Brackets
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. Juni 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Brackets (engl.: Klammern) Ist ein Begriff aus der Kieferorthopädie. Es handelt sich um Befestigungselemente für feste Zahnspangen, die die Form kleiner Plättchen / Knöpfchen haben und zur Zahnregulierung dienen.
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Was sind Brackets?
Immer mehr Menschen lassen sich heute „ihre Zähne richten“. Waren es früher fast nur Teenager, sind es heute auch viele Erwachsene um die 40 Jahre, die nach einer möglichst optisch eleganten Korrekturlösung suchen.
Die Kieferorthopäden verfügen heute über eine breite Palette unterschiedlicher Systeme, die möglichst unsichtbar für ein schöneres Lächeln sorgen. Immerhin waren es Stars wie Tom Cruise oder Faye Dunaway, die vor einigen Jahren vorgemacht haben, dass Brackets auch für Erwachsene salonfähig geworden sind. Erstmals wurden derartige „Zahn-Apparaturen“ 1728 in Frankreich erwähnt.
1916 wurde erstmals eine dreidimensionale Regulierung der Zähne möglich. Diese Technik diente als Basis für die modernen Brackets. Heute gibt es Brackets in vielen unterschiedlichen Ausführungen: Die optisch auffälligen Metallspangen von früher haben inzwischen längst „Konkurrenz“ von transparenten Materialien bekommen.
Geschichte & Entwicklung
Die Entwicklung von Zahnspangen und insbesondere der Brackets in der Zahnmedizin hat eine lange Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Die ersten dokumentierten Versuche zur Korrektur von Zahnfehlstellungen lassen sich auf den französischen Zahnarzt Pierre Fauchard zurückführen, der im Jahr 1728 als „Vater der modernen Zahnheilkunde“ gilt. Fauchard verwendete eine Vorrichtung namens „Bandeau“, ein gebogenes Metallstück, das um die Zähne gelegt wurde, um ihre Position zu verändern.
Im 19. Jahrhundert verbesserte sich die Technik durch die Einführung von Drähten und elastischen Materialien. Norman W. Kingsley, ein amerikanischer Zahnarzt, veröffentlichte 1859 sein Buch „Treatise on Oral Deformities“, das detaillierte Methoden zur Korrektur von Zahnfehlstellungen beinhaltete. Ein weiterer Pionier, Edward H. Angle, führte Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts das Konzept der „Angle-Klasse“ zur Klassifikation von Zahnfehlstellungen ein und entwickelte eine Vielzahl von Geräten zur Korrektur von Fehlstellungen, einschließlich der ersten Brackets.
In den 1970er Jahren revolutionierte der Einsatz von Edelstahl und die direkte Befestigung von Brackets auf den Zähnen durch Klebemittel die Kieferorthopädie. Dies führte zu effizienteren und komfortableren Behandlungen. In den 1990er Jahren ermöglichte die Einführung von zahnfarbenen Keramikbrackets und transparenten Materialien ästhetisch ansprechendere Optionen.
Heute profitieren Patienten von fortschrittlichen Technologien wie selbstligierenden Brackets und der Anwendung von 3D-Druck und computergestützten Planungstools, die maßgeschneiderte und präzise Behandlungen ermöglichen.
Einsatz & Indikation
Brackets werden in der Zahnmedizin eingesetzt, um Zahnfehlstellungen und Bissprobleme zu korrigieren. Sie werden notwendig, wenn Zähne schief stehen, gedreht sind oder wenn es Probleme mit dem Biss gibt, wie z. B. einen Überbiss, Unterbiss, Kreuzbiss oder offene Bissverhältnisse. Diese Fehlstellungen können nicht nur ästhetische Probleme verursachen, sondern auch zu funktionellen Problemen wie Schwierigkeiten beim Kauen, Sprechen und Reinigen der Zähne führen. Unbehandelt können solche Probleme das Risiko von Zahnkaries, Zahnfleischerkrankungen und Zahnverlust erhöhen.
Die Entscheidung für Brackets basiert auf einer gründlichen Untersuchung durch einen Kieferorthopäden, der Röntgenaufnahmen, Abdrücke und Fotos der Zähne verwendet, um den Behandlungsplan zu erstellen. Brackets sind besonders bei Kindern und Jugendlichen häufig, da ihre Kieferknochen noch wachsen und sich die Zähne leichter bewegen lassen. Allerdings sind sie auch bei Erwachsenen eine gängige Behandlungsoption.
Typische Anzeichen dafür, dass Brackets notwendig sein könnten, sind engstehende oder überlappende Zähne, sichtbare Fehlstellungen, Schwierigkeiten beim Beißen oder Kauen und häufiges Beißen auf die Innenseite der Wangen oder Zunge. Auch das Vorhandensein von Kiefergelenkproblemen, die sich durch Schmerzen oder Geräusche beim Öffnen und Schließen des Mundes bemerkbar machen, kann eine Indikation für eine kieferorthopädische Behandlung sein.
Vorteile & Nutzen
Brackets bieten gegenüber anderen Behandlungsmethoden in der Kieferorthopädie mehrere Vorteile, die sie zu einer bevorzugten Wahl für viele Patienten machen.
Präzision und Kontrolle: Brackets ermöglichen eine präzise Steuerung der Zahnbewegungen. Sie werden direkt auf die Zähne geklebt und mit Drahtbögen verbunden, was eine exakte Anpassung der Zahnstellung in alle Richtungen ermöglicht. Diese präzise Kontrolle ist besonders wichtig für komplexe Zahn- und Kieferfehlstellungen .
Vielseitigkeit: Brackets können eine breite Palette von Fehlstellungen korrigieren, einschließlich schwerer Fälle, die andere Methoden möglicherweise nicht effektiv behandeln können. Sie sind für verschiedene Altersgruppen geeignet, von Kindern bis zu Erwachsenen, und können für unterschiedlichste kieferorthopädische Probleme verwendet werden .
Effizienz: Bei kontinuierlichem Tragen und regelmäßigen Anpassungen durch den Kieferorthopäden bieten Brackets in der Regel schnellere und effektivere Ergebnisse im Vergleich zu herausnehmbaren Geräten wie Alignern. Dies liegt daran, dass Brackets rund um die Uhr wirken, während herausnehmbare Geräte nur dann wirken, wenn sie getragen werden, was oft nicht konsequent erfolgt .
Kosteneffektivität: Im Vergleich zu anderen fortschrittlichen kieferorthopädischen Lösungen wie lingualen Apparaturen oder einigen transparenten Alignern sind Brackets oft kostengünstiger. Dies macht sie zu einer attraktiven Option für viele Patienten und Familien .
Ästhetische Optionen: Moderne Brackets sind in verschiedenen Materialien und Designs erhältlich, einschließlich zahnfarbener Keramikbrackets, die weniger auffällig sind als herkömmliche Metallbrackets. Dies ermöglicht Patienten eine ästhetisch ansprechendere Behandlung .
Diese Vorteile machen Brackets zu einer vielseitigen und effektiven Wahl für die Korrektur von Zahnfehlstellungen und bieten gleichzeitig eine zuverlässige Lösung für langfristige Ergebnisse.
Formen, Arten & Typen
Standardbrackets sind meist aus rostfreiem Edelstahl. Brackets aus Metall haben den Vorteil, dass sie extrem robust sind. Es gibt sie in sehr unterschiedlicher in Größe - Full Size Brackets oder Speed Brackets - und Qualität.
Doch aufgrund ihrer Nickelanteile, werden Brackets heute vermehrt auch aus anderen Materialien gefertigt. Beispiel: Keramikbrackets - sie sind aufgrund ihrer Transparenz sehr unauffällig und werden gerne bei Erwachsenen verwendet. Wenn es um die Unauffälligkeit geht, können Brackets auch auf der Innenseite der Zähne verklebt werden, dann heißen sie Lingualbrackets, im Gegensatz zu den Brackets auf der Außenseite, die Bukkalbrackets genannt werden.
Keramik- und Metallbrackets können - aus Kostengründen - beispielsweise aber auch hervorragend kombiniert werden. Weitere Materialien sind Gold, Titan oder Komposit.
Aufbau, Funktion & Wirkungsweise
Brackets werden mit einer speziellen Klebetechnik direkt auf die Zähne verklebt und mit durchlaufenden Drähten (Bögen) verbunden. Diese Bögen aus elastischem Metall laufen durch einen horizontalen Schlitz (Schloss / Slot) auf der Rückseite der Brackets.
Durch die feste Anbringung der Spange wird permanent Druck auf die Zähne ausgeübt, durch den die Zahnstellung korrigiert werden kann. Genau genommen sind die Brackets kleine „Technikwunder“: Über Stärke und Ausformung des elastischen Metallbogens wird bestimmt, in welcher Stellung die Zähne später stehen sollen. Ein Standardbracket besitzt zwei Flügel, die zur Befestigung des Bogens dienen und wird Zwillings-Bracket genannt. Manchmal kommen auch Brackets mit nur einem Flügel zum Einsatz, diese heißen Single-Brackets.
Von selbstligierenden Brackets wird gesprochen, wenn zur Einbindung der Metallbögen auf zusätzliche Gummis oder Metallligaturen verzichtet wird. Selbstligierende Brackets haben den Vorteil, dass sie die Reibung beim Bewegen der Zähne erheblich mindern. Damit die Behandling möglichst schmerzarm ist, werden heute auch thermoelastische Bögen eingesetzt. Sie haben eine genau definierte Kraftangabe und sind besonders flexibel.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Wenn der Zahnarzt feststellt, dass der Biss von Ober- und Unterkiefer nicht zusammenpasst, dann beginnt für Jugendliche meist die Zeit der Zahnspange. Und später, wenn beispielsweise einzelne Zähne schief stehen oder eine unschöne Lücke zwischen zwei Zähnen klafft, nutzen auch Erwachsene gerne kiefernorthopädische Maßnahmen - in diesem Fall zur kosmetischen Korrektur.
Die Wahl besteht jeweils zwischen festsitzenden und herausnehmbaren Zahnspangen. Vorteil der festen Zahnspangen - Brackets genannt - ist, dass die Korrektur der Zahnstellung wesentlich schneller vonstatten geht als bei einer herausnehmbaren Variante. Die Behandlung mit einer festen Zahnspange lässt sich darüber hinaus zeitlich noch optimieren, wenn nicht vorkonfektionierte, sondern individualisierte Bögen verwendet werden. Dabei kann das manchmal lästige Ziehen beispielsweise durch selbstligierende Brackets wesentlich reduziert werden.
Auch was die Ästhetik angeht, wurden bei den Brackets große Fortschritte gemacht. Sowohl Brackets als Bögen gibt es mittlerweile aus Materialien, die fast unsichtbar sind. Außerdem kann die Zahnspange auch an der Innenseite der Zähne angebracht werden. Besonders auch die kleine Brackets - Speed-Brackets genannt - tragen dazu bei, die Korrektur möglichst optisch unauffällig durchzuführen.
Durchführung & Ablauf
Eine Behandlung mit Brackets in der Kieferorthopädie erfolgt in mehreren Schritten und umfasst mehrere Phasen, um Zahnfehlstellungen zu korrigieren und ein optimales Ergebnis zu erzielen.
1. Beratung und Planung: Der erste Schritt besteht aus einer umfassenden Untersuchung durch den Kieferorthopäden. Dazu gehören Röntgenaufnahmen, Fotos und Abdrücke der Zähne, um ein genaues Bild der Zahn- und Kieferstellung zu erhalten. Auf Basis dieser Informationen wird ein individueller Behandlungsplan erstellt.
2. Anbringen der Brackets: Beim nächsten Termin werden die Brackets auf die Zähne geklebt. Dies erfolgt in der Regel unter Verwendung eines speziellen Zahnklebers. Danach werden die Brackets mit einem Drahtbogen verbunden, der durch die Brackets verläuft und mit elastischen Bändern befestigt wird. Dieser Drahtbogen übt kontinuierlichen Druck auf die Zähne aus, um sie allmählich in die gewünschte Position zu bewegen.
3. Regelmäßige Anpassungen: Während der Behandlung sind regelmäßige Kontrolltermine notwendig, meist alle 4 bis 8 Wochen. Bei diesen Terminen passt der Kieferorthopäde den Drahtbogen an, wechselt die elastischen Bänder und überwacht den Fortschritt der Zahnbewegung. Diese Anpassungen sind wichtig, um sicherzustellen, dass die Zähne sich korrekt bewegen und der Behandlungsplan eingehalten wird.
4. Retentionsphase: Nach der Entfernung der Brackets folgt die Retentionsphase. Diese Phase ist entscheidend, um die erreichten Ergebnisse zu stabilisieren. Der Patient erhält Retainer, die entweder fest oder herausnehmbar sind und in der Regel über Nacht getragen werden. Sie verhindern, dass sich die Zähne wieder in ihre ursprüngliche Position zurückbewegen.
5. Nachsorge: Auch nach Abschluss der aktiven Behandlung sind regelmäßige Nachsorgetermine notwendig, um die Stabilität der Zahnstellung zu überwachen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.
Diese strukturierte Vorgehensweise stellt sicher, dass Zahnfehlstellungen effektiv korrigiert und die Ergebnisse langfristig stabilisiert werden.
Alternativen
Es gibt mehrere alternative Verfahren zu Brackets, die für die Korrektur von Zahnfehlstellungen verwendet werden können, insbesondere wenn Brackets aus medizinischen oder ästhetischen Gründen nicht geeignet sind.
1. Aligner: Aligner, wie Invisalign, sind transparente, herausnehmbare Schienen, die speziell angefertigt werden, um die Zähne schrittweise zu bewegen. Sie sind nahezu unsichtbar und können zum Essen und Zähneputzen herausgenommen werden, was sie besonders für Erwachsene und Jugendliche attraktiv macht. Die Behandlung umfasst eine Serie von Alignern, die alle ein bis zwei Wochen gewechselt werden, um die Zähne in die gewünschte Position zu bringen.
2. Lingualbrackets: Lingualbrackets werden auf der Innenseite der Zähne befestigt, wodurch sie von außen unsichtbar sind. Diese Methode bietet die gleichen Vorteile wie traditionelle Brackets, ohne die ästhetischen Nachteile. Die Anpassung und Pflege können jedoch etwas anspruchsvoller sein.
3. Herausnehmbare Geräte: Verschiedene herausnehmbare Apparaturen, wie z.B. Retentionsgeräte oder spezielle Platten, können bei leichteren Zahnfehlstellungen verwendet werden. Diese Geräte sind weniger invasiv und können bei Bedarf herausgenommen werden, was die Mundhygiene erleichtert.
4. Kieferorthopädische Mini-Implantate: Diese kleinen Schrauben werden in den Kieferknochen eingebracht und dienen als Verankerungspunkte, um Zähne zu bewegen. Sie werden häufig in Kombination mit anderen kieferorthopädischen Apparaturen verwendet, um die Behandlungszeit zu verkürzen und die Effizienz zu erhöhen.
5. Funktionelle Apparaturen: Diese Geräte, wie der Bionator oder das Herbst-Scharnier, werden verwendet, um das Kieferwachstum zu lenken und Bissfehlstellungen zu korrigieren. Sie sind besonders bei Kindern und Jugendlichen effektiv, deren Kiefer noch wachsen.
Diese alternativen Verfahren bieten verschiedene Vor- und Nachteile und sollten in Absprache mit einem Kieferorthopäden basierend auf den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen des Patienten ausgewählt werden.
Quellen
- Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003
- Schumacher, G.-H., Gente, M.: Odontographie – Anatomie der Zähne und des Gebisses. Hüthig, Heidelberg 1995
- Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016