Arbeitsmedizin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Arbeitsmedizin befasst sich als Teilgebiet der medizinischen Wissenschaft mit den Wechselwirkungen zwischen Gesundheit und Arbeit. Es handelt sich um einen noch recht jungen Medizinzweig, denn die Auswirkungen beruflicher Belastungen waren früheren Generationen längst nicht so präsent, wie heutzutage.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Arbeitsmedizin?

Die Arbeitsmedizin befasst sich als Teilgebiet der medizinischen Wissenschaft mit den Wechselwirkungen zwischen Gesundheit und Arbeit.

Betriebsmedizin legt das besondere Augenmerk auf berufsbedingte Gesundheitsschäden, wie sie heute in jedem Beruf auftreten können. Betriebsärzte sehen dabei nicht nur physische Gesundheitsschäden durch die Arbeit, sondern zunehmend auch Störungen der Psyche, die unmittelbar aus dem Arbeitsumfeld eines Betroffenen resultieren können.

Mobbing oder Burnout sind Anglizismen, die heute im Sprachgebrauch fest verankert sind, wenn es um die Beschreibung von psychischen Leiden durch den Arbeitsplatz geht. Doch auch die klassischen Berufskrankheiten wie beispielsweise Silikose, Asbestose oder Rücken- oder Gelenkerkrankungen spielen eine Rolle. Die Arbeitsmedizin definiert sich selbst nicht nur als Teilgebiet der Medizin, um berufsbedingte Einschränkungen durch Arbeit zu diagnostizieren, sondern vor allem, um diese zu vermeiden.

Betriebsmediziner betreiben also auch eine innerbetriebliche Gesundheitsprophylaxe, um die Gesundheit der Mitarbeiter eines Betriebes so gut es geht zu erhalten. Viele Betriebe haben das Problem erkannt und bieten entsprechende Präventionsprogramme an, beispielsweise in Form von Rückenschulen, Yogakursen oder Entspannungsübungen während der Arbeitszeit. Die gesetzlichen Vorgaben zur Betriebsmedizin müssen in den Betrieben von den Unternehmen umgesetzt werden. Ab einer bestimmten Unternehmensgröße muss ein Betriebsmediziner vor Ort sein, der die regelmäßig vorgeschriebenen arbeitsmedizinischen Untersuchungen bei den Mitarbeitern durchführt.

Behandlungen & Therapien

In Deutschland gibt es eine ärztliche Weiterbildung zum Betriebsmediziner, es handelt sich um eine Facharztweiterbildung mit dem Titel Facharzt für Betriebsmedizin. Arbeitsmediziner kümmern sich in den Betrieben eigens um die Belange, Beschwerden und Krankheiten der Mitarbeiter. Dabei sind allerdings innerbetrieblich nur solche Gesundheitsstörungen von Belang, die in irgendeiner Weise mit der Arbeit in Zusammenhang stehen könnten.

Aufgrund ihrer Ausbildung können Arbeitsmediziner in der Regel schnell abschätzen, ob eine Gesundheitsstörung betriebsbedingt ist oder nicht. Liegen Berufskrankheiten vor, dann fertigen Arbeitsmediziner auch entsprechende Gutachten für einen Arbeitnehmer aus, beispielsweise wenn es um die Frage einer vorzeitigen Frühberentung vor Eintritt des offiziellen Renteneintrittsalters geht. Die Unfallverhütung obliegt ebenfalls den Richtlinien der Betriebsmedizin. Hat ein Betriebsmediziner Unfallschwerpunkte benannt, so muss ein Arbeitgeber entsprechende Maßnahmen ergreifen, um diese Schwachstellen zu beseitigen. Geschieht dies nicht und kommt durch das fahrlässige Verhalten des Unternehmens ein Mitarbeiter zu Schaden, so steht diesem ein Schadensersatzanspruch zu.

Arbeitsmedizin dient dem Erhalt der Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern und dem frühzeitigen Erkennen von Gesundheitsschäden, welche diese Leistungsfähigkeit negativ beeinträchtigen könnten. Betriebsmediziner berücksichtigen dabei in der Regel ganzheitlich physische, psychische und psychosoziale Aspekte der Mitarbeiter. Arbeitsbedingte Erkrankungen sollen vermieden und die Gesundheit am Arbeitsplatz gefördert werden. Mitarbeiter sollen hinsichtlich gesundheitlicher Risiken und Auswirkungen von Gefahrstoffen am Arbeitsplatz informiert werden.

Maßnahmen zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation am Arbeitsplatz werden durch die Arbeitsmedizin einer Effizienzkontrolle unterzogen. Auch wenn neue Arbeitsstätten geplant oder Arbeitsmittel oder Geräte beschafft werden sollen, wird die Arbeitsmedizin in diese Themen mit einbezogen. Denn der Betriebsmediziner kann darauf hinwirken, dass möglichst ergonomische Sitzmöbel oder spezielle Schutzausrüstungen angeschafft werden.

Arbeitszeit, Pausenregelung, Arbeitsrhythmus, Arbeitsplatzgestaltung, Optimierung der Arbeitsabläufe sind ebenfalls wichtige Aspekte der Arbeitsmedizin. Tauch- und Flugmedizin sind zwei besondere Teilaspekte der Arbeitsmedizin, die sich einerseits mit den Effekten von Wasser auf den menschlichen Körper und andererseits mit den Auswirkungen auf den Körper während eines Fluges beschäftigen.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Aufgrund seiner ärztlichen Ausbildung stehen auch dem Arbeitsmediziner sämtliche gängigen medizinischen Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Betriebsmedizinische Untersuchungen weisen jedoch einige typische Spezifika auf, die zum Aufdecken von betriebsbedingten Gesundheitsschäden unerlässlich sind. Die definierten Untersuchungs- und Behandlungsverfahren umfassen insbesondere arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen nach Rechtsvorschriften.

Diese sehen bei jeder arbeitsmedizinischen Kontrolle eine umfassende Blutuntersuchung, eine Übersichtsaufnahme der Lunge sowie eine umfassende körperliche Untersuchung und arbeitsmedizinische Einzelberatung vor. Um dieses gesetzlich vorgeschrieben Procedere einzuhalten, werden die Arbeitnehmer turnusmäßig vom Arbeitgeber zu den arbeitsmedizinischen Untersuchungen eingeladen. Die Teilnahme an der betriebsärztlichen Untersuchung ist für die Arbeitnehmer Pflicht. Eine Verweigerung ohne triftigen Grund kann sogar zur Abmahnung oder Kündigung führen, weil ein Arbeitgeber dann seine Fürsorgepflicht grob verletzen würde. Betriebsmediziner sehen sich, meist auf Wunsch des Arbeitnehmers, dessen Arbeitsplatz auch persönlich und genau an.

Durch das so gewonnene Verständnis für den Arbeitsablauf kann der Arbeitsmediziner Gefährdungsanalysen und Arbeitsplatzbeurteilungen erstellen. Außerdem kann eine Beratung zur ergonomischen Arbeitsgestaltung stattfinden. Ergometrie, Lungenfunktionstests sowie die Beurteilung von Hör- und Sehvermögen mittels einfacher apparativer Techniken gehören ebenfalls zum Standard einer jeden arbeitsmedizinischen Untersuchung. Für viele Arbeitnehmer ist der Arbeitsmediziner aber auch außerhalb der turnusmäßigen Untersuchungstermine ein wichtiger und kompetenter Ansprechpartner, wenn plötzlich gesundheitliche Einschränkungen und Probleme am Arbeitsplatz auftreten.

Der Betriebsmediziner unterliegt wie alle Ärzte einer Schweigepflicht, darf also insbesondere auch keinerlei Informationen über den Gesundheitszustand von Mitarbeitern an den Arbeitgeber weitergeben. Bewertung von Messergebnissen verschiedener Arbeitsumgebungsfaktoren also beispielsweise von Lärm, Klimagrößen, Beleuchtung oder Gefahrstoffen sind ebenfalls oft Gegenstand von arbeitsmedizinischen Untersuchungen. Gerade die Lärmbelastung am Arbeitsplatz stellt für viele Arbeitnehmer eine enorme gesundheitliche Belastung dar.

Quellen

  • Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012
  • Jaggi, F.: Burnout – praxisnah. Thieme, Stuttgart 2008
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage, de Gruyter, Berlin 2014

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