Wundheilungsstörungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Wundheilungsstörungen bezeichnet allgemeine Schwierigkeiten bei der natürlichen Wundheilung. Zu diesen kann es aus ganz unterschiedlichen Gründen kommen, beispielsweise durch vorhergehende Erkrankungen oder eine fehlerhafte Wundversorgung.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Wundheilungsstörungen?

Wundheilungsstörungen gelten als eine gefährliche Komplikation bei Operationen, Verletzungen und zugrundeliegenden Erkrankungen.
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Von Wundheilungsstörungen sprechen Mediziner immer dann, wenn es zu Schwierigkeiten oder Verzögerungen bei der natürlichen Wundheilung kommt. Grundsätzlich versucht der Körper, das durch Gewalteinwirkung oder eine Erkrankung verletzte Gewebe so schnell wie möglich wieder durch Gesundes zu ersetzen.

Aufgrund unterschiedlicher Ursachen kann es aber zu Störungen des Heilungsprozesses kommen. Für den Organismus stellt dies eine Belastung dar, zumal die ständige Gefahr einer Entzündung der offenen Wunde besteht. Besonders bei sehr großen und schwerwiegenden Wunden, etwa nach einer Operation, kann es in Folge zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen. Operative Eingriffe sind deshalb bei bestimmten Erkrankungen genau abzuwägen.

Ursachen

Die Ursachen für Wundheilungsstörungen können vielfältig sein. Grundsätzlich heilen Wunden bei jungen Menschen besser als bei älteren. Oftmals ist auch eine fehlerhafte Wundversorgung verantwortlich für den beeinträchtigten Heilungsprozess.

Wurde die Wunde etwa nach einer Operation nicht perfekt verschlossen oder werden die Fäden zu früh entfernt, kann sie sich nicht optimal schließen. Auch der individuelle Gesundheitszustand des Patienten kann die Wundheilung beeinträchtigen. Erkrankungen wie Diabetes, Tuberkulose, HIV oder eine Drogenabhängigkeit können Wundheilungsstörungen verursachen, ebenso wie bestimmte Medikamente.

Eiweißmangel, Vitaminmangel oder starkes Übergewicht sind weitere Faktoren, die zu Problemen bei der Wundheilung führen können. Der behandelnde Arzt sollte daher auch immer den Lebensstil des Patienten bei seiner Diagnose berücksichtigen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Wundheilungsstörungen können gravierende Folgen haben. Daher ist es wichtig, auf die ersten Anzeichen einer Wundheilungsstörung zu achten. Dadurch wird eine zeitnahe fachgerechte Behandlung durch einen Mediziner ermöglicht. Manche Kliniken haben dafür spezielle Fachkräfte, die die Wundversorgung bei amputationsbedingten und anderen Wundheilungsstörungen übernehmen.

Das wichtigste Symptom bei Wundheilungsstörungen ist, dass eine offene Wunde einfach nicht zuheilen will. Dabei kann es sich um ein offenes Bein, eine Amputations- oder Operationsnarbe oder eine andere Art von Wunde handeln. Der Wunddefekt kann sich auf unterschiedliche Weile zeigen. Die Wunde kann nässen oder bluten, ohne ausreichende Anzeichen des Abheilens zu zeigen. Das Gebiet um die Wunde kann stark schmerzen, angeschwollen sein oder sich verfärben.

Zusätzlich zu den Wundheilungsstörungen treten manchmal Nerven-, Knochen-, Gefäßschäden auf. Ist die Blut- und Lymphzirkulation im Wundgebiet gestört, kann es zu Lymphödemen und anderen Folgeerscheinungen kommen. Es können sich Wundinfektionen einstellen. Deren Symptome sind ein übler Geruch, eine eitrige Schicht auf der Wunde und Rötungen im Wundgebiet. Um die offene Wunde kommt es zu Druckschmerzen. Fieber kann eine beginnende Blutvergiftung anzeigen.

Die Leitsymptome von Wundheilungsstörungen sind verzögerte Abheilung, Rötung, Überwärmung, Druckempfindlichkeit oder Schwellungen. Die Wunde kann nässen, bluten oder eitern. Es kommt zu Schmerzen im Wundgebiet und manchmal auch zu Bewegungseinschränkungen.

Diagnose & Verlauf

Meist können Wundheilungsstörungen vom behandelnden Arzt direkt optisch diagnostiziert werden. Er kann durch Betrachten und Untersuchen der Wunde feststellen, wie alt diese ist und in welchem Ausmaß sie im Rahmen einer optimalen Wundheilung bereits verheilt sein sollte.

Liegt tatsächlich eine Wundheilungsstörung vor, müssen die genauen Ursachen dafür festgestellt werden. Zu diesem Zweck sollte sowohl die Wundversorgung als auch die Lebensumstände des Patienten genauer betrachtet werden. Bleibt eine Wunde bei gestörtem Heilungsprozess unversorgt, kann es zu schweren Entzündungen kommen.

Schlimmstenfalls kann dadurch das Leben des Patienten bedroht werden, besonders, wenn es sich um eine große Wunde handelt. Eine entsprechende ärztliche Versorgung ist daher unverzichtbar.

Komplikationen

Wundheilungsstörungen gelten als eine gefährliche Komplikation bei Operationen, Verletzungen und zugrundeliegenden Erkrankungen. Sie treten besonders bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder als Folge von Diabetes mellitus sowie schweren Hautkrankheiten auf. Allerdings kann auch eine falsche Lage nach der Operation oder eine falsche Behandlung der Wunde zu einer Störung der Heilung führen.

Bei optimaler Wundbehandlung sind die Heilungschancen gut. Allerdings kann es mitunter immer wieder zu Rezidiven kommen. Die Prognose einer Wundheilungsstörung verschlechtert sich zudem, wenn sie aufgrund einer Grundkrankheit verursacht wird. Dann ist eine vollständige Heilung der Wunde nur möglich, wenn auch die auslösende Krankheit erfolgreich behandelt wird.

Wundheilungsstörungen können zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Wenn die Wunde nicht oder nur unzureichend desinfiziert wird, kommt es häufig zu einer rasanten Vermehrung von Krankheitserregern, die in die Wunde eindringen. Es entstehen Eiterherde, die in sehr ungünstigen Fällen zu einer potenziell tödlichen Sepsis führen können. Des Weiteren sind Wundheilungsstörungen häufig die Ursache von chronischen Nerven-, Gefäß-, Muskel-, Sehnen- oder Knochenschäden.

Eine besonders gefürchtete Komplikation von Wundheilungsstörungen ist das sogenannte Kompartmentsyndrom. Dabei erhöht sich der Gewebedruck in der Muskulatur durch Abflussstörungen des venösen Blutes. Die folgende Blutzirkulationsstörung kann den arteriellen Blutzustrom in die Muskulatur unterbrechen. Besonders in den Unterschenkeln, Füßen oder Unterarmen kommt es dann häufig zum Absterben des Muskelgewebes.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Unter optimalen Bedingungen verringern sich die Beschwerden einer Wunde über mehrere Tage oder Wochen in einem kontinuierlichen Prozess. Kann täglich eine Verbesserung der Gesundheit wahrgenommen werden, wird kein Arzt benötigt. Häufig kommt es zu Spannungszuständen bei Bewegungsabläufen, da die Haut der Wunde noch nicht vollständig regeneriert ist und folglich nicht ausreichend dehnbar ist. Hierbei handelt es sich um einen natürlichen Prozess, der nicht weiter medizinisch versorgt werden muss. Ein Arzt wird benötigt, wenn der Wundheilungsprozess über mehrere Tage nicht weiter voranschreitet. Darüber hinaus sollte die Konsultation eines Arztes erfolgen, wenn es zu zunehmenden Beschwerden kommt.

Schwellungen und Verfärbungen der Haut sollten im Normalfall stetig abnehmen. Nehmen sie jedoch zu oder treten Schmerzen auf, besteht Handlungsbedarf. Bei einer Reizung der Haut um die Wunde herum besteht ebenfalls Handlungsbedarf. In besonders schweren Fällen und bei einem ungünstigen Heilungsverlauf kann es zu einer Blutvergiftung kommen. Daher muss ein Krankenhaus aufgesucht werden oder ein Rettungsdienst alarmiert werden, wenn starke Schmerzen auftreten, sich ein intensives Unwohlsein entwickelt oder sich Ödeme bilden. Eine Druckempfindlichkeit im Bereich der Wunde ist normal. Dennoch sollte die Rücksprache mit einem Arzt gesucht werden, wenn die Druckempfindlichkeit intensiver wird oder sich die betroffene Region vergrößert.

Behandlung & Therapie

Nach umfassender Untersuchung und dem Stellen der Diagnose durch den behandelnden Arzt steht die Reinigung der Wunde an erster Stelle. Sie muss gründlich gesäubert und desinfiziert werden, um gefährliche Entzündungen zu verhindern. Dazu stehen etwa verschiedene Spüllösungen zur Verfügung.

Unter Umständen kann es notwendig werden, das bereits abgestorbene Gewebe operativ zu entfernen und die Wunde anschließend (noch einmal) zu nähen, damit die Heilung stattfinden kann. Allgemein werden Wunden heutzutage großflächig mit Kompressen abgedeckt, um die natürliche Heilung nicht durch äußere Einflüsse beeinträchtigt werden kann. Diese Verbände müssen regelmäßig gewechselt werden.

Zusätzlich können unter Umständen gerinnungsunterstützende Medikamente verabreicht werden. Neben der akuten Versorgung sollte auch herausgefunden werden, welche Ursachen der Wundheilungsstörung zugrunde liegen, idealerweise noch vor dem Einleiten der Therapie. Bei bestimmten Erkrankungen werden spezielle Behandlungen notwendig bzw. dürfen einige Medikamente nicht eingesetzt werden. Liegen die Gründe für eine gestörte Wundheilung in der Lebensweise des Patienten, können verabreichte Nährstoffe oder Vitamine meist recht schnell Abhilfe schaffen.

Ist eine Diabeteserkrankung bereits vorhanden, sollte der Blutzuckerspiegel grundsätzlich auf einen vertretbaren Level reguliert werden. Sollte es bereits zu einer Entzündung der Wunde gekommen sein, muss diese schnell medikamentös oder eventuell auch operativ behandelt werden, damit es nicht zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen kann.


Vorbeugung

Wundheilungsstörungen kann in vielen Fällen durch eine optimale und professionelle Wundversorgung vorgebeugt werden. Darauf sollte daher immer größter Wert gelegt werden. Risikofaktoren wie Übergewicht oder ein Lebensstil, der Mangelerscheinungen begünstigt, sollten minimiert werden, damit es im Falle einer Wunde nicht zu größeren Problemen beim Heilungsprozess kommt. Liegen Grunderkrankungen wie Diabetes vor, ist eine angemessene Behandlung derselben dringend notwendig. Heilt eine Wunde nicht wie sonst schnell und problemlos ab, ist ein Arztbesuch unbedingt anzuraten.

Nachsorge

Bei Wundheilungsstörungen kommt es zu verschiedenen Komplikationen. Die Nachsorge ist hier aber nicht allein auf die ursprüngliche Wunde zu beziehen. Zunächst ist sicherzustellen, dass sich die Wunde nicht entzündet oder Entzündungen schnellstmöglich erkannt und behandelt werden. Neben lokalen Maßnahmen kann hier auch die Einnahme bestimmter Medikamente, wie Antibiotika, erforderlich werden.

Es ist daher wichtig, die Wundheilung von einem Arzt regelmäßig überwachen zu lassen. Die zweite Säule der Nachsorge bildet die Feststellung der Ursache einer Wundheilungsstörung. Teilweise sind bisher unerkannte systemische Erkrankungen (zum Beispiel. Diabetes) dafür verantwortlich oder aber auch ein ausgeprägter Zigarettenkonsum. Wichtig ist die Behandlung der eigentlichen Ursache, da es sonst bei erneutem Auftreten von Wunden zu Wundheilungsstörungen kommen kann, die sich immer schwieriger - auch nach Art und Lokalisation der Wunde - behandeln lassen.

Der Patient sollte mit einem versierten Mediziner zusammenarbeiten und sich für den individuellen Fall beraten und behandeln lassen. Die Wunde selbst ist bis zur vollständigen Ausheilung zu pflegen, gegebenenfalls zu verbinden und von Infektionsherden fernzuhalten. Auch das erneute Verletzen kann zu erheblichen Komplikationen führen, eine Schonung der betroffenen Körperregionen ist auch in der Nachsorge bis zu einem bestimmten Zeitpunkt angeraten.

Das können Sie selbst tun

Bei Störungen der Wundheilung sollte im Alltag bei der Durchführung von Bewegungen eine erhöhte Sorgfalt herrschen. Spannungsgefühle sollten im Bereich der Wunde grundsätzlich vermieden werden. Daher sind die Dehnungen oder die Ausführung von Stretchübungen nicht zu empfehlen. Die körperlichen Belastungen müssen den gesundheitlichen Möglichkeiten angepasst werden. Daher ist zu prüfen, welche sportlichen Aktivitäten durchgeführt werden können und welche beruflichen Tätigkeiten in der aktuellen gesundheitlichen Lage erfüllt werden können.

Situationen der Überanstrengung oder starken körperlichen Belastung wirken störend auf den Genesungsprozess und müssen unterlassen werden. Der Organismus kann durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung bei der Heilung unterstützt werden. Eine vitaminreiche Kost, eine ausreichende Sauerstoffzufuhr sowie die Vermeidung des Konsums von Schadstoffen helfen dabei. Das Immunsystem wird dadurch unterstützt und kann den Regenerierungsprozess stärker fördern. Als ebenfalls hilfreich haben sich ein ausreichender Schlaf sowie eine regelmäßige Schonung erwiesen. Pausen sollten in regelmäßigen Abständen eingelegt werden und die Wunde ist mehrmals täglich hin zu prüfen.

Der Wechsel des Wundverbandes muss steril erfolgen. Bei Bedarf ist die Hilfe von Pflegepersonal in Anspruch zu nehmen. Nach Möglichkeit ist die körperliche Region rund um die vorhandene Wunde still zu halten. Dies hat zur Folge, dass für die Erfüllung alltäglicher Pflichten häufig die Unterstützung von anderen Menschen benötigt wird.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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