eine akute Heiserkeit und dehnt die Stimmlippen. Ebenso stellen regelmäßige Atemübungen und Inhalationen die Stimme wieder her.

Im überwiegenden Anteil aller Fälle ordnet der Arzt Logopädiesitzungen an. Die Therapeuten sind dazu geschult, auf die individuelle Problematik einzugehen und Handlungsweisen für den Alltag zu vermitteln. Gerade bei chronischen Beschwerden kommen Patienten an einer professionellen Begleitung nicht vorbei. Dabei kann auch die Frage erörtert werden, ob eine chirurgische Abtragung notwendig wird.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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