Zahnspange

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Zahnspange ist ein Hilfsmittel aus der Zahnmedizin, das bei der Korrektur von Fehlstellungen der Zähne und/oder des Kiefers eingesetzt wird. Je nach genauem Einsatzgebiet existieren verschiedene Modelle der auch Zahnklammern genannten Apparaturen. Sie werden entweder vom Zahnarzt oder von einem speziell ausgebildeten Kieferorthopäden angebracht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Zahnspange?

Eine Zahnspange ist ein Hilfsmittel aus der Zahnmedizin, das bei der Korrektur von Fehlstellungen der Zähne und/oder des Kiefers eingesetzt wird.

Zahnspangen, auch als Zahnklammern oder abkürzend Klammern bekannt, werden in der Zahnmedizin eingesetzt, um Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers zu korrigieren.

Die dazu verwendeten Apparaturen werden entweder fest oder herausnehmbar im Mund getragen, wodurch auf Dauer eine Korrektur der Zahnstellung oder auch des Kiefers erreicht werden kann. Meist werden Zahnspangen von Jugendlichen getragen, die sich noch im Wachstum befinden, da dies positiv für eine Verbesserung der Zahn- und Kieferstellung genutzt werden kann.

Durchschnittlich dauert die Behandlung mit einer Zahnspange zwei bis vier Jahre, abhängig von der individuellen Entwicklung und der Art der anfänglichen Fehlstellung. Die Kosten dafür werden bei Minderjährigen oftmals vollständig von der Krankenkasse übernommen.

Geschichte

Die Geschichte der Zahnspange reicht bis in die Antike zurück. Schon die alten Ägypter verwendeten primitive Vorrichtungen, um Zähne zu korrigieren. Archäologen fanden Mumien mit Drähten aus Tierdarm, die um die Zähne gewickelt waren. Auch die Griechen und Römer beschäftigten sich mit der Zahnkorrektur. Der römische Arzt Aulus Cornelius Celsus beschrieb im 1. Jahrhundert nach Christus Techniken, um Zähne manuell in eine bessere Position zu bringen.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die moderne Kieferorthopädie. Der französische Zahnarzt Pierre Fauchard, der als „Vater der modernen Zahnheilkunde“ gilt, entwarf ein Gerät namens „Bandeau“, das dem heutigen Konzept einer Zahnspange ähnelt. Es bestand aus einem Metallstreifen, der um die Zähne gelegt wurde, um ihre Position zu verändern.

Im 19. Jahrhundert kam es zu weiteren Entwicklungen. Der amerikanische Zahnarzt Edward Angle gilt als Begründer der modernen Kieferorthopädie. Er klassifizierte verschiedene Zahnfehlstellungen und erfand neue Geräte, darunter die erste wirkliche Zahnspange aus Draht und Gummibändern.

Im 20. Jahrhundert wurden Zahnspangen zunehmend populär und durch den Einsatz neuer Materialien wie Edelstahl und Kunststoff weiterentwickelt. Technologische Fortschritte führten zu unsichtbaren Zahnspangen, wie sie heute verwendet werden.

Vorteile & Nutzen

Zahnspangen bieten eine präzise und kontrollierte Möglichkeit, Zahnfehlstellungen zu korrigieren. Ein wesentlicher Vorteil von Zahnspangen ist ihre Vielseitigkeit. Sie können sowohl bei einfachen als auch bei komplexen Fällen von Zahnfehlstellungen eingesetzt werden. Im Vergleich zu herausnehmbaren Alignern bieten feste Zahnspangen eine kontinuierliche Krafteinwirkung, was die Behandlung oft effektiver und schneller macht.

Ein weiterer Vorteil ist die Anpassungsfähigkeit. Moderne Zahnspangen können individuell auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden. Sie sind in der Lage, sowohl die Zähne als auch den Kiefer in die gewünschte Position zu bringen. Dies ist besonders bei komplizierten Fällen wichtig, bei denen nicht nur die Zähne, sondern auch der Kiefer korrigiert werden muss.

Zahnspangen sind außerdem zuverlässig. Da sie fest im Mund verankert sind, können sie nicht verloren gehen oder falsch getragen werden, was bei herausnehmbaren Alignern ein Problem darstellen kann. Dadurch wird sichergestellt, dass die Behandlung ununterbrochen fortgesetzt wird.

Ein weiterer Vorteil ist die Bandbreite an verfügbaren Materialien und Designs. Zahnspangen gibt es mittlerweile in ästhetisch ansprechenden Varianten wie Keramik oder lingualen Modellen, die weniger sichtbar sind und somit auch für kosmetisch bewusste Patienten eine attraktive Option darstellen.

Formen, Arten & Typen

Zahnspangen unterscheiden sich grob in festsitzende und herausnehmbare Modelle. Herausnehmbare Klammern werden entweder in den Ober- oder in den Unterkiefer eingesetzt und können beispielsweise beim Essen oder sportlichen Betätigungen entfernt werden, was von vielen Betroffenen als angenehm empfunden wird.

Allerdings muss hier darauf geachtet werden, dass die Zahnspange, wie vom Kieferorthopäden vorgeschrieben, täglich für eine bestimmte Stundenanzahl getragen wird; ansonsten kann der Erfolg der Therapie gefährdet sein.

Bei den festsitzenden Zahnspangen werden sogenannte Brackets fest auf den einzelnen Zähnen angebracht und mit einem Draht verbunden. So können die Zähne über einen Zeitraum von mehreren Monaten bzw. Jahren Stück für Stück in die gewünschte Position gedrückt werden.

Aufbau, Funktion & Wirkungsweise

Die genaue Funktionsweise der einzelnen Zahnspangen hängt vom jeweiligen Modell ab. Herausnehmbare Klammern werden besonders dann eingesetzt, wenn sich der Patient noch im Zahnwechsel befindet.

Die sogenannten aktiven Platten lenken die Bewegung des Wachstums in die richtige Richtung und können im Kiefer so Platz für die bleibenden Zähne schaffen. Bei bereits bleibenden Zähnen können Zahnspangen mit aktiven Platten verwendet werden, die geringere Bewegungen verursachen und so die Stellung der Zähne positiv verändern.

Herausnehmbare Zahnspangen werden nach dem Anfertigen eines Gebiss- und Kieferabdrucks individuell angefertigt. Festsitzende Zahnspangen korrigieren die Stellung der Zähne mithilfe eines Drahtes, der über auf den einzelnen Zähnen sitzenden Brackets verbunden ist. Die Spannung des Drahtes kann nach und nach auf Wunsch vom Kieferorthopäden erhöht werden. So kann die Position der Zähne im Laufe der Zeit langsam verändert werden.

Festsitzende Zahnspangen können in jedem Lebensalter eingesetzt werden, denn die langsamen Positionsveränderungen sind auch bei Erwachsenen mit ausgewachsenen Kiefern möglich. Wird eine Zahnspange getragen, muss der Sitz dieser zusammen mit dem individuellen Fortschritt regelmäßig vom behandelnden Kieferorthopäden kontrolliert werden, um eine optimale Entwicklung zu gewährleisten.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Zahnspangen werden in der Zahnheilkunde verwendet, um verschiedene Arten von Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers zu korrigieren. Insbesondere bei Jugendlichen kommen die mechanischen Apparaturen zum Einsatz, um vorliegende Fehlstellungen frühzeitig zu korrigieren.

Auf diese Weise lassen sich spätere chirurgische Eingriffe vermeiden, die zur Korrektur schwerer Fehlstellungen eventuell stattfinden müssten. Auch damit verbundene psychische Belastungen oder Probleme beim Sprechen oder Kauen, die mit einer Zahn- oder Kieferfehlstellung einhergehen könnten, können so frühzeitig vermieden werden. Ob die Behandlung mit einer Zahnspange notwendig ist, kann der behandelnde Zahnarzt oder Kieferorthopäde nach einer eingehenden Untersuchung feststellen.

In diesem Zuge kann auch entschieden werden, welches Spangenmodell sich für den individuellen Fall am besten eignet. Dabei sollte auch in Betracht gezogen werden, dass festsitzende Spangen zwar durch das dauerhafte Tragen unter Umständen einen besseren Erfolg versprechen, für den Betroffenen aber teilweise auch unangenehm empfunden werden können. So lassen sich herausnehmbare Spangen beispielsweise besser reinigen und können so das Kariesrisiko durch Speisereste verringern. Bei der Wahl der richtigen Zahnspange kann der Kieferorthopäde behilflich sein.

Anwendung & Sicherheit

Die Anwendung von Zahnspangen beginnt mit einer gründlichen Diagnose durch einen Kieferorthopäden. Dazu gehören Röntgenaufnahmen, Abdrücke und digitale Scans, um die Zahnstellung und den Kiefer zu analysieren. Basierend auf diesen Daten wird ein individueller Behandlungsplan erstellt. Die Zahnspange, bestehend aus Brackets, Bändern und Drähten, wird dann präzise auf die Zähne aufgebracht. Während der Behandlung werden die Drähte regelmäßig angepasst, um kontinuierlich Druck auf die Zähne auszuüben und sie in die gewünschte Position zu bewegen.

Die Sicherheit von Zahnspangen ist hoch. Moderne Materialien wie Edelstahl, Keramik und spezielle Kunststoffe sind biokompatibel und hypoallergen, um Risiken wie Allergien oder Reizungen zu minimieren. Die Anwendung selbst erfolgt unter strengen hygienischen Bedingungen, um Infektionen vorzubeugen. Patienten müssen während der Behandlung jedoch eine gründliche Mundhygiene einhalten, da das Tragen von Zahnspangen das Risiko von Karies und Zahnfleischentzündungen erhöht.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Zahnspangen unterliegt strengen Standards. Sowohl die verwendeten Materialien als auch der Herstellungsprozess werden regelmäßig geprüft, um sicherzustellen, dass die Produkte sicher, langlebig und effektiv sind. Hersteller müssen sich an internationale Normen wie ISO 13485 halten, die spezifische Anforderungen für Medizinprodukte festlegen. Jede Zahnspange wird vor der Anwendung gründlich überprüft, um eine optimale Passform und Funktionalität zu gewährleisten.

Alternativen

Es gibt mehrere Alternativen zu Zahnspangen, die bei der Korrektur von Zahnfehlstellungen eingesetzt werden können, insbesondere wenn der Gebrauch von herkömmlichen Zahnspangen nicht möglich ist oder andere Vorlieben bestehen.

Eine der beliebtesten Alternativen sind Aligner. Diese durchsichtigen, herausnehmbaren Schienen werden speziell angefertigt, um die Zähne schrittweise in die richtige Position zu bringen. Sie sind nahezu unsichtbar und eignen sich besonders für Erwachsene, die eine diskrete Behandlung bevorzugen. Aligner müssen täglich getragen und alle paar Wochen gewechselt werden, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Eine weitere Alternative sind Veneers, die vor allem bei ästhetischen Problemen angewendet werden. Dabei handelt es sich um dünne Keramik- oder Kunststoffschalen, die auf die Vorderseite der Zähne geklebt werden, um das Aussehen zu verbessern. Veneers sind jedoch keine echte Alternative für komplexe Fehlstellungen, sondern eher für kosmetische Korrekturen.

In bestimmten Fällen kann eine kieferorthopädische Chirurgie erforderlich sein, insbesondere wenn die Fehlstellung stark ausgeprägt ist und durch Zahnspangen allein nicht korrigiert werden kann. Diese Methode kann in Kombination mit Zahnspangen oder Alignern angewendet werden, um die Kieferstellung zu korrigieren.

Schließlich gibt es Zahnaufstellungen durch Retainer, die in leichten Fällen oder nach einer Zahnspangenbehandlung verwendet werden, um die Zähne in ihrer neuen Position zu halten. Diese Geräte sind weniger invasiv und können herausnehmbar oder fest eingesetzt werden.

Quellen

  • Gernet, W. et al: Zahnärztliche Prothetik, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, Stuttgart 2011
  • Goldschmidt, A. & Hilbert, J.: Zahnärztliche Prothetik, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, Stuttgart 2011
  • Reitemeier, B.: Einführung in die Zahnmedizin, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2006

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