Blutzuckerspiegel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Juli 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Über den Blutzuckerspiegel wird heute viel gesprochen. Der Diabetes mellitus ist eine Volks- und Wohlstandskrankheit geworden, der Blutzuckerspiegel schwankt bei dieser Erkrankung hin und her. Weiter gibt es diverse Diäten, die im direkten Zusammenhang mit der Beeinflussung des Blutzuckerwertes stehen sollen (z. B. die Glyx-Diät). Was genau ist der Blutzuckerspiegel, was regelt er, was sagt er aus und wie lässt er sich beeinflussen?

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Blutzuckerspiegel?

Eine Blutzuckerspiegeluntersuchung dient dem Arzt zur weiteren Diagnose von verschiedenen Krankheiten.

Der Blutzuckerspiegel wird beim gesunden Menschen durch die Bauchspeicheldrüse reguliert. Sein Wert sagt aus, wie viel Zucker sich im Augenblick im Blut befindet.

Das Blut hat unter anderem die Aufgabe, den Zucker mit Hilfe von Insulin in die Zellen zu befördern, sodass er dort in Energie umgewandelt werden kann. Ist dies krankheitsbedingt gestört, kann es zu Blutzuckerentgleisungen wie Hypoglykämie (Unterzuckerung) oder Hyperglykämie (Überzuckerung) kommen, was lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann.

Blutzuckersenkend wirken eine fettarme, zuckerarme Ernährung und sportliche Betätigung, insulinfördernde Medikamente und Insulininjektionen. Der Blutzuckerspiegel steigt an bei süßen, fettreichen Speisen und kohlehydratreicher Nahrung (z.B. viele Nudeln) und wenig Bewegung.

Zwar müssen Diabetiker in erster Linie nur auf die Dosierung der Kohlenhydrate achten, Fett wird im Körper aber in Zucker umgewandelt (und umgekehrt), was den Blutzuckerspiegel ebenfalls steigen lassen kann.

Wofür braucht der Körper Blutzucker?

Blutzucker, hauptsächlich in Form von Glukose, ist eine essentielle Energiequelle für den Körper. Glukose wird aus den Kohlenhydraten in der Nahrung gewonnen und über den Blutkreislauf zu den Zellen transportiert. Dort wird sie zur Energiegewinnung genutzt, die für zahlreiche lebenswichtige Funktionen notwendig ist.

Das Gehirn ist besonders auf Glukose angewiesen, da es keine Fettsäuren zur Energiegewinnung verwenden kann. Etwa 20% der täglichen Glukoseaufnahme wird vom Gehirn genutzt, um seine hohen Energieanforderungen zu decken. Ein Mangel an Blutzucker kann daher zu Konzentrationsschwierigkeiten, Verwirrtheit und sogar Bewusstlosigkeit führen.

Auch die Muskeln und andere Gewebe im Körper benötigen Glukose. Während körperlicher Aktivität wird Glukose zur schnellen Energiegewinnung herangezogen, besonders in Situationen, die schnelle und intensive Bewegungen erfordern. Der Körper speichert Glukose in Form von Glykogen in der Leber und den Muskeln, um bei Bedarf schnell darauf zurückgreifen zu können.

Blutzucker ist auch entscheidend für den Stoffwechsel. Insulin, ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird, reguliert die Aufnahme von Glukose in die Zellen. Es sorgt dafür, dass der Blutzuckerspiegel innerhalb eines engen Bereichs bleibt, was für das reibungslose Funktionieren des gesamten Körpers notwendig ist.

Ein konstanter Blutzuckerspiegel ist daher essentiell für die Aufrechterhaltung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, die Regulierung des Stoffwechsels und die Unterstützung lebenswichtiger Funktionen.

Wie hoch sind normale Referenzwerte

Die Zufuhr von Blutzucker, genauer gesagt die Zufuhr von Glukose durch die Ernährung, sollte im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung erfolgen, die den täglichen Energiebedarf des Körpers deckt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und andere Ernährungsorganisationen geben allgemeine Empfehlungen für die Aufnahme von Kohlenhydraten, die Hauptquelle für Glukose.

Laut der DGE sollten etwa 50-60% der täglichen Kalorienzufuhr aus Kohlenhydraten stammen. Bei einer durchschnittlichen täglichen Kalorienzufuhr von 2000 Kilokalorien entspricht dies etwa 250-300 Gramm Kohlenhydraten pro Tag. Es wird empfohlen, den Großteil dieser Kohlenhydrate aus komplexen Kohlenhydratquellen wie Vollkornprodukten, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten zu beziehen, da diese neben Glukose auch wichtige Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe liefern.

Der Blutzuckerspiegel selbst wird in Milligramm pro Deziliter (mg/dL) gemessen. Die Referenzwerte für den nüchternen Blutzucker liegen in der Regel zwischen 70 und 100 mg/dL. Nach den Mahlzeiten sollte der Blutzuckerspiegel bei gesunden Personen nicht über 140 mg/dL steigen.

Bei Menschen mit Diabetes mellitus gelten andere Referenzwerte, und die Blutzuckerkontrolle erfolgt regelmäßig, um den Blutzuckerspiegel innerhalb eines sicheren Bereichs zu halten. Hierbei spielen die individuellen Empfehlungen des Arztes und regelmäßige Blutzuckermessungen eine wichtige Rolle, um Komplikationen zu vermeiden und eine optimale Blutzuckerkontrolle zu gewährleisten.

Insgesamt ist es wichtig, eine ausgewogene Ernährung mit einer kontrollierten Zufuhr von Kohlenhydraten einzuhalten, um einen stabilen Blutzuckerspiegel zu gewährleisten und die langfristige Gesundheit zu fördern.

Kann zu viel Blutzucker schaden?

Zu viel Blutzucker, ein Zustand bekannt als Hyperglykämie, kann erhebliche gesundheitliche Schäden verursachen, insbesondere bei Menschen mit Diabetes mellitus. Hyperglykämie tritt auf, wenn der Blutzuckerspiegel dauerhaft über den normalen Bereich ansteigt, was auf eine unzureichende Produktion oder Wirkung von Insulin zurückzuführen ist.

Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen verursachen. Zu den akuten Komplikationen gehört die diabetische Ketoazidose, ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem der Körper beginnt, Fett anstelle von Glukose zur Energiegewinnung zu nutzen, was zur Anhäufung von Ketonen im Blut führt. Ein weiteres akutes Problem ist das hyperglykämische hyperosmolare Syndrom, das zu schwerer Dehydration und Bewusstseinsverlust führen kann.

Chronisch hohe Blutzuckerwerte schädigen Blutgefäße und Nerven, was zu langfristigen Komplikationen führt. Diese umfassen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, Nierenschäden (diabetische Nephropathie), Netzhautschäden (diabetische Retinopathie), die zur Erblindung führen können, und Nervenschäden (diabetische Neuropathie), die zu Schmerzen und Empfindungsverlust, insbesondere in den Füßen, führen können. Diese Nervenschäden können auch das Risiko für Infektionen und Fußgeschwüre erhöhen, was im schlimmsten Fall zu Amputationen führen kann.

Darüber hinaus kann ein ständig hoher Blutzuckerspiegel das Immunsystem schwächen, wodurch die Anfälligkeit für Infektionen steigt. Auch die Wundheilung kann beeinträchtigt sein, was das Risiko für chronische Wunden erhöht.

Die Kontrolle des Blutzuckerspiegels durch Ernährung, Bewegung und gegebenenfalls medikamentöse Behandlung ist daher entscheidend, um diese Komplikationen zu vermeiden und die allgemeine Gesundheit zu erhalten.

Hoher & niedriger Blutzuckerspiegel

Als Richtwert für den Blutzuckerspiegel im Normbereich wird ein Wert von 80-120mg% (nüchtern) angegeben. Ein Maximalwert von 160mg% ist nach der Nahrungsaufnahme auch noch im Normbereich.

Bei jungen Diabetikern sollten diese Richtwerte im Hinblick auf Langzeit- und Spätfolgen penibel eingehalten werden. Ältere Diabetiker und Senioren müssten unter Umständen nicht mehr ganz so streng zu sich sein, sollten aber trotzdem auf einen angemessenen Blutzuckerwert achten. Ein hoher bzw. ein niedriger Blutzuckerspiegel ist nicht ausnahmslos als krankhaft zu bewerten.

Nachts sinkt der Blutzuckerspiegel ab. Ein gesunder Mensch kann in dieser Zeit durchaus einen Blutzuckerwert von 40mg% haben und dennoch kerngesund sein. Ein Diabetiker sollte bei einem solchen Blutzuckerwert sofort Maßnahmen ergreifen, da ein derart niedriger Blutzuckerwert für ihn lebensbedrohlich werden kann.

Auch beim Nicht-Diabetiker schwankt der Blutzuckerspiegel im Laufe des Tages. Direkt nach der Nahrungsaufnahme steigt er an, wurde länger keine Nahrung zugeführt, fällt er ab, man fühlt sich müde und unkonzentriert, bekommt Heißhunger und Lust auf Süßes.

Blutzuckerspiegel messen & auswerten

Der Blutzuckerspiegel wird mittels Blutzuckermessgerät gemessen. Dies ist ein medizinisches Gerät, das ungefähr so groß ist wie ein Taschenrechner oder ein kleineres Handy und das der Patient immer mit sich führen sollte.

Es wird jedes Mal ein neuer Teststreifen (Stick) eingeführt, der mit einer kleiner Menge Blut beträufelt wird. So ermittelt das Blutzuckermessgerät den aktuellen Blutzuckerspiegel. Solche Geräte sind in der Apotheke erhältlich.

Weiter lassen sich "Langzeitzuckerwerte" im Labor testen. Hier wird eine größere Menge Blut entnommen und der Hba1c-Wert ermittelt. Er gibt Aufschluss darüber, wie die Blutzuckerwerte sich in den vergangenen Wochen gestaltet haben. Diabetiker sollten jeden Messwert (bis zu vier Mal am Tag) in ein Buch eintragen, dies ist wichtig für die korrekte Dosierung der Medikamente.

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Störungen & Krankheiten

Die nennenswerteste Krankheit in Verbindung mit dem Blutzuckerspiegel ist der Diabetes mellitus ("honigsüßer Fluss"). Bei dieser Krankheit kommt es zu massiven Blutzuckerentgleisungen, da die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) nicht mehr richtig funktioniert.

Sie ist nicht in der Lage den Blutzuckerspiegel mit genügend Insulin zu regulieren, dies kann auch nur teilweise der Fall sein. Möglich ist aber auch, dass gar kein Insulin mehr gebildet wird. Mit dieser Erkrankung gilt der Patient zwar nicht als chronisch krank oder behindert, sondern als "eingeschränkt gesund", trotzdem kann der Diabetes mellitus schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen und sogar bei heftigen Entgleisungen (unbehandelt) zum Tode führen.

Da der Diabetes mellitus heute als weit verbreitete Volkskrankheit gilt, lässt er sich mit Ernährungsanpassung, Sport, speziellen Tabletten und Insulininjektionen sehr gut behandeln. Dennoch ist diese Erkrankung nicht reversibel und bleibt ein Leben lang bestehen. Die Entstehung des Typ-II-Diabetes ("Altersdiabetes") lässt sich jedoch durch ausgewogene Ernährung, Sport und Normalgewicht effektiv verhindern.

Tipps für eine optimale Versorgung mit Blutzucker

Ausgewogene Ernährung:

Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für eine optimale Versorgung mit Blutzucker. Setzen Sie auf eine Mischung aus komplexen Kohlenhydraten, magerem Eiweiß, gesunden Fetten, Obst und Gemüse. Diese Lebensmittel liefern eine gleichmäßige Energiezufuhr und verhindern starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels.

Regelmäßige Mahlzeiten:

Essen Sie regelmäßig, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Vermeiden Sie lange Fastenperioden und essen Sie kleine, häufige Mahlzeiten oder Snacks, um eine kontinuierliche Energiezufuhr zu gewährleisten.

Komplexe Kohlenhydrate bevorzugen:

Wählen Sie komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte, Haferflocken, braunen Reis und Quinoa. Diese werden langsamer verdaut und setzen Glukose allmählich frei, was zu einem stabileren Blutzuckerspiegel führt.

Zucker und verarbeitete Lebensmittel reduzieren:

Vermeiden Sie zuckerhaltige Getränke, Süßigkeiten und stark verarbeitete Lebensmittel. Diese enthalten oft einfache Zucker, die schnell in den Blutkreislauf gelangen und zu Blutzuckerspitzen führen können.

Ballaststoffreiche Ernährung:

Ballaststoffe verlangsamen die Verdauung und die Aufnahme von Zucker in den Blutkreislauf. Integrieren Sie ballaststoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte in Ihre Ernährung, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren.

Gesunde Fette einbauen:

Gesunde Fette aus Quellen wie Avocados, Nüssen, Samen und fettem Fisch können helfen, die Aufnahme von Kohlenhydraten zu verlangsamen und die Blutzuckerantwort zu verbessern. Diese Fette unterstützen auch die allgemeine Gesundheit und Sättigung.

Ausreichend Flüssigkeit:

Trinken Sie genügend Wasser, um den Stoffwechsel zu unterstützen und die Blutzuckerkontrolle zu fördern. Dehydration kann die Blutzuckerkonzentration erhöhen, daher ist es wichtig, den ganzen Tag über hydratisiert zu bleiben.

Regelmäßige körperliche Aktivität:

Bewegung hilft, den Blutzuckerspiegel zu senken und die Insulinempfindlichkeit zu verbessern. Streben Sie mindestens 150 Minuten moderates Training pro Woche an, wie z.B. Gehen, Radfahren oder Schwimmen. Krafttraining kann ebenfalls nützlich sein, um die Muskelmasse zu erhöhen und den Blutzucker besser zu kontrollieren.

Stressmanagement:

Chronischer Stress kann den Blutzuckerspiegel erhöhen, indem er die Freisetzung von Stresshormonen wie Cortisol fördert. Techniken zur Stressbewältigung wie Meditation, Yoga, Atemübungen und ausreichender Schlaf können helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.

Regelmäßige Blutzuckerkontrolle:

Für Menschen mit Diabetes oder anderen Blutzuckerproblemen ist die regelmäßige Überwachung des Blutzuckerspiegels entscheidend. Dies hilft, Muster zu erkennen und Anpassungen in der Ernährung, Bewegung und Medikation vorzunehmen, um den Blutzucker im Zielbereich zu halten.

Durch die Umsetzung dieser Tipps können Sie eine optimale Versorgung mit Blutzucker gewährleisten und gleichzeitig Ihre allgemeine Gesundheit und Ihr Wohlbefinden verbessern. Eine bewusste Ernährung und ein gesunder Lebensstil spielen eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung eines stabilen Blutzuckerspiegels und der Vermeidung langfristiger gesundheitlicher Komplikationen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Hallbach, J.: Klinische Chemie und Hämatologie. Biomedizinische Analytik für MTLA und Studium. Thieme, Stuttgart 2019

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