Zahnersatz
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. November 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Moderner, alltagstauglicher Zahnersatz wird gegenwärtig aus den hochwertigsten und körperverträglichsten Materialien erzeugt, die bislang entwickelt worden sind. Daraus entsteht ein perfekter individuell angepasster Zahnersatz.
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Was ist Zahnersatz?
Der Zahnersatz ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Ersatz für verloren gegangene oder nicht mehr funktionsfähige Zähne. Aus diesem Grund gilt der Zahnersatz als adäquates Mittel gegen bestehende Zahnlücken und erfüllt ganz unterschiedliche Aufgaben.
Ohne angemessenen Zahnersatz wäre die Lebensqualität sowohl sehr junger Erwachsener als auch älterer Menschen stark eingeschränkt. Durch einen optimalen Zahnersatz lassen sich auch kosmetische Aspekte umsetzen, da es eine Vielzahl an Zahnersatzlösungen gibt.
Ohne Zahnersatz in den unterschiedlichsten Ausführungen würde sich sogar eine gesundheitliche Gefährdung ergeben. Trotz der hervorragenden Eigenschaften des Zahnersatzes gilt dieses Hilfsmittel als Fremdkörper, welcher anstatt natürlicher Zähne genutzt wird.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte des Zahnersatzes reicht bis in die Antike zurück und spiegelt den menschlichen Wunsch wider, Funktionalität und Ästhetik der Zähne zu bewahren. Bereits um 2500 v. Chr. wurden in Ägypten provisorische Zahnbrücken aus Gold und Drähten gefertigt. In der etruskischen Kultur (ca. 8. bis 3. Jahrhundert v. Chr.) sind feinere Techniken belegt: Hier wurden Tier- oder Menschenzähne mit Goldbändern fixiert, was als erste wirkliche Form von Zahnersatz gilt.
Im Mittelalter ging das Wissen um Zahnersatz weitgehend verloren. Erst in der Renaissance wurde das Interesse wiederbelebt. Im 16. Jahrhundert dokumentierte der französische Chirurg Ambroise Paré den Einsatz von Zahnersatz aus Tierknochen und Elfenbein. Im 18. Jahrhundert revolutionierten neue Materialien die Herstellung: Porzellan wurde durch Pierre Fauchard eingeführt, den „Vater der modernen Zahnmedizin“, der auch erste systematische Prothesendesigns entwickelte.
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurden vulkanisierter Kautschuk und später Acrylharze verwendet, die kostengünstiger und haltbarer waren. Im 20. Jahrhundert führten Fortschritte in der Implantologie und Zahntechnik zu modernen Lösungen wie Titanimplantaten und CAD/CAM-gefertigten Prothesen. Heute ermöglicht der Einsatz von Hightech-Materialien und präzisen digitalen Verfahren eine individuelle Anpassung und hohe Lebensqualität für Patienten mit Zahnersatz.
Einsatz & Indikation
Eine Zahnersatz-Behandlung wird durchgeführt, wenn ein oder mehrere Zähne fehlen oder stark beschädigt sind und nicht mehr funktionstüchtig restauriert werden können. Die Behandlung wird notwendig, um die Kaufunktion, die Sprachfähigkeit und die Ästhetik des Gebisses wiederherzustellen. Ein weiterer wichtiger Grund ist die Vermeidung von Folgeschäden wie Zahnwanderungen, Kiefergelenksproblemen oder dem Abbau des Kieferknochens.
Zahnersatz wird häufig nach Zahnverlust durch Karies, Parodontitis oder Unfälle benötigt. Auch bei altersbedingtem Zahnverlust kann eine Behandlung erforderlich sein, um die Funktionalität und Lebensqualität der Patienten zu erhalten. Zudem wird Zahnersatz in Fällen von angeborenen Fehlstellungen oder Zahndefekten, wie Hypodontie, verwendet.
Die Notwendigkeit einer Zahnersatz-Behandlung hängt vom Zustand des Gebisses und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. In vielen Fällen reicht eine einfache Zahnkrone aus, wenn nur ein Zahn stark beschädigt ist. Fehlen mehrere Zähne, werden Brücken oder Teilprothesen eingesetzt. Bei vollständig zahnlosen Kiefern kommen Vollprothesen oder Implantat-getragener Zahnersatz zum Einsatz. Die Entscheidung für den passenden Zahnersatz erfolgt in Absprache zwischen Zahnarzt und Patient, basierend auf funktionellen, ästhetischen und finanziellen Aspekten.
Vorteile & Nutzen
Eine Zahnersatz-Behandlung bietet zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Behandlungsmethoden, insbesondere in Fällen, in denen Zähne irreparabel beschädigt oder verloren gegangen sind. Einer der größten Vorteile ist die Wiederherstellung der Kaufunktion, die bei fehlenden Zähnen eingeschränkt ist. Zahnersatz ermöglicht es, wieder normal zu essen und zu sprechen, was die Lebensqualität erheblich steigert.
Ein weiterer Vorteil ist die ästhetische Wiederherstellung des Gebisses. Moderne Zahnersatzlösungen wie Kronen, Brücken oder Implantate können so gestaltet werden, dass sie sich nahtlos in die natürliche Zahnreihe einfügen und ein ansprechendes Lächeln ermöglichen. Dadurch wird auch das Selbstbewusstsein gestärkt.
Zahnersatz hilft zudem, Folgeschäden zu vermeiden. Fehlen Zähne dauerhaft, können benachbarte Zähne in die Lücken wandern, was zu Fehlstellungen, Kiefergelenksproblemen oder einer Überlastung der verbleibenden Zähne führt. Zahnersatz stabilisiert die Zahnreihen und verteilt die Kaukräfte gleichmäßig.
Im Vergleich zu rein konservativen Maßnahmen wie Füllungen oder Inlays kann Zahnersatz größere Schäden und Zahnverluste umfassender behandeln. Implantate haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie den Kieferknochen stimulieren und so einem Knochenschwund entgegenwirken, was herkömmliche Prothesen nicht leisten können. Die Vielfalt an Materialien und Techniken bietet Patienten individuell angepasste Lösungen, die sowohl funktional als auch langlebig sind.
Formen, Arten & Typen
Die grobe Unterteilung beim Zahnersatz basiert auf den herausnehmbaren und den fest im Mund verankerten Komponenten. Entgegen aller Annahmen, die von Laien häufig vertreten werden, beinhaltet Zahnersatz nicht nur die "Gebisse".
Beim sogenannten festsitzenden Zahnersatz werden Zahnbrücken und Teleskop- und Klebebrücken sowie Zahnkronen und Zahnimplantate eingesetzt. Darüber hinaus gelten ebenso die trendigen Veneers und die Teilzahnkronen als festsitzende Kunstelemente.
Bei den herausnehmbaren Modellen des Zahnersatzes verwenden die Zahnmediziner die Teil- und Voll- oder Totalprothesen ein. Bei den Prothesen gibt es eine Fülle an Versionen. Sehr beliebt bei den Patientinnen und Patienten und bewährt sind die Zahnersatzkombinationen. Die Auswahl des jeweiligen Zahnersatzes erfolgt nach dem aktuellen Zahnstatus, der vom Zahnarzt diagnostiziert wird.
Aufbau, Funktion & Wirkungsweise
Die Funktionsweise des Zahnersatzes richtet sich immer nach der gewählten Ausführung. Grundsätzlich führt der Zahnersatz immer dazu, dass offene Zahnlücken geschlossen werden können und eine entsprechende Überbrückung entsteht.
Bei einem festsitzenden Zahnersatz müssen sich die Patientinnen und Patienten keine Sorgen darum machen, dass sich der Zahnersatz im Mund nicht verschiebt. Dies stellt natürlich eine große Sicherheit und die Grundlage für eine enorme Verlässlichkeit dar. Ganz anders ist es häufig bei einem entnehmbaren Zahnersatz. Dieser kann bei vorhandenen einzelnen Zähnen an diesen verankert werden und ist somit wesentlich besser positionierbar.
Sind keine "Ankerzähne" vorhanden und kann nicht auf Implantate zurückgegriffen werden, müssen die Prothesen gerade am oberen Gaumen mit Haftmitteln fixiert werden. Durch die Verwendung von Zahnersatz werden nicht nur Lücken gefüllt. Es können auch die Überbleibsel teilweise zerstörter Zähne so ausgestattet werden, dass eine enorme Belastbarkeit gegeben ist.
Zahnbrücken als Zahnersatz werden an den seitlichen Zähnen befestigt. Eine herausnehmbare Sonderform des Zahnersatzes durch Zahnbrücken stellt die teleskopierende Variante dar. Teilprothesen werden mit seitlichen Klammervorrichungen auf den vorhandenen Pfeilerzähnen aufgesetzt. Bei den Teilprothesen gibt es wiederum verschiedene Verarbeitungen.
Totalprothesen werden überwiegend dann empfohlen, wenn die Zähne im Ober- oder Unterkiefer vollständig fehlen oder nur sehr wenige zur Verfügung stehen. Totalprothesen werden separat für den Ober- und den Unterkiefer hergestellt.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Ein Zahnersatz besitzt mehrere Bedeutungen, die sich als kosmetische, sprechortientierte und rein zahnmedizinische sowie kieferorthopädische Aspekte zusammenfassen lassen.
Ohne einen funktionierenden Zahnersatz ist kein richtiges Abbeißen und Zerkleinern der Nahrung möglich. Auch das Trinken fällt schwer, da sich der Lippenschluss nur unzureichend kontrollieren und gewährleisten lässt. Aus diesem Grund kann das Fehlen eines Zahnersatzes einen zunehmenden Verlust von Körpergewicht mit sich bringen. Das heißt, dass ohne Zahnersatz Mangelerscheinungen und eine energiemäßige Unterversorgung nicht auszuschließen sind, woraus sich wiederum andere Folgeerkrankungen ergeben können.
Ein hochwertiger Zahnersatz, der gut passt, keine Beschwerden verursacht und optisch auf das Aussehen abgestimmt ist, erfüllt eine kosmetische Wirkung und ermöglicht zudem eine normale Lautartikulation. Fehlende natürliche Zähne verursachen nicht nur leere Stellen im Gebiss. Ohne Zahnersatz ergeben sich unnatürliche Verschiebungen der Kiefer, die sich negativ auf die Kiefergelenke auswirken.
Da der Gegenbiss zwischen den Zähnen von Ober- und Unterkiefer ohne Zahnersatz fehlt, kommt es bei den gegenüberliegenden Restzähnen zu einer vorzeitigen Parodontose. Aus diesen Betrachtungen heraus, sollte immer auf einen möglichst zeitnahen Zahnersatz geachtet werden.
Durchführung & Ablauf
Eine Zahnersatz-Behandlung erfolgt in mehreren Schritten, die individuell auf den Patienten abgestimmt sind. Der erste Schritt ist eine gründliche Untersuchung durch den Zahnarzt. Dabei werden der Zustand der Zähne, des Zahnfleisches und des Kieferknochens geprüft. Röntgenaufnahmen oder digitale Scans werden genutzt, um die Situation detailliert zu analysieren und die beste Behandlungsoption zu planen.
Im nächsten Schritt erfolgt die Vorbereitung des Gebisses. Das kann die Entfernung beschädigter Zähne, die Behandlung von Karies oder die Optimierung des Zahnfleisches umfassen. Für festsitzenden Zahnersatz, wie Kronen oder Brücken, werden die betroffenen Zähne beschliffen, um eine stabile Basis zu schaffen. Bei Implantaten wird der Implantatkörper aus Titan oder Keramik chirurgisch in den Kieferknochen eingesetzt, was eine Einheilzeit von mehreren Wochen bis Monaten erfordert.
Anschließend wird ein Abdruck oder digitaler Scan des Gebisses erstellt, um den Zahnersatz individuell anzufertigen. In einem Dentallabor entsteht daraufhin der Zahnersatz aus Materialien wie Keramik, Metall oder Kunststoff.
Nach der Anfertigung wird der Zahnersatz angepasst und eingesetzt. Bei festsitzenden Lösungen wie Kronen oder Brücken wird er dauerhaft fixiert, während herausnehmbare Prothesen an die Mundstruktur angepasst werden. Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt stellen sicher, dass der Zahnersatz optimal funktioniert und keine Komplikationen auftreten.
Alternativen
Wenn eine Zahnersatz-Behandlung nicht möglich oder nicht gewünscht ist, gibt es alternative Verfahren, um die Funktionalität und Ästhetik des Gebisses zu verbessern. Eine gängige Alternative bei kleineren Schäden oder Verlusten ist die konservative Zahnbehandlung. Hierbei können größere Defekte mit Füllungen, Inlays, Onlays oder Veneers behandelt werden, sofern die Zahnsubstanz noch ausreichend vorhanden ist. Diese Methoden erhalten die natürlichen Zähne und sind minimalinvasiv.
In Fällen, in denen eine Zahnersatz-Behandlung wegen mangelnder Knochensubstanz nicht möglich ist, kann ein Knochenaufbau (Augmentation) durchgeführt werden. Dabei wird der Kieferknochen mit körpereigenem oder künstlichem Material verstärkt, um später Zahnersatz, wie Implantate, zu ermöglichen.
Eine weitere Alternative ist die kieferorthopädische Behandlung, die Lücken durch Zahnbewegungen schließen kann. Dies ist insbesondere bei kleinen Zahnlücken oder bei jüngeren Patienten eine praktikable Lösung.
Für Patienten, bei denen keine aufwändigen Eingriffe infrage kommen, können funktionelle und kosmetische Verbesserungen durch provisorische Prothesen oder Schienen erzielt werden. Diese sind kostengünstiger, erfordern weniger invasive Eingriffe und bieten eine vorübergehende Lösung.
Bei vollständigem Verzicht auf Zahnersatz können Patienten mit speziellen Ernährungs- oder Sprachtherapien unterstützt werden, um die Funktionalität trotz fehlender Zähne zu optimieren. Solche Ansätze werden jedoch meist nur als Übergangslösungen betrachtet.
Quellen
- Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Schwenzer, N., Ehrenfeld, M., et al.: Zahnärztliche Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2009
- Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016