Amalgamtätowierung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Amalgamtätowierung kommt zustande durch eine Ablagerung des zahnmedizinischen Füllstoffes Amalgam im Zahnfleisch. Dadurch entstehen die typisch schwarz-dunklen Verfärbungen, besonders am Zahnfleischrand.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Amalgamtätowierung?

Durch eine Ablagerung des zahnmedizinischen Füllstoffes Amalgam im Zahnfleisch kann es zu einer Verfärbung des Zahnfleisches kommen.

Die Amalgamtätowierung ist heute ein Phänomen in der Mundhöhle, denn bei vielen Patienten wurde das Füllmaterial Amalgam verwendet. Schwarze Metallpigmente, sogenannte Amalgampartikel, lagern sich mit der Zeit um das Zahnfleisch in der Nähe einer Füllung ab. Betroffen sind also Paradontium und Zahnfleisch in der unmittelbaren Umgebung des Füllmaterials.

Außerdem ist der Befund manchmal auch als unschöner, dunkler Zahnfleischrand in der Nähe von Metallkronen zu sehen. Kommt die Amalgamtätowierung auf der Wangeninnenseite vor, dann sind viele Patienten beunruhigt, weil sie das Phänomen für eine andere, ernsthafte Erkrankung halten.

Doch auch in diesem Fall handelt es sich lediglich um winzige Metallpartikel in der Schleimhaut der Wangen. Die ursprüngliche Bezeichnung einer Amalgamtätowierung kommt von diesen eingeschlossenen Partikeln in der Wangenschleimhaut. Diese wurden beim Herausbohren alter Amalgamfüllungen gegen die Wangenschleimhaut geschleudert und aktiv hineingepresst, also tätowiert.

Sind die Amalgamtätowierungen am Alveolarkamm zu sehen, so kann dies auf Überschüsse an Amalgam oder überpresste Füllungen hindeuten, die nach dem Anfertigen einer Amalgamfüllung nicht sorgfältig genug entfernt und weggespült wurden.

Ursachen

Der zahnmedizinische Werkstoff Amalgam gilt wegen seines hohen Quecksilbergehaltes als problematisch. Messungen von Elektrolyse in der Mundhöhle und Blutanalysen auf Quecksilber kommen zu dem Ergebnis, dass mit der Zeit das im Amalgam als Legierung zunächst fest verankerte Quecksilber herausgelöst und mit dem Speichel heruntergeschluckt wird.

Das toxische Schwermetall Quecksilber wird nach derzeitigem Wissensstand weder verstoffwechselt, noch von den Leberzellen unschädlich gemacht. Es findet also keine Entgiftung des freigesetzten Quecksilbers im Organismus statt. Deshalb lassen sich viele Patienten die Amalgamfüllungen entfernen. Die Füllungen sollten nur in großen Stücken und unter Zuhilfenahme von reichlich Wasserspray entfernt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) empfiehlt, dass Amalgamtätowierungen im Mundbereich von einem Zahnarzt entfernt werden sollten, wenn sie kosmetisch störend sind oder sich in der Nähe von entzündetem Gewebe befinden. Eine Amalgamtätowierung im Mundbereich kann nicht unbedingt als Kunstfehler betrachtet werden, da es sich in der Regel um eine unabsichtliche Komplikation während der Zahnbehandlung handelt.

Die Hauptursachen von Amalgamtätowierungen sind als iatrogen, dies bedeutet durch das Handeln des Zahnarztes, verursacht. Das Problem der Amalgamtätowierungen war als solches lange Zeit nicht bekannt, erst als sich solche Erscheinungen häuften, wurde eine genauere Ursachenforschung betrieben.

Das Instrumentarium und die Arbeitsweise von Zahnärzten hat sich weiterhin optimiert, sodass Patienten nach der Entfernung alter Amalgamplomben heute kaum noch nachträglich mit dem Phänomen einer Amalgamtätowierung rechnen müssen. Von den unschönen Zahnfleischverfärbungen sind insbesondere Patienten betroffen, die sich in den 1980er und 1990er Jahren ihre alten Amalgamfüllungen haben entfernen lassen.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Außerhalb einer Zahnfüllung hat die Legierung Amalgam nichts zu suchen, jede Form der Amalgamtätowierung stellt also für den Patienten ein potentielles Gesundheitsrisiko dar. Denn durch den Schleimhautkontakt gelangt das herausgelöste Quecksilber unmittelbar in den Blutkreislauf und lagert sich als Schwermetall in Leber und Fettgewebe ab.

Eine Entfernung ist dann nicht mehr möglich. Die Zeichen und Symptome einer latenten Quecksilberintoxikation können sehr vielgestaltig sein und werden als solche über einen langen Zeitraum gar nicht mit Amalgam direkt in Verbindung gebracht.

Für den Patienten und Zahnarzt wichtigstes Leitsymptom einer Amalgamtätowierung sind in der Mundschleimhaut eingeschlossene Metallpartikel, diese eingeschlossenen Amalgamteilchen führen dann zu den pigmentartigen schwarzen Verfärbungen der Wangenschleimhaut oder des Zahnfleisches in der Nähe der Amalgamfüllungen.

Amalgamtätowierungen gelten vor allem kosmetisch als störend, der Krankheitswert wird von den meisten Zahnmedizinern als nur gering eingeschätzt. Trotzdem dürfen die Folgen einer jahrelangen, schleichenden Quecksilbervergiftung nicht unterschätzt werden. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass jeder Patient anders auf das Quecksilber reagiert.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose wird in der Zahnarztpraxis anhand des Sichtbefundes gestellt. Es lohnt sich für den Patienten eine zahnärztliche Zweitmeinung, denn auch heute noch gibt es Zahnärzte, denen das Phänomen der Amalgamtätowierung leider nicht bekannt ist. Amalgamtätowierungen verlaufen in der Mundhöhle des Betroffenen stets chronisch, sofern nicht rechtzeitig therapeutisch Abhilfe geschaffen wird.

Differentialdiagnostisch muss eine Amalgamtätowierung gegen andere Fäulnisprozesse der Mundschleimhaut sowie gegen das maligne Melanom der Mundschleimhaut abgegrenzt werden. Dieser schwarze Hautkrebs der Mundschleimhaut kann in seinem Anfangsstadium einer Amalgamtätowierung verblüffend ähneln. Zur Differentialdiagnose kann die betroffene Mundschleimhaut auch histologisch untersucht werden. Feingeweblich zeigt sich dabei ein sogenanntes Fremdkörpergranulom als lokale Abwehrreaktion der Schleimhaut gegen den Amalgameinschluss.

Komplikationen

An sich ist eine Amalgamtätowierung im Mundraum kein Anlass zur Sorge. Zwar wird die unschöne Verfärbung der Mundschleimhaut tatsächlich durch einen Amalgameintrag in die Mundschleimhaut verursacht. Die Amalgamtätowierung muss normalerweise aber nicht behandelt werden. Anders könnte der Arzt jedoch entscheiden, wenn eine echte Allergie auf Schwermetalle oder speziell Amalgambestandteile vorliegt.

Neben dem hochgiftigen Quecksilber sind im Amalgam auch metallische Bestandteile wie Zinn, Kupfer, Silber, Palladium und Zink enthalten. Potenziell kann auf jedes der enthaltenen Metalle eine Allergie ausgelöst werden. Die Amalgam-Allergie ist jedoch sehr selten. Sie würde sich bereits unmittelbar nach dem Legen einer Amalgamplombe bemerkbar machen.

Die damit verbundenen Beschwerden verschwinden in der Regel nach einiger Zeit. Weitere Amalgamplomben sollten jedoch vermieden werden. Die Amalgamtätowierung gilt selbst als therapiebedingte Komplikation, die beim Legen einer Amalgam-Plombe entstehen kann. Die Folgen der Amalgamtätowierung werden von der Medizin jedoch als harmlos bewertet. Trotzdem kann sich die dunkle Verfärbung der plombennahen Mundschleimhaut durch verschiedene Umstände entzünden.

In diesem Fall ist zu prüfen, ob wegen dieser Komplikation eine lokale Behandlung der entzündeten Stelle notwendig wird. Die Amalgamtätowierung selbst kann nach derzeitigem medizinischem Verständnis nicht als medizinische Komplikation verstanden werden, die einer Behandlung bedarf. Ob ein Heilpraktiker die Ausleitung des Amalgams empfehlen würde, ist unterschiedlich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Amalgamtätowierungen im Zahnfleisch sollten die Betroffenen unbedingt zum Zahnarzt gehen. Die gräulichen Verfärbungen am Zahnfleisch deuten an, dass zu viel Abrieb aus alten Amalgamplomben vorliegt. Daher sollte der Besuch beim Zahnarzt abklären, ob und auf welche Weise die Füllungen entfernt werden müssen. Es ist vermutlich ratsam, die alten Amalgamplomben gegen Kunststoffplomben oder Keramik-Inlays auszutauschen.

Die Wahrscheinlichkeit von Spätfolgen durch den Amalgam-Abrieb steigt mit der Zahl der Amalgamplomben. Umweltmediziner sagen, dass mehr als neun Plomben mit erkennbaren Amalgamtätowierungen gefährlich sind. Der Zahnarzt sollte feststellen, inwieweit es bereits weitere Gründe für eine notwendige Zahnsanierungvon gibt. Dazu können beispielsweise eine Immunschwäche oder kleine Stromschläge im Mundraum zählen.

Der Arztbesuch bei Amalgamtätowierungen ist auch ratsam, weil es als Spätfolge des jahrelangen Abriebs von Amalgam- bzw Quecksilberpartikeln zu Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson kommen kann. Der Abrieb ist zwar aus Sicht der Schulmedizin nicht schädlich, dennoch kann es in Einzelfällen anders sein. Der Zahnarzt oder ein geschulter Umweltmediziner können feststellen, ob Anzeichen einer chronischen Vergiftung, einer Unverträglichkeit oder einer Allergie auf Dentalmaterialien vorliegen.

Problematisch ist, dass die meisten Schulmediziner dem Paradigma folgen, Amalgamtätowierungen seien ungefährlich. Eine rein symptombasierte Medizin wird leider kaum Ursachenforschung betreiben. Daher ist die Wahl des Arztes mit Sorgfalt zu treffen.

Behandlung & Therapie

Da die genaue Ursache der Amalgamtätowierung bekannt ist, kann den Patienten eine kausale Therapie angeboten werden, mit deren Hilfe die Amalgameinschlüsse in der Schleimhaut restlos und dauerhaft entfernt werden können. Es können allerdings dazu mehrere Therapiesitzungen erforderlich sein. Zur Entfernung der Amalgamtätowierung sollte ein Patient nur Zahnärzte aufsuchen, die mit dem elektrolytischen Verfahren zur Entfernung vertraut sind und Erfahrung auf diesem Gebiet vorweisen können.

Denn bei jeder Entfernung von Amalgam besteht das zusätzliche Risiko der Freisetzung von Quecksilber. Zur Therapie der Wahl arbeitet der Zahnarzt mit der sogenannten Schlingenelektrode eines Elektrotoms. Dabei wird die tätowierte Stelle mit mittlerer Stromstärke mit der Elektrode bestrichen. Sind die einzelnen Körnchen freigelegt, bleiben diese an der Schlinge haften und können vorsichtig aus der Mundhöhle entfernt werden.

Aussicht & Prognose

In der Regel kommt es bei der Amalgamtätowierung zu einer Verfärbung am Zahnfleisch, sodass dieses schwarz aussieht. Dadurch kann die Gesundheit des Betroffenen deutlich eingeschränkt werden, sodass es weiterhin sogar zu einer Amalgamvergiftung kommen kann. In den meisten Fällen ist die Verfärbung nicht direkt sichtbar, sodass es nicht zu besonderen Komplikationen oder Beschwerden kommt. Sollte der Betroffene dabei nicht in regelmäßigen Abständen Amalgam einnehmen, so treten auch keine weiteren Beschwerden auf. Die Diagnose dieser Krankheit kann direkt durch einen Zahnarzt erfolgen.

Die Behandlung der Amalgamtätowierung kann durch eine Entfernung durchgeführt werden. Dabei ist der Betroffene in den meisten Fällen auf mehrere Sitzungen angewiesen, da die Behandlung in einigen Fällen mit Schmerzen verbunden ist. Dabei treten allerdings keine weiteren Beschwerden auf und die Symptome verschwinden nach der Behandlung.

Ob es für den Körper selbst zu Folgeschäden kommt, hängt von der aufgenommenen Menge des Amalgams ab. Teils kommt es dabei zu Kopfschmerzen oder zu einer Müdigkeit. Bei geringen Mengen treten allerdings keine lebensgefährlichen Beschwerden auf. Möglicherweise muss der Betroffene seine Zahnfüllungen erneuern lassen und dabei auf das Amalgam verzichten.

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Vorbeugung

Die beste Vorbeugung gegen Amalgamtätowierungen ist der absolute Verzicht auf den zahnmedizinischen Werkstoff Amalgam. In nahezu allen Fällen von Füllungen zur Kariesbehandlung ist dies heute möglich. Sollen alte Amalgamplomben entfernt werden, so muss der Zahnarzt neben dem erforderlichen Instrumentarium auch die notwendige filigrane Sorgfalt walten lassen, damit es gar nicht erst zu den Amalgamtätowierungen als typisch iatrogenen Schaden kommen kann.

Nachsorge

Bei einer Amalgamtätowierung handelt es sich um keine schwerwiegende Erkrankung. Mögliche Vergiftungserscheinungen wurden bisher nicht belegt. Wird eine Behandlung durchgeführt, sind meist optische Gesichtspunkte relevant. Wenn die Verfärbung beim Lachen oder Sprechen sichtbar ist, fühlen sich Betroffene unter anderen Menschen unwohl.

Das Risiko einer Persönlichkeitsänderung entsteht. Da sich die Nachsorge auf planmäßige Kontrollen bei einer Erkrankung bezieht, spielt sie bei einer Amalgamtätowierung keine Rolle. Patienten konsultieren ihren Zahnarzt, sobald sie die blaugrauen oder blauschwarzen Flecken festgestellt haben.

Dieser entscheidet mit dem Betroffenen zusammen über eine Therapie. Oft sind mehrere Behandlungstermine erforderlich. Etabliert hat sich die Entfernung per Schlingersonde mit dem Elektrotom. Nach einer erfolgreichen Behandlung ist die Therapie abgeschlossen. Eine Immunität gegen die Amalgamtätowierung besteht allerdings nicht. Der Patient kann jederzeit wieder an den Flecken leiden. Einzig eine eigenständige Vorsorge verhindert ein wiederholtes Auftreten. Betroffene sollten auf den Werkstoff Amalgam verzichten, der die Verfärbungen auslöst.

Eine längere Nachsorge ist in seltenen Fällen denkbar. Hat der Patient eine Allergie gegen Schwermetalle entwickelt, müssen alte Amalgam-Plomben entfernt werden. Diese Fertigungen werden bei heutigen Zahnkorrekturen nicht mehr verwendet. Die Nachsorge zielt dann darauf, den Genesungszustand zu dokumentieren.

Das können Sie selbst tun

Wenn erst einmal die Diagnose Amalgamtätowierung gesichert ist und feststeht, dass es sich bei der Verfärbung im Mund nicht um ein malignes Schleimhautmelanom handelt, kann der Patient aufatmen.

Ob die in der Mundschleimhaut eingelagerten Amalgam-Partikel eine Belastung für den Körper darstellen, wird unterschiedlich diskutiert. Doch auch wenn keine Beschwerden vorliegen, kann der dunkle Bereich kosmetisch als störend empfunden und sollte entfernt werden. Je nach Größe der Amalgamtätowierung kann dieser Eingriff allerdings recht aufwendig werden, weil dann Transplantate vonnöten sind, um den so entstehenden Defekt abzudecken.

Leidet der Patient mit einer Amalgamtätowierung unter diffusen Beschwerden wie Kopfschmerzen oder chronischer Müdigkeit, kann an eine Amalgamvergiftung gedacht werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn bekannt ist, dass der Patient auf bestimmte Metalle und Amalgambestandteile allergisch reagiert. Auch dann sollte eine Entfernung der Tätowierung in Angriff genommen werden.

Im Anschluss daran sind ausleitende und entgiftende Maßnahmen hilfreich. Dazu sollte sich der Patient in die Hände eines naturheilkundlichen arbeitenden Arztes oder Heilpraktikers begeben, der entsprechende homöopathische Mittel verordnen wird. Aber auch Saunagänge, Dampfbäder und schweißtreibender Sport entgiften den Organismus. Selbst verschiedene Lebensmittel wirken entgiftend, wie beispielsweise Spargel oder wasserreiches Obst. Während des Entgiftungsprozesses sollte sich der Patient viel Ruhe gönnen sowie Alkohol und Nikotin vermeiden.

Quellen

  • Gängler, P. et al.: Zahn-Mund-Kiefer-Heilkunde – Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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