Astigmatismus (Hornhautverkrümmung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Astigmatismus (Hornhautverkrümmung)
Hilfreiche Videos: MedLexi.de auf YouTube

Bei einer Hornhautverkrümmung, Stabsichtigkeit oder Astigmatismus ist die gesunde Krümmung der Hornhaut aufgrund verschiedener möglicher Ursachen beeinträchtigt. Das Erkennen von Punkten ist dadurch beeinflusst; wahrgenommen werden sie als Striche.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hornhautverkrümmung?

Meist ist eine Hornhautverkrümmung angeboren. Allerdings kann sie auch Folge einer schweren Verletzung der Hornhaut sein.
© Neyro – stock.adobe.com

Der Astigmatismus wird auch als Hornhautverkrümmung oder Stabsichtigkeit bezeichnet und ist ein Augenfehler, der scharfes Sehen beeinträchtigen kann. Eine Hornhautverkrümmung liegt vor, wenn deren Krümmung von der natürlichen Krümmung abweicht, die die Hornhaut eines normalsichtigen Menschen aufweist.

Aufgrund einer Hornhautverkrümmung kann auf das Auge fallendes Licht nicht auf der Netzhaut zentriert werden, was dazu führt, dass Punkte beispielsweise als unscharfe Striche wahrgenommen werden. Aus diesem Grund wird der Astigmatismus auch häufig als Stabsichtigkeit bezeichnet: Anstelle von Punkten werden verschwommene Stäbe gesehen.

Auch der Begriff des Astigmatismus leitet sich ab von der griechischen Silbe 'a' (was im Deutschen soviel wie 'nicht' bedeutet) und dem griechischen Wort 'stigma' für 'Punkt'; die Wortbedeutung des Astigmatismus ist also die der 'Punktlosigkeit'.

Ursachen

Meist ist eine Hornhautverkrümmung angeboren. Allerdings kann sie auch Folge einer schweren Verletzung der Hornhaut sein. Abhängig von der Ursache des Astigmatismus wird dieser entweder als regulärer oder irregulärer Astigmatismus bezeichnet.

Der reguläre Astigmatismus ist meist erblich bedingt und wird dadurch verursacht, dass senkrecht zueinander verlaufende Ebenen unterschiedliche Brechkraft aufweisen. Meist ist es beim regulären Astigmatismus der Fall, dass die Brechung der senkrechten Ebene stärker ist, als die der waagerechten Ebene; in selteneren Fällen weist bei einer Hornhautverkrümmung die waagerechte Ebene eine höhere Brechung auf.

Ein irregulärer Astigmatismus zeichnet sich durch ungleiche Brechkräfte oder Wölbungen der Hornhaut aus, die beispielsweise aufgrund von vernarbten Verletzungen entstehen können. Eine weitere mögliche Ursache eines irregulären Astigmatismus ist der graue Star, der zu Trübungen der optischen Linse führen kann.

Hilfreiche Videos für Ihre Gesundheit: MedLexi.de auf YouTube
Hier klicken

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome bei einer Hornhautverkrümmung sind abhängig von der Stärke der Verkrümmung und den sich daraus ergebenen Brechungsfehlern. Viele Menschen haben eine leichte Hornhautverkrümmung und bemerken das im Alltag kaum oder gar nicht. Symptome treten erst auf, wenn die Krümmung stärker ist und sowohl in der Nähe als auch in der Ferne kein scharfes Bild ermöglicht.

Das Auge versucht nun, durch Akkomodation (Anpassung der Brechkraft) das Bild schärfer zu stellen und überanstrengt dabei die Augenmuskulatur. Betroffene merken das an brennenden Augen und Kopfschmerzen. Darüber hinaus ermüden die Augen durch das angestrengte Sehen schneller.

Bei einem Astigmatismus gibt es aber nicht nur Probleme mit unscharfem Sehen, sondern das Bild ist auch verzerrt, weil auf der Netzhaut nur Brennlinien erscheinen und kein Brennpunkt. Deshalb wird diese Form der Fehlsichtigkeit auch als Stabsichtigkeit bezeichnet. Kreise werden dann zum Beispiel eher wie Ovale wahrgenommen.

Durch die ungleichmäßige Lichtbrechung kann das betroffene Auge auch empfindlicher auf Licht reagieren. Ein Astigmatismus ist meistens angeboren und verschlechtert sich normalerweise nicht, es sei denn, es kommt eine Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Alterssichtigkeit hinzu. Dann kann sich auch die Sehkraft weiter verschlechtern. Bei Kindern mit einer angeborenen starken Hornhautverkrümmung kann sich eine Schwachsichtigkeit ergeben.

Verlauf

Der Verlauf einer Hornhautverkrümmung ist unter anderem abhängig von deren Ursache; liegt ein regulärer Astigmatismus vor, der häufig angeboren ist, verändert sich die Hornhautverkrümmung meist nicht weiter.

Allerdings kann ein Astigmatismus, der nicht behandelt wird (beispielsweise durch optische Hilfsmittel wie Kontaktlinsen oder Brille), nach einiger Zeit zu starken Kopfschmerzen führen; bedingt sind die Kopfschmerzen dadurch, dass das Auge bei Stabsichtigkeit ständig bemüht ist, durch Akkommodation (Anpassung) ein scharfes Bild zu erzielen.

Der Verlauf eines irregulären Astigmatismus, dem eine fortschreitende Erkrankung wie Grauer Star zugrunde liegt, hängt meist ab vom Verlauf eben dieser Erkrankung. Damit kann sich ein irregulärer Astigmatismus also über das Leben hinweg verschlechtern (oder bei entsprechender Therapie der Grunderkrankung auch verbessern).

Komplikationen

Der Astigmatismus kann regulär beziehungsweise irregulär ausgebildet sein. Dementsprechend differenziert sich die Art und Weise der damit verbundenen Komplikationen. Zumeist sind beide Augen betroffen, oftmals mit unterschiedlichen Sehstärken.

Weitreichende Probleme ergeben sich, wenn die Hornhautverkrümmung nicht rechtzeitig behandelt wird. Angeborener Astigmatismus lässt sich vor dem zweiten Lebensjahr vom Augenarzt feststellen. Wird dies unterlassen oder nur fehlerhaft erkannt, kann sich die Sehschwäche signifikant verschlechtern.

Ferner können sich wichtige Nervenbahnen im Gehirn nur mit Defiziten und im schlimmsten Fall gar nicht entwickeln. Betroffene Patienten leiden verstärkt an Kopf- und Augenschmerzen. Das Sehen verschlechtert sich mit dem Alter bis hin zum kaum mehr Wahrnehmen von Objekten. Es sollte beim Kind frühzeitig der Einsatz einer speziellen Kunststoff-Brille zum Einsatz kommen.

Je nach Grad der Stabsichtigkeit wird das gesunde Auge temporär abgeklebt. Manchmal kann auch ein Unfall, schwere Erkrankung oder ein Trauma die Augen-Hornhaut vernarben. Tritt erst im Erwachsenenalter Astigmatismus auf, lässt sich dieser relativ leicht durch eine Laser-Operation korrigieren. Diese darf jedoch erst ab dem 18. Lebensjahr erfolgen.

Bei dem Eingriff können ebenfalls Komplikationen wie eine Unter- oder Überkorrektur der Hornhautverkrümmung, eine Infektion oder Beschädigung des Sehnervs auftreten. Nicht jede Laser-OP garantiert, dass der Patient hernach keine Brille mehr benötigt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei regelmäßigen Augenreizungen oder einer verminderten Sehkraft – egal, ob in die Nähe oder Ferne – sollte ein Augenarzt konsultiert werden. Anhand der Befragung des Patienten und einer Untersuchung der Augen kann der Mediziner feststellen, ob ein Astigmatismus vorliegt und im Anschluss an die Diagnose eine geeignete Therapie vorschlagen. Wird die Erkrankung im Frühstadium diagnostiziert, kann den Beschwerden mit Hilfe einer Sehhilfe entgegengewirkt werden.

Bleibt der Astigmatismus allerdings unbehandelt, kann es zu einem schweren Verlauf kommen. Eine ärztliche Abklärung empfiehlt sich deshalb spätestens dann, wenn ernste Sehstörungen auftreten und es begleitend zu Kopfschmerzen, brennenden Augen und Augenschmerzen kommt. Wurde bereits ein Astigmatismus diagnostiziert, sollte der zuständige Augenarzt die Dioptrie überprüfen und gegebenenfalls anpassen.

Eltern, die das Gefühl haben, dass ihr Kind schlecht sieht, sollten also immer einen Termin beim Augenarzt ausmachen. Mit Säuglingen, die keinen richtigen Blickkontakt aufbauen oder sonstige Anzeichen einer verminderten Sehkraft zeigen, sollte eine Fachklinik für Kinderaugenheilkunde aufgesucht werden. Weitere Ansprechpartner sind Orthoptisten und Fachärzte für Augenkrankheiten.

Behandlung & Therapie

Ähnlich dem Verlauf einer Hornhautverkrümmung hängt auch die Wahl einer geeigneten Behandlung der Hornhautverkrümmung von deren Form ab; liegt ein regulärer Astigmatismus vor, der überwiegend angeboren ist, kann dem Astigmatismus beispielsweise durch Brillen oder harte Kontaktlinsen entgegengewirkt werden.

Eine Brille, die gegen Astigmatismus eingesetzt wird, ist mit sogenannten Zylindergläsern ausgestattet. Liegt ein irregulärer Astigmatismus (infolge von Verletzungen der Hornhaut oder Augenerkrankungen) vor, kann diesem nicht durch eine Brille entgegengewirkt werden. Ist die Hornhaut nach einer Verletzung frei von Narben, können zur Korrektur harte Kontaktlinsen verwendet werden. Weist die Hornhaut bei einer Hornhautverkrümmung dagegen Narben auf, ist eine mögliche Behandlung die Hornhautverpflanzung.

Einer Hornhautverkrümmung kann darüber hinaus grundsätzlich mit operativen Methoden bzw. Laserbehandlungen begegnet werden; wie stark sich die Sehschärfe im Anschluss an einen operativen Eingriff einer Normalsichtigkeit annähert, hängt unter anderem ab von der Ausprägung des Astigmatismus: In der Regel sind die Chancen des Erreichens einer Normalsichtigkeit bei gering ausgeprägtem Astigmatismus höher. Operative Eingriffe bergen dabei verschiedene spezifische Risiken.

Aussicht & Prognose

Ein angeborener Astigmatismus kann nicht geheilt, aber durch geeignete Brillengläser oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Die Prognose ist insgesamt günstig, wenn der Sehfehler durch geeignete Brillengläser oder Kontaktlinsen ausgeglichen wird, weil die Krümmung der Hornhaut in der Regel gleich bleibt und sich nicht weiter verschlechtert. Wenn eine familiäre Neigung bekannt ist, empfiehlt es sich, beim Kind bereits die Augen untersuchen zu lassen. Je früher die Verkrümmung erkannt wird, desto größer ist die Chance, dass die Augen nicht unnötig überanstrengt werden und sich dadurch auf längere Sicht das Sehen verschlechtert.

Anders stellt es sich beim erworbenen Astigmatismus dar, der durch Verletzungen der Hornhaut oder durch Grauen Star entstehen kann. In diesem Fall sollten die Augen regelmäßig kontrolliert werden, weil das unscharfe Sehen Kopfschmerzen und eine weitere Verschlechterung der Sehkraft nach sich ziehen kann. Auch Augenoperationen können vorübergehend zu einer Hornhautverkrümmung führen, z. B. bei der Operation eines Grauen oder Grünen Stars. In diesen Fällen bildet sich die Verkrümmung aber nach einiger Zeit zurück und die Sicht bleibt nicht auf Dauer beeinträchtigt.

Operative Verfahren oder Laserbehandlung können zwar die Sehfähigkeit verbessern, aber einen Astigmatismus vollständig heilen können sie nicht. Zudem birgt jede Operation ein gewisses Risiko für Komplikationen.

Hilfreiche Videos für Ihre Gesundheit: MedLexi.de auf YouTube
Hier klicken

Vorbeugung

Vorzubeugen ist einem erblich bedingten regulären Astigmatismus in der Regel nicht. Wird bei Kindern bereits eine Hornhautverkrümmung festgestellt, kann es hilfreich sein, frühzeitig mit einer Behandlung zu beginnen, um später auftretende Fehlsichtigkeiten zu verhindern.

Einer verletzungsbedingten Hornhautverkrümmung kann insofern vorgebeugt werden, indem die Augen in abschätzbaren Gefahrensituationen ausreichend geschützt werden. Einer Verschlimmerung einer krankheitsbedingten Hornhautverkrümmung kann durch frühzeitigen Behandlungsbeginn entgegengewirkt werden.

Nachsorge

Beim regulären Astigmatismus liegt eine vererbte Hornhautverkrümmung vor. Diese bleibt ein Leben lang erhalten. Die Nachsorge wird damit zu einem dauerhaften Thema. Patienten konsultieren in bestimmten Abständen ihren Augenarzt. Dieser kann per Ophthalometer oder Videokeratoskop den Krümmungsradius messen. Nach einer Regelkontrolle verschreibt er ein neues Rezept für eine Brille oder Kontaktlinsen.

Kommen die verordneten Hilfsmittel nicht zum Einsatz, können sich regelmäßig Kopfschmerzen einstellen. Auch die Konzentration kann geschwächt sein. Das unscharfe Sehen wird für die Augen zu anstrengend, was der bedeutendsten Komplikation entspricht.

Anders verhält es sich beim irregulären Astigmatismus. Hier nimmt die Hornhautverkrümmung einen fortschreitenden Verlauf und es entsteht eine kegelförmige Wölbung. Die Nachsorge besteht in der Verwendung von Kontaktlinsen. Der behandelnde Augenarzt verschreibt diese. Routinekontrollen der Augen finden in bestimmten Abständen statt.

Eine Brille ist hingegen ungeeignet, um die Sehschwäche abzustellen. Alternativ kommt manchmal ein operativer Eingriff in Frage. Dadurch kann der Astigmatismus sogar vollständig korrigiert werden. Präventive Maßnahmen haben sich nur bei Kindern bewährt. Bei ihnen sollte die Therapie schon früh einsetzen, um im Erwachsenenalter eine große Fehlsichtigkeit zu verhindern.

Das können Sie selbst tun

Da es sich beim Astigmatismus um ein Leiden handelt, dass durch den Wuchs des Auges selber bedingt ist, halten sich die Maßnahmen zur Selbsthilfe sehr in Grenzen.

Einzig das Zusammenkneifen der Augen kann im akuten Fall Abhilfe schaffen. Hierdurch werden die einfallenden Lichtstrahlen reduziert, was zu einem fokussierteren Einfallen des Bildes führt. Insgesamt lassen sich dadurch die störenden - also im unscharfen Bereich einfallen - Lichtstrahlen korrigieren. Allerdings stellt dieser reine Kompensationsmechanismus keine adäquate Therapie dar und führt in einigen Fällen zu einer Asthenopie - verschiedene Symptome, wie Kopfschmerzen oder Augenlidschmerzen, folgen auf die andauernde Überanstrengung der Augen. Insofern kann nicht empfohlen werden, das Zusammenkneifen der Augen allzu häufig durchzuführen.

Dringend abgeraten werden muss von diversen Augentherapien, die das Ziel einer Besserung haben. Der Nutzen von Techniken wie Augen-Yoga oder Sehübungen ist nicht gezeigt und wird sich wohl kaum zeigen. Die baulich bedingte Ursache des Astigmatismus ist kein muskuläres Problem und somit auch nicht durch Konzentrations- und Muskelübungen auszugleichen.

So bleibt nur das Ausgleichen der Stabsichtigkeit mit geeigneten Sehhilfen oder durch eine operative Maßnahme.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

Das könnte Sie auch interessieren