Zahnprothese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. Februar 2025
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein kompletter Ersatz bei mehreren fehlenden Zähnen stellt eine Zahnprothese dar. Eine Zahnprothese muss nicht ausschließlich für ältere Personen, sondern kann auch für junge Menschen eine Alternative zur vollständigen Zahnlosigkeit sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Zahnprothese?

Bei Zahnprothesen wird zwischen totalen Prothesen und Teilprothesen unterschieden. Die einfachsten und billigsten Zahnprothesen bestehen aus Kunststoff. Komplexere Zahnprothesen werden aus Titan und Kunststoff gefertigt. Keramik kommt selten zum Einsatz, da das Material schneller bricht und klappert.

Wie jede andere bekannte Form einer prothetischen Versorgung, so ersetzt auch die sogenannte Zahnprothese das natürliche Gebiss. Darüber hinaus kann eine Zahnprothese nicht nur mehrere oder alle, sondern gleichermaßen einzelne Lücken des Zahnapparates überbrücken.

Die Zahnprothese wird aus künstlichen Materialien angefertigt und so genau wie möglich auf die individuelle Morphologie des vorhandenen Restgebisses abgestimmt. Die Zahnprothese ist zwar ein Fremdkörper, erfüllt jedoch eine ganz Reihe wichtiger Funktionen.

Außerdem trägt eine Zahnprothese zu einem besseren optischen Erscheinungsbild bei. Deshalb werden bei der Zahnprothese unterschiedliche Arten angefertigt, die je nach Umfang der noch vorhandenen Zähne als Teil- oder Vollprothese bekannt sind.

Geschichte & Entwicklung

Die ersten Versuche, verlorene Zähne zu ersetzen, reichen bis in die Antike zurück. Bereits um 700 v. Chr. nutzten die Etrusker in Italien Tierzähne und geschnitzte Elfenbein- oder Knochenstücke als Zahnersatz. Auch die Ägypter fertigten Zahnersatz aus Gold und Edelsteinen. Im antiken Rom wurden Drahtkonstruktionen verwendet, um Zähne zu stabilisieren.

Im Mittelalter geriet die Zahnheilkunde in Europa weitgehend in Vergessenheit. Erst in der Renaissance erlebte sie eine Wiederbelebung. Der französische Zahnarzt Pierre Fauchard, bekannt als Vater der modernen Zahnmedizin, entwickelte im 18. Jahrhundert Prothesen aus geschnitztem Elfenbein. Zeitgleich entstanden in England und Frankreich die ersten Porzellanzähne.

Im 19. Jahrhundert revolutionierten vulkanisierte Kautschukprothesen den Zahnersatz, da sie günstiger und bequemer waren. Später folgten Acrylkunststoffe und Metalllegierungen. Die Einführung von Implantaten im 20. Jahrhundert stellte einen weiteren Fortschritt dar, indem Titanimplantate eine festere Verankerung ermöglichten.

Heute sind Zahnprothesen hochentwickelt, individuell anpassbar und kaum von echten Zähnen zu unterscheiden. Moderne Materialien wie Keramik und Zirkonoxid sorgen für ästhetische und funktionale Lösungen.

Einsatz & Indikation

Eine Zahnprothese wird notwendig, wenn ein oder mehrere Zähne fehlen und die Kaufunktion, Ästhetik oder Sprachbildung beeinträchtigt sind. Der Verlust von Zähnen kann durch Karies, Parodontitis, Unfälle oder altersbedingten Zahnverfall verursacht werden. Eine Prothese hilft, diese Einschränkungen auszugleichen und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.

Teilprothesen kommen zum Einsatz, wenn noch eigene Zähne vorhanden sind und als Ankerpunkte für den Zahnersatz dienen können. Sie verhindern das Wandern der verbliebenen Zähne und erhalten die Kaufunktion. Vollprothesen werden eingesetzt, wenn im Ober- oder Unterkiefer keine natürlichen Zähne mehr vorhanden sind. Sie ersetzen das gesamte Gebiss und ermöglichen das Kauen sowie eine klare Aussprache.

Neben herausnehmbaren Prothesen gibt es festsitzende Lösungen wie implantatgetragene Prothesen. Diese werden mit Titanimplantaten im Kiefer verankert und bieten eine stabilere Alternative. Eine Zahnprothese wird auch empfohlen, wenn Zahnlücken zu Fehlstellungen führen oder der Kieferknochen durch mangelnde Belastung an Substanz verliert.

Die Entscheidung für eine Zahnprothese hängt von individuellen Faktoren ab, darunter die Anzahl fehlender Zähne, der Zustand des Kieferknochens und die persönlichen Wünsche des Patienten. Ein Zahnarzt bestimmt die passende Lösung anhand einer ausführlichen Untersuchung.

Vorteile & Nutzen

Eine Zahnprothese bietet eine bewährte und vielseitige Lösung für den Ersatz fehlender Zähne. Einer der größten Vorteile ist die Kosteneffizienz im Vergleich zu Implantaten. Während Zahnimplantate chirurgische Eingriffe und höhere Kosten erfordern, sind Zahnprothesen meist günstiger und schneller einsetzbar. Besonders herausnehmbare Prothesen sind eine erschwingliche Alternative für Patienten mit begrenztem Budget.

Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität. Zahnprothesen sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich, darunter Teil- und Vollprothesen sowie implantatgestützte Prothesen. Sie können individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden und bieten eine schnelle Wiederherstellung der Kaufunktion.

Herausnehmbare Zahnprothesen sind besonders geeignet für ältere Patienten oder Menschen mit eingeschränkter Knochensubstanz, bei denen Implantate möglicherweise nicht infrage kommen. Da für konventionelle Prothesen keine chirurgischen Eingriffe notwendig sind, ist die Behandlung weniger invasiv und mit geringeren Risiken verbunden.

Zahnprothesen verbessern nicht nur die Funktionalität, sondern auch das ästhetische Erscheinungsbild. Sie ermöglichen eine natürliche Optik und tragen zur Gesichtsharmonie bei. Zudem helfen sie, Kieferfehlstellungen zu verhindern, indem sie die natürliche Zahnstellung und den Biss stabilisieren. Moderne Materialien sorgen für einen hohen Tragekomfort und eine lange Haltbarkeit.

Formen, Arten & Typen

Der Aufbau der Zahnprothesen basiert auf einer gezielten Auswahl an widerstandfähigen und gesundheitlich unbedenklichen Werkstoffen sowie auf eine ausgefeilte Konstruktion.

Diese muss sowohl statisch sein als auch das natürliche Aussehen des Prothesenträgers nicht beeinträchtigen. In der Regel werden für Zahnprothesen qualitativ hochwertige Kunststoffe, zum Teil Edelmetalle, Porzellan und Keramik verwendet.

Teilprothesen als Zahnprothesen gibt es als Interims- oder sogenannte provisorische Vorrichtungen oder als Modellgussprothesen. Weitere Arten von Zahnprothesen sind die Teilprothesen als Schalt- oder Freiendprothesen. Bewährte Zahnprothesen als totaler Zahnersatz sind die kompletten Ober- und Unterkieferprothesen.

Aufbau, Funktion & Wirkungsweise

Schematische Darstellung zum Vergleich von Brücken und Implantaten bei Zahnprothesen. Klicken, um zu vergrößern.

Die Teilprothese funktioniert lediglich als "Lückenfüller" und überbrückt sehr große Abstände zwischen einzeln noch gesunden oder sanierten Zähnen.

Teilprothesen werden als Zahnersatz in den Varianten der dauerhaft fixierten oder der abnehmbaren Ersatzkomponenten als vollwertige Hilfsmittel eingesetzt. Vollprothesen werden im Gegensatz zu Teilprothesen beim Zahnersatz am oberen Gaumen eingeklebt oder auf noch vorhandene, tragfähige Zähne aufgesteckt.

Um eine bessere Passgenauigkeit und einen angenehmeren Sitz der Zahnprothesen zu gewährleisten, kann der Aufbau des Kieferknochens mit körpereigener Knorpel- oder Knochensubstanz sinnvoll sein.

Moderne Vorgehensweisen, welche für einen sicheren Halt der Zahnprothesen auf einem künstlich eingesetzten Pfeiler beruhen, erfordern den Einsatz von Implantaten.

Beim An- und Einpassen der Zahnprothese müssen sowohl die anatomischen Voraussetzungen der Kiefer sowie des Zahnfleisch als auch der restlichen Zähne beachtet werden. Deshalb erstellen die Zahnmediziner zuerst einen umfangreichen Abdruck vom Kiefer, der als Voraussetzung für die Herstellung der Zahnprothese dient.

Vollprothesen, die ausschließlich ohne Haltzähne am Oberkiefer fixiert werden müssen, sind meist problematisch, weil diese nur schlecht halten. Darüber hinaus unterliegen die Kieferknochen und das Zahnfleisch permanenten Veränderungen, sodass eine Zahnprothese häufig nachgebessert werden muss. Nicht richtig sitzende und schlecht gearbeitete oder unangepasste Zahnprothesen verursachen massive gesundheitliche Beschwerden und erfüllen ihre eigentlich gewünschten Aufgaben nur schlecht oder gar nicht. Dies kann auch ein Grund dafür sein, warum viele Menschen ihre Zahnprothese nicht tragen wollen.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Ein optimaler Zahnersatz, der genau auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt ist, ermöglicht nicht nur das richtige Abbeißen und Kauen von Speisen und unterstützt gleichsam das Schmecken und die leitet die Verdauung ein. Der Zahnersatz ist eine medizinische Notwendigkeit, damit Menschen gesund bleiben und sich ernähren können.

Zahnersatz dient zudem der Erhaltung des Zahnfleisches und der Kieferknochen. Nur unter Belastung dieser Areale, welche beim Kauen gegeben ist, entsteht kein Rückgang dieser Gewebsbereiche. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das sogenannte Restparodontin, welches sich ohne Zahnprothese unweigerlich zurückbilden würde. Ohne Zahnprothese wäre keine verständliche Artikulation von Lauten möglich und auch das Trinken wäre erschwert.

Fehlen mehrere Zähne und ist dadurch der Aufbiss der oberen und unteren Kiefer nicht mehr vorhanden, führt dies zu einer sogenannten okklusalen Disharmonie, worunter insbesondere die Kiefergelenke leiden. Mit einer bedürfnisgerechten Zahnprothese könnte den auftretenden Syndromen bei einer okklusalen Dysfunktion vorgebeugt werden.

Erstaunlicherweise verbessern Zahnprothesen auch das Hörvermögen und gleichermaßen das ästhetische Erscheinungsbild. Ohne Zahnprothesen wirken Menschen unter Umständen wesentlich älter und unansehnlicher. In diesem Zusammenhang besitzt eine Zahnprothese eine psychosoziale Bedeutung und steigert die Lebensqualität.

Durchführung & Ablauf

Die Behandlung mit einer Zahnprothese erfolgt in mehreren Schritten und beginnt mit einer ausführlichen Untersuchung durch den Zahnarzt. Zunächst wird der Zustand von Zähnen, Zahnfleisch und Kieferknochen überprüft. Falls erforderlich, werden beschädigte Zähne entfernt oder vorhandene Zahnprobleme behandelt.

Anschließend erfolgt die Abformung des Kiefers mithilfe eines Abdruckmaterials oder digitaler Scan-Technologie. Dieser Abdruck dient als Grundlage für die Herstellung der individuellen Prothese. In einem zahntechnischen Labor wird die Prothese aus Materialien wie Kunststoff, Keramik oder Metall gefertigt.

Während der Anprobe überprüft der Zahnarzt die Passform und nimmt gegebenenfalls Anpassungen vor. Bei Teilprothesen wird darauf geachtet, dass sie stabil sitzen und sich harmonisch in das vorhandene Gebiss einfügen. Vollprothesen müssen exakt auf der Kieferform aufliegen, um einen sicheren Halt zu gewährleisten.

Nach der endgültigen Eingliederung erhält der Patient Anweisungen zur Pflege und Eingewöhnung. In den ersten Wochen kann es zu Druckstellen oder leichten Beschwerden kommen, die durch weitere Anpassungen korrigiert werden. Regelmäßige Kontrolltermine sind wichtig, um die Funktionalität und den Sitz der Prothese langfristig zu gewährleisten.

Alternativen

Wenn eine Zahnprothese nicht infrage kommt oder eine andere Lösung bevorzugt wird, stehen verschiedene Alternativen zur Verfügung. Eine der gängigsten Optionen sind Zahnimplantate, die als feste, langlebige Lösung gelten. Hierbei werden künstliche Zahnwurzeln aus Titan in den Kieferknochen eingesetzt, auf denen Kronen oder Brücken befestigt werden. Implantate bieten eine hohe Stabilität und verhindern den Knochenabbau, setzen jedoch ausreichende Knochensubstanz sowie eine gute Mundgesundheit voraus.

Eine weitere Möglichkeit sind Zahnbrücken, die bei kleineren Zahnlücken eine bewährte Lösung darstellen. Sie werden an den benachbarten Zähnen befestigt und ersetzen einen oder mehrere fehlende Zähne. Brücken sind besonders geeignet, wenn gesunde Pfeilerzähne vorhanden sind, erfordern jedoch das Beschleifen dieser Zähne.

Falls eine Prothese oder Implantate nicht möglich sind, können adhäsiv befestigte Prothesen eine Alternative sein. Diese werden mit speziellen Klebetechniken an den Nachbarzähnen verankert und bieten eine minimalinvasive Lösung.

In Fällen, in denen keine prothetische oder implantologische Versorgung infrage kommt, kann eine kieferorthopädische Behandlung helfen, Zahnlücken durch Zahnbewegungen zu schließen. Zudem gibt es spezialisierte Kautschuk-Prothesen für Patienten mit extrem sensiblen Kieferverhältnissen. Die Wahl der besten Alternative hängt von der individuellen Situation des Patienten ab.

Quellen

  • Gernet, W., et al.: Zahnärztliche Prothetik. Thieme, Stuttgart 2011
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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