Cochlea-Implantat
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Beim Cochlea-Implantat handelt es sich um eine Hör-Prothese für das Innenohr, die Cochlea, die dem Implantat ihren Namen gab. Dieses operativ eingesetzte Hörgerät bietet Patienten mit hochgradigem Hörverlust, die Chance wieder hören zu können. Was zuvor weder mit analogen noch digitalen Hörgeräten gelungen ist. Voraussetzung dafür ist allerdings ein noch funktionierender Hörnerv.
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Was ist das Cochlea-Implantat?
Mit einem Cochlea-Implantat, kurz CI, kann Kindern und Erwachsenen geholfen werden, die unter extremer Schwerhörigkeit oder Taubheit leiden. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Hörgerät stimuliert das CI die Hörnervenfasern direkt. Das Cochlea-Implantat besteht aus zwei Teilen: Einem externen, der aus Mikrofon, Sprachprozessor, Spule, Batterie oder Akku besteht.
Und einem internen Teil, dem eigentlichen Implantat, das sich aus Spule, Signalprozessor mit dazugehörigem Stimulator und Elektroden zusammensetzt. Das Implantat wird hinter dem Ohr operativ eingesetzt. Den externen Teil trägt der Patient wie ein Hörgerät hinter dem Ohr. Es gab einige Versuche, beide Teile zu implantieren, die jedoch fehlschlugen.
Das externe Mikrofon empfängt Schallschwingungen und wandelt sie in elektrische Signale um, die an die implantierte Spule weitergeleitet werden. Die innere Spule gibt nun diese Signale weiter an eine Stimulationsschaltung, die die Ströme für die Elektroden in der Cochlea erzeugt. Diese Ströme sind für die Stimulierung des Hörnervs verantwortlich.
Daher ist es so wichtig, dass dieser noch intakt ist, sonst funktioniert das Implantat nicht. Durch die Stimulation werden sogenannte Aktionspotenziale erzeugt, das sind elektrische Erregungen, und an das Gehirn weitergeleitet, wo sie als akustische Signale wie Geräusche, Klänge und Sprache identifiziert werden.
Funktion, Wirkung & Ziele
Eine wichtige Voraussetzung für das Funktionieren eines CIs ist allerdings, dass die Patienten erst während oder nach dem Erwerb der Sprache ertaubt sind, da ansonsten ein lautsprachliches Verstehen nicht zustande kommt. Das macht allerdings auch die Behandlung von Kindern möglich, die schon früh einen Hörverlust erleiden, aber schon sprechen können oder es gerade erlernen. Ob eine CI für Kinder in Betracht kommt, wird anhand der Hörschwelle entschieden.
Dabei handelt es sich um den Schalldruckpegel, bei dem das menschliche Gehör Töne und Geräusche gerade noch wahrnimmt. Als Richtmaß werden bei Kindern 90 Dezibel für den Hörlevel herangezogen. Im Vorfeld einer Implantation werden einige Voruntersuchungen durchgeführt, in denen nach der Ursache der Taubheit geforscht wird. Computertomographie und Magnetresonanztomographie geben Aufschluss über den Hörnerv und die Hörbahn. Um das Sprachverstehen richtig einschätzen zu können, werden bei Erwachsenen unterschiedliche Tests eingesetzt, wie der Freiburger Einsilbertest.
Dabei wird geprüft, wieviele Einsilber die Patienten verstehen. Bei einer Rate von weniger als 40 Prozent wird zu einem Cochlea-Implantat geraten. Die Erfolgsaussichten dieser Methode hängen von mehreren Faktoren ab: der Dauer des Hörverlustes, der sprachlichen Kompetenz des Patienten, dem Zustand des Hörnerven, und letztlich auch der Motivation des Patienten, der völlig neu hören lernen muss. Die Operation erfolgt unter Vollnarkose. Hinter dem Ohr erfolgt in der Haut ein etwa acht Zentimeter langer Schnitt.
Für das Implantat fräst der Operateur in den Schädelknochen eine Vertiefung. In die Cochlea wird ein Loch gebohrt, durch das die Elektroden eingeführt werden. Noch während der Operation, die rund zwei Stunden dauert, wird immer wieder die Funktion des Implantates getestet. Nach etwa fünf Tagen erfolgt die Entlassung des Patienten aus dem Krankenhaus. Rund vier Wochen dauert der Einheilungsprozess. Danach folgen ambulante Anpassungstermine. An fünf aufeinanderfolgenden Tagen wird der Sprachprozessor immer wieder neu justiert.
Danach beginnt eine lange Rehabilitationsphase, die sich bei Erwachsenen etwa über zwei Jahre, bei Kindern über drei Jahre erstreckt. Die Dauer variiert von Patient zu Patient. Erwachsene, die gerade erst ertaubt sind und ihr Implantat schnell bekommen, benötigen in der Regel nur ein Jahr. Dennoch muss während dieser Zeit das Hören völlig neu erlernt werden.
Geräusche und Stimmen wirken über das Implantat völlig anders, so dass das Hörsystem eine entsprechende Gewöhnungsphase benötigt. Verschiedene Anpassungsabschnitte, sowie Hör- und Sprachtherapien ergänzen die Rehabilitationszeit. Die anschließenden jährlichen Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um die technische Funktion des Implantates zu prüfen und Hörtests durchzuführen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Es kann auch zu einer Verwechslung beim Einführen der Elektroden kommen, die anstatt in die Cochlea in einen der drei Bogengänge geführt werden. Ein intensives Monitoring während des Eingriffs macht diesen Fehler aber nahezu unmöglich. Außerdem besteht die Gefahr einer Meningitisinfektion, falls Keime über die Eintrittsstelle der Elektroden in die Cochlea gelangen.
Und der Patient kann einer Unverträglichkeit der Implantatmaterialien (Silikon) entwickeln. Die Kosten einer CI liegen einschließlich der gesamten Rehabilitationsphase bei rund 40 000 Euro. In der Regel übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. Mit Privatkassen muss gesondert verhandelt werden. Nachfolgekosten für Batterien werden meistens nicht erstattet.
Quellen
- Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Grevers, G.: Klinikleitfaden Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde. Gustav Fischer, Ulm 1997
- Lenarz, T., Boenninghaus, H.G.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Berlin 2012