Zahnfleisch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Zahnfleisch versteht man den Teil der Mundschleimhaut, der die Zähne vom Kieferknochen bis zu den Zahnkronen überzieht. Das Zahnfleisch sorgt dafür, dass die Zähne fest im Mund verankert sind und es schützt den Kiefer und die Zahnwurzeln vor bakteriellen Infektionen und dem Eindringen von Fremdkörpern. Das Zahnfleisch ist ein wichtiger Teil der Mundanatomie und es ist daher unerlässlich, es gut zu pflegen, um die Gesundheit des Mundraumes aufrechtzuerhalten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Zahnfleisch?

Schematischer Aufbau des Zahnes und seiner Bestandteile. Klicken, um zu vergrößern.

Das Zahnfleisch (lat. Gingiva) befindet sich im Mund und ist der Teil der Mundschleimhaut, der die Kiefer bedeckt und den unteren Teil der Zähne schützend umgibt.

Als Teil des Zahnhalteapparats sorgt es zusammen mit den Zahnwurzeln dafür, dass die Zähne fest im Mund sitzen. Gesundes Zahnfleisch liegt eng an den Zahnhälsen, füllt die Zwischenräume zwischen den Zähnen komplett aus und dient so als eine Art Versiegelung.

Verglichen mit der weichen Mundschleimhaut, die sich innen an den Wangen und Lippen befindet, ist der größte Teil des Zahnfleischs fest mit dem darunter liegenden Kieferknochen verbunden, sodass es sehr widerstandsfähig ist und der Reibung, die beim Zerkleinern der Nahrung entsteht, Stand hält, ohne Schaden zu nehmen.

Anatomie & Aufbau

Histologisch, d. h. gewebekundlich betrachtet besteht das Zahnfleisch aus einem wenige Hornschichten umfassenden Deckgewebe (Plattenepithel). Eine Unterhaut fehlt, sodass es nicht verschoben werden kann. Das Zahnfleisch wird anatomisch nach freier, befestigter und interdentaler Gingvia unterteilt.

Unter freier Gingvia versteht man den Zahnfleischrand, der die Zähne wie ein Halsband oder eine Manschette umgibt. Sie hat eine Dicke von etwa 1 Millimeter und wird von den Zahnfleischfasern unterstützt und stabilisiert und umfasst die interdentalen Zahnfleischpapillen.

Die befestigte Gingvia ist lückenlos mit der freien Gingvia verbunden, sie ist fest, robust und durch Bindegewebsfasern eng mit dem darunterliegenden Alveolarknochen verbunden. Koronal ist sie durch die freie Gingivafurche begrenzt, apikal durch die mukogingivale Grenze.

Unter interdentaler Gingvia versteht man das Zahnfleisch, das sich zwischen den einzelnen Zähnen befindet und wie ein Dreieck geformt ist.

Funktionen & Aufgaben

Dadurch, dass eine Unterhaut fehlt, sitzt das Zahnfleisch fest, kann nicht verschoben werden und sorgt so für die sichere Verankerung der Zähne im Mundkiefer.

Daneben hat das Zahnfleisch die Aufgabe eine Art Versiegelung zu bilden, die das Eindringen von Bakterien, Plaque, Nahrungsbrei sowie diversen anderen Krankheitserregern und Fremdkörpern in die Zahnwurzeln verhindert, wo sie eine Infektion oder Verletzung verursachen könnten. Gesundes Zahnfleisch hat eine blassrosa Farbe, eine orangenähnliche, gedellte Oberfläche und umschließt die Zahnhälse stramm.

Es füllt die Zahnzwischenräume vollständig aus und blutet nicht leicht bei der Nahrungsaufnahme oder beim Putzen mit der Zahnbürste. Damit es gesund bleibt und seine Schutzfunktion ungestört ausüben kann, ist es wichtig, es mindestens zweimal täglich durch Zähneputzen von Bakterien und Essensresten zu befreien.

Dabei sollte auch ein Augenmerk auf die Reinigung der Zahnzwischenräume gelegt werden. Dazu eignet sich die tägliche Anwendung von Zahnseide, Zahnzwischenraumbürste oder Interdentalhölzchen. Eine elektrische Zahnbürste schont mitunter das Zahnfleisch mehr als das Putzen mit der Handzahnbürste und reinigt zudem im Allgemeinen gründlicher.


Krankheiten

Wenn das Zahnfleisch eines Patienten chronisch entzündet ist, bezeichnet man diesen Zustand als Zahnfleischentzündung oder Gingivitis. Diese Erkrankung kommt sehr häufig in der Bevölkerung vor (bei 80 % aller Erwachsenen), tritt meist durch mangelnde Mundhygiene auf und wird durch Bakterien und Zahnbelag (Plaque) verursacht.

Faktoren, die neben einer unzureichenden Mundhygiene eine Plaquebildung begünstigen, sind eine mangelhafte Speichelmenge, zu eng stehende Zähne und kariöse Zahnschäden, abstehende Füllungs- und Kronenränder und eine einseitige Ernährung, bei der zu wenig gekaut wird. Eine gute Mundhygiene und gesunde Ernährung kann eine vorbeugende Wirkung haben. Die Symptome einer Gingivitis sind eine farbliche Veränderung des Zahnfleischs, Schwellungen und Blutungen.

Das Zahnfleisch ist gerötet, empfindlich und blutet leicht nach dem Essen oder der Zahnpflege. Außerdem bilden sich verdickte Zahnfleischtaschen um das Zahnfleisch herum. Gingivitis kann zu Komplikationen wie ernsthaften Entzündungen führen und muss unbedingt zahnärztlich behandelt werden, da sich sonst eine Parodontitis entwickeln kann. Eine gute zahnärztliche Behandlung kann bei frühzeitiger Diagnose eine Entzündung aufhalten.

Eine unbehandelte Paradontitis kann zum Verlust des betroffenen Zahns führen, denn der Kieferknochen, in den der Zahnhals und die Zahnwurzel eingebettet sind, werden abgebaut und der Zahn verliert auf diese Weise seinen festen Halt und fällt aus. Um eine Schädigung des Kieferknochens zu erkennen, werden häufig Röntgenaufnahmen erstellt.

Quellen

  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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