Lymphödem
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Lymphödem, verursacht durch eine Störung des Lymphsystems, tritt meist an den Extremitäten (Hände, Füße, Beine) auf. Es kann jedoch auch andere Körperteile betreffen. Die Behandlung ist abhängig von Form und Fortschritt der Erkrankung.
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Was ist ein Lymphödem?
Ein Lymphöden ist eine sicht- und tastbare Schwellung eines Körperteils und wird durch eine Stauung der Lypmhflüssigkeit verursacht. Die Lymphflüssigkeit ist zuständig für den Transport von Lymphplasma und Lymphozyten über Lymphbahnen und die Lymphknoten, den Filter- und Reinigungsstationen der Lymphe.
Ist dieser Transport gestört, so staut sich die Flüssigkeit vor einem Lymphknoten und es entsteht ein Lymphödem. Das ist eine eiweißhaltige Wassereinlagerung, die den betroffenen Körperteil stark anschwellen und prall aussehen lässt.
Die häufigsten betroffenen Körperstellen sind Arme und Beine. Betroffen können auch Kopf, Hals, Rumpf und Genitalien sein.
Lymphödeme sind als eher selten zu bezeichnen, wobei Frauen neun Mal häufiger betroffen sind als Männer.
Nach Auftrittsalter unterscheidet man das frühzeitige Lymphödem, das zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr auftritt, und das späte Lymphödem bei über 35-jährigen. Das späte Lymphödem ist sehr selten.
Ursachen
Um die Ursachen genauer eingrenzen zu können, unterscheidet die Medizin zwischen primären und sekundären Formen des Lymphödems:
1. Das Primäre Lymphödem tritt ohne objektive Ursachen auf und ist meist auf eine Extremität beschränkt oder ist vererbt und kann von Geburt an auftreten oder im Laufe des Lebens entstehen. Ursache des erblichen Lymphödems ist eine Entwicklungsstörung des Lymphsystems, die ohne weitere Symptome oder begleitet von Kleinwuchs, geistiger Behinderung und Übergewicht auftreten kann.
2. Beim sekundären Lymphödem kann eine Ursache ausgemacht werden, wobei die Auslöser vielfältig sind. Grundsätzlich lassen sich Verletzungen und Operationsfolgen als Ursachen ausmachen. Auch Krebs, ein Blutstau, eine Entzündung der Lymphbahnen und Parasiten sind denkbare Ursachen.
Typische Symptome & Anzeichen
Die Symptome bei einem Lymphödem können variieren, je nachdem, welche Körperteile betroffen ist, aber es gibt auch Symptome, die bei allen Lymphödemen auftreten. Der Körperbereich, in dem es zum Lymphstau kommt, ist prall mit Flüssigkeit gefüllt und stark angeschwollen, die Haut eventuell eingezogen. Zu Beginn treten meistens noch keine Schmerzen auf.
Weitere Symptome können Aufschluss geben, ob das Lymphödem erblich bedingt ist (primäres Lymphödem) oder ob es durch eine Krankheit, Verletzung oder ähnliches hervorgerufen wurde (sekundäres Lymphödem). Ein primäres Lymphödem breitet sich von unten nach oben von den Zehen ausgehend über den Fuß und Unterschenkel auf beiden Seiten in Richtung Oberschenkel aus. Im Sommer und bei Frauen auch während der Tage fällt die Schwellung stärker aus.
Die Zehen sehen viereckig aus (Kastenzehen) und die Haut lässt sich nicht anheben (Stemmer-Zeichen). Bei fortschreitender Erkrankung kann das Lymphödem zu einer Unförmigkeit der Beine führen (Elephantiasis) und die Haut kann zu Warzen und Infektionen neigen. Ein sekundäres Lymphödem kann ähnlich verlaufen, aber es verursacht andere Symptome und wandert von oben nach unten von der Achselhöhle zur Hand oder von der Leistenbeuge zum Fuß. Beim sekundären Lymphödem sind der vordere Fuß und die Zehen nicht vom Lymphödem betroffen.
Diagnose & Verlauf
Ein Lymphödem ist anhand der vorliegenden Symptome leicht diagnostizierbar, der Arzt muss jedoch zwischen einem primären und einem sekundären Ödem unterscheiden:
Das primäre Lymphödem am Bein zeigt sich deutlich an mitbetroffenen Zehen. Das sekundäre Lymphödem muss auf seine Ursache untersucht werden. Dies erfolgt mittels Blutanalyse, Ultraschall und einer Untersuchung des Lymphtransports, genannt Lymphabflussszintigraphie. Früher wurde das Lymphsystem unter Kontrastmitteln geröngt, diese Diagnostik wird jedoch heute kaum mehr durchgeführt.
Komplikationen
In den meisten Fällen führt das Lymphödem auch zu Wassereinlagerungen, die an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten können. In einigen Fällen kann es auch zu Schmerzen an den Extremitäten kommen, sodass der Betroffene an deutlichen Einschränkungen im Alltag und bei der Ausführung gewöhnlicher Tätigkeiten leidet. Ein Lymphödem kann allerdings relativ einfach identifiziert werden, sodass auch eine schnelle und frühzeitige Behandlung stattfinden kann.
Die Behandlung des Lymphödems führt nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden. Die Symptome selbst können durch die Behandlung gut eingeschränkt werden. In der Regel ist allerdings weiterhin eine Behandlung der Grunderkrankung notwendig, damit diese Beschwerden nicht nochmals auftreten. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit nicht verringert. In vielen Fällen sind die Patienten allerdings auf verschiedene Übungen angewiesen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn sich Schwellungen, Schmerzen, Druck- und Spannungsgefühle und andere Anzeichen eines Lymphödems einstellen, muss dies von einem Arzt untersucht werden. Ungewöhnliche Hautveränderungen sollte ein Dermatologe abklären, vor allem bei plötzlichen Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen. Sollte sich eine Wundrose bilden, deutet dies darauf hin, dass die Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist. Die Betroffenen sollten sofort einen Arzt aufsuchen und die Beschwerden abklären lassen, um Vernarbungen und andere, möglicherweise permanenten Komplikationen zu vermeiden.
Im schlimmsten Fall kann es infolge eines Lymphödems zu Fistelbildung, Ödemen und Nervenstörungen kommen. Wucherungen und Durchblutungsstörungen sind weitere Warnzeichen, die noch am selben Tag vom Hausarzt untersucht werden müssen. Mit starken Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen wird am besten sofort in ein Krankenhaus gegangen oder der Notarzt alarmiert. Weitere Anlaufstellen sind Internisten, Lymphologen und die jeweils zuständigen Organfachärzte. Sollte es als Folge der körperlichen Veränderungen auch zu seelischen Problemen kommen, kann in Rücksprache mit dem Hausarzt ein Therapeut eingeschaltet werden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung eines Lymphödems richtet sich nach Ursache und, in der Diagnostik zu bestimmendem, Stadium der Erkrankung. Entscheidend für die adäquate Behandlung ist daher eine ausführliche Diagnose.
Grundsätzliches Behandlungsziel ist die Entstauung des betroffenen Lymphknotens, was durch Hochlagerung des betroffenen Körperteils erreicht werden kann.
Zusätzlich sollte der Patient darauf achten, keine enge Kleidung zu tragen und Verletzungen zu vermeiden, um das Lymphsystem durch diese nicht weiter zu belasten.
Bei einem sekundären Lymphödem, das durch Erkrankungen verursacht wurde, muss zusätzlich zur Therapie des Ödems die Grunderkrankung behandelt werden.
Das primäre Lymphödem erfordert eine komplexe physikalische Entstauungstherapie aus den Säulen:
- Lymphdrainage
- Kompression des betroffenen Körperteiles, beispielsweise mit Kompressionsstrümpfe oder -stiefel.
- Entstauung mittels gymnastischer Übungen und präventive Haut- und Fußpflege
Weitere Therapiemöglichkeiten sind die Einnahme von Diuretika, eine Langzeitbehandlung mit Antibiotika und die chirurgische Wiederherstellung der betroffenen Lymphsysteme.
Während im ersten und zweiten Stadium gute Heilungschancen bestehen, muss der Patient im dritten Stadium, dem Fibrom, mit einer intensiven und langwierigen Behandlung rechnen. Im vierten Stadium, der lymphostatische Elephantiasis, das mit einer Verdickung und Verhärtung der Haut einhergeht, ist das Lymphödem irrversibel, es kann jedoch ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden.
Aussicht & Prognose
Die Prognose eines Lymphödems richtet sich nach der vorliegenden Grunderkrankung und dem Auslöser der Störung. Kann eine Heilung der ursächlichen Krankheit erreicht werden, bilden sich Lymphödeme selbständig zurück. Bei Entzündungen kann durch eine medizinische Versorgung im Normalfall eine Linderung der Beschwerden erreicht werden. Die Prognose ist in diesen Situationen meist günstig, da eine Genesung nach einigen Wochen oder Monaten möglich ist.
Bei einer diagnostizierten Krebserkrankung ist die Aussicht auf eine Heilung an die Behandlungsmöglichkeiten und das Stadium der Erkrankung gebunden. In besonders schweren Fällen führt die Grunderkrankung zum vorzeitigen Ableben des Patienten. Entwickelt sich ein Lymphödems aufgrund eines Übergewichts, kann in vielen Fällen auch ohne eine medizinische Versorgung eine Linderung der Beschwerden erreicht werden. Eine Gewichtsabnahme führt häufig zu einer Verbesserung der allgemeinen Gesundheit. Leidet der Betroffene unter eine Entwicklungsstörung des Lymphsystems ist die Prognose bei einer Vielzahl der Patienten ungünstig. Es liegt eine Beeinträchtigung des Organismus vor, die lebenslang erhalten bleibt.
Grundsätzlich sollte ein Lymphödems medizinisch versorgt werden, damit eine Stabilisierung und nach Möglichkeit eine Verbesserung der Gesundheit erreicht wird. Andernfalls kommt es zu Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten und häufig zu einer Zunahme der vorhandenen Beschwerden. Eintretende Schmerzen verschlechtern die Lebensqualität und können Risiken Folgeerkrankungen erhöhen.
Vorbeugung
Es ist nicht möglich, einem primären Lymphödem vorzubeugen. Das Risiko, ein sekundäres Lymphödem zu erwerben, kann jedoch durch die Vermeidung von Übergewicht und regelmäßige Untersuchungen des Lymphsystems deutlich verringert werden. Aufgabe eines bei Krebs operierenden Arztes ist es zudem, das Lymphsystem auch bei notwendiger Entfernung von Lymphknoten so wenig wie möglich zu verletzen.
Nachsorge
Das Ausmaß der Nachsorge ergibt sich aus dem Umstand, der zur Entstehung eine Lymphödems führte. In leichten Fällen beschränkt sich diese nach der akuten Behandlung auf einige Wiederholungstermine beim zuständigen Arzt, um einen positiven Genesungsverlauf zu garantieren. Dabei sind den Anweisungen zu folgen. Mitunter ist einen Diät notwendig, die strikt eingehalten und medizinisch überwacht werden sollte. Auch die Einnahme von Tabletten kann notwendig sein, wobei auf die vorgebebene Dosierung zu achten ist.
Liegt eine grundsätzlich schwere Erkrankung vor, die die Entstehung eines Lymphödems herbeiführen könnte, gilt es, diese Möglichkeit einzudämmen durch eine entsprechende Behandlung. Betroffene sich daher angeraten, mögliche Veränderungen an ihrem Körper frühzeitig beim Arzt zu melden, um weitere Komplikationen oder Beschwerden abzuwenden.
Das können Sie selbst tun
Bei der Behandlung eines Lymphödems können Betroffene einige Maßnahmen selbst durchführen um die Beschwerden zu lindern. Grundlegend wichtig ist die Anregung des Stoffwechsels und der Blutzirkulation. Nur so kann auch der Lymphfluss und die damit einhergehende Entgiftung des Organismus angeregt werden. Werden Schlacken und andere Abfallprodukte des Stoffwechsels ausreichend abtransportiert, steigert dies das allgemeine Wohlbefinden.
Selbsthilfemaßnahmen lassen sich als Rituale leicht in den Alltag einbinden. So kann der Morgen mit einer Bürstenmassage begonnen werden. Gebürstet wird immer in Richtung des Herzens. Durch die Massage werden Blut- und Lymphfluss stimuliert. Anschließend können anregende Öle (Ingwer) in die Haut einmassiert werden. Dies stärkt zudem das Bindegewebe. Auch ausreichend Bewegung ist bei der Behandlung eines Lymphödems grundlegend wichtig. Besonders geeignet ist das Schwimmen. Durch die Bewegungen im Wasser werden sowohl arterielle als auch venöse Blut- und Lymphgefäße nachweislich trainiert, gestärkt und regeneriert. Die betroffenen Körperregionen sollten zudem so oft wie möglich hochgelagert werden. So wird der Blut- und Lymphfluss erleichtert.
Weiterhin ist auf eng anliegende Kleidung zu verzichten, da diese das Lymphsystem zusätzlich belastet. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen stellt hingegen eine sehr gute Behandlungsunterstützung dar. Die Naturheilkunde empfiehlt eine begleitende Einnahme von dreimal täglich fünf Globuli Lycopodium clavatum C5 sowie Ginko bioba. Beide erleichtern den Abfluss der Lymphflüssigkeit.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015