Silikose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Silikose handelt es sich um eine Lungenerkrankung. Sie kommt insbesondere im Rahmen von Berufskrankheiten vor und ist vermehrt in Entwicklungsländern verbreitet, in denen der Arbeitsschutz nur ein geringes Niveau erreicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Silikose?

Wird die Silikose nicht behandelt, resultiert sie irgendwann im Erstickungstod. Dementsprechend ist eine möglichst zeitige Diagnose ausschlaggebend.
© Axel Kock – stock.adobe.com

Eine Silikose kommt aufgrund von Quarzpartikeln zustande. Werden diese in regelmäßigen Abständen und höheren Dosen eingeatmet, verändert die Lunge sich pathologisch. Letztendlich resultiert aus den Beschwerden eine schwere Krankheit des Atemsystems. Weil diese aufgrund von Quarz entsteht, wird sie abseits der medizinischen Fachsprache auch als Quarzstaublunge bezeichnet.

Besonders häufig ist der Arbeitsplatz an der Silikose schuld. Weist dieser eine hohe Belastung an Quarz in Form von Staub auf, kann ein Entstehen der Erkrankung nicht ausgeschlossen werden. Bei gefährdeten Betrieben handelt es sich um Sparten wie Bergbau oder Diamantenschleifereien. Dementsprechend gehört die Silikose zu den Berufskrankheiten. Das Risiko, an den Beschwerden außerhalb des Arbeitsplatzes zu erkranken, ist sehr gering.

Ursachen

Die Arbeit im Bergbau sorgt für eine erhöhte Konzentration an Quarzstaub in der Luft. Wird dieser eingeatmet, gelangen die Partikel in die Lunge der betroffenen Person. Die Verschmutzungen verbleiben in dem Gewebe, woraufhin der Organismus das Bestehen von Fremdkörpern signalisiert. Dementsprechend versuchen die Zellen, die Partikel abzustoßen. Weil die Staubpartikel jedoch sehr klein sind, können sie in der Regel bis in die Lungenbläschen vordringen.

Es werden schließlich vermehrt Antikörper produziert, wie es im Rahmen eines gesunden Immunsystems bei eingedrungenen Erregern üblich ist. Die Immunzellen greifen die Staubpartikel an und wollen sie auf diese Weise vernichten. Letztendlich scheitern die Immunzellen jedoch an der Eliminierung. Stattdessen sterben die Zellen ab, die Staubpartikel gelangen erneut in die Lunge. Weitere Antikörper widmen sich den Fremdpartikeln, es kommt zu einem erneuten Absterben.

So häuft sich letztendlich die Menge der toten Zellen im Bereich der Lunge an. Der Körper reagiert mit einer Entzündung der Lunge, woraufhin wiederum mehr Bindegewebszellen hergestellt werden. Im weiteren Verlauf mündet die Silikose in einer Fibrose. Eine Fibrose schränkt die Funktionstüchtigkeit der Lunge dauerhaft ein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das erste Auftreten von Symptomen hängt vor allem von der spezifischen Quarzkonzentration in der Luft ab. So können zunächst Jahre vergehen oder nur wenige Monate, ehe die Krankheit sich erstmalig äußert. Gleichzeitig verursachen die späten Symptome weitreichende Konsequenzen: sobald sie auftreten, ist die Silikose oft schon weit fortgeschritten und einige Therapieansätze können nicht mehr angewendet werden.

Letztendlich bemerken Betroffene im Rahmen der Erkrankung Reizhusten, Atemnot, Müdigkeit, Gewichtsverlust, ein leichtes Fieber, trockenen Husten und Gelenkschmerzen. Der trockene Reizhusten verbleibt meist dauerhaft und lässt sich nicht durch die Einnahme von Schleimlösern oder ähnlichen Medikamenten behandeln. Atemnot macht sich insbesondere während körperlicher Belastung bemerkbar.

So geraten Betroffene beispielsweise beim Treppensteigen schnell außer Atem. Ist die Erkrankung schon weit fortgeschritten, kann das Ringen nach Luft auch im Ruhezustand auftreten. In einigen Fällen ist das Eindringen von Sauerstoff erst nach einigen vergeblichen Atemzügen wieder möglich. Als Folge des Sauerstoffmangels verfärben sich Lippen und Finger blau.

Diagnose & Handlungsverlauf

Wird die Silikose nicht behandelt, resultiert sie irgendwann im Erstickungstod. Dementsprechend ist eine möglichst zeitige Diagnose ausschlaggebend. Weil die Symptome oft jedoch erst spät auffallen und gleichzeitig auf andere Erkrankungen hindeuten könnten, wird die Diagnose häufig erst in Zusammenarbeit mehrerer Spezialisten bestätigt.

Besonders wichtig sind hier genaue Informationen des Patienten über seinen Arbeitsplatz. Anschließend kann die Atmung abgehört und die Funktion der Lunge überprüft werden. Im Rahmen einer Lungenspiegelung können schließlich Gewebeproben entnommen werden. Die Untersuchung der Zellen im Labor gibt weiteren Aufschluss über das eventuelle Vorliegen einer Silikose.

Komplikationen

Eine Silikose kann einige Komplikationen nach sich ziehen. Deren Ausmaß richtet sich danach, ob es sich um eine akute oder chronische Form der Quarzstaublunge handelt. So hat eine akute Silikose oftmals den Tod zur Folge, was auf die sich rasant ausbreitende Atemschwäche zurückzuführen ist. Bei einem chronischen Verlauf zeigen sich die Beschwerden meist erst nach mehreren Jahrzehnten mit Quarzstaubbelastung.

Aufgrund einer Lungenfibrose wird die Lebenserwartung der betroffenen Personen nur in seltenen Fällen verkürzt. Allerdings besteht aufgrund der Quarzstaublunge eine verstärkte Anfälligkeit für äußere Infektionen. Zur Vermeidung von weiteren Atemproblemen ist daher eine umgehende Behandlung erforderlich.

Zu den Komplikationen der Silikose zählt die Tuberkulose (Schwindsucht). So besteht bei den Patienten ein dreißigfach erhöhtes Krankheitsrisiko. Wird einerseits eine Silikose und außerdem eine Tuberkulose diagnostiziert, ist in der Medizin von einer Siliko-Tuberkulose die Rede.

Weitere mögliche Folgeerscheinungen der Quarzstaublunge stellen chronische Atemwegsentzündungen dar. Sie kommen vor allem bei Menschen vor, die im Steinkohlebergbau tätig sind. Weil sich die Atemwege nicht mehr genügend vom Quarzstaub befreien können, führt dies zur Entstehung von Entzündungen. Dabei wird verstärkt Schleim erzeugt und die Luftröhre verengt sich.

Infolgedessen kann die Luft nicht mehr hinreichend ausgeatmet werden. So drohen ein Lungenemphysem und eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Ebenfalls zu den Folgeerscheinungen der Silikose gehören Bindegewebserkrankungen, das Caplan-Syndrom, bei dem es sich um eine Mischung aus Quarzlunge und rheumatoider Arthritis handelt, sowie Lungenkrebs.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Silikose bedarf in der Regel immer einer ärztlichen Behandlung. Da es bei dieser Erkrankung nicht zu einer Selbstheilung kommen kann, ist der Betroffene dabei immer auf eine medizinische Behandlung angewiesen, um weitere Komplikationen zu verhindern und einzuschränken. Im schlimmsten Fall kommt es durch die Beschwerden der Silikose zum Tod des Betroffenen, falls die Krankheit nicht behandelt wird. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Patient an starken Atembeschwerden leidet. Es kommt dabei zu einem Reizhusten und weiterhin auch zu einer Atemnot. Die Betroffenen leiden aufgrund der Atembeschwerden auch an einer starken Müdigkeit oder an einem Gewichtsverlust.

Anstrengende Tätigkeiten können kaum mehr durchgeführt werden, sodass die Betroffenen aufgrund der Silikose in ihrem Alltag deutlich eingeschränkt sind. Ebenfalls können Schmerzen in den Gelenken oder Fieber auf die Krankheit hindeuten und sollten ebenfalls von einem Arzt untersucht werden.

Die Diagnose der Silikose kann in der Regel durch einen Hausarzt oder durch einen HNO-Arzt erstellt werden. Die weitere Behandlung richtet sich stark nach der Ausprägung der Erkrankung. Eine vollständige Heilung kann nicht erreicht werden.

Behandlung & Therapie

Je früher die Diagnose einsetzt, desto effektiver sind die Therapieansätze. Durch die Bildung von Bindegewebszellen entsteht neues Gewebe. Gleichzeitig führen die Entzündungen der Lunge zu einer Vernarbung des Organs. Schreiten Vernarbungen und Gewebsneubildung voran, wird die Funktion der Lunge eingeschränkt. Die Entstehung beider Komponenten kann nicht rückgängig gemacht werden.

Dasselbe gilt für die Silikose insgesamt. Es handelt sich um eine Erkrankung, die nach dem heutigen medizinischen Stand nicht geheilt werden kann. Dennoch ist eine Behandlung zur Linderung der Beschwerden möglich. Die Grundlage der Therapie beruht auf dem Bestreben, die weitere Entwicklung von Narben und Gewebe zu verhindern oder wenigstens zu verlangsamen. Besonders wichtig ist hier die Vermeidung weiterer Quarzpartikel. Dementsprechend müssen Betroffene in der Regel ihren Beruf wechseln.

Würde die Lunge weiterhin einer Quarzbelastung ausgesetzt, kann die Erkrankung oft nicht aufgehalten werden. Gleichzeitig konzentriert sich die Behandlung auf die Linderung von den Symptomen, die durch eine Silikose hervorgerufen werden. Entzündungen werden mit Kortison behandelt, chronischer Sauerstoffmangel durch eine Langzeitsauerstofftherapie ausgeglichen.

Die Betroffenen erhalten über Schläuche Sauerstoff. Das Gerät bleibt bis zu 16 Stunden angeschlossen und sorgt dafür, dass Patienten leichte Anstrengungen ohne Atemnot überwinden können. Bei einigen Erkrankten muss eine Lungentransplantation vollzogen werden, um zu vermeiden, dass die Silikose zum Tod führt.


Vorbeugung

Eine Silikose lässt sich vorbeugen. Am effektivsten ist die Vermeidung von Arbeitsplätzen, die eine hohe Belastung mit Quarzstaub aufweisen. Wird kein Quarzstaub eingeamtet, so können die Partikel auch nicht in die Lunge gelangen und somit die Gesundheit gefährden. Arbeiter, die bereits in den betroffenen Sparten beschäftigt sind, sollten auf eine ausreichende Schutzkleidung achten.

Nachsorge

Zwecks Verbesserung des Wohlbefindens empfiehlt es sich, bei der Nachsorge Umgebungen zu meiden, die schadstoffreich sind und deren Schadstoffe leicht den Weg in die Lunge finden können. So sollte auf den Konsum von Nikotin sowohl aktiv als auch passiv gänzlich verzichtet werden. Außerdem sollten Gegenden gemieden werden, in denen zum Beispiel Gase oder Farbstoffe besonders leicht eingeatmet werden können.

Die Zufuhr sauerstoffreicher Luft ist für die Betroffenen extrem wichtig. Aus diesem Grund sollte in geschlossenen Räumen regelmäßiges Lüften obligatorisch sein. Auch während des Nachtschlafs ist auf sauerstoffreiche Luft zu achten. Situationen körperlicher Überanstrengung sind nach Möglichkeit zu vermeiden, da sie als Auslöser organischer Unregelmäßigkeiten beziehungsweise Komplikationen fungieren können.

Nicht selten sind Klagen von Patienten über Müdigkeit oder Atemnot zu hören. Deshalb sollte der Fokus auch auf eine optimale Schlafhygiene gelegt werden. Wer einen guten Tag- und Schlafrhythmus einhält, verbessert seine Gesamtsituation. Treten Situationen der Atemknappheit auf, gilt es, Ruhe zu bewahren.

Zustände der Angst intensivieren sich gerade in hektischen Situationen oftmals und sollten deshalb vermieden werden. Wer Medikamente im Rahmen der Nachsorge einnimmt, sollte in jedem Fall auf die Nebenwirkungen achten - besonders dann, wenn damit zu rechnen ist, dass sich Wirkstoffe auf die Atemtätigkeit in negativer Weise auswirken können.

Das können Sie selbst tun

Zur Verbesserung des Wohlbefindens sind Situationen und Umgebungen zu meiden, in denen Schadstoffe in die Lunge gelangen können. Das bedeutet, dass der Konsum von Nikotin aktiv wie auch passiv vollständig unterlassen werden sollte. Darüber hinaus sollten keine Gegenden aufgesucht werden, in denen Gase oder Farbstoffe eingeatmet werden können. Die Zufuhr von sauerstoffreicher Luft ist für den Betroffenen immens wichtig. Daher ist auf regelmäßiges Lüften in geschlossenen Räumen zu achten. Während des Nachtschlafes sollte ebenfalls eine sauerstoffreiche Luft vorhanden sein.

Situationen der körperlichen Überanstrengung sind zu vermeiden, da sie organische Unregelmäßigkeiten oder Komplikationen auslösen können. Häufig klagen Patienten über eine Müdigkeit oder eine Atemnot. Aus diesem Grund sollte die Schlafhygiene insgesamt verbessert werden. Ein guter Tag- und Schlafrhythmus helfen bei einer Verbesserung der Gesamtsituation. Sobald Situationen der Atemknappheit auftreten, ist Ruhe zu bewahren. Zustände der Angst können können sich insbesondere bei hektischen Situationen noch intensivieren und sind daher zu vermeiden.

Bei der Einnahme von Medikamenten ist auf die Nebenwirkungen zu achten. Dies gilt insbesondere, wenn sich Wirkstoffe negativ auf die Atemtätigkeit auswirken können. Bei einer Blaufärbung der Haut oder Störungen des Herzrhythmus sind die Grenzen der Selbsthilfe erreicht. In diesen Fällen muss die Zusammenarbeit mit einem Arzt gesucht werden.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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