Wie funktioniert eine Haartransplantation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Mai 2023
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Behandlungen Wie funktioniert eine Haartransplantation

Haare stehen für Vitalität und Attraktivität - deshalb leiden viele Menschen psychisch stark unter Haarausfall. Zum Glück gibt es heutzutage die Möglichkeit einer Haartransplantation. Doch was versteht man darunter eigentlich und wie funktionieren die verschiedenen Methoden?

Inhaltsverzeichnis

Was versteht man unter einer Haartransplantation?

Eine Haartransplantation kann helfen, wenn sich bei Betroffenen begrenzt kahle Stellen bilden. Bei Männern zeigen sie sich als Geheimratsecken, eine Tonsur am Oberkopf oder eine Halbglatze. Bei Frauen dünnt sich der Mittelscheitel aus und die Kopfhaut am Oberkopf scheint durch. Sofern am anderen Stellen des Kopfes noch genügend gesunde Haare erhalten sind, kann ein Facharzt sie im Rahmen einer Haartransplantation verpflanzen und die kahlen Stellen damit auffüllen.

Die Haartransplantation bezeichnet die Verpflanzung von Körperhaar. Haartransplantationen kommen vor allem bei Haarausfall zur Anwendung. Klicken, um zu vergrößern.

Welche Methoden wenden Fachleute bei einer Haartransplantation an?

Generell existieren ganz unterschiedliche Verfahrensweisen:

1. Die Follicular Unit Transplantation (FUT-Technik)

Diese Technik ist auch als Streifentechnik bekannt, da für die Haartransplantation ein schmaler Hautstreifen am Hinterkopf entfernt wird. Anschließend präpariert das OP-Team alle auf dem Hautstreifen wachsende Haare für die Verpflanzung. Sie werden in winzige Hautausschnitte auf der Wunschregion eingesetzt, wobei die Wuchsrichtung exakt an die umliegenden Haare angepasst wird. Schlussendlich lässt sich die Narbe, die aus dem langen Hautschnitt am Hinterkopf resultiert, gut mit den darüber fallenden Haaren verbergen.

2. Die Follicular Unit Extraction (FUE-Technik)

Für diese Technik werden die Haare der Spenderregion am Hinterkopf kurz rasiert, so dass der Operateur die Haarwurzeln für die Verpflanzung direkt am Kopf präparieren kann. Die Haarwurzeln werden mit Hilfe einer kleinen Hohlnadel entnommen, aufbereitet und in Hautschnitte auf der kahlen Kopfregion verpflanzt.

3. Die Intermittend Follicular Unit Extraction (I-FUE-Technik)

Diese innovative Methode funktioniert technisch zunächst wie die FUE-Technik. Der Unterschied: Die Haare werden nach sehr kurzer Zeit bereits wieder verpflanzt. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass die Haarwurzeln weniger Schädigungen davontragen und das Gesamtergebnis sowie die Erfolgschance deutlich verbessert wird.

4. Die Direct Hair Implantation (DHI-Methode)

Bei dieser Variante werden dem Patienten wie bei der FUE-Technik einzelne Haarwurzeln entnommen. Es entfällt jedoch das Einlegen in eine Nährlösung. Vielmehr wird die Verpflanzung sofort vorgenommen. Für Augenbrauen und Barthaare gehört diese Technik heute zum Standard. Leider werden hierbei die Haarfolikel sehr in Mitleidenschaft gezogen, so dass sich eine schlechtere Anwachsrate ergibt. Außerdem ist die DHI-Methode gerade für Haartypen in Mitteleuropa eher nicht geeignet.

5. Body Hair Transplantation (BHT)

Hierbei handelt es sich um eine Variante der FUE-Technik, jedoch wird die Spenderregion ausgeweitet. Mitunter nutzen die Transplantationsexperten hierfür auch Barthaare oder Haare aus dem Haarkranz. Dies ist immer dann sinnvoll, wenn der Patient nicht über genug Spenderhaare an den üblichen Kopfstellen verfügt. Leider ist die Ausbeute bei dieser Methode äußerst gering.

6. Punch (Die Stanztechnik)

Die Punch-Methode ist die älteste Form der Haartransplantation, findet heute aber keinerlei Anwendung mehr. Das liegt vor allem an der Tatsache, dass das Ergebnis zu eher büschelartigem Wuchs führt, der nicht natürlich wirkt. Die Entnahmestelle ist zudem durch relativ auffällige Narben gekennzeichnet.

7. Haarroboter

Die Haarroboter-Methode ist wieder eine Weiterentwicklung der FUE-Methode. Hierbei werden die Haarwurzeln nicht manuell entnommen, sondern mittels eines Haarroboters. Dies erlaubt eine deutlich größere Ausbeute in kürzerer Zeit. Dafür muss allerdings das gesamte Kopfhaar sehr kurz abrasiert werden.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Techniken

Besonders Frauen mit langen Haaren entscheiden sich oft lieber für die FUT-Technik -, bei der ein Hautstreifen entnommen wird, denn diese Methode erfordert keine Rasur am Hinterkopf. Allerdings gilt der Eingriff als eher schmerzhaft und führt später zu unschönen Narben. Modernere Methoden arbeiten deutlich schonender, erfordern aber oft eine Rasur an der jeweiligen Kopfstelle. Welche Methode letztlich am besten passt, sollten Betroffene vorher mit einem Experten abklären.

Was sollten Betroffene dabei beachten?

Wenn einmal mehr Haare im Kamm oder im Ausguss landen als gewohnt, müssen Betroffene noch nicht in Panik geraten. Erst ab hundert verlorenen Haaren pro Tag sprechen Mediziner überhaupt von Haarausfall. Und selbst wenn schon kahle Stellen sichtbar werden, ist die Haartransplantation nicht die erste Behandlungsmethode der Wahl. Vorab müssen mögliche Ursachen wie Nährstoffmangel oder Nebenwirkungen von Medikamenten identifiziert und beseitigt werden.

Was hilft außer der Haartransplantation gegen erblichen Haarausfall?

Die bekannteste Form des Haarausfalles ist die Androgenetische Alopezie (Alopecia androgenetica), die auch als Kahlheit oder bei der Glatzenbildung bekannt ist. Häufig tritt sie bei Männern auf.

Grundsätzlich gilt: Eine Haartransplantation sollte immer erst das letzte Mittel der Wahl darstellen. Zunächst ist es wichtig, alle regenerativen Optionen auszuprobieren. Betroffene, die unter erblich bedingtem Haarausfall leiden, können spezielle Medikamente ausprobieren, bevor sie zum letzten Mittel der Haartransplantation greifen. Für Frauen empfehlen Fachleute östrogenhaltiges Haarwasser oder den Wirkstoff Minoxidil. Für Männer eignen sich Präparate mit Minoxidil und Finasterid.

Darüber hinaus ist im Vorfeld zu prüfen, ob nicht Mangelerscheinungen für den Haarausfall verantwortlich sind. Sollten all diese Möglichkeiten keine Erfolge zeitigen, rückt die Haartransplantation in den Fokus.

Welche Voraussetzungen müssen Patienten für eine Haartransplantation erfüllen?

  • Stillstand: Erblich bedingte Haarausfall muss vorab weitgehend zum Stillstand gekommen sein. Bei Männern empfehlen Mediziner deshalb, bis zum Alter von 30 - 35 Jahren zu warten.
  • Maße: Es müssen noch genug Haare in der Spenderregion erhalten geblieben sein. Die Faustregel lautet: Die Größe des Spenderbereichs darf nicht weniger als 20 Prozent der Empfängerregion messen.

Was müssen Patienten außerdem wissen?

  • Kosten: Je nach Anzahl der verpflanzten Haarwurzeln kostet eine Haartransplantation zwischen 2.000 und 8.000 Euro. Obgleich die psychischen Belastungen für die Betroffenen groß sind, übernehmen die Krankenkassen nur in den seltensten Fällen die Kosten dafür.
  • Erfolgschancen: Der Erfolg einer Operation ist nicht sofort sichtbar. Meist fällt das Haar aus der verpflanzten Haarwurzel aufgrund der Stressbelastungen kurz nach der OP aus, um erst 3 - 4 Monate später wieder nachzuwachsen.

Ist das Resultat dauerhaft?

Liegt ein hormonell bedingter Haarausfall vor, bleiben die verpflanzten Haare bei Männern in der Regel lebenslang erhalten, da sie unempfindlich gegen DHT sind. Das gesamte Erscheinungsbild kann sich aber mit zunehmendem Lebensalter verschlechtern, falls immer mehr der übrigen Haare ausfallen.

Welche Ursachen führen oft zu Haarausfall und wie hilft die Transplantation dabei?

Je nachdem, welche Ursache für den Haarausfall verantwortlich ist, lassen sich die kahlen Stellen per Haartransplantation mehr oder weniger gut wieder auffüllen:

1. Hormoneller bzw. erblich bedingter Haarausfall (Androgene Alopezie)

Die Betroffenen bemerken in der Regel einen auffälligen Haarausfall. Sie können täglich mehr als 100 Haare verlieren.
© Petrik – stock.adobe.com

Diese Form des Haarausfalls tritt häufig auf und entsteht, weil die Haarwurzeln empfindlich auf körpereigenes Testosteron reagieren. Als Dihydrotestosteron (DHT) fördert es bei Männern natürlicherweise die Funktion der Talgdrüsen und den Bartwuchs, aber lässt auch empfindliche Kopfhaare ausfallen. Frauen Haar ist in der Regel unempfindlich gegen DHT, solange ihr Östrogenspiegel hoch ist. Ab den Wechseljahren können Frauen jedoch ebenfalls verstärkt unter hormonellen Haarausfall leiden. Glücklicherweise lässt sich dieser Form des Haarausfalls gut mit einer Haartransplantation entgegenwirken.

2. Diffuser Haarausfall (Telogenes Effluvium)

Hier gehen Haare nicht lokal begrenzt, sondern auf der ganzen Kopfhaut verloren. Die Ursachen liegen meist in Nährstoffmangel, Krankheiten, Medikamenteneinnahme und Hormonumstellungen. Bei diffusem Haarausfall kommt eine Haartransplantation erst dann in Frage, wenn die Gründe des Haarverlusts behoben werden konnten.

3. Kreisrunder Haarausfall (Alopezia areata)

Eine Autoimmunreaktion verursacht hier Haarverlust, der sich auf kreisrunde Areale der Kopfhaut beschränkt. Eine Haartransplantation kommt nicht infrage, solange die Krankheit aktiv ist. Denn auch die verpflanzten Haarwurzeln würde der Körper mit einer Immunreaktion bekämpfen, bis sie ausfallen.

Wie funktioniert die Haartransplantation?

Für eine Haartransplantation zum Auffüllen kahler Stellen braucht man eine Spenderregion, in der das Haarwachstum noch dicht ist. Nur dort lassen sich Haare entnehmen, ohne dass es später auffällt. Bei Männern eignet sich der Bereich am Hinterkopf zwischen den Ohren sehr gut, da dort Haare wachsen, die resistent gegen den Einfluss von DHT sind. Bei Frauen unterscheiden sich die Haare in ihrer Empfindlichkeit gegen das Hormon nicht. Hier können für eine Haartransplantation Haarwurzeln aus allen Kopfhautbereichen entnommen werden.

Fazit: Haartransplantationen können wirklich helfen

Insbesondere für Betroffene mit erblich bedingtem Haarausfall kann eine Haartransplantation die beste und dauerhafteste Lösung bieten. Ob sie sich aber im individuellen Fall lohnen kann, kann nur ein Facharzt bewerten. Werden alle Faktoren gegeneinander abgewogen, steht einer entsprechenden Behandlung am Ende nichts mehr im Weg.

Das könnte Sie auch interessieren