Wehensturm

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Wehensturm stellt sich eine hyperaktive Wehentätigkeit ein, die zu starken oder zu kurz aufeinander folgenden Wehen entspricht. Diese Erscheinung kann eine Uterusruptur verursachen und den Fetus in Gefahr bringen. Falls keine Schnittgeburt eingeleitet wird, ist die Gabe von Notfallmedikamenten erforderlich, um die Kontraktionen zu reduzieren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Wehensturm?

Ein Wehensturm hat im Normalfall keine größeren Komplikationen zur Folge. Es kann allerdings zu Schmerzen und anderen Begleiterscheinungen kommen.
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Der Wehensturm ist eine hyperaktive Wehentätigkeit. Dabei treten die Wehen entweder mit einer Amplitude von mehr als 50 mmHg oder bei normaler Amplitude in nur geringen Abständen auf. Das meint in diesem Fall mehr als 5 Wehen in einem Zeitraum von zehn Minuten. Der Basaltonus liegt bei beiden Erscheinungen im normalen Bereich. Der Wehensturm ist eine Komplikation, die mit Risiken verbunden ist.

So kann es im Rahmen der Erscheinung zum Beispiel zu einer Ruptur des Uterus kommen. Auch eine Unterversorgung des ungeborenen Kindes mit Sauerstoff kann vorkommen. Daher muss die Geburtshilfe auf einen Wehensturm mit hoher Reaktionsschnelligkeit reagieren. Als Ursache der Erscheinung kommen unter anderem Fehldosierungen bestimmter Medikamente in Frage. Auch eine falsche Lage oder die Form des Embryos sind als Ursachen eines Wehensturms in Betracht zu ziehen.

Ursachen

Wenn ein Missverhältnis zwischen dem ungeborenen Kind und dem Becken der Mutter vorliegt, dann kann das einen Wehensturm verursachen. Diese Aussage trifft vor allem auf einen makrosomen Fetus zu, der relativ hohes Geburtsgewicht aufweist. Auch ein Fetus mit normalem Gewicht und durchschnittlicher Größe kann bei einer enorm zierlichen Frau mit einem engen Becken aber den Wehensturm verursachen.

Ebenso oft ist eine anomale Haltung oder Lage des ungeborenen Kindes die Ursache eines Wehensturms. Auch Zervixdystokien kommen zuweilen als Ursachen in Frage. Manchmal wird der Wehensturm durch zu hoch dosiertes Oxytozin verursacht. Diese Substanz wird auch im Organismus produziert. Wenn also der endogene Oxytozin-Gehalt zu hoch ist, kann das ebenso einen Wehensturm zur Folge haben. Der endogene Oxytozin-Spiegel steigt vor allem bei Mehrlingsschwangerschaften an, da der Uterus stark gedehnt wird. Genauso haben auch Amniotomien manchmal einen abnormal hohen Oxztozin-Spiegel zur Folge.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die werdende Mutter erlebt die Wehen beim Wehensturm entweder zu schnell aufeinander folgend oder abnormal stark. In der Regel beklagt sie zudem starke Schmerzen. Wenn die Bandl-Furche im Uterus im Rahmen des Wehensturms ansteigt und den Nabel erreicht, besteht normalerweise vor allem Druckschmerzhaftigkeit im unteren Segment des Uterin. Falls diese Erscheinung eintritt, kann eine Uterusruptur drohen. Anhaltende Schmerzen während der Wehenpause verweisen ebenso auf einen Uterusdurchbruch.

Die Ruptur des Uterus ist aber nicht die einzige Gefahr. Auch das ungeborene Kind kann bei einem Wehensturm in Gefahr geraten. Im Rahmen dieser Erscheinung steigt der intrauterine Druck an. Damit kann die Sauerstoffversorgung des Fetus bedroht werden. Die fetale Herzfrequenz muss von der Geburtshilfe durch Kardiotokographie daher permanent kontrolliert werden. Falls die Herzfrequenz pathologische Werte zeigt, wird in der Regel eine Mikroblutuntersuchung eingeleitet.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Normalerweise reicht ein Abtasten des Uterus aus, um den ersten Verdacht auf einen Wehensturm zu hegen. Der Uterus der Schwangeren ist abnormal hart und unbeweglich. Das Tokogramm sichert die Diagnose, indem es zu häufige oder zu starke Kontraktionen zeigt. Zuweilen ist auch eine Dauerkontraktion aus dem Tokogramm ersichtlich. Durch ein Abtasten des Muttermunds lassen sich Lageanomalien als Ursache des Wehensturms ausschließen.

Die Kardiotokographie des ungeborenen Kindes und die Mikroblutuntersuchung sind wichtige Zusatzuntersuchungen, um die Unversehrtheit des Fetus sicherzustellen. Der Verlauf eines Wehensturms ist in der heutigen Zeit in aller Regel günstig und wird mitunter von der Reaktionsschnelligkeit und Erfahrung der Hebammen und des behandelnden Arztes bestimmt.

Komplikationen

Ein Wehensturm hat im Normalfall keine größeren Komplikationen zur Folge. Es kann allerdings zu Schmerzen und anderen Begleiterscheinungen kommen. Die werdende Mutter verspürt meist ein starkes Unwohlsein, verbunden mit Schweißausbrüchen und Herz-Kreislauf-Beschwerden. Die typischen Druckschmerzen können dazu führen, dass die Patientin verkrampft und die Wehentätigkeit nicht mehr adäquat unterstützen kann.

Des Weiteren besteht die Gefahr, dass die Bandl-Furche im Uterus ansteigt. Geschieht dies, kann eine Uterusruptur auftreten, die mit lebensbedrohlichen Komplikationen verbunden ist. Auch ein kompletter Uterusdurchbruch ist denkbar. Das Kind ist bei einem Wehensturm ebenfalls gefährdet. Steigt der intrauterine Druck zu stark an, kann dies die Sauerstoffversorgung des Kindes beeinflussen.

Eine mangelnde Luftzufuhr kann zu körperlichen und geistigen Folgeschäden führen. Im schwersten Fall verstirbt das Kind an den Folgen eines Wehensturms. Bei der Behandlung eines Wehensturms gehen die Risiken von den verordneten Medikamenten aus. Meist wird Partusisten verabreicht, welches zu Kreislaufbeschwerden führen kann.

Muss eine Schnittgeburt erfolgen, ist dies stets mit Risiken verbunden. So kann es im Rahmen des Kaiserschnitts zu Verletzungen der Gefäße und Muskeln oder des Kindes kommen. Nach einem Eingriff bleiben oftmals Narben zurück, die gelegentlich mit Wundheilungsstörungen und Narbenschmerzen einhergehen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Wehensturm ist in allen Fällen ein Grund, sofort ein Krankenhaus mit Entbindungsstation aufzusuchen beziehungsweise sich von einem Nottransporter dorthin bringen zu lassen. Der Wehensturm ist nicht nur mitunter sehr schmerzhaft und muss eventuell medikamentös unterbunden oder reguliert werden. Auch ist er ein Anzeichen für eine einsetzende Geburt und eben auch für möglich Komplikationen.

Der Wehensturm birgt unter anderem das Risiko einer Uterusruptur und ist ein Anzeichen einer komplizierteren Geburt. Hierfür kann es diverse Gründe geben, die zu einem Großteil mechanisch durch die Leibesfrucht bedingt sind. Dazu zählen etwa sehr große und falsch im Uterus liegende Kinder.

Aufgrund dessen, dass ein Wehensturm starke Kontraktionen des Uterus mit sich bringt, ist zudem auch ein Risiko für das Kind im Inneren gegeben. So kann es etwa zu Sauerstoffmangel infolge von Quetschungen oder Abschnürungen beim Kind kommen.

Der Wehensturm ist daher den akut zu behandelnden Umständen zuzurechnen. Sobald die Wehen als ungewöhnlich heftig empfunden oder selbst die Pausen zwischen ihnen als schmerzhaft empfunden werden, ist daher dringend ein Arzt aufzusuchen. Mehr als fünf Wehen binnen zehn Minuten gelten als Zeichen eines Wehensturms.

Behandlung & Therapie

Die werdende Mutter wird beim Wehensturm vor allem zu ruhiger Atmung angeleitet, damit sich die Sauerstoffversorgung des Fetus nicht weiter verschlechtert. Entspannungstechniken werden angewandt. Auch ein warmes Bad kann eine Entspannung initiieren. Im Notfall werden zudem krampflösenden Medikamenten gegeben. Die werdende Mutter begibt sich in Knie-Ellenbogen-Lage, um den Druck auf den Muttermund zu reduzieren.

Durch die so reduzierte Stimulation des Muttermunds wird ein Rückgang der Wehen herbeigeführt. Wenn eine abnormale Haltung des Fetus den Wehensturm verursacht, ist eine vaginale Geburt nicht realisierbar. Die Geburtshilfe leitet in diesem Fall eine Schnittgeburt ein. Falls der Wehensturm eine andere Ursache hat und eine vaginale Geburt realisierbar ist, gibt die Gynäkologin der werdenden Mutter im Zweifelsfall eine rückenmarksnahe Betäubung. Diese Periduralanästhesie reduziert den Wehenschmerz.

Als Notfallmedikament wird in der Regel Partusisten verabreicht, das die Gebärmutter von heftigen Kontraktion abhält. So ist die Sauerstoffversorgung des Fetus wider gesichert. Die Herzfrequenz der Mutter steigt als eine Nebenwirkung des Medikaments deutlich an, normalisiert sich in aller Regel aber nach dem Abbau des Medikaments. Die Gabe des Medikaments ist zwingend erforderlich, um das ungeborene Kind nicht weiter in Gefahr zu bringen und die Geburt voranzutreiben.


Vorbeugung

Dem Wehensturm ist nur bis zu einem gewissen Grad vorzubeugen, indem zum Beispiel bei einem Missverhältnis zwischen dem ungeborenen Kind und dem Becken der Mutter von vornherein eine Schnittgeburt bevorzugt wird.

Nachsorge

Nach einer Geburt mit Wehensturm hat die Heilung im Wochenbett oberste Priorität. Mutter und Kind müssen sich von den dramatischen Ereignissen im Kreißsaal erholen. Engmaschige ärztliche Kontrollen nach der Geburt garantieren, dass sich die Gebärmutter gut zurückbildet und durch den Wehensturm keine Schäden am weiblichen Körper zurückbleiben.

Eine gute ärztliche Nachbetreuung ist die beste Maßnahme, um dauerhafte körperliche Schäden zu verhindern. Konnten die behandelnden Ärzte unter der Geburt die Ursachen des Wehensturms nicht ermitteln, dann sollte der Gynäkologe diesen Punkt nachträglich klären. Auch die psychische Aufarbeitung der Geburt ist zwingend angeraten.

Für die Gesundheit der Psyche ist es erforderlich, dass die betroffene Frau den dramatischen Geburtsverlauf akzeptiert und annimmt. Dabei kann neben der Konsultation des behandelnden Gynäkologen auch ein Besuch bei einem Psychologen notwendig sein. Gerade für Folgeschwangerschaften ist es hilfreich, wenn nach der Geburt mit Wehensturm weder körperliche noch seelische Folgen zurückbleiben.

Nur so ist eine entspannte erneute Schwangerschaft möglich. Eine intensive Vorbereitung auf die folgende Geburt und die Vermeidung der Ursachen des Wehensturms ermöglichen eine Geburt ohne Komplikationen. Die Schwangere kann einer erneuten Schwangerschaft und der Geburt gelassen entgegenblicken.

Das können Sie selbst tun

Bei einem akuten Wehensturm muss die betroffene Frau so schnell wie möglich von einem Arzt behandelt werden. Die hyperaktive Wehentätigkeit kann für Mutter und Kind ansonsten lebensgefährlich werden. Maßnahmen zur Selbsthilfe alleine führen dabei in der Regel nicht zu einer Linderung der Beschwerden. Es gibt jedoch einige Methoden, mit deren Hilfe die betroffene Frau besser mit der Situation umgehen kann.

Zunächst sollte die Patientin versuchen, möglichst ruhig zu bleiben. Dies wirkt sich in der Regel auch positiv auf den Fetus aus. Während eines Wehensturms hilft vor allem ruhige und gleichmäßige Atmung. Die betroffene Frau kann dabei bestimmte Atemtechniken einsetzen. Hilfreich ist dabei auch der Einsatz bestimmter Entspannungstechniken wie etwa Yoga, autogenes Training oder Meditation. Lindernd wirkt zudem das Einnehmen der sogenannten Knie-Ellenbogen-Lage. Alternativ kann die Frau die Position der Brücke einnehmen. Dadurch wird der Druck auf den Muttermund verringert, wodurch die Wehentätigkeit abnehmen wird.

Zusätzlich kann ein warmes Bad entspannend wirken, wodurch die Patientin zur Ruhe kommt. Grundsätzlich sollte sich die Betroffene möglichst wenig bewegen, bis der Wehensturm an Intensität verliert.

Quellen

  • Stiefel, A., Geist, C., Harder, U.: Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates, Stuttgart 2012
  • Uhl, B.: Gynäkologie und Geburtshilfe compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013

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