Amalgamvergiftung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Amalgamvergiftung
Die Amalgamvergiftung ist eine mögliche Folge amalganhaltiger Zahnfüllungen. Um einer vorliegender Amalgamvergiftung zu begegnen, ist ein erster wichtiger Schritt das Austauschen entsprechender Füllungen.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist eine Amalgamvergiftung?
Als Amalgamvergiftung werden Vergiftungserscheinungen bezeichnet, die von dem Schwermetallgemisch Amalgam ausgehen. In der Regel findet sich Amalgam im Körper in Form von Zahnfüllungen. Entsprechende Amalgamfüllungen enthalten die Schwermetalle Quecksilber, Silber, Zinn und Kupfer.
Amalgamfüllungen haben die Tendenz, sich über die Zeit hinweg zunehmend aufzulösen. Hierdurch gelangen die enthaltenen Schwermetalle in den Körper und können hier zu einer Amalgamvergiftung führen. Häufig zeigen sich erste Symptome einer Amalgamvergiftung erst viele Jahre nach Einsetzen von Amalgamfüllungen. Solche ersten Symptome werden von Betroffenen häufig nicht mit einer Amalgamvergiftung in Verbindung gebracht, da sie relativ unspezifisch sind.
Mögliche erste Vergiftungserscheinungen äußern sich beispielsweise durch Kopfschmerzen oder Erkältungskrankheiten. Neben den unspezifischen Symptomen kann eine Amalgamvergiftung außerdem Hauptsymptome hervorrufen. Zu diesen zählen etwa Krämpfe bzw. Schmerzen in Kiefer, Füßen und Händen, starke Müdigkeit, ein metallischer Geschmack im Mund oder auch ein Zittern der Hände.
Ursachen
Die Ursache einer Amalgamvergiftung ist das Gelangen von Schwermetallen in den Körper. Aus Amalgamfüllungen können sich Schwermetalle mit der Zeit etwa lösen durch Vorgänge wie Kauen und Zähneknirschen.
Begünstigt wird eine Schwermetallfreisetzung außerdem durch saure und/oder heiße Getränke bzw. Lebensmittel, stark zuckerhaltige Nahrungsmittel oder auch durch Zahncremes, die Schleifmittel oder Fluorid enthalten.
Die Vergiftungserscheinungen einer Amalgamvergiftung sind unter anderem begründet durch die Tatsache, dass sich Schwermetalle wie Quecksilber an Schwefel binden. Schwefel ist ein Bestandteil vieler Eiweiße, die im Körper benötigt werden für Prozesse wie den Stoffwechsel und die Hormonproduktion.
Durch die Bindung von Quecksilber an die Schwefelanteile von Eiweißen werden Letztere blockiert. Hieraus werden entsprechende Körperprozesse beeinträchtigt und es kommt zu Symptomen der Amalgamvergiftung.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Amalgamvergiftung äußert sich anhand einer Reihe eindeutiger Symptome. Zu den typischen Beschwerden zählen akute oder chronische Hyperventilation sowie Muskelzittern und Krämpfe. Infolge der Vergiftung kommt es meist auch zu Gefühlsstörungen, Metallgeschmack im Mund und Muskelschmerzen. Im Bereich des Magen-Darm-Traktes können Übelkeit, Erbrechen und chronische Durchfälle auftreten.
Weiterhin kann es zu Sehstörungen, Geschmacksstörungen, Kieferschmerzen und Kopfschmerzen kommen. Oft verspüren die Betroffenen auch eine zunehmende Müdigkeit sowie Konzentrationsstörungen und Bewusstseinsstörungen. Auch die Psyche ist betroffenen: Es können Depressionen, Stimmungsschwankungen und soziale Ängste auftreten. Im Bereich der Haut kann es zu Entzündungen, Schuppenbildung und Rötungen, aber auch zu ernsten Erkrankungen wie Dermatitis kommen.
Eine Amalgamvergiftung äußert sich außerdem durch Reizhusten, eine ständig laufende Nase und Atembeschwerden. Auch Sprachstörungen wie Stottern können ein Hinweis auf eine Vergiftung durch das Metall sein. Viele Betroffene sind außerdem plötzlich wetterempfindlich oder leiden an akuten Infektionen. Ein typisches Symptom einer Amalgamvergiftung ist Haarausfall.
Äußerlich zeigt sich eine Vergiftung auch durch die charakteristischen Augenringe und die blasse Haut. Im späteren Verlauf können schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs auftreten. Aufgrund der Vielfalt der möglichen Symptome muss bei einer Diagnose immer der gesamte Gesundheitszustand des Betroffenen berücksichtigt werden.
Diagnose & Verlauf
Aufgrund der häufig unspezifischen Symptome einer Amalgamvergiftung kommt es oft erst vergleichsweise spät zu einer entsprechenden Diagnose. Eine Verdachtsdiagnose kann beispielsweise gestellt werden aufgrund des Vorhandenseins von Amalgamfüllungen bei einem Patienten und dem parallelen Auftreten typischer Symptome.
Um die Verdachtsdiagnose Amalgamvergiftung zu prüfen, kann es beispielsweise sinnvoll sein, Amalgamfüllungen austauschen zu lassen und den Effekt auf vorliegende Symptome zu prüfen.
Der Verlauf einer Amalgamvergiftung hängt unter anderem ab von der Schwere der vorliegenden Vergiftung. Ist der Körper beispielsweise aufgrund einer hohen Anzahl an Amalgamfüllungen vergleichsweise hoch mit Schwermetallen belastet, können sich im Verlauf schwere, typische Symptome entwickeln. Eine sehr leichte Amalgamvergiftung kann dagegen unter Umständen weitgehend symptomfrei verlaufen.
Komplikationen
Amalgamvergiftung ist immer eine schwerwiegende Vergiftung für den menschlichen Körper und muss immer durch einen Arzt behandelt werden. Sie tritt in den meisten Fällen nicht plötzlich auf, sondern entwickelt sich erst im Laufe der Jahre zu einer akuten Gefahr für den Körper. Das Amalgam selbst sammelt sich oft durch die Zahnfüllungen im Körper an und kann nicht abgebaut werden.
Die meisten Menschen fühlen bei einer Amalgamvergiftung relativ starke Kopfschmerzen und sind anfälliger für Erkältungskrankheiten. Es tritt eine erhöhte Müdigkeit auf und die betroffenen Personen fühlen sich sehr oft krank und schwach. In der Regel werden diese Symptome weiterhin durch Schwindel, einen Metallgeschmack im Mund und durch Sehstörungen begleitet.
Ohne eine Behandlung durch den Arzt kann das Amalgam nicht direkt durch den Körper abgebaut werden. Die Entgiftung selbst findet durch Medikamente statt und dauert mehrere Monate an, bis das komplette Amalgam aus dem Körper entfernt wurde. In erster Linie müssen dafür aber die Zahnfüllungen durch Kunststofffüllungen ersetzt werden.
Meistens kann eine Amalgamvergiftung relativ gut behandelt werden, sodass der Körper keine bleibenden oder gesundheitsschädlichen Schäden davon trägt. Um die Amalgamvergiftung zu vermeiden, sollten keine Füllungen aus Amalgam in den Zähnen benutzt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einem begründeten Verdacht auf eine Amalgamvergiftung sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Es kann ein Umweltmediziner, ein Zahnarzt oder der Hausarzt sein. Die Vergiftung kann durch alte, frische oder defekte Dentalmaterialien auftreten. Auch bei einer strikten Diät kann so viel Amalgam aus dem Bauchfett gelöst werden, dass es zu einer akuten Vergiftung kommt. Die Quecksilbervergiftung tritt hingegen durch die orale Aufnahme vergifteter bzw. hochgradig mit Quecksilber belasteter Lebensmittel auf.
Da eine Amalgamvergiftung verschiedene Folgeprobleme hervorrufen kann, ist schnelles Handeln notwendig. Es handelt sich nicht um eine starke Belastung mit dem Schwermetall, sondern es treten bereits akute oder chronische Vergiftungserscheinungen auf. Typisch für eine Amalgamvergiftung sind ein metallischer Geschmack, Infektanfälligkeit, ein grauer Rand um amalgambelastete Zähne, Haarausfall, Appetitlosigkeit, Zahn- oder Kopfschmerzen. Da diese Symptome nicht unbedingt auf eine Amalgamvergiftung hinweisen, sind Blutuntersuchungen zur Abklärung der Beschwerden notwendig. Eine Eigenbehandlung ist nicht ratsam.
Stärkere Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Sehstörungen und Ähnliches gehören ohnehin umgehend in ärztliche Behandlung. Schwermetallvergiftungen durch Amalgam sind unbedingt ernst zu nehmende Erkrankungen. Spätschäden wie Krebs, Parkinson oder Alzheimer sollten durch eine rechtzeitige Konsultation vermieden werden. Bei einer festgestellten Vergiftung durch Amalgamplomben bieten die Schulmedizin und die Naturheilkunde Therapien an. Eine umgehende Zahnsanierung mit Kofferdam ist zwingend notwendig.
Behandlung & Therapie
Die Therapie einer Amalgamvergiftung beginnt in der Regel zunächst mit einer Entfernung der Schwermetallquellen (Amalgamfüllungen) aus dem Körper.
Zwar können auch bei Verbleib von Amalgamfüllungen im Mund die Symptome einer Amalgamvergiftung medikamentös gelindert werden; der Behandlungserfolg ist hier aber nur kurzfristig und behebt weder die Ursache einer Amalgamvergiftung noch die Anreicherung von Schwermetallen im Körper.
Sind die Herde einer Amalgamvergiftung in Form von Amalgamfüllungen aus den Zähnen entfernt, ist der Körper zunächst trotzdem noch mit bereits aufgenommenen Schwermetallen belastet. Daher gilt es nun häufig, den Körper bei vorliegender Amalgamvergiftung in weiteren Therapieschritten zu entgiften. Je nach Therapiekonzept unterscheiden sich Maßnahmen und Schritte einer erfolgender Entgiftung.
So können zur Entgiftung bei einer Amalgamvergiftung beispielsweise sowohl schulmedizinische als auch alternativmedizinische Ansätze verfolgt werden. Gemein ist es den verschiedenen Entgiftungsmethoden, dass die Therapie in der Regel nicht durch eine einmalige Behandlung möglich ist, sondern mehrerer Behandlungsepisoden bedarf.
So wird bei verschiedenen Ansätzen einer Entgiftung bei vorliegender Amalgamvergiftung beispielsweise zunächst das Bindegewebe von Schwermetallen befreit, um in weiteren Schritten Gewebe wie Nerven und Zellen zu entgiften.
Aussicht & Prognose
Durch die Amalgamvergiftung wird die Lebensqualität des Patienten deutlich verringert. Es können verschiedene Beschwerden und Symptome auftreten, die in der Regel von der Schwere der Amalgamvergiftung abhängen. In den meisten Fällen kommt es dabei allerdings zu starken Schmerzen am Kopf und am Kiefer. Diese Schmerzen breiten sich oft auch in andere Bereiche des Körpers aus und können auch dort zu Beschwerden führen.
Weiterhin treten oft auch Krämpfe auf. Die Betroffenen leiden teils an einer Geschmacksstörung, sodass eine gewöhnliche Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist. Sollte die Amalgamvergiftung durch eine abgebrochene Zahnfüllung auftreten, so kommt es in der Regel auch zu Zahnschmerzen und zu anderen unangenehmen Beschwerden im Mundraum.
In der Regel kann die Amalgamvergiftung relativ schnell behandelt werden, indem die Quelle des Amalgams entfernt wird. Dafür muss in den meisten Fällen ein Zahnarzt aufgesucht werden. Weiterhin können verschiedene Medikamente zur Entgiftung eingenommen werden, um die Beschwerden zu lindern. Falls die Behandlung frühzeitig eingeleitet wird, kommt es dabei nicht zu weiteren Beschwerden. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Amalgamvergiftung meistens nicht verringert.
Vorbeugung
Vorbeugen lässt sich einer Amalgamvergiftung vor allem durch den Verzicht auf Amalgamfüllungen; alternativ können etwa Keramik-, Gold- oder Kunststofffüllungen gewählt werden. Sind bereits Amalgamfüllungen im Mund vorhanden, kann ein frühzeitiges Ersetzen dieser Füllungen dazu beitragen, das Entstehen oder das Fortschreiten einer Amalgamvergiftung zu verhindern.
Nachsorge
Die vollständige Heilung einer Amalgamvergiftung ist möglich. Alle therapeutischen Maßnahmen zielen hierauf. Eine anschließende Nachsorge wird dann unnötig. Ein erneutes Auftreten ist angesichts der erfolgten Ursachenbekämpfung nicht möglich. Komplikationen lassen sich nicht erwarten. Bis eine Amalgamvergiftung abschließend verschwindet, vergeht einige Zeit.
Meist unterteilen Mediziner die Behandlung in verschiedene Phasen. Eine kurzzeitige Linderung der bekannten Beschwerden kann manchmal sinnvoll sein. Mit einer medikamentösen Behandlung lässt sich eine akute Besserung hervorrufen. Sie hält einige Wochen an. Dadurch wird allerdings nicht die eigentliche Ursache, die sich meist im Mundraum befindet, beseitigt.
Amalgamfüllungen sind unbedingt durch einen Zahnarzt zu entfernen. Sie befinden sich in den Gebissen älterer Menschen. Nur unter dieser Voraussetzung tritt die Vergiftung nicht erneut auf. Die reine Zahnreparatur führt allerdings auch nicht zur vollständigen Heilung. Denn das Amalgam hat sich in den Nervenbahnen und Organen abgelagert.
Mittels einer Therapie wird der Stoff von dort weggeleitet. Dieses Verfahren umfasst meist mehrere Episoden. Ärzte überwachen den Körperzustand über schulmedizinische und naturmedizinische Verfahren. Unterbleibt ein vollständiger Abbau, werden Nachsorgeuntersuchungen notwendig. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Dauerbehandlung, was angesichts der Heilbarkeit der Amalgamvergiftung unnötig ist.
Das können Sie selbst tun
Bevor der Zahnarzt sämtliche Amalgamreste entfernt, sind säurehaltige Getränke zu vermeiden. Auch zuckerhaltige Durstlöscher können zum Freisetzen von Quecksilber führen und sollten nur in geringer Menge getrunken werden. Vorteilhaft ist ebenfalls der Gebrauch einer weichen Zahnbürste und der Verzicht auf Zahncreme mit scheuernder Wirkung. Fluoridhaltige Produkte verbinden sich mit dem Quecksilber und bilden eine hochgiftige Substanz. Sie sollten bei Amalgamvergiftungen gemieden werden. Kurz, alles, was den Zahnschmelz angreift, ist zu meiden beziehungsweise sehr niedrig dosiert zu konsumieren.
Nach dem Eliminieren aller Zahnfüllungen ist die Ausleitung der schädlichen Stoffe notwendig. Chlorella und einige andere Algen werden häufig zur Unterstützung empfohlen. Sie binden die Metalle und leiten sie über den Darm aus. Zu den Gewürzen, die eine Ausscheidung der schädlichen Stoffe unterstützen gehören Bärlauch und Koriander. Da die Leber das wichtigste Entgiftungsorgan des Körpers ist, sollte sie in ihrer Arbeit unterstützt werden. Der Verzicht auf Alkohol und Nikotin ist von Vorteil. Die medikamentöse Ausleitung der Metalle sollte stets nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin 2016. Selbstverlag, Köln (2016)
- Kruse Gujer, A., Jacobsen, C., Grätz, K.W.: Facharztwissen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Springer, Heidelberg 2013
- Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016