Rückenschule

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Rückenschule bezeichnet spezielle Kurse und Seminare, in denen den Teilnehmern vermittelt wird, wie sie auf Dauer Rückenschmerzen reduzieren und/oder vorbeugen können. Diese Kurse richten sich an unterschiedliche Zielgruppen und werden so beispielsweise auf Kinder, Rentner oder Menschen mit chronischen Rückenerkrankungen zugeschnitten. Die gesetzlichen Krankenkassen bezuschussen einmal jährlich die Teilnahme an einer Rückenschule.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Rückenschule?

Der Begriff Rückenschule bezeichnet spezielle Kurse und Seminare, in denen den Teilnehmern vermittelt wird, wie sie auf Dauer Rückenschmerzen reduzieren und/oder vorbeugen können.

Eine Rückenschule ist ein Kurs, der sich an Menschen richtet, die an chronischen Rückenbeschwerden leiden oder Rückenschmerzen effektiv vorbeugen wollen.

In diesem Rahmen werden beispielsweise Übungen durchgeführt, die im Alltag anwendbar sind und das Risiko regelmäßig auftretender Rückenprobleme minimieren sollen. Auch Ratschläge für bestimmte Alltagssituationen wie das Einkaufen oder das Sitzen im Büro werden in einer Rückenschule erteilt. Geleitet wird ein solcher Kurs aus einem Leiter, der über eine fachgerichtete Ausbildung verfügen sollte (beispielsweise eine ärztliche oder physiotherapeutische Laufbahn).

Angeboten werden Rückenschulen entsprechend von Ergo- oder Physiotherapeuten oder auch von Fitnessstudios. Sie sind auf unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet und werden dementsprechend inhaltlich auch auf diese abgestimmt. Die Teilnahme an einer solchen Rückenschule wird einmal jährlich von den gesetzlichen Krankenkassen mit bis zu 80 % bezuschusst.

Geschichte & Entwicklung

Die Rückenschule entstand in den 1950er und 1960er Jahren als Reaktion auf die zunehmenden Rückenbeschwerden in der Bevölkerung, insbesondere in industrialisierten Ländern. Die Idee, durch gezielte Bewegungsprogramme Rückenschmerzen vorzubeugen und zu behandeln, entwickelte sich aus der Erkenntnis, dass sitzende Tätigkeiten, Fehlhaltungen und mangelnde Bewegung maßgebliche Ursachen für Rückenprobleme waren.

In Deutschland trug der Orthopäde und Sportmediziner Dr. Dieter Janda maßgeblich zur Entwicklung der Rückenschule bei. Janda entwickelte in den 1960er und 1970er Jahren erste systematische Programme zur Rückengesundheit. Diese Programme basierten auf einer Kombination von Haltungsschulung, Muskelaufbau und Bewegungstraining.

In den 1980er Jahren setzte sich die Rückenschule zunehmend durch, auch dank der Unterstützung von Krankenkassen und Gesundheitseinrichtungen. Die Kurse zielten darauf ab, die Körperhaltung zu verbessern, Rückenmuskulatur zu stärken und das Bewusstsein für eine rückenschonende Lebensweise zu schärfen. Dabei wurden physiotherapeutische und sportwissenschaftliche Erkenntnisse integriert.

In den 1990er Jahren wurde die Rückenschule weiter modernisiert, indem vermehrt auch psychologische und verhaltenspräventive Ansätze einbezogen wurden. Heute gehört die Rückenschule zu den etablierten Präventionsmaßnahmen und wird häufig von Krankenkassen bezuschusst, um Rückenschmerzen langfristig vorzubeugen.

Einsatz & Indikation

Eine Rückenschule wird typischerweise durchgeführt, wenn Rückenschmerzen auftreten oder ein erhöhtes Risiko für Rückenbeschwerden besteht. Sie wird vor allem dann notwendig, wenn Menschen aufgrund von beruflichen oder alltäglichen Belastungen Rückenschmerzen entwickeln oder präventiv tätig werden möchten, um solchen Beschwerden vorzubeugen. Besonders Personen, die viel sitzen, monotone Bewegungen ausführen oder schwere Lasten heben müssen, sind gefährdet.

Rückenschulen werden oft präventiv empfohlen, um Fehlhaltungen zu korrigieren und die Rückenmuskulatur zu stärken, bevor sich chronische Schmerzen entwickeln. Insbesondere bei Menschen mit beruflichen Belastungen, wie Bürotätigkeiten oder handwerklichen Berufen, kann die Rückenschule helfen, die Haltung zu verbessern und rückenfreundliche Bewegungsmuster zu erlernen. Auch Menschen mit bereits bestehenden Rückenschmerzen, insbesondere bei unspezifischen Schmerzen, profitieren von der Teilnahme an Rückenschulprogrammen.

Die Rückenschule kann auch nach akuten Rückenproblemen, wie einem Bandscheibenvorfall oder nach Operationen, Teil der Rehabilitation sein. In solchen Fällen wird sie eingesetzt, um die Mobilität wiederherzustellen, die Muskulatur zu stärken und erneuten Beschwerden vorzubeugen. Neben dem physischen Training legt die Rückenschule oft auch Wert auf den richtigen Umgang mit Stress, da psychische Belastungen ebenfalls eine Rolle bei Rückenproblemen spielen können.

Vorteile & Nutzen

Die Rückenschule bietet gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden einige spezifische Vorteile, insbesondere im Bereich der Prävention und langfristigen Behandlung von Rückenschmerzen. Ein zentraler Vorteil ist der ganzheitliche Ansatz: Die Rückenschule konzentriert sich nicht nur auf die Linderung akuter Schmerzen, sondern auch auf die nachhaltige Verbesserung der Körperhaltung, den gezielten Muskelaufbau und die Förderung eines gesunden Bewegungsverhaltens im Alltag.

Ein weiterer Vorteil liegt in der aktiven Beteiligung der Teilnehmenden. Im Gegensatz zu passiven Behandlungsmethoden, wie Schmerzmedikamenten oder Massagen, werden in der Rückenschule die Teilnehmenden angeleitet, selbst Verantwortung für ihre Rückengesundheit zu übernehmen. Durch gezielte Übungen und Schulungen lernen sie, wie sie im Alltag rückenfreundlich agieren und durch regelmäßiges Training Beschwerden vorbeugen können.

Zudem setzt die Rückenschule auf individuelle Anpassungen. Übungen und Bewegungsabläufe werden häufig auf die spezifischen Bedürfnisse und Beschwerden der Teilnehmenden abgestimmt. Dadurch wird nicht nur auf bestehende Rückenprobleme eingegangen, sondern auch mögliche Fehlhaltungen oder muskuläre Dysbalancen korrigiert.

Ein weiterer Vorteil gegenüber rein diagnostischen Untersuchungsmethoden ist, dass die Rückenschule nicht nur kurzfristige Linderung bringt, sondern auf die langfristige Stärkung des Rückens und eine nachhaltige Gesundheitsförderung abzielt. Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Rückenprobleme.

Funktion, Wirkung & Ziele

Rückenschulen haben den Zweck, die Rückengesundheit der Kursteilnehmer dauerhaft zu erhalten oder wiederherzustellen bzw. Rückenprobleme zu lindern, wenn bereits chronische Beschwerden vorliegen.

Experten empfehlen die Teilnahme an einem entsprechenden Kurs, wenn bereits Rückenschmerzen in der Krankengeschichte aufgetreten sind, wenn Risikofaktoren wie Übergewicht oder eine besonders schwere körperliche berufliche Tätigkeit bestehen oder wenn regelmäßige bzw. bereits chronische Rückenschmerzen auftreten. Daran orientiert, an welche Zielgruppe sich der jeweilige Kurs richtet, werden dabei unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.

Grundsätzlich haben allen Rückenschulen aber gemeinsam, dass die Teilnehmer im Hinblick auf Rücken schädigende Haltungen oder Bewegungsabläufe im Alltag sensibilisiert werden sollen. Auch eine Verbesserung des individuellen Körpergefühls soll auf diese Weise erreicht werden. Besonders bei Personengruppen, die beruflich oder auch privat viel sitzen, soll das Bewusstsein vermittelt werden, dass Bewegung wichtig und notwendig ist, um die Gesundheit nicht nur des Rückens, sondern des gesamten Organismus zu erhalten bzw. das Befinden zu verbessern.

Aus diesem Grund werden bei einer Rückenschule nicht nur körperliche Übungen durchgeführt, sondern auch theoretische Beratungen vorgenommen. Welche Inhalte im einzelnen Kurs genau vermittelt werden, hängt von der Zielgruppe und der Qualifikation des Kursleiters ab. Rückenschulen für Kinder werden beispielsweise spielerischer aufgebaut, während solche für Senioren etwa auf altersbedingte körperliche Einschränkungen Rücksicht nehmen.

Oftmals gibt die Teilnahme an einer Rückenschule Anlass dazu, die Lebensgewohnheiten des Einzelnen zu ändern. Nicht selten werden daher auch Entspannungsmethoden oder Methoden zur Stressbewältigung vermittelt, da die Ursachen für Rückenbeschwerden nicht immer organischer Natur sind.


Durchführung & Ablauf

Eine Rückenschule verläuft in der Regel in mehreren Sitzungen, die meist in kleinen Gruppen unter Anleitung eines speziell ausgebildeten Trainers oder Physiotherapeuten stattfinden. Der Ablauf ist strukturiert und setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die sowohl theoretische als auch praktische Inhalte umfassen.

Zu Beginn wird häufig eine Einführung gegeben, bei der die Teilnehmer über die Anatomie und Funktion des Rückens sowie die Ursachen von Rückenschmerzen informiert werden. Dabei wird erklärt, wie Fehlhaltungen, Bewegungsmangel und Stress zu Beschwerden führen können. Ziel ist es, ein Bewusstsein für rückenfreundliche Bewegungen und Verhaltensweisen im Alltag zu schaffen.

Der praktische Teil steht im Vordergrund und beinhaltet spezielle Übungen zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur, um eine stabile Körperhaltung zu fördern. Diese Übungen können von leichten Kräftigungsübungen bis hin zu Mobilisations- und Dehnungsübungen reichen, um Verspannungen zu lösen und die Flexibilität zu erhöhen. Darüber hinaus wird in der Rückenschule auch das richtige Heben, Bücken und Tragen geübt, um den Alltag rückenfreundlich zu gestalten.

Ein wichtiger Bestandteil ist zudem die Schulung der Körperwahrnehmung und der Haltungskontrolle, um Fehlhaltungen frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Oft werden auch Entspannungstechniken vermittelt, um den Einfluss von Stress auf den Rücken zu reduzieren.

Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die Teilnahme an einer Rückenschule soll dazu beitragen, Schmerzen bzw. Risikofaktoren zu verringern und das Wohlbefinden der jeweiligen Personen zu verbessern.

Wenn bereits Schädigungen durch vorhergehende Rückenerkrankungen bestehen, muss allerdings bei körperlichen Übungen genauestens darauf geachtet werden, dass diese auch für den einzelnen Teilnehmer geeignet sind. Die Bewegungsabläufe und die Intensität der Übungen müssen daher auf das Krankheitsbild abgestimmt sein, damit es nicht zu einer Verschlimmerung der Beschwerden kommt.

Das Risiko einer solchen Fehlbelastung und eventueller danach auftretender zusätzlicher Rückenbeschwerden wird deutlich verringert, wenn die Rückenschule tatsächlich von einer entsprechend ausgebildeten und erfahrenen Person geleitet wird. Daher werden auch nur Kurse von den Krankenkassen bezuschusst, bei denen nachgewiesen werden kann, dass sie von einem Arzt, einem Sportlehrer oder einem Therapeuten mit entsprechender Zusatzqualifikation durchgeführt werden.

Übungen, die von unausgebildeten Personen veranlasst werden, können mehr Schaden im Rückenbereich der Teilnehmer anrichten, als einen tatsächlichen Nutzen zu haben. Wer an einer Rückenschule teilnehmen möchte, sollte daher vorab genau in Erfahrung bringen, wer den jeweiligen Kurs leitet und über welche Qualifikationen er genau verfügt. Nur fachgerecht durchgeführte Übungen können den Rücken wirklich entlasten und so das Befinden des Teilnehmers entscheidend verbessern.

Alternativen

Wenn eine Rückenschule nicht möglich ist, gibt es mehrere alternative Verfahren zur Vorbeugung und Behandlung von Rückenbeschwerden. Physiotherapie ist eine häufig genutzte Methode, bei der ein Physiotherapeut individuelle Übungen zur Kräftigung der Rückenmuskulatur und zur Verbesserung der Beweglichkeit anleitet. Diese Therapieform kann auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden und umfasst oft auch manuelle Techniken wie Massagen oder Mobilisationen.

Eine weitere Alternative ist die Osteopathie. Osteopathen arbeiten mit manuellen Techniken, um Blockaden und Spannungen im Körper zu lösen, was oft positive Effekte auf den Rücken hat. Ähnlich arbeitet die Chiropraktik, die sich auf die manuelle Justierung der Wirbelsäule konzentriert, um Fehlstellungen zu korrigieren und Schmerzen zu lindern.

Ergotherapie kann ebenfalls eine Rolle spielen, besonders wenn es darum geht, den Alltag und das Berufsleben rückenfreundlicher zu gestalten. Hier werden gezielt Bewegungsabläufe trainiert und Hilfsmittel eingesetzt, um die Belastung des Rückens zu reduzieren.

Schwimmen oder Aqua-Gymnastik bieten gelenkschonende Alternativen, um die Rückenmuskulatur zu stärken, insbesondere für Menschen, die sich nicht so leicht bewegen können.

Entspannungsverfahren wie Yoga, Pilates oder Progressive Muskelentspannung können helfen, Verspannungen zu lösen und eine bessere Körperhaltung zu entwickeln, was ebenfalls eine Entlastung für den Rücken darstellt.

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Quellen

  • Albrecht, K.: Körperhaltung: Modernes Rückentraining. Georg Thieme-Verlag, 3. Auflage Stuttgart 2012
  • Deemter, F.: Rückentraining. Georg Thieme-Verlag, 1. Auflage, Stuttgart 2012
  • Stiftung Warentest: Das Rückenbuch. Aktiv gegen Schmerzen. Stiftung Warentest, Berlin 2004

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